Interview mit Randy Chin JR – Geschäftsführer VP Records

Interview
mit Randy Chin Jr.- VP Records

Köln,
Krystal Hotel, 25.07.01

Das Interview führte
Ralf Weihrauch

 

RootZ: Guten Tag Randy und
Herzlich willkommen in Germany. Wie hat bei VP- Records alles angefangen,
wie ist euer Label entstanden?

Randy Chin Jr.: Der eigentliche
Anfang war die Eröffnung von RANDY’S RECORDS, dem Plattenladen meiner
Eltern in Kingston, der im Laufe der Zeit zu einem ziemlich einflussreichen
Plattenladen in Kingston heranwuchs, dann kam ein Studio dazu, u.s.w..
In den späten Siebzigern beschlossen meine Eltern dann ihr Geschäft
auf den US Markt zu erweitern. Sie eröffneten einen Plattenladen in
Jamaica, New York.

RootZ: Und von dort aus habt
ihr mit dem Vertrieb begonnen?

 

Randy Chin Jr.: Wir hatten
nur diesen Plattenladen, der  anfangs ausschließlich zum Verkauf
von Platten gedacht war, irgendwann belieferten wir dann andere Plattenläden
im New Yorker Raum und dieses Geschäft wuchs schließlich, nicht
zuletzt wegen der stetig wachsenden Zahl der in New York lebenden Jamaikaner.

Durch all die Beziehungen
und Quellen, die wir auf Jamaika hatten waren wir, als wir dann den Shop
erweiterten und er schließlich von einem Einzelhandel zu einem Lager
wurde, schnell in der Lage unser Angebot zu erhöhen.

Aus unserem boomenden Geschäft
heraus kam es dann zum eigentlichen lizenzieren von unserer Musik. 

RootZ: Mit welchen Labels
habt ihr damals zusammengearbeitet?

Randy Chin Jr.: Damals arbeiteten
wir mit allen Labels, wir haben Sachen von Dynamic Sounds und Sonic Sounds
direkt aus Jamaika importiert, wir haben aber auch mit Gussie Clarke, mit
seinem Label und Penthouse zusammengearbeitet, eigentlich mit allen der
damals wichtigen Labels.

RootZ: Wart ihr schnell erfolgreich,
oder ging es eher zäh voran?

Randy Chin Jr.: Es war ein
ziemlicher Kampf, weil Reggae auf dem US Markt eben doch eine ziemlich
kleine Nische ist, es dauerte sehr lange und war eher ein langsames und
kontinuierliches Wachstum.

RootZ: Und dann brachtet
ihr VP als Label an den Start?

Randy Chin Jr.: Ja, das war
in den späten Achtzigern, als wir mit dem eigentlichen Label begannen,
das ging Hand in Hand damit, Sound zu lizenzieren.

RootZ: Was war das erste
Album?

Randy Chin Jr.: Das erste
Album in unserem Katalog war…ich glaube wir hatten die Rechte an einigen
Lee Perry Sachen gekauft, aber an den Titel des Albums erinnere ich mich
nicht mehr. Später gingen wir dann eher dazu über, Sampler zu
produzieren, da der 7-Inch Markt auf Jamaika  rasend schnell ist und
man nur alles zu sammeln braucht, um es dann auf einem Sampler veröffentlichen
zu können – also produzierten wir Sampler – einer davon, der jetzt
schon seit vielen, vielen Jahren gut läuft ist Strictly the Best,
wir sind inzwischen bei Volume 25/26, d.h. wir fangen die jeweils während
der entsprechenden Zeit angesagten Sachen ein. Außerdem haben wir
auch die meisten der bekannteren Namen der Reggae Szene, wie z.B. Capleton,
Sean Paul oder Lexxus auf unserem Label.

RootZ: Ihr habt auch ein
paar Preise bzw. Awards gewonnen….

Randy Chin Jr.: Ja wir haben
schon ziemlich viele der Awards, die es im Reggae gibt gewonnen, 
z.B. den Reggae Soca Award in Miami und wir gewinnen oft den Label of the
Year Award und viele der Künstler die wir vertreten, erhalten den
Singer of the Year oder DJ of the Year Award.

 

 

RootZ: Hast Du ein persönliches
Lieblingsalbum?‘

Randy Chin Jr.: Mein Favourite
ist das Beres Hammond Album – „Music is Life“, das Anfang dieses Jahres
herausgekommen ist aber auch das letzte Morgan Heritage Album, das ebenfalls
ein hervorragendes Werk ist….

RootZ: Es war in Europa immer
sehr schwierig VP- Platten zu bekommen, einige waren von Jetstar oder Heartbeat
lizenziert, aber auch die waren nicht leicht zu bekommen, höchstens
von einem Spezialisten ..also was hat Euch letztendlich dazu bewegt, dass
ihr jetzt mit einem richtigen Großhandel anstelle mit einigen wenigen
Einzelhändlern versucht, auf den deutschen Markt zu kommen?

Randy Chin Jr.: Na ja , vor
ein paar Jahren war der europäische Markt unserer Ansicht nach im
Bezug auf Reggae unfruchtbarer Boden, wir haben ein Büro in Großbritannien
und haben dieses Jahr ein neues Ziel gesteckt: wir haben in erster Linie
nur mit ein paar Einzelhändlern und Lizenzierungen gearbeitet, aber
in Deutschland und auch einigen anderen wichtigen Gebieten in Europa ist
Reggae wirklich im kommen und weil wir natürlich die Nummer Eins auf
dem Markt sein wollen, brauchen wir eben den Vertrieb über einen erstzunehmenden
Großhandel.

RootZ: In Eurer Presseinfo
heißt es ihr veröffentlicht durchschnittlich 80 Alben im Jahr-
bedeutet wirklich 80 VP Alben?

Randy Chin Jr.: Ich glaube
es sind wahrscheinlich ein paar weniger, ich schätze so um die 50
pro Jahr und so ziemlich alle davon sollten über Indigo herauskommen,
ich glaube es wird eine Besprechung mit Indigo geben in der sie uns dann
mitteilen, was sie haben wollen…man kann jedoch auch alle Sachen über
den Back Katalog bekommen. 

RootZ: Dann wird man also
so ziemlich alles hier in den Läden erhalten? Bisher war es wirklich
ein Kampf…

Randy Chin Jr.: Ja , so sollte
es eigentlich sein, fest steht auf jeden Fall, dass wir Indigo beliefern
werden und da wir mehr als drei oder vierhundert Titel im Back Katalog
haben, gehen wir die jetzt durch um zu entscheiden, welche davon wir jetzt
rausbringen und welche später…

RootZ: Es wird demnach also
keine Lizenzierungen mehr geben?

Randy Chin Jr.: So würde
ich das nicht behaupten, wir werden Fall für Fall durchgehen, aber
Indigo ist eben ein sehr guter Vertrieb hier und daher wird es hier erst
mal nicht notwendig sein jemandem die Lizenz zu erteilen.

 RootZ: Aber ihr hattet
doch zum Beispiel die zwei Sizzla Scheiben, die zwar verschiedene Namen
hatten, eines von Jetstar und eines von Euch, die aber doch eigentlich
das gleiche Album waren…

Randy Chin Jr.: Ja, das stimmt
schon, es gibt sogar jetzt zwei verschiedene Sizzla Alben und ein drittes
ist in Arbeit …eigentlich wollen wir das natürlich vermeiden, wenn
wir Lizenzverträge abschließen oder wenn wir Künstler unter
Vertrag nehmen,  sichern wir uns weltweit die Rechte an den Alben
damit VP die Platte weltweit vertreiben kann.

RootZ: Was werden denn so
die nächsten Platten sein, die ihr veröffentlicht?

Randy Chin Jr.: Die wichtigsten
der neuen Sachen sind …erst mal die neue Sean Paul Platte, die wahrscheinlich
gegen Ende des Jahres auf den Markt kommt. Dann das neue Capleton Album,
das meiner Meinung nach ein wirklich wichtiges sein wird, es kommt auch
ein neues Lady Saw Album und eine neue Platte mit TOK mit einem der im
Augenblick wirklich fettesten Tracks namens Chi Chi Man, und dann ist da
noch der Strictly the Best Sampler, der im November herauskommt.

RootZ: Es gibt in letzter
Zeit steigende Tendenzen HipHop und Reggae zu kombinieren und Crossovers
oder ähnliches zu machen – macht ihr einen Schritt in Richtung HipHop
bzw. was haltet ihr überhaupt von dieser Entwicklung?

Randy Chin Jr.: Also ich
glaube wir sind im Reggae verwurzelt und da werden wir auch bleiben, das
Einzige was ich diesbezüglich sagen kann ist, dass wir, falls wir
uns wirklich dahingehend bewegen sollten wird es ausschließlich dem
Ziel dienen Reggae einem anderen Publikum vorzustellen. Wir arbeiten natürlich
auch mit HipHop acts, wenn es um Remixe geht, oder featuren Hip Hopper,
wie das auch schon beim Bounty Killer Album der Fall war. Die HipHop Community
ist sicherlich der natürlichste Weg für Reggae Crossovers und
das werden wir ganz bestimmt so gut wie möglich nutzen.

RootZ: So, jetzt mal zu den
Charts – wie läuft das eigentlich, produziert ihr Sachen extra für
die Charts oder geschieht es einfach mit ganz normalen Reggae Stücken,
dass sie ihren Weg in die Charts finden?

R. Ch.: Weißt du, in
den USA ist einer der ausschlaggebensten Faktoren, ob Stücke im Radio
gespielt werden. Wir produzieren definitiv Sachen mit dem Ziel sie Mainstream
Radio tauglich zu machen, manchmal klappt es eben auch aber nicht immer,
wir arbeiten mit viel Geduld daran und versuchen unsere Chancen auf dem
Markt zu nützen, wo sich eine Möglichkeit dazu bietet.

RootZ: Also kann es passieren,
dass ihr, wenn ihr ein Demotape zugeschickt bekommt dem Producer sagt,
dass die entsprechende Musik nicht Radio tauglich ist?

Randy Chin Jr.: Ja, klar
das kommt natürlich auch wieder darauf an, in welcher Beziehung wir
zueinander stehen und ob es sich um eine reine Lizenzierung dreht. Produzieren
ist da schon wieder eine ganz andere Sache: um Künstler, die wir unter
Vertrag haben kümmern sich unsere Leute, die dann nach Jamaika fliegen
und dort mit den Produzenten zusammenarbeiten, damit die Platten hinterher
unseren Vorstellungen entsprechen. Normalerweise gibt es da immer einige
Stücke wo wir dann sagen können „ schau, das ist genau der Sound
den wir brauchen“. Wir beobachten die Entwicklungen auf dem US Markt ständig
und wo wir jetzt mit Indigo zusammenarbeiten, bringen wir vielleicht auch
einige speziell auf den deutschen Markt abgestimmte Mixe heraus. Wir werden
auch unser möglichstes tun um die Chancen zu ergreifen die uns Crossover
hier bietet.

RootZ: Es wird aber keine
deutsche VP Filiale geben?

R. Ch.: Es wird keine Filiale
in Form eines VP Büros hier geben, aber wir wollen die Zusammenarbeit
mit Indigo sehr eng und regelmäßig gestalten und dann gibt’s
ja auch noch das Büro in Großbritannien das in ständigem,
täglichen Kontakt mit Dirk von Indigo steht.

RootZ: Und wo ihr jetzt auch
auf dem deutschen Markt vertreten seid – hier gibt es ja auch ein paar
Leute die deutschen Reggae bzw. Ragga  spielen wie z. B. Gentleman
oder D-Flame, die hier ja schon ziemlich groß sind und auch schon
eine ganze Menge Platten verkauft haben – könntet ihr Euch vorstellen
auch deutsche Musiker zu übernehmen um sie dann auch ausschließlich
in Deutschland herauszubringen?

Randy Chin Jr.: Nun ja ich
glaube der erste Schritt in diese Richtung ist wirklich die lokalen Acts
durch Mitarbeit an einigen Projekten, mit denen wir uns derzeit beschäftigen,
einzubeziehen.

Also das bedeutet in erster
Linie featuring dieser Leute, wir beschließen also sozusagen bei
dem nächsten Künstler, wer auch immer das sein mag, einen deutschen
Reggae Act zu featuren um auch etwas vom lokalen Style in unserem Mix zu
repräsentieren. Ich glaube diese Vorgehensweise ist der Schlüssel,
um Reggae dem lokalen Publikum näher zu bringen, also, damit es am
Anfang nicht etwas völlig fremdartiges ist, sondern schon bekannte
Elemente enthält. Wir werden aber nichts desto trotz an unseren Wurzeln
festhalten, bei dem bleiben was wir tun und uns diesbezüglich auch
nicht zu weit von unserem Weg entfernen.

