RootZ – H.I.M. – Fellachen – die schwarzen Juden Äthiopiens

Fellachen
– die schwarzen


Juden
Äthiopiens


Über
die Fellachen gibt es diverse Statements in der Literatur zu lesen. Der
Begriff selbst stammt vom arabischen Wort „falaha“ für Pflug ab. Einerseits
wird die ländliche, bäuerliche Bevölkerung Ägyptens
seit pharaonischen Zeiten damit bezeichnet. Diese Menschen waren koptische
Christen und bewirtschafteten die Schwemmgebiete des oberen Nils. Heute
sind sie großenteils Moslems und stellen mit 40 Millionen drei Viertel
der Bevölkerung Ägyptens. 


 

In
diesem Beitrag soll die zweite Verwendung des Terminus, der eine in ihrem
Ursprung bisher ungeklärte Bevölkerungsgruppe Äthiopiens
bezeichnet, beschrieben werden. Der fundamentalste Unterschied ist, daß
die Fellachen, oder Falaschas Äthiopiens eine archaische Form des
Judentums ausüben. Sie nennen sich selbst „Beta Israel“ (das Haus
Israel). 

Der
Begriff Fellache bedeutet in Äthiopien „Fremder“ oder „Außenseiter“,
laut einer anderen Quelle, „Verbannter“ oder „Landloser“, ist auf jeden
Fall nicht als positiver Begriff zu werten. Die Fellachen und das äthiopische
Volk der Amharen, besonders die königliche Dynastie der Solomoniden,
beanspruchen den gleichen Ursprung. 

Beide
Gruppen behaupten, die Nachkommen aus einer Begegnung von Salomo, dem König
von Israel, und Makeda, der Königin von Äthiopien zu sein, die
mit einer Schwangerschaft der Afrikanerin endete. Das Kind, Bayna Lehkhem,
oder Menelik I,  ist in jugendlichem Alter zu seinem Vater nach Jerusalem
gereist und wurde dort mit dem Namen David II zum König des israelischen 
Zion gesalbt. Salomo hatte derzeit verfügt, daß sein gesamter
Hofstaat und sein Verwaltungsapparat ihre Erstgeborenen als Davids Begleitung
mitgaben, damit der König in Äthiopien ein zweites, afrikanisches
Israel aufbauen konnte. 


 



Darstellung von König
Salomo
Bedenkt
man, daß die Männer aus Israel semitischen Ursprungs und daß
die Fellachen dunkelhäutige Hamiten sind, kann es nur eine Erklärung
geben: über die Jahrtausende haben sich die aus Israel stammenden
Noblen sehr stark mit der äthiopischen Bevölkerung vermischt.
Vielleicht kann eine spätere Genanalyse hier Aufschluß geben. 

Andere
Quellen sehen den Ursprung dieses Volkes in einem der zehn Stämmen
Israels, die sich unter Jeroboam (Jerobeam) von den ursprünglichen
zwölf Gruppe lösten und das Nördliche Königreich gründeten.
Im 8. Jh. v. Chr. überfielen Assyrer / Babylonier das Reich und deportierten
viele Menschen, hauptsächlich aus der Führungsschicht nach Mesopotamien.
Dabei ging der Stamm Dan verloren, der durch die ägyptische Wüste
nach Äthiopien gelangte. 

Fakt
ist, daß die Fellachen Äthiopiens eine sehr alte Form des Judentums
ausüben. Gewisse zionistische Schriften, etwa Mischna oder Talmud,
sind ihnen unbekannt. Folglich müssen ihre Ursprünge vor dem
2. Jahrhundert v. Chr. liegen. Unter ihnen gibt es keine Rabbiner. Ihr
Glauben basiert auf der in Ge’ez (alte liturgische Schriftsprache Äthiopiens)
verfaßten Bibel, also dem gleichen Fundament, wie dem der äthiopisch
orthodoxen Kirche. Hinzu kommen einige apokryphische (nicht in das Alte
und Neue Testament  aufgenommene) Schriften. Die im 16. und 17. Jh.
in Äthiopien tätigen Jesuiten behaupteten, daß diese Volksgruppe
gebrochenes Hebräisch sprach und jüdische Bibeln besaß.
Es wird vermutet, daß die Fellachen bis heute noch im Besitz uralter,
hebräischer Dokumente sind, die man noch auswerten muß. 

Ihre
Feste entnehmen sie dem Tora Schebichtab, dem Pentateuch (griechisch penta:
fünf; teuch: Buch), den ersten fünf Büchern des Alten Testaments:
Genesis / Bereschit, Exodus / Schemot, Levitikus / Wajikra, Numeri / Bamidbar
und Deuteronomium / Debarim. Sie richten sich nach dem jüdischen Kalender.
Ein Jahr hat 12 Monate à 29 oder 30 Tage und im Schaltjahr (7 mal
in 19 Jahren) 13 Monate, wobei der Schaltmonat 11 Tage hat. Ein Monat basiert
auf dem Mondzyklus. Der Tag beginnt bei Sonnenuntergang. 

Neugeborene
Jungen werden, wie es im 1. Buch Mose 17,12 steht, am achten Tage beschnitten.
Nach der Geburt eines Kindes gelten gewisse Reinheitsgebote und Opferpflichten,
wie es im 3. Buch Mose 12 steht. Die Frau rasiert sich kahl und die Geburtshütte
wird verbrannt. Es gibt Menstruationshütten und eine rituelle Reinigung
nach der Monatsblutung. 

