Interview mit Jan Delay und Denyo 77





Interview
mit Jan Delay und Denyo 77


16.
Februar 2001


Köln,
Café Spitz

RootZ:  Hallo zusammen.
Mich interessiert erstmal, wie Ihr das so bewertet, daß sich die
deutsche HipHop Szene so immens für Ragga  und  Dancehall
interessiert?





Jan Delay: Ich würde
sagen, sie öffnet sich dem, nicht sie interessiert dafür, weil
die Leute um die es da jetzt auch geht, die Platten jetzt rausgebracht
haben, in englisch oder auch deutsch,das sind die Leute die das schon lange
machen, daher weiß ich das die sich auch nicht von einmal interessiert
haben, sondern den Leuten jetzt Türen geöffnet wurden. Da hat
auch, auf jeden Fall, der Erfolg von HipHop mit zu tun, weil es ja auch
zwei artverwandte Musiken sind, wenn nicht sogar HipHop aus den Dingen
entstanden ist ohne das es nie so wäre. Das kommt jetzt einfach wieder
zusammen, das eine was entsprungen ist zieht das andere jetzt mit darein
und das ist gut so. 

RootZ:  Wie seht ihr
die Entwicklung dieser beiden Genres in der deutschen Szene ?

Denyo 77: Genau  wie 
Jan es meinte, es öffnet sich ja die HipHop Szene, demgegenüber,
es wird viel Dancehall gehört beziehungsweise konsumiert. Aber es
wird ja noch nicht so viel von so vielen Protagonisten wirklich was gemacht,
produziert, gestylt und gelebt in Deutschland selbst, da gibt es ja nur
ein paar MC�s die deutschen Ragga bzw. Dancehall machen. Deswegen 
ist es auch so witzig viele dieser Protagonisten die jetzt dafür sorgen,
dass da auch was geht und was gemacht wird und sich vielleicht eine Dancehall
Szene entwickelt, stehen ja auch fast alle im HipHop und haben auch selbst
irgendwie HipHop gemacht und kommen auch genau daher, deshalb hat die Dancehall
Szene noch kein eigenes Gesicht und wird�s  vielleicht auch nie kriegen.
Es ist halt die große Frage, ob die Rude Boy Mentalität, etwas
typisch Jamaikanisches, ob da irgend  ein Deutscher etwas mit anfangen
kann und etwas eigenes draus macht, genauso wie es beim deutschen HipHop
passiert ist dass jemand etwas in Amiland gesehen hat und dann seinen eigenen
Style daraus gemacht hat. Ich weiß nicht ob so etwas passiert.

RootZ: Wer hat sich denn
aus eurer Sicht bisher  Prime Positions erarbeitet, die meisten Lorbeeren
verdient, in der Kreation oder im Aufbau einer deutschen Dancehall Szene
und allem was artverwandt ist mit Reggae ?


 





Jan Delay: Alle Sound Systems
die seit mehr als 10 Jahren dabei sind, zwar nicht nur die, aber in erster
Linie die da sie die Platten gespielt haben und dadurch  die Leute
neugierig gemacht haben. Dann die Sound Systems die seit 5 Jahren dabei
sind und dann auf jedenfalls die Artists wie Gentleman, Flame, Tolga, Daddy
Rings und Lenny aus Jamaika, der die Riddims macht, Freundeskreis, Patrice,
obwohl der mehr International abgeht, wo wir jetzt über die deutsche
Szene reden hat er auf jedenfalls auch sehr viel dazu  beigetragen,
aber für Ihn hört es da nicht auf das geht da erst los. Bei den
anderen Sachen ist es auch aufgrund der  Sprache an diesen Raum hier
gebunden und wird wohl nie irgendwo anders stattfinden. Ich habe Angst
das ich irgend jemanden vergesse. Dynamite Deluxe tragen auf jeden Fall
auch zur Akzeptanz von Dancehall und Reggae unter den strikten HipHopern
bei. Flatliners integriere ich unter den Soundssystems. 

RootZ: D-Flame arbeitet ja
auch an beiden Alben von euch mit. Seht ihr den als Bindeglied zwischen
der HipHop Szene und der sich entwickelnden Dancehall Szene.

Jan Delay:  Genau das
ist er. Weil er beides irgendwie drin hat und zu beidem einen ziemlichen
Bezug hat und er  zieht da ziemlich viel zusammen, gerade zwischen
HipHop und Reggae.

RootZ: Habt Ihr nicht das
Gefühl, das er dadurch zu schnell verbrannt wird ?

Jan Delay : Nein, das glaube
ich nicht, weil die ersten immer die sind, die als letztes verbrannt sind.
Dadurch das sie die ersten sind haben sie das größte Feuer,
das Feuer, das das größte Durchsetzungsvermögen hat.

RootZ: Ihr fahrt jetzt im
Mai gemeinsam mit D-Flame eine Tour, was kann man da erwarten ?

Jan Delay : Jeder Act wird
mit Band am Start sein und damit es keine riesigen Umbaupausen gibt, haben
wir eine Drehbühne auf die Bühne gestellt, die in der Mitte von
einem Bühnenbild durchtrennt ist. Auf dem Ding steht dann die jeweilige
Band und wenn das Set fertig ist, dreht sich das Ding einmal während
dessen hat hinten schon die andere Band aufgebaut und die neue Band steht
da und so weiter. Dann haben wir eine eigene Anlage dabei und es ist ein
ziemlich aufwendiges Ding. Wir haben so etwas noch nie gemacht und wir
sind auch ein bisschen aufgeregt.

RootZ: SummerJam 2001 kann
man da nur Dich erwarten  oder auch wieder den  Set mit euch
Dreien ?

Denyo 77: Das wird man mal
sehen. Jan spielt auf jeden Fall, aber es kommt drauf an ob das darein
passt oder nicht. Ich will nicht irgendwo spielen wo ich überhaupt
nicht reinpasse.

Jan Delay : D-Flame 
glaube ich würde auch spielen.


 





Denyo 77: Ich mach halt
Rap, aber vielleicht öffnet sich das anders herum auch, das sie sagen
sie haben Bock auf HipHop Act dann spiele ich gerne, weil ich die Atmosphäre
da mag und sowie so dahin fahren werde um zu chillen und mir das anzukucken
und dem entsprechend, wenn Interesse da ist werde ich da auf  jedenfall 
spielen, aber es ist nicht geplant. Es ist zwar so das wir die Alben zusammen
raus und machen viel zusammen, Promo und all das aber es ist nicht so das
wir uns gegenseitig auf die Füße treten und müssen wie
siamesische Zwillinge überall zusammen hingehen oder so was. 

RootZ: Jetzt kommen ein paar
Fragen zu Deinem Album Denyo. Erzähl mir doch ein bisschen über
die Band mit der Du da gearbeitet hast ?

Denyo 77: Das ist keine Band
mit der ich gearbeitet habe, in dem Sinne, sondern eine Band mit der ich
das Live umsetzen werde. Mini  Music heißt sie, bestehend 
aus Milan, der schon mit BumBule den Füchse Remix gemacht hat, den
Remixer Beat Bauer ein extremer flasher und meiner Engineer  Andy
Mait vom Privatus Pool, das ist das Studio wo ich alles aufgenommen habe
und die beiden sind teil dieser Band, gleichzeitig noch mein Schlagzeuger
Thorsten von den Beginnern, dann noch ein Bassist der auch sehr viel bei 
Seed einspringt, wenn deren offizieller Schlagzeuger wo anders arbeitet
und DJ Mixwell halt. Das wird halt die Band sein, vielleicht noch Backgroundgesang
das muss ich noch mal sehen, weil ich auch relativ viel gesungen habe auf
dem Album und wenn ich das live gut senden will hätte ich auch gern
Background um eine bessere Atmosphäre, Stimmung machen kann als wenn
ich alleine singen würde. Das  Album ist aber nicht mit dieser
Band entstanden, das ist nur um das Live rüberzubringen und ich habe
keine Lust wie immer mit zwei Turntables eine Microphone Nummer durchzuziehen
sondern ich will das irgendwie anders gestalten. Mein Drummer wird zu Beispiel 
Schlagzeug spielen aber es sind getriggerte Beatsounds, also gesampelte
Sounds die man halt noch hört damit immer noch Rapmässig ist
weil es eine Rap Show sein soll. Das Album entstanden ist bei mir zu Hause,
jedenfalls die Hälfte des Albums, sowohl musikalisch als auch textlich.
Die andere Hälfte ist von Produzenten die ich mir halt ausgesucht
habe, die halt flashige Beats machen wo ich mich inspirieren lassen kann
und auf die ich einsteigen kann und meine Gefühle ausdrücken
kann und flashen. Ich habe sehr viel mit Milan gemacht, Icefeld hat einen
Beat gemacht, Dynamite von Dynamite Deluxe hat einen Beat gemacht und dann
habe ich ein paar Gäste eingeladen wie Bo;Flame und Eddo. Das repräsentiert
mein Album auch ganz gut, es sind spontan Aktionen wo ich sage Flame und
Eddo ich hab Lust mit euch einen Track zumachen. Bo war zufällig bei
mir zu Hause, dem hab ich 60 Herz gezeigt, gleichzeitig habe ich Ihn gefragt
hast Du nicht auch Bock was zu machen, da haben wir uns eine Woche später
getroffen und das halt aufgenommen. So ist meine Platte auch entstanden
einfach Track für Track geflasht.


