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Feature

Munich Rocks!
Die Münchener Reggaeszene spielt auf

Diverse: Munich Vibes (MSG Records)
Headcornerstone: Roadblock / Hot Like Fire
Dubios Neighbourhood: Souljahstice (Soulfire Records)
Jahcoustix: Tears of Happiness / Conscious Fiyah: Live Up (Split Single) 

In München steht ein Hofbräuhaus ... und noch einiges mehr! Die Vorstellung, dass München kulturell eine ausgedörrte Wüste ist, in der es außer Blasmusik und volkstümlicher Bierseligkeit keine Nischen für echte Subkultur gibt, ist natürlich auch Blödsinn. Im Gegenteil - München kann eine bunte und pulsierende Reggae-Szene vorweisen. Kein Wunder, Bayern liegt ja auch näher am Äquator als Preußen. 
 
Der vorliegende Sampler "Munich Vibes" (MSG Records) will nun auch den akustischen Beweis antreten. Los geht‘s mit Headcornerstone und ihrem schweren, tiefen „Hot Like Fire“, zum warm werden genau das Richtige. Raggabund liefern mit „Wo denn“ eine Art akustischen Ragga mit dezentem Latino-Feeling ab, Sorgente lassen mit „Oh What a Day“ die Sonne scheinen. Echter Happy-Reggae, der zur Mitte mal eben locker das Tempo verdoppelt und in flotten Ska umschwenkt, um nach einem jazzig-swingenden Intermezzo wieder zum Anfang zurück zu kehren. Jamaram singt von „Breakfast Love“ und die Roots Rockers davon, dass es so schön ist, morgens nicht aufzustehen. Geht mal arbeiten, ihr faules Pack! Nur ein Scherz, davon träumen wir doch alle, oder? Les Babacools ist mit „Diamonds“ eine Art Lovers Rock Reggae-Ballade mit Soul-Einschlag, recht interessanten Harmonien und Sinn für Melodie gelungen. Auch im weiteren Verlauf dominiert erdiger Reggae-Sound, scheinbar wird in Bayern noch von Hand musiziert, das kennen wir elektronik-verseuchten Rheinländer gar nicht mehr. Der zweite Beitrag von Les Babacools reißt uns ein wenig aus unserer rot-gelb-grünen Seligkeit und überrascht uns zunächst mit elegantem Bossa-Feeling, bevor am Schluss der funky Samba abgeht. Der Funk bleibt uns auch bei Rumfordt featuring Lobstar erhalten. So in etwa
Dr. Dre meets Sade (bis auf die Stimme). Oneness featuring Likkle Lion führen uns wieder auf den Pfad
des wahren Reggae, bevor der nicht ganz unbekante Wally Warning die CD mit dem etwas zu unentschlossen geratenen „Spiritual Love“ abschließt. 

Fazit: München hat einiges zu bieten, Reggae-Freunden sei zu gegebener Zeit ein Trip in die Stadt an der Isar ans Herz gelegt, und meine schlimmste Befürchtung, auf der CD reichlich Dancehall in bajuwarischer Mundart vorzufinden, war glücklicherweise unbegründet. Zünftig!


 
Doch noch ist der Ausflug in den Freistaat noch nicht vorbei: von der schon auf dem Sampler vertretenen Formation Headcornerstone wurde gleich die Single mitgeliefert. „Roadblock“, der erste Track, bietet energetischen Dancehall Reggae, der zweite Track „Hot Like Fire“ kommt im Groove Corporation Remix daher und lässt die Tachonadel deutlich zurückgehen. Dubbig und tief, und
für die Temperaturen momentan fast schon zu tropisch.
  
Headcornerstone > 

Schön zu sehen, dass das Format der Split-Single noch gepflegt wird. Die A-Seite gehört den Jahcoustix, die mit „Tears of Happiness“ einen respektablen Roots-Track vorlegen. Die B-Seite geht musikalisch in die gleiche Richtung, die Vocals sind jedoch etwas rougher. Wer wer wissen
möchte, kann mal bei www.munichvibes.de reinschauen.

Zu guter Letzt liegt auch noch der Longplayer „Souljahstice“ (irgendwann sollte man einmal alle 
Wortspielchen mit ‚Jah‘ oder ‚Dub‘ zusammenfassen und als Buch rausbringen) von Dubios Neighbourhood vor, ebenfalls mit zwei Songs auf dem Sampler vertreten. Die spielen Reggae
in allen Facetten, auf Deutsch und Englisch, und das nicht von schlechten Eltern. Nur manchmal
wirkt das etwas uninspiriert und runtergekloppt, und manchmal sind die Vokalisten ein Jota zu schwülstig. Ansonsten Klassenziel erreicht. Mein Favorit: „Roots Rockin“, ein Tune mit  Ohrwurm-
Qualitäten. Und ich sag beim Abschied leise Servus!


Copyright Text: Veit König / Layout: Doc Highgoods 2003 Zum Seitenanfang