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Platte des Monats
Dezember 1998!



Jahmali - El Shaddai

Die Veröffentlichung dieser Scheibe hat gut getan. Für mich persönlich ist dies der beste Sound aus Jamaika seit der letzten Veröffentlichung der Mystic Revealers, die mich derzeit auch richtiggehend umgehauen hat.

Jetzt fragt sich bestimmt die eine oder der andere: wer ist eigentlich Jahmali? Und das zurecht, in diesem Land hat mensch bisher nur recht wenig Musik von diesem neuen und noch recht jungen Künstler bekommen können, es sei denn er hat sich recht exotischer Importstrukturen bedient. Ich habe so einmal ein Album aus Japan mit fünf Songs in der Hand gehalten, wahrscheinlich eine Zusammenfassung seiner bisher auf Jamaika veröffentlichten Singles.

Der Mann war jedoch sogar schon in diesem Lande und hat auf der Bühne gestanden: ganz unspektakulär und auch nicht angekündigt, hat er die Show von Buju Banton auf dem diesjährigen Summer Jam eröffnet. Und wehe, bei einigen Leuten führte dies zur Verwirrung, denn Jahmali liebt es, ähnlich wie Buju, Jeanshemden und -hosen zu tragen.

So kam es dazu, daß Jahmali schon backstage permanent von Unwissenden belagert wurde, weil sie alle dachten, Buju vor sich zu haben und als der junge Sänger auf die Bühne ging, hörte mensch auch das eine oder andere "Buju" aus dem Publikum. Jahmali wird's uns nicht zu krumm genommen haben, nur der Löwe Buju grollte darüber ein wenig, als er sich das Treiben aus einer abgeschiedenen Positon beobachtet hat und seinerseits wieder von mir dabei beobachtet wurde.

Auf jeden Fall ist der Sänger für mich die aktuelle Hoffnung für Conscious Roots Reggae aus Jamaika, er hat eine fantastische Gabe, seine Gefühle in Musik zu intonieren und obendrauf eine Sahnehaube aus den aussagekräftigsten Lyrics, die seit langem mein Trommelfell penetriert haben. Anfangs hat mich der Sound an Maxi Priest erinnert, wahrscheinlich, weil dieser seidene, soulige Touch in Musik und Stimme beiden Musikern gemein ist, aber nach etwas intensiverem Hören, muß ich sagen, daß Jahmali sich nun doch schon ein paar conscious steps von unserem Pop-Maxi wegbewegt hat.

Ganz besonders hörenswert sind allerdings seine Statements zu Politikern, Wirtschaftsthemen, Unterdrückung und Armut. Dieser Mann hat etwas zu sagen und ich habe ihm automatisch zuhören müssen, ob ich es jetzt wollte oder nicht. Aber wer gerade zu Zeiten des Wahlkampfes mit einem Song auf den deutschen Markt kommt, der da sagt: "Politics, so rotten my people, have you forgotten, that it is so bitter only de youths dem inna di ghetto dem a suffer..." spricht nun einmal aus der Seele des kritischen Betrachters und hat bei mir voll ins Schwarze getroffen.

Wem Reggae mehr bedeutet, als das ewige uffta uffta der Raggatunes und für den die Musik mehr ist, als nur Bob Marley, Black Uhuru und UB 40 und für jemanden, der auch zuhören kann, was der Musiker denn zu sagen hat, ist die Scheibe ein Muß. Conscious Roots Reggae at ist best, aufgenommen in den Penthouse Studios, produziert von Donovan Germain.

Anhörtips:
El Shaddai
Zion Awaits
Hungry People
Politics
Babylon


Copyright Photo: Holger / Layout, Text: Dr. Igüz 1998