RootZ: Produziert von Dir
?

Denyo 77: Im Endeffekt schon,
die eine Hälfte ja die andere Hälfte musikalisch von anderen
Leuten.

RootZ: Willst Du noch irgendwas
zu den Samples erzählen ?

Jan Delay : Welche und wo
die rausgekommen sind.

Denyo 77: Das sage ich auf
keinen Fall sonst komme ich natürlich in Teufels Küche.

RootZ: Bei einem Song hast
Du was aus den 80�s genommen, klingt ein bisschen nach Tainted Love.


 





Denyo 77: Ich glaub das
ist Lalala, es geht um Musik und ist alles komplett selber eingespielt,
das ist z.B. ein Beat  von Milan. Das Album ist etwas was Du eventuell
gar nicht so mitkriegst, denn in der HipHop Szene im Moment gibt�s sehr
viele Dogmen, viele Verhaltensnormen wie man zu posen hat, wie man zu dissen
hat, wie man sich darzustellen hat und dieses Album soll halt im Endeffekt
mehr Menschlichkeit reinbringen, Es ist halt ein Gefühlsalbum, ein
sehr verspieltes Album finde ich auch und die Musikalität und Unterhaltung
steht im Vordergrund und es geht um Musik. Musik ich für mich das
wo ich all meine Kraft, all mein Fleisch, all meine Hoffnung bündeln
kann und reinstecken kann, Deswegen bin ich Musiker.

RootZ: Ein Kernthema, wo
sich auch die Reggae Szene immer dran beißt hast Du auf jedenfalls
angesprochen. In dem zweiten Song Single Sells, die Auseinandersetzung
zwischen Kommerz und Credibility ?

Denyo 77: Da sind wir auch
das Paradebeispiel für, irgendwie. Wir sind, meiner Meinung nach,
mit die Credibilste Band der Welt finde ich, man kann eigentlich nicht
kredibieler sein als wir, so fühle ich halt. Die dafür auch immer
geliebt und respektiert wurden. So sind wir auch selbst zu Dammbude ins
Haus gekommen und dann auf einmal auf der andern Seite dieser Sellout Vorwurf,
nur deswegen weil wir viele Platten verkauft haben. Nicht weil die Musik
so ist, einfach nur weil�s sich gut verkauft hat.

Jan Delay : Weil die Harmonien
drin sind.

Denyo 77: Weil wir halt Musiker
sind und nicht nur einen Beatteppich haben wollen über den wir uns
auslassen, sondern wir wollen Harmonien darin haben, wir wollen Melodien
darin haben, Gefühle das soll großartig sein. Es soll Persönlichkeit
haben, dementsprechend wird uns das auch immer von den Schnarchnasen, die
im Endeffekt kein musikalisches Verständnis haben, vorgeworfen. Das
ist auch das was ich in diesem Track eigentlich aussage. Der Track ist
an all diese engstirnigen Dogmatiker gerichtet innerhalb von Subkulturen,
in diesem Fall von HipHop Kultur, die halt immer irgendwelche Gesetze brauchen
um sich selber finden zu können, wahrscheinlich aus eigenem Unvermögen
anderen die Credibility entziehen wollen. Die sagen das ist nicht Underground,
das ist nicht real. Im Endeffekt sollte Single Sells eigentlich eine B-Seite
werden zu einer Kommerzielleren �A-Seite�, einer melodiöseren A-Seite.
Ich habe mir dann halt gedacht, es wird Zeit mit so einem Indie Burner
rauszukommen um den Leuten erstmal klarzustellen, pass auf das und das
kann ich und so und so bin ich, egal was ich rausbringe, es ist immer mein
Herz und ich hab mehr Herz als Ihr.

RootZ: Ihr bezieht euch alle
beide auf euren Alben auf den Flash Gott, wer ist das ?

Jan Delay : Das ist überhaupt
nichts wo wir sagen können wer das ist, wie der aussieht oder so.
Das sage ich auch in dem Song kein Plan ob Mensch ob Tier ob Frau ob Type.
Das kommt auch vom HipHop, wir haben irgendwann halt gemerkt, da hat uns
irgendwas den Flash gebracht an dieser Musik und dieser Lebensform und
da sind wir voll drin aufgegangen und letztendlich ist es dann auch zu
unserem Beruf geworden  und da geht auch was, da muss doch irgendwas
sein das da irgend jemand ist der da irgendwas leitet. Das kann doch nicht
einfach so passieren, weil auch bei allen möglichen anderen, deren
Musik wir hoch schätzen und sich auch der Erfolg eingestellt hat und
sie damit cool durchs Leben kommen. Und da merkst Du, da muss irgendwas
sein und das ist der Flash Gott. Weil wir halt eigentlich Religion und
Kirche das ist viel zu durchgliedert mit Hierarchien und Gesetzen, das
ist einfach nicht unser Ding. HipHop hat keine Gesetze und deshalb kommst
halt einfach dazu das hat sich über die Jahre entwickelt. Ich wollte
diesen Song noch mal machen weil dieses Wort bei uns über die Jahre
hinweg immer auftaucht, in den Texten und so. Ich wollte das ein bisschen
definieren ohne zu sagen wer er ist und wie er aussieht, einfach nur zu
erklären worum es sich dabei handeln könnte.

Denyo 77: Das ist halt das
letzte bisschen Spirituelle was noch in mir steckt, ich glaube tatsächlich
noch an irgendwas was da ist. Es ist halt da, du musst aber auch etwas
dafür tun, der Flash Gott gibt dir Kraft und zwar die Kraft die Du
auch selber hast. Irgendwie ist es immer um einen herum, das ist halt mein
Gefühl. Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist und wirklich verliebt bist,
das ist auch Liebe. Der Flash Gott ist Symbol für die Liebe die Du
halt hast und wo man das Gefühl hat, das man das auch von dieser imaginären
Person auch zurück kriegt obwohl die halt gar nicht gibt. Flash Gott
ist einfach nur der Flash.

RootZ: Ein weiteres verbindendes
Element zwischen euren beiden Alben ist ja das Anti Nazi Engagement, was
ich sehr gut finde, weil es echt langsam nötig wird da noch mehr zu
machen . Ich denke mal euer Engagement geht auch noch über Songtexte
hinaus, erzählt doch mal ein bisschen was dazu.

Denyo 77: Kann ich gar nicht
viel zu sagen . Mein Engagement ist glaube ich in erster Linie Dinge nicht
zu tun. Und zwar  nicht an irgendwelchen Rock gegen Rechts Veranstaltungen
teilzunehmen und wenn, dann auf eine krasse Art und Weise, weil diese Rock
gegen Rechts Sachen eigentlich Promo Veranstaltungen sind und im Endeffekt
einem kleinen Ausländer nichts helfen, in keiner Art und Weise. Für
mich persönlich ist  es eigentlich ein Gefühl gewesen, eingeengt
zu sein im eigenem Land, fremd im eigenem Land wie Tauscher schon gesagt
hat und halt auch kurz davor zum Krüppel geschlagen zu werden im eigenem
Land und das aufgrund meiner Hautfarbe, das ist mir halt wichtig. Generell
bin ich das Nazi Thema teilweise auch ein bisschen leid, gerade wenn man
sich irgendwo hinstellt und sagt, Mensch ich finde das auch total gemein,
dementsprechend habe ich das auch auf diese krasse Art und Weise auch gemacht,
das ich halt selber der Nazi bin und gegen den Ausländer rappe. Einfach
um es ein bisschen provokativer zu machen, um die Leute einfach dazu zu
bringen wirklich noch mal  zuhören und nachdenken müssen.
Ansonsten gehen meine Aktionen eigentlich, wenn ich ehrlich bin ist gar
nicht mehr viel. Ich versuche eher so zu leben, mein Freundeskreis und
mein Microkosmos, die Leute sind anständig und Gefühlsmoralisten,
ehrliche Menschen und in diesem Kreis bewege ich mich. Es gibt leider Gottes
auch keine wirkliche Kraft die ich ernst nehmen kann, die gegen Faschismus  
vorgeht. Die ganze linke Kultur geht mir am Arsch vorbei, wenn�s die überhaupt
noch gibt, die linke Szene, dann sind das wirkliche Neurotiker die halt
irgendwie Politik mit ihren eigenen Problemen verwechseln. Das ist halt
leider schade, aber ich bin zu sehr Musiker um wirklich sagen zu können
ich bin noch da und da und mach noch das und das. Ich bin Schwarzer und
damit tue ich genug !

RootZ: Mein Lieblings Tune
auf Deinem Album ist Faul und spät und mich würde interessieren
wie Du auf die Idee gekommen bist, besonders wie Ihr auf die Idee gekommen
seid, mit diesem Effekt wo Flame dann einsetzt mit  Jetzt und der
Refrain wieder losgeht ?

Denyo 77: Das sind so flashes
wenn Du halt einen Track machst und gerade auch Posse Tracks. Das ist halt
das geile beim mischen. Das ist schon fast eine technische Frage die Du
stellst, wo man dann einfach sagen kann, zum Glück bin ich oder sind
wir im laufe der Jahre dahin gekommen, das wir auch wissen wie man Tracks
auch subtil interessant machen kann, gerade auch mit solchen Effekten und
Breaks die man einbaut, gerade wenn�s ein Posse Track ist. Generelle würde
ich aber sagen Faul und spät spiegelt halt wieder wie ich oder wie
wir halt sind. Wir sind tatsächlich faul und irgendwie immer zu spät,
aber wir kriegen superviel gebacken. Wir können Firmen gründen
auch wenn der Herr frühestens 12 Uhr aufsteht. Man muss nicht diese
komische kleinkarierte preussische Dasein irgendwie, das tut nicht not.
Wenn man konsequent ist auch gerne gegen die Norm auch statt um acht um
zwölf aufstehen wenn man sein eigenes Ding macht. Es geht sehr darum
zu sagen ich bin undeutsch mein flash ist halt anders.

RootZ: Gut, dann komme ich
jetzt zum Album von Jan. Auch wenn Du schon
tausend mal gefragt worden bist  warum gerade ein Reggae Album ?


 





Jan Delay : Wollte ich machen,
hatte ich einfach Bock drauf. Ich liebe Reggae seit immer und es ist schon
immer in meinem Kopf rumgespukt. Dann hab ich vor 4 jahren ungefähr
rausgefunden, das der Gittarist und Bassist aus unserer damaligen Live
Band  auch Bock drauf hatten und wir kannten auch einen Reggae Schlagzeuger
und ich habe gemekt das ich auch das Umfeld dazu habe, sprich die Möglichkeiten,
und dann musste es halt irgendwann sein.

RootZ: Hat Dir schon mal
jemand gesagt, ich habe es jetzt mehrfach gehört von Leuten die das
Album bei mir gehört haben, der Vergleich zu Gergory Isaacs wegen
der näselnden Stimme ?

Jan Delay : Ist klar.

RootZ: Kommst Du jetzt auch
mit dem mmmh rüber, dem Lovers Style ?

Jan Delay : Ich finde seine
Stimme ein bischen tiefer als meine.

RootZ: Das näselnde
ist ja erstmal das typische, das tiefe kann ja noch kommen mit dem Weed
smoking so über die Zeit.

Jan Delay : Wahrscheinlich
brauche ich dafür eher Nagelwasser und Wodka. Aber ich find Gregory
fett, es ist keiner zu dem ich besonders aufschaue das sind eher andere.
Aber das hat mir noch keiner gesagt und ist mir selbst auch nicht aufgefallen.

RootZ: Mit welcher Band hast
Du das Album eingespielt ?

Jan Delay : Mit der Sam Ragga
Band. Der frühere Gitarist und Bassist aus unserer Live Band bei den
Beginnern vor 4 Jahren schon und damals haben wir gesagt wir wollen Reggae
machen. Einen Auftritt gehabt dann hat sich alles im Sande verlaufen. Drei
Jahre später haben wir wieder angefangen wieder ein bisschen zu proben,
dann kam das Grönemeier Ding. Da haben der Bassist und der Schlagzeuger
nur mitgemacht. Dann hab ich die Blaser gefunden und dann war mir klar
jetzt kann die die Platte kommen.

RootZ: Wer steckt den hinter
dieser Sam Ragga Band ?

Jan Delay : Der frühere
Gitarist und Bassist aus unserer Live Band bei den Beginnern, ein Reggae
Schlagzeuger Hartmut und ein  Keyboarder Dr.Fink. Das ist die Riddim
Section und dann noch die Bläser Johnny Bläsers.

RootZ: Sind die auch schon
richtig im Reggae verankert, weil ich fand die Bläser Sets ziemlich
fett ?

Jan Delay : Das war halt
wichtig das die fett sind. Aber kommen nicht vom Reggae, die können
das halt spielen.

RootZ: Die Inspiration fürs
Album, woher kam die ?

Jan Delay : 23 Jahre Musik
hören.

RootZ: Hat Dir schon mal
jedand gesagt das Sam Ragga Styler vom Feeling her an Iron Lion Zion erinnert.
Du hast einen Break drin, der ist sehr ähnlich.

Jan Delay : Das Stück
ist für mich völlig frei von allem.  Es ist das einzigste
das 4 Jahre alt ist, damals als wir einmal geprobt haben und diesen Auftritt
hatten, das sich aber wieder im Sande verlaufen hat. Da hatten wir das
Stück schon am Start und es war für mich immer klar, das wenn
ich irgendwann einmal diese Platte mache, muss es mit dem Lied losgehen.
Das Stück ist ziemlich typisch für mich zu dieser Zeit. Vor 4
Jahren wo in Hamburg auch sehr viel Dub ging und so experimentierfreudige
elektronische dubbeeinflusste Synthiemusik, sowas wie Audio Active. Und
sowas spielt da für mich eher rein als irgendwelche Form von Roots
Reggae. Um ehrlich zu sein.

RootZ: Jetzt kommt nochmal
was provokatives. Ich möchte nicht das ihr meine Lieder singt, da
sagst Du, Babylonier können nicht klatschen und tanzen. Es gibt aber
auch genug Leute die sagen white Man can� t play Reggae.

Jan Delay : Aber das sage
ich ja nicht, ich sage doch nur  Babylonier können nicht klatschen
und tanzen.

RootZ: Gut, aber wie stehst
Du zu diesem Statement: �White Man can� t play Reggae�?


 





Jan Delay : Listen to my
Album, Man. Die ganze Band, das sind alles Weissbrote übrigens. 
Der ganze Sound, die ganzen Riddims, das sind alles Weissbrote. 

RootZ: Rebecca und Svenja
kann sein das ich da völlig daneben liege, mehrere Leute haben mir
das aber schon bestätigt, ist das Batty bashing oder was ist das 
?

Jan Delay : Nein, wie kommst
Du denn darauf, die heissen doch nicht Magnus und Thomas sondern Rebecca
und Svenja. 

RootZ: Svenja kann ja auch
Sven sein und weißt Du, Ihr erzählt da so einen, und ich suche
da so ääh Tänzerinnen und auch die Stimmen kommen schwuchtelhaft
rüber. 

Jan Delay : Das hört
sich halt so an wenn ein Type eine Frau spricht. Das sind Rebecca und Svena,
das ist eine Notbremse, das ist eine bestimmte Form von Mensch die leider
auch Reggae hört. In Hamburg gibst die halt überall, Ethno Frauen
mit gebatikten T-Shirts, unrasierten Beinen und einer Vorliebe für
Schwarz Africaner. Die auch gerne mal Sex-Tourismus betreiben und so einen
Scheiß. Die immer in den Discos chillen, immer mit den Schwarzen,
die sind so schlimm. Das sind Rebecca und Svenja, mit den Afrikanischen
Masken, dem getanze und dem Ausdruckstanz, dem Ein- und Ausatmen und dem
ganzen Scheiß.

RootZ: o.K., das war die
zweite Deutung die wir parat haben. Die Söhne Stammheims, hat das
jetzt einen aktuellen Bezug zu  Fischer und Trittihn oder nur reiner
Zufall  ?

Jan Delay : Nein, leider
nicht, das ist genau das Ding. Das ist leider oder vor allem nicht. Ich
interessiere mich schon lange für dieses Thema, das wollte ich auch
schon immer mal machen. Als Beginner geht das nicht, weil das nicht deren
Ding ist. Jetzt war ich alleine und konnte machen was ich will, und ausserdem
konnte ich noch ein Forum nutzen, was ich jetzt habe, dank meiner Popularität 
und weil mir eben aufgefallen ist, das ich niemandem aus meiner Generation
und vor allem dadrunter nicht über sowas reden kann, weil keiner weiss
was damals ging. Das halt Politik einfach aus den Köpfen dieser Generationen
weg ist und es eher um Sony Playstation oder sonst was geht und deshalb
wollte ich halt dieses Lied machen. Das Ding mit Fischer und Trittin nervt
mich jetzt eigentlich nur. Deshalb musste ich das Lied im nach hinein noch
etwas zensieren, weil das Medienintresse im moment so krass ist, das es
für mich ganz krass nach hinten losgehen kann mit der Platte.

RootZ: Dann hätte ich
doch gerne von Dir jetzt hier mal den Originaltext ?

Jan Delay : Das kann und
darf ich nicht.

RootZ: Hast Du Dich vertraglich
verpflichtet ?

Jan Delay : Das sind juristische
Sachen. Ich habe noch überlegt ob ich das Originallied im Internet
zur packen, ich kann ja sagen das Stück wurde aus dem Studio geklaut.
Aber der Anwalt sagt, nur die Tatsache das ich das Stück gesungen
habe und keiner hat schwierigkeiten meine Stimme zu erkennen, lässt
mich schon gegen vier krasse Paragraphen verstossen. Mal ganz zu schweigen
von der Plattenlabel Seite, das die Platte nicht rauskommen kann, auf den
Index kommt und der ganze Scheiß.

RootZ: Das wäre meine
nächste Frage gewesen: ob diese Textpassagen  zensiert sind ?

 Jan Delay : Das ist
halt die alte Version, dann mussten die noch zensiert werden und dann hab
ich�s nochmal eingesungen. Das Stück ist noch genauso, auch genau
so gesungen, aber es sind halt jetzt ein paar Wörter anders und der
Refrain ist jetzt komplett anders, der ist jetzt ironisiert. Der ist jetzt
halt nicht mehr, sag mir wo die Terorristen sind wo sind sie geblieben,
sondern es ist jetzt, endlich sind die Terorrristen weg und es herrscht
Ordnung und Ruhe und Frieden. Aber man checkt das auf jedenfall wenn man�s
hört

 RootZ: Der rote Knopf.
Wer ist George Kamerun ? Ich komm nicht drauf.

Jan Delay : Das ist der Sänger
der Goldenen Zitronen. Aber wieso hast Du die Verbindung   Der
rote Knopf und George Kamerun ? Wegen der Info ?

RootZ: Yes, besonders weil
er den Kreis , O-Ton, schliesst zu den einfachen Proteststücken der
frühen  80 ziger Jahre und das sehe ich überhaupt nicht,
das kann ich nicht nachvollziehen.


 





Jan Delay : Ich hab�s ja
nicht geschrieben. Aber ich�s hab aus dem Grunde im Info gelassen, weil
die Analogie halt stimmt von, Ich glotz TV, weil ich das als dreijähriger
bei meinen Eltern gehört habe und drauf geflasht habe. Weil ich selber
auch Fersehen flashen, es gleichzeitg aber auch verabscheue, habe ich halt
immer diese Zeilen von Ihr im Kopf gehabt über mein gesamtes Leben,
stimmt diese Analogie irgendwo. Darum hab ich�s halt drin gelassen. 

RootZ: Flash Gott, da haben
wir jetzt eben schon ein bisschen drüber geredet, die Frage hast Du
auch schon häufiger gehört. ist Du da irgendwie von Xavier Nadoo
beeinflusst worden, weil er ja bekennend gläubig ist.

Jan Delay : Das ist eben
das Ding, ich muss immer irgendwie eine Lanze brechen für den Herrn
und Ihn immer wieder verteidigen. Er wird sehr missverstanden. Deshalb
wollte ich ja auch, das er bei dem Lied dabei ist. Bei Flash Gott geht�s
eben nicht, wie schon gesagt, um eine feste definierte Person, sondern
um etwas für jeden, was sich jeder selbst schaffen kann, ohne Regeln.
Das ist eben genau das Ding mit Xavier, alle sagen irgenwie der läuft
Werbung,  Vertreter für die Kirche oder sowas. Der will mit Kirche
und Religion an sich nichts zu tun haben und niemandem den Glauben aufzwängen,
er hat nur so ein Verhältniss zu Gott, weil er irgendwann die Bibel
gelesen hat und derbe Analogien zu sich und seinem Leben festgestellt hat
und ist einfach auf den Flash gekommen, das da was dran ist, und er glaubt
halt tief und fest an Gott aber eben auch an eine Art Flash Gott, weil
er die Bibel und seinen Gott auf seiner Ebene interpretiert. In der Bibel
steht ja auch nicht Du sollst schön viel kiffen. Daher weiss ich halt,
und auch durch die Unterredung mit Ihm, das er das ähnlich sieht wie
ich. Ich wollte sowieso das er auf der Platte ist, weil ich einfach seine
Stimme richtig derbe finde. Und bei dem Thema hat es dann einfach gepasst,
da kann er nochmal deutlich machen, nur durch sein dabeisein, das er es
auch nicht immer so krampfmässig meint, wie viele meinen das er es
meint.

RootZ: Warum hast Du nur
eine Dancehall Nummer auf dem Album ?

Jan Delay : Du bist der erste
der sowas fragt.

RootZ: Es fällt auf.

Jan Delay : Na klar, ich
find�s gut, aber sonst musste ich die Leute immer selber drauf hinweisen.
Ich wollte halt eine gehaltvolle Platte machen, mit gehaltvoller Musik
und gehaltvollen Texten. Ich find Dance Hall derbe und abends zum Party
machen finde ich es das grösste im Club, aber es ist nicht so everlasting
wie die Musik zwanzig  Jahre davor. Da sind andere Vibes drin, andere
Gefühle, das ist noch mehr vom Herzen. Deshalb ist das auch eher die
Musik die ich auch zu Hause immer wieder höre. Ich kann mir auch vierzig
Jahre alte Rocksteady Sachen anhören, die einfach knistern und knacken
wo man garnichts mehr hört, aber das hat irgendwie das Herz und die
Seele und weil ich das so sehe und diese Musik am liebsten mag, ist auch
dementsprechend diese Musik eher vertreten als Dance Hall. Im Prinzip wollte
ich von allem was ich mit Reggae irgendwie verbinde etwas dabei ist und
zwar so prozentual verteilt wie eben mein Flash ist. Da mein Flash für
Dance Hall eher kleiner ist, gibt�s halt nur einen Dance Hall Tune. Aber
es ist alles vertreten Rockstaedy, Roots, Dubsachen, Old School Dance Hall
aus den achtzigern, alles mal so da.

RootZ: Kann ich noch ganz
kurz um Greetings für die Rootz Leser bitten?


 





Jan Delay : Schönen
Guten Tag liebe Surferinnen und Surfer, gerade als sie durch Hitler�s Welten
surften und links und rechts nur Fäule und schlimmes Menschengetue
bemusterten, sahen Sie Rootz.net. 


Liebe Surferinnen und Surfer,
Chaterinnen und Chater und all die anderen Nurdfüchse die zu Hause
an Ihren PCs sitzen. Gerade begaben Sie sich in die unendliche Datenwelt
unseres ehemaligen Diktators / Führers Dr. Helmut Kohl und surften
durchs Internet. Auf einmal ww.rootz.net. Was ist das ? Reingekickt, abgeflasht,
voll heftig,. Reggae Styles für alle – ach so, hier ist Jan Delay

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