Beenie Man – Art And Life

Beenie Man – Art And Life

Beenie Man
bei einem Major!! Die Nachricht ist von vielen Reggae-Fans, auch von mir,
mit einigem Misstrauen aufgenommen worden. Das hat nichts mit einer Verachtung
der Musik-Großindustrie zu tun, sondern mit der Erfahrung, dass Reggae-Künstler
plötzlich ganz andere Musik machen. Bounty Killers „Nett Millenium“ 
war mehr Hip-Hop als alles andere und auch Barrington Levy, Lieutenant
Stitchy, Mad Cobra und Chaka Demus und Pliers haben den Wechsel zu einem
Major mit einer Verwässerung ihres Stils bezahlt.


 

Daher schob ich die CD mit einem etwas flauem Gefühl in den
Player, zumal ich mir unter der Ankündigung von „Dancehall-Hip-Hop“,
wie es der Virgin-Waschzettel nannte, nur wenig vorstellen konnte. Schon
nach den ersten Takten schämte ich mich, dass ich Beenie Man so wenig
musikalische Selbstvertrauen zugestanden hatte. Auf Art & Life hören
wir Beenie Man, wie wir ihn kennen. Er versteckt sich nicht, wie Bounty
auf Next Millenium, hinter hochkarätigen Gästen, zu deren Songs
er einige Sekunden deejayt.


 

Um es deutlich zu sagen: Art & Life ist KEIN Reggae-Album, wenngleich
mindestens 80 Prozent der musikalischen Elemente aus Jamaika stammen. Die
Produktion, die gewählten Sounds und auch die Arrangements haben eindeutig
einen amerikanischen Einschlag. Dennoch ist es eindeutig ein Beenie Man
Album. Moses Davis deejayt als ob er einen jamaikanischen Riddim voicen
würde, lediglich der Hintergrund ist anders.


 

Die ersten beiden Tracks könnten sogar aus einem „normalen“
Beenie Alben stammen, doch bei „Love Me Now“ geht es los. Diesen Track,
bei dem Wyclef Jean von den Fugees mitsingt, hat Virgin auch zur Single
auserkoren und auf MTV ist das Video zu sehen. Darauf, ob das hip-hoppige
Stück den Sprung in die Charts schafft, möchte ich allerdings
nicht wetten. Girls them Sugar ist eindeutig zu softig angelegt.


 

„Original Tune“ geht wieder ab wie Zäpfchen und kann problemlos
bei jedem Dance gespielt werden. Haters & Fools auf dem Bug/Clone Riddim
ist schon einige Zeit bekannt.


Im Titel-Stück „Art & Life“ besinnt sich Beenie auf die
Jamaican Roots. Der Rhythmus ist ganz auf die Drum-Riddims angelegt. Die
meditativen Beates werden aber nicht von Trommeln gespielt, sondern von
einem perkussiven Bass in unterschiedlichen Tonhöhen. Die Stimmung
bleibt, es klingt aber für Neulinge wohl nicht ganz so eintönig.


 

Ziemlich bombastisch fällt der Ausflug nach Kuba auf Tumble
aus. Da hat der Arrangeur mächtig zugeschlagen und vielleicht ein
bisschen zu dick aufgetragen. Das einzige Nervstück ist „The Best
I Got“ in dem Beenie Man auf amerikanisch macht.


Es ist ziemlich schwer eine eindeutige Bewertung des Albums vorzunehmen.
Es ist wie gesagt unzweifelhaft ein Beenie Man-Werk und keine Wischi-Waschi-Sauce.
Ziel des Albums scheint gewesen zu sein, eine funktionierende Mischung
aus Ragga und Hip-Hop zu schaffen. Das ist zu einem großen Teil gelungen.
Ob dieser „neue Musikstil“ jedem gefällt, steht auf einem ganz anderen
Blatt.

1. Analyze This

2. Ola

3. Love me now

4. Girls Them Sugar

5. Original Tune

6. Jamaica Way

7. Haters & Fools

8. Art & Life

9. 9 to 5

10. Trus me

11. Tumble

12. Some Tonight

13. The Best I Got

14. I Got a Date


Copyright Text: Ralf Weihrauch / Layout:
Dr. Igüz 2000

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