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Manasseh Presents Spectre
The Missing Two Weeks
Was will uns der Künstler mit dem Titel seines Albums sagen? "Die verlorenen zwei Wochen".... hört mensch sich den Sound an, wäre zu vermuten, daß Manasseh vielleicht eine Gedächtnislücke von zwei Wochen hat, weil er sich, um den dichten Sound der Scheibe zu erschaffen, den Kopf so dermaßen mit Ganja zugezogen hat. Oder daß dem Studio, in dem er gearbeitet hat jetzt zwei Wochen fehlen, um ein anderes Projekt auszuführen. Oder es sind vielleicht auch die zwei Wochen gemeint, die den beteiligten Musikern von ihren Leben fehlen, weil sie sich völlig in dieses Projekt reingekniet und damit verausgabt haben. Oder, oder, oder, weder CD, noch der Begleittext geben etwas über den Titel her. Wenn ich jemals Manasseh treffen sollte, werde ich ihn auf jeden Fall danach fragen und Euch dann berichten.

Viele werden sich fragen, wer dieser Herr überhaupt ist. Manasseh ist mir bisher nur als Remixer für andere Bands oder Musiker, wie Earl Sixteen, Bim Sherman, Dennis Brown, US 3, Galliano und Weiteren aufgefallen, ich muß aber sagen, daß mir seine Arbeiten immer gut gefallen haben, die Mixe sind durch einen ruhigen, coolen Flow gekennzeichnet.

Und das gilt auch für die achtzehn Tracks auf "The Missing Two Weeks": Grundlage des Albums ist der moderne Dub klassischer angelsächsischer Schule, denn die Scheibe wurde in einem Studio in Brixton aufgenommen. Diese musikalische Basis wird angereichert durch Elemente aus D'n'B, R'n'B, Rap und Cool Jazz. Eine solche Bandbreite von musikalischen Einflüssen liegt allerdings auch nahe, wenn mensch die Namen betrachtet, die an der Produktion beteiligt sind: Veröffentlicht wurde das Album auf dem Label der Stereo MCs, "Youth", der Bassist von "Killing Joke" und die legendären "The Orb" haben jerweils einen Remix beigesteuert und Nicolai Beverungen von Echo Beach, dem deutschen Dub-Label aus HH, hat das Projekt persönlich überwacht, das sind alles Leute, die keine Scheuklappen tragen und dafür bekannt sind, über den "Plattenrand" eines Musikgenres schauen zu können und zu wollen. The Missing Two Weeks beweisen für mich einmal mehr, daß die Zukunft des Reggae und artverwandter Stile, aber auch anderer Genres, nicht in der Purifizierung, sondern eher in der Fusionierung mit anderen Einflüssen liegt.


Copyright: Dr. Igüz 1999