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Interview mit
Marco, Drummer bei
Far East Band
Duisburg, 04.April 2002
von Ralf Weihrauch

„Run di Riddim, Far East” – und ab geht die Post. Die Far East Band ist eine der wenigen deutschen Combos, die sich darauf spezialisiert hat, als reine Backing-Band für Reggae-Artists zu spielen. Im April 2002 begleitet  sie Gentleman auf seiner sehr erfolgreichen großen Deutschland-Tour. Vor dem Konzert in Duisburg gab es Gelegenheit sich mit Drummer Marco über Far East zu unterhalten.
Brutstätte der fernöstlichen war die Leipziger Band Messer Banzani, in der damals Pionear der Leadsänger war. Bassist Andre, Keyboarder Matscher und Saxophonistin „Jojo“ Johanna gehörten ebenfalls zum Line Up. Marco und Gitarrist Andre haben zusammen in „Michele Baresi“ Musik gemacht. Für die Gentleman-Tour ist auch noch Gitarrist Pete hinzugekommen, der auch Mitglied der Killing Riddim Section war.
 
„Als sich Messer Banzani aufgelöst hatte, hat Pionear Far East zusammengestellt. Da wir keinen Sänger hatten, waren wir einfach nur eine Backing Band“, erzählt Marco. Schon damals hatte es einige Auftritte mit Gentleman gegeben und auch mit Toga spielte Far East einige Auftritte.

Beim Splash 2000 in Chemnitz gab es dann ein wegweisendes Konzert mit General Degree und Chico: „Wir hatten vorher die Stücke auf CD bekommen und sie geprobt. Vor dem Auftritt haben wir dann noch vier Stunden mit den beiden geübt und dann ging es raus auf die Bühne.“ Der Erfolg war sensationell und Anschlussaufträge blieben nicht aus. Endlich gab es für die deutschen Promoter ein heimische Band zu buchen, die in der Lage war, jamaikanische Artists zu backen. Damit sparte man natürlich die Flugkosten, wenn das Budget für eine Tour nicht ganz so prall war. Mit Sean Paul, Red Rat und Buccaneer ging es 2001 auf eine Tour durch fünf Länder.
„In Amsterdam war es schon ziemlich komisch. Im Publikum waren fast nur Schwarze und plötzlich stand eine weiße Band auf der Bühne. Wir haben von der Bühne  in tausend ungläubige Augenpaare geschaut. Als dann Sean auf der Bühne stand war aber so richtig der Teufel los“, erinnert sich Marco. Far East war natürlich auch am Ball, als Pionears Germaican Label die Showcase-Tour durch deutsche Clubs geschickt hat.
 
Als sich Gentleman von der Killing Riddim Section getrennt hatte, war die Zusammenarbeit eigentlich schon vorprogrammiert: „Wir hatten schon so oft mit Tilmann gespielt und kannten seinen Stil in- und auswendig. Ich denke, dass ich jetzt schon sagen kann, dass es eine perfekte Ehe geworden ist.“
Dabei findet es Marco von Vorteil, dass Far East nun Fast ausschließlich Roots & Culture performen muss: „Dancehall und Ragga konnten wir ja schon –Jetzt sind wir auch im Roots Bereich gut.“

Der Anfang war allerdings nicht leicht wenngleich unkompliziert. Der Name Far East war wegen der Verbindungen zum Far East Soundsystem schnell gefunden: „Als Pionear damals die Bands zusammengestellt hat, sind wir recht unbefangen an die Sache herangegangen“, sagt Marco, „Ich habe mich mehr auf den Groove konzentriert, Matscher kümmert sich um die Arrangements und Harmonien.“ Mittlerweile ist es auch kein Problem mehr, wenn ein Artist „Lower Lower“ verlangt, die Runnings bei einer Show sitzen bei Far East. „Da ist es schon öfter ein Problem, dass jeder hundertprozentig weiß, wie der Lightning-Riddim geht.“ 
 
Die Standard Riddims sitzen zwar perfekt, aber bei der Flut an neuen Riddim sei es sehr schwer den Überblick zu behalten. „Ich versuche zwar, mich so genau wie möglich zu informieren Da ist auch immer ziemlich viel Mittelmäßiges dabei, was sich meiner Meinung gar nicht einzustudieren lohnt“.

Die Tour mit Gentleman ist für Marco und die Far East Band ein weiteres Stück auf dem Wege zur Professionalität: „Wir wollen eine internationale Reputation bekommen. Mein Traum ist es, mal in Roskilde, in Japan oder in der Brixton Academy zu spielen. Unsere Entwicklung geht steil aufwärts, wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann gar nicht mehr.“

Doch da Far East nur eine Backing-Band ist, gehören dazu die richtigen Artists. Und in dieser Hinsicht sieht Marco dann doch einige Probleme, denn so genau kann er es auch nicht einschätzen, wie es mit Reggae in Deutschland weitergeht: „Ein Gentleman reicht nicht aus, um einen lang anhaltenden Reggae-Boom zu begründen. Da muss noch mehr kommen.“ Doch Marco weiß auch nicht so genau wer es sein könnte: „Es gibt zwar Talente, die sind aber lange noch nicht reif.“
 
Vor allen Dingen stört ihn, dass die Deutsch singenden DJs oft die Denkweise ihrer jamaikanischen Kollegen eins zu eins übernehmen: „Als die Backyard Crew einmal einen deutschen Batty-Boy Tune gesungen hat, habe ich denen erst einmal meine Meinung gegeigt. Die meisten Lyrics finde ich einfach nur hohl. Dabei brauchen wir doch unbedingt Künstler, die auch was auf Deutsch zu sagen haben.“
Und wenn die dann auch noch Far East hinter sich stehen haben, kann eigentlich gar nichts schief gehen. Beim Konzert im Hundertmeister zeigten die Musiker, dass ihnen in Deutschland momentan keiner das Wasser reichen kann. 

Dabei waren bei der spärlichen technischen Ausstattung der PA eigentlich Fehler vorprogrammiert. Das Zusammenspiel innerhalb der Band und mit Gentleman und Daddy Rings war perfekt, so dass die Show trotz des kleinen PA-Bestecks und des daher nicht ganz optimalen Sounds fast perfekt war.

Laut Marco soll es Pläne für eine Live-Platte mit Gentleman geben. Für Far East wäre das eine Visiten- und Eintrittskarte in das internationale Business.


Copyright Text / Bilder: Ralf Weihrauch / Layout: Doc Highüz 2002 Zum Seitenanfang