Weiterhin
essen Fellachen kein von Christen geschlachtetes Vieh, sondern nur das
nach ihren eigenen Reinheitsritualen erlangte Fleisch. Sie behaupten, ganz
im Gegensatz zu den orthodoxen Christen Äthiopiens, daß die
Bundeslade, die heilige Mutter Zion, in Aksum in einer Höhle eingeschlossen
ist, die sich nur öffnet, wenn sich ihr ein reiner Fellache nähert.
Die äthiopischen Christen haben „ihre“ Bundeslade in Gondar und führen
sie alljährlich in einer prunkvollen Prozession durch die Straßen
der Stadt. 

Fellachen
waren in der Geschichte immer unabhängig und hatten ihre eigenen politischen
Leitfiguren. Das Oberhaupt jedes Dorfes ist der Hohepriester, der von niedrigeren
Priestern unterstützt wird. Die Fellachenmönche leben zurückgezogen
in Klöstern. 


 

Sie
werden in äthiopischen Chroniken als sehr mutig und devot zu ihrer
Religion beschrieben. Im Kebra Nagast, der Chronik der solomonidischen
Dynastie, kommen die Juden allerdings nicht sehr gut weg: Juden werden
als dumm, bösartig, blasphemisch, blind und wankelmütig bezeichnet.
Sie haben den Erlöser gekreuzigt und das Wort Gottes pervertiert.
Der Teufel wird als der Vater der Juden bezeichnet. Er hat sie angewiesen
und seine Dämonen haben sie in die Irre geführt. Sie werden mit
dem Bösen zusammengeschlossen. 

Die
Könige des Landes führten immer wieder Massaker an den Fellachen
durch. Negus Zara Yakob (1434 –1468) nannte sich selbst „Judenvernichter“.
Zeitweise bestand die Todesstrafe auf die Ausübung des jüdischen
Glaubens und ihre politische Unabhängigkeit wurde drastisch eingeschränkt.
Ihre Ländereien wurden beschlagnahmt und die Fellachen wurden gezwungen,
als Pächter zu arbeiten. Dieser Zustand dauerte jedoch nicht ewig
an und im Laufe der Zeit durften sie ihren Glauben wieder ausüben
und erneut Land besitzen. 

In
rezenteren Zeiten siedelten die Fellachen hauptsächlich nördlich
des Tanasees, nachdem sie sich wegen ihrer Verfolgung von der Küste
und anderen äthiopischen Gebieten zurückziehen mußten.
Gondar wurde ihre Hauptstadt. Sie arbeiteten meist als Bauern und Handwerker
(Schmiede, Töpfer, Zimmerleute und Weber). Unter Kaiser Haile Selassie
I. gelang es einigen Fellachen, führende Stellungen im Erziehungswesen
und in der Regierung einzunehmen. Die Vertreibung des Herrschers im Jahr
1974 führte jedoch zu ihrer erneuten Verfolgung. 

Israel
verfolgt seit Gründung des modernen Staates eine Heimholungspolitik
für Menschen jüdischen Glaubens. Als die Verantwortlichen von
der Existenz schwarzer Juden in Äthiopien hörten und erfuhren,
daß in dem Land eine große, für Zehntausende lebensbedrohende
Hungersnot wütete, entschieden sie sich zum Handeln. Von Ende 1984
bis Anfang 1985 wurden in der Operation Moses über 12 000 Fellachen
über eine Luftbrücke nach Israel umgesiedelt. Tausende wurden
von Mitgliedern des Mossad (Israels berüchtigter Geheimdienst) durch
Wüsten und über Bergrücken in den Sudan geführt und
von dort in gecharterten Flugzeugen „auf Adlerschwingen nach Zion“ gebracht. 


 



Fellachen auf dem Tarnsport
nach Israel
1989
wurde die Luftbrücke wieder aufgenommen, und 1990 wanderten etwa 3
500 Fellachen nach Israel aus. Im Mai 1991 wurden wiederum viele der 14
000 in Äthiopien verbliebenen Fellachen von der israelischen Regierung
nach Israel gebracht.

In
dem mediterranen Land angekommen, erwartet die meisten Fellachen nicht
die Wärme von Zion, es ist nicht das Gelobte Land, wie viele es sich
erhoffen. Die dunkelhäutigen Urzionisten stoßen auf Ablehnung
und Widerstand, teilweise auf offenen Rassismus. Hasidische und orthodoxe
Juden erkennen sie gar nicht erst als Juden an. 

Auf
der anderen Seite ist es möglich, daß die Fellachen als Katalysator
für israelitische Prophezeiungen wirken. Sie sind das einzige lebende
Relikt aus der Epoche, als Zion noch über Israel schien, bevor die
Bundeslade mit ihren Vorfahren gemeinsam nach Äthiopien gelangte.
Einige Stimmen in Israel sprechen offen von der Verbindung der Fellachen
zur verlorengegangenen Bundeslade, über die Initiierung eines Neubaus
des Tempels in Jerusalem (was passiert mit dem Felsendom, was bedeutet
das für die ohnehin schon eskalierenden Auseinandersetzungen zwischen
den Religionen?), bis hin zur sehnlich erwarteten Wiederkehr ihres Messias. 

Scroll to Top