RootZ: Stimmt es, dass ihr
versucht wieder nach Jamaika zurückzugehen und dass ihr versucht die
dortige Wirtschaft ein bisschen zu unterstützen, indem ihr euere eigenen
Sachen wieder dort macht?

Randy Chin Jr.: Also unsere
Leute fliegen ständig nach Jamaika und wir arbeiten direkt mit den
dortigen Produzenten und Künstlern zusammen. Auf  Jamaika fing
schließlich alles an, und ich spreche hier nicht nur von der Musik,
sondern auch von VP selbst, schließlich kommt auch meine Familie
aus Jamaika. Daher haben wir auch eine Art Verpflichtung gegenüber
Jamaika, zu helfen so gut wir können also tun unsere Leute da ihr
möglichstes um zu helfen.

RootZ: Es gibt viele Talente
auf Jamaika, wie läuft das alles ab, habt ihr so was wie Scouts, die
von einer Dancehall zur nächsten rennen oder wie bekommt ihr euere
Künstler für Plattenverträge?

Randy Chin Jr.: Teilweise
ist das wirklich so, wir haben Leute die dort ständig alles abchecken,
der andere Teil sind noch immer, wie schon gesagt, die Verbindungen meiner
Familie zum dortigen Music Business, die schon über 40 Jahre zurück
reichen. Während dieser 40 Jahre haben wir mit allen wichtigen Produzenten
und Vertrieben dort Beziehungen aufgebaut so dass wir jetzt so etwas wie
ein Netzwerk aus Leuten mit denen wir arbeiten, haben, mit dortigen Produzenten.
Sobald neue Produzenten auftauchen arbeiten wir sehr eng mit ihnen zusammen
um beobachten zu können was sich auf Jamaika tut. Wenn wir dann einen
werdenden Star entdecken werfen wir erst mal einen genaueren Blick auf
ihn / sie und versuchen dann ihm / ihr den Zugang zu einem weiteren Markt
zu ermöglichen.

RootZ: Was erwartet ihr von
den Leuten? Früher, vor ein paar Jahren war es ja schon ausreichend,
dass man singen konnte, heute ist es das nicht mehr.

Randy Chin Jr.: Nein, heute
ist es das nicht mehr, weil sie vermarktbar sein müssen, sie müssen
– das hängt wiederum vom Markt ab, auf den man abzielt – ein bestimmtes
Aussehen haben und sie müssen in der Lage sein, ein ordentliches Gespräch
zu führen. Klar fängt letztendlich alles damit an ob sie singen
können oder als DJ Potential haben, aber das ist noch lange nicht
alles, sie müssen mehr sein, damit sie sich der Öffentlichkeit
vorstellen und Interviews geben können. Außerdem muss auch der
Zeitplan stimmen, das sind Sachen, an denen wir mit den Künstlern,
die wir auf unserem Label haben, arbeiten.

RootZ: Hast Du vielleicht
einen Tipp, wer der nächste große Star werden könnte, oder
gibt es jemanden, der schon unter der Oberfläche brodelt und dessen
Durchbruch nur noch eine Frage der Zeit ist?

Randy Chin Jr.: Es gibt da
schon ein paar Kandidaten die nur darauf warten, da fällt mir erst
mal Sean Paul ein, dann Lexxus ein sehr talentierter DJ, Junior Kelly ist
einer der Künstler mit denen wir arbeiten und ein ebenfalls ein unglaubliches
Talent und es gibt noch viele, viele mehr.

RootZ: Mal zur Entwicklung
von Reggae im Allgemeinen – in wie weit behindert es euere Arbeit, dass
Leute wie Sean Paul oder Mr. Vegas auch mit anderen Produzenten arbeiten
und viele der Produkte nicht auf VP sind obwohl ihr Verträge mit den
Künstlern habt?

 

 

Randy Chin Jr.: Das stellt
sicherlich eine gewisse Problematik dar, aber man muss das bis zu einem
gewissen Ausmaß hinnehmen, weil es einen wesentlichen Teil dazu beiträgt
sich in Jamaika einen Namen zu machen, bekannt zu werden. Man muss da wirklich
flexibel sein und mit mehreren Produzenten zusammenarbeiten und letztendlich
einige der Stücke dann wieder gebraucht, wenn sie ein Album herausbringen
müssen. Das war schon immer ein Problem auf Jamaika und wir arbeiten
ständig mit den Künstlern und auch den anderen Plattenfirmen
daran im Bezug auf die Neuerscheinungen, um sicher zu gehen dass nicht
zuviel produziert wird.

RootZ: Glaubst Du das dass
der Grund dafür ist, dass Reggae sich nicht so entwickelt hat wie
HipHop? 

Randy Chin Jr.: Ja, generell
gesehen hat es die Entwicklung des Reggae behindert. Wie schon gesagt,
sind derzeit zwei gleiche Sizzla Alben auf dem Markt und so etwas ist weder
gut für die Künstler noch für die Plattenfirmen, die Geld
investieren, um die Platte zu promoten. Im allgemeinen glaube ich, dass
es zwar weh tut aber dass man den Künstlern einen gewissen Freiraum
bezüglich der Arbeit mit verschiedenen Produzenten zugestehen sollte.
Auf Jamaika ist das alles ein bisschen anders als beim HipHop, eher Soul
– Riddim gesteuert, dort kann ein Produzent „hot“ sein und wenn die Künstler
seinen „hot Riddim“ haben wollen, dann müssen sie mit ihm zusammenarbeiten.
Um das Reggae Feuer am brennen zu halten muss man im Bezug auf die Künstler
wirklich Abstriche machen.

RootZ: Habt ihr vor auch
Videos zu den Songs zu produzieren bzw. habt ihr schon welche gemacht?

Randy Chin Jr.: Wir haben
schon ein paar gemacht, natürlich nicht zu jeder Single, die veröffentlicht
wurde. Wir haben z.B. Videos mit Morgan Heritage gemacht und jetzt erst
vor kurzem eines für Rock Away mit Beres Hammond und auch als wir
Beenie Man unter Vertrag hatten haben wir Videos mit ihm gemacht. Da die
visuellen Elemente heute jedoch einen wesentlichen Teil der Musik Promotion
darstellen, werden wir versuchen mehr Videos zu produzieren.

RootZ: Da wir ein Internet
Magazin sind kommen wir mal zum Thema Internet…stimmt es, dass ihr so
etwas wie kostenpflichtige Downloads in Planung habt?

Randy Chin Jr.: Hmm, das
Internet ist schon eine komische Sache, das ganze Theater um Napster, und
so…also wir halten die Augen offen und führen Gespräche mit
verschiedenen Leuten wegen der Downloads, aber meiner Meinung nach ist
der Markt einfach noch nicht da für ein Ertrag abwerfendes Download
System. Sobald sich diese Situation verbessert werden wir uns auf jeden
Fall verstärkt um diesen Aspekt kümmern.

RootZ: Wird Euch das neue
Käufer bringen, oder glaubst Du eher, dass die Leute dann weniger
CDs kaufen?

Randy Chin Jr.: Ich denke
es hätte nur fördernde Auswirkungen – es ist schließlich
ein einfacher Weg für den Verbraucher, sich  Musik selbst zusammenzustellen
und letztlich hängt es auch davon ab wie sich ein solches Modell entwickelt,
aber ich glaube, dass es noch sehr, sehr lange CDs geben wird. Im Reggae
ist die bevorzugte Form eine 7-Inch Single und wir haben immer noch einen
riesigen Absatz von LPs. Also glaube ich, dass die CD weiterhin erhältlich
sein wird, weil die Downloads eher von Leuten genutzt werden die sich ihre
Musik selbst zusammenstellen, wodurch wiederum die Verkaufszahlen steigen
werden. Außerdem bin ich der Ansicht, dass ein Download System –
je nach dem ob es sich zu einem Abo- oder zu einem Download Modell entwickelt
– der Musik auf jeden Fall weiter hilft.

RootZ: Aber es wird doch
dann keine Cover und so was  geben…

Randy Chin Jr.: Gut, vielleicht
keine Cover im herkömmlichen Sinn, aber wenn sich die Technik noch
etwas verbessert wird es z.B Flash Videos geben – es gibt viele Möglichkeiten
um Cover zu bekommen, die Leute können sie sich ausdrucken oder sie
sich auf diesen kleinen Geräten ansehen bei denen man die Cover auf
dem Display sieht.

RootZ: Werdet ihr versuchen
euere Künstler verstärkt auf Tour zu schicken – im August wird
Sean Paul hier sein und Buccaneer…

Randy Chin Jr.: Das ist auf
jeden Fall ein wichtiger Punkt in unseren Plänen, es ist ja wirklich
der erste Schritt die Musik zu hören.  Sie dann zu sehen, die
Künstler live auftreten zu sehen ist dann schon ein ganz anderes Element
beim Versuch eine Fangemeinde für den jeweiligen Künstler aufzubauen.
Über unser Büro in Großbritannien werden wir jetzt versuchen
mehr Künstler über den Ozean zu bringen, erst mal damit sie in
Großbritannien auftreten und dann bringen wir sie weiter ins kontinentale
Europa.

RootZ: Aber ihr habt noch
nichts weiter geplant?

Randy Chin Jr.: Nein, keine
speziellen Pläne, aber Sean Paul ist erst der Anfang…wenn die anderen
dann hierher kommen schicken wir sie alle durch Europa.

RootZ: Jetzt kommen wir doch
noch mal zu Sizzla, er verlangt von beiden Firmen Geld – von Greensleeves
auf der einen und von euch auf der anderen Seite.

Randy Chin Jr.: So ist es.
Sizzla ist ein Einzelfall, ein ganz besonderer Einzelfall und ich hoffe
es wird bei dieser einen Ausnahme bleiben. Wir arbeiten schließlich
alle in einem Business, es ist ein Business und es geht einfach nicht,
dass wir mehrere Acts und Alben von ein und demselben Künstler zur
gleichen Zeit auf dem gleichen Markt haben – das bringt niemandem etwas.

RootZ: Wie sieht es denn
dann eigentlich mit dem Konkurrenzkampf der Plattenfirmen in diesem Business
aus, wie ist euer Verhältnis zu Greensleeves oder Jetstar? Habt ihr
zum Beispiel mit Greensleeves über das Sizzla Album gesprochen?

Randy Chin Jr.: Ich bin mir
jetzt nicht ganz sicher, ob wir über das Sizzla Album gesprochen haben
– in vielerlei Hinsicht sind wir natürlich Konkurrenten, vor allem
auf der Label Ebene. Wir stehen im Wettbewerb um verschiedene neue Acts
in der Szene, aber im weiteren Sinne arbeiten wir auch zusammen, weil Reggae
eben immer noch eine sehr kleine Nische ist und jeder davon profitiert,
dass wir versuchen ein bisschen Ordnung zu schaffen. Auf einigen Ebenen
arbeiten wir zusammen, zum Beispiel in den USA waren wir einer der Vertriebe,
die Greensleeves Platten dort in die Labelunabhängigen Läden
gebracht hat. Es ist also nicht ein einfaches Arrangement, sondern wir
haben eine ziemlich komplexe Beziehung zueinander. Klar, wir sind Konkurrenten,
aber es gibt auch einen gewissen Rahmen der Zusammenarbeit.

RootZ: Was habt ihr für
Aussichten im Bezug auf Deutschland? Was erwartet ihr? Ihr macht das doch
nicht nur um ein paar hundert Platten zu verkaufen…

Randy Chin Jr.: Nein, wenn
das die Chancen wären, die wir uns auf dem deutschen Markt erhoffen,
dann würden wir sicherlich nicht so viel Zeit investieren. Ich glaube
aber, vor allem weil auch HipHop hier in Deutschland so mächtig ist
und man hier schon jetzt Crossover Tendenzen zwischen HipHop und Reggae
verzeichnen kann, dass der deutsche Markt sehr vielversprechend ist. Er
hat für uns ein großes Potential, denn auch früher schon
sind die Roots Reggae Sachen wie Burning Spear oder Israel Vibration in
Deutschland ziemlich gut angekommen. Jetzt haben wir Acts wie Junior Kelly
und Luciano und noch ein paar andere eher rootslastige Acts, die man zum
Beispiel mit Lexxus oder Sean Paul ergänzen kann um diesen HipHop
Crossoverbereich abdecken zu können.

RootZ. Vielen Dank für
das Gespräch und viel Erfolg in Deutschland.


Copyright Text: Ralf
W. / Nadine Z. / Doc Igüz / Photos: Ralf W. / Layout: Dr. Igüz
1998 – 2001
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