In
zehn kleineren US-Städten haben Forscher das Abwasser untersucht –
und damit auch den Drogenkonsum der Einwohner. Sie konnten nicht nur einzelne
Rauschmittel nachweisen, sondern auch, wann die Bewohner am liebsten zur
Droge greifen.
Das
Abwasser einer Stadt verrät so einiges über ihre Bewohner. Zum
Beispiel, wie viele Drogen sie in etwa konsumieren. Das Nürnberger
Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP)
hatte so bereits 2005 im Auftrag von SPIEGEL ONLINE nach Abbauprodukten
von Kokain in deutschen Flüssen gesucht und dabei reiche Beute gemacht.
Ein
Jahr später analysierten die IBMP-Experten Flüsse im Ausland
– und stellten dabei Bemerkenswertes fest: New York ist die Koks-Hauptstadt
der Welt, und bisherige Schätzungen über den Konsum der Lifestyle-Droge
dürften weltweit viel zu niedrig sein.
Wissenschaftler
der Oregon State University haben nun mit einer ähnlichen Technik
das Abwasser von zehn namentlich nicht genannten US-Städten untersucht.
Das Ergebnis: Was die Einnahme von Methamphetaminen betrifft, eine synthetische
Droge, bestehen große Unterschiede von Stadt zu Stadt. In einer der
untersuchten Städte, einem Standort der Glücksspielindustrie,
wurden fünfmal so hohe Konzentrationen festgestellt wie in anderen
Regionen.
In
welchen Städten die Abwässer getestet wurden, wollten die Forscher
nicht verraten – um die Zusammenarbeit mit den lokalen Abwasserwerken nicht
zu gefährden. Nur so viel wurde bekannt: Die untersuchten Regionen
hatten zwischen 17.000 und 600.000 Einwohner. In kleinen Städten des
mittleren Westens waren Methamphetamine praktisch nicht nachweisbar, berichtete
die Toxikologin Jennifer Field auf einem Treffen der American Chemical
Society in Boston (US-Bundesstaat Massachusetts).
Die
Wissenschaftler aus Oregon konnten bei ihren Messungen sogar Konsumschwankungen
im Verlauf einer Woche beobachten. In der Tendenz steige der Verbrauch
von Kokain und Ecstasy – wenig überraschend – am Wochenende, sagte
Field. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten und Methamphetaminen
sei der Konsum hingegen über die Wochentage etwa gleich.
Koks
liegt in der Luft
“Kläranlagen
eignen sich hervorragend, um herauszufinden, was Menschen konsumieren und
ausscheiden”, sagte die Professorin. Den Forschern genügte nach eigenen
Angaben ein Teelöffel Abwasser. Darin suchten sie nach insgesamt 15
verschiedenen legalen und illegalen Substanzen. Laut Field kann man aus
den Ergebnissen aber keine Rückschlüsse daraufziehen, wie viele
Menschen Drogen konsumierten.