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Feature

Morgan Heritage
Rasta
Family
Bizness

In der Presse werden viele Bezeichnungen für Morgan Heritage herangezogen. Das reicht von “Kelly Family des Reggae” über “Reggaeversion of Sly and the Family Stone” und “JAH Partridge Family” hin bis zur “Royal Family of Reggae”. Eins wird dabei direkt klar: es handelt sich um einen Familienbetrieb. Und Familienbetriebe haben eine meist Geschichte. Diese beginnt in Brooklyn, New York, U.S.A. im Jahre 1992:
Denroy Morgan, Mitgründer des Reggae, enger Weggefährte von Toots Hibbert von Toots and the Maytals, verlässt Mitte der Sechziger Jahre seine Heimatinsel Jamaika, um mit 100 $ in der Tasche zu versuchen, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein Glück zu machen. Sein Weg führt ihn nach Brooklyn, wo er ansässig wird und mit den Black Eagles Rasta Vibes zum Big Apple bringt
  
Denroy Morgan 

Ein anderer interessanter Aspekt aus Denroy’s Leben ist, dass er es bisher auf  29(!) Kinder gebracht hat. Neben der bestimmt zeitintensiven Erziehung, die streng nach Rastarichtlinien durchgeführt wird, rekrutiert der Reggaealtmeister aus seiner Nachfahrenschaft die musikbegabten Kids, um mit ihnen die Reggaevibes weiterzubringen. JAH ist bei den Morgans omnipräsent.
 
Morgan Heritage wurden 1992 gegründet. Fünf Geschwister – Una, Gramps, Peter, Lukes und Mr. Mojo, alle nicht mehr als sieben Jahre auseinander begannen eine Blend aus jamaikanischen Riddims und amerikanischem R & B zu produzieren und wurden auf einen Schlag ein Publikumsrenner.

„We want to uplift people with our Music”, sagt Peter, der Mainsänger der Band. “Bei uns liegt der Schwerpunkt, im Gegensatz zu vielen anderen Acts, nicht bei Ghetto Struggles oder politischen Abrechnungen, sondern dreht sich um Roots and Culture.“ “Vieles ist einfach eine Reflektion aus unserem Leben.“ ergänzt Gramps, der Keyboarder und fügt hinzu, dass sie alle „Soldiers of the Lord“ seien und den Leuten mit ihrer Musik Vertrauen, Glauben und Stärke geben wollen. 
 
Um die Rasta Vibes intensiver, als in der Großstadt, fließen zu lassen, ging es 1993 zurück mit der ganzen Family nach Jamaika in den Parish of St. Thomas. Und die Reggaemassive auf der Insel schien nur auf Morgan Heritage gewartet zu haben. Die Akzeptanz bei den Medien, in der Musikindustrie und sogar in den Rastakommunen war enorm, die Singles der Band liefen in den Dancehalls rauf und runter und Liveauftritte auf Sunsplash und Sumfest folgten bald darauf. 

1994 wurde bei MCA das erste Album  – Miracle – von bis dato fünf veröffentlicht. Und schon bald interessierten sich auf Jamaika Produzenten, wie die Firehouse Crew oder Fattis Burrell, der auch den Bobo Dread Sizzla produziert, sowie Mafia and Fluxy für die Musik der Familie. Zusätzlich wurden fleißig innerhalb der Band und mit Papa Denroy Tune um Tune geschaffen, so dass in den folgenden Jahren der Neunziger drei weitere Studioalben der Band und jede Menge Jamaikasingles erschienen sind. 

Morgan Heritage sind jedoch erst live ein richtiger Genuß. Ein Auftritt des Quintetts ist meist geflankt mit ein paar Einlagen von Papa Morgan himself als Höhepunkt der Show und einem weiteren Morgan-Ableger - LMS, die schon in ihrer Vorläuferform The Dredz 1990 Japan rockten und seitdem die Dancehall Hip Hop Parts in der Morgan Family Show abdecken. LMS ist ein Trio, der Name kommt von Laza, Myriam und Shy Poo, es groovt allerdings nicht weniger, als die Gruppe der fünf Geschwister. 




 

Ein Konzert der Band ist immer verbunden mit vielen JAH Vibes. Eröffnet wird die Show in der Regel mit einer Nyahbinghi Drumsession und Chants to JAH. Im Anschluß lassen die Geschwister gekonnt ihre musikalischen Skills wirken: Da gibt es Pausen und Intensitätssteigerungen, das Tempo wechselt und das Publikum wird in die Tunes miteinbezogen. Wer ein Morgan Heritage Konzert gesehen hat, wird zugeben, dass diese Band mehr, als ein durchschnittlicher Reggaeact ist. Die Geschwister beherrschen lange Livestrecken meisterhaft und ziehen die Zuschauer mit viel Charisma in ihren Bann.

Die neuesten Schritte des Familienklans führen in Richtung wirtschaftliche Unabhängigkeit: Nach der Gründung des Labels „71“, back in Brooklyn, welches neben der Veröffentlichung von Morgan Music auch amerikanischen Talenten der Bereiche R & B und Reggae Chancen gibt, wurde vor Kurzem die Heritage Music Group gegründet, Chief Executive Officer ist – dreimal dürft ihr raten – Denroy Morgan. Der Papa hat immer schon darauf geachtet, seine  Familie unter Kontrolle zu halten und die Stärke, die aus der Familie kommt, hat bisher allen in ihrem Leben gut gedient. In diesem Falle ist Familybiz eben keine zweite Jackson Five Story. 

Der Text ist als Erstveröffentlichung erschienen im Sound & Vision 05/2001


Copyright Bilder: ID / Red I / Contour Music / Doc Highüz / Text / Layout: Doc Highüz 2002 Zum Seitenanfang