RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 FAZ online 11.01.07

China – Nach Luft

ringende Städte

Von Petra

Kolonko, Peking

11. Januar 2007 

Die

chinesische Umweltbehörde hat zum ersten Mal vier Städte dazu

verpflichtet, neue, umweltverschmutzende Projekte sofort einzustellen.

Zudem hat die Umweltbehörde vier der fünf großen

chinesischen

Elektrizitätswerke auf eine schwarze Liste gesetzt, die am

Donnerstag

von chinesischen Zeitungen veröffentlicht wurde.

Der

stellvertretende Minister der Nationalen Umweltbehörde SEPA, Pan

Yue,

sagte der Zeitung „Xinjing Bao“, dass es in China noch niemals so viele

Projekte gegeben habe, die gegen die staatlichen Richtlinien

verstoßen.

Dies störe die Makrokontrolle der Zentralregierung und wirke sich

negativ auf Umwelt und Ressourcen aus.

„Die Städte

haben keine Kapazitäten mehr“

Die

vier Städte, die nach dem Willen der Umweltbehörde neue

Industrieprojekte einstellen sollen, sind die Industriestadt Tangshan

in der Provinz Hebei, die in der Kohleregion gelegene Stadt

Lüliang in

der Provinz Shanxi, Liupanshi in der Provinz Guizhou und Laiwu in der

Provinz Shandong.

„Diese

vier Städte haben keine Kapazitäten mehr, weitere

Umweltverschmutzung

aufzunehmen, und trotzdem fördern sie weiter Industrien, die viele

Ressourcen verbrauchen und Verschmutzung verursachen“, sagte Pan Yue.

Allein die Stadt Tangshan, die schon extrem verschmutzt ist, hat im

vergangenen Jahr noch 70 neue Stahlwerke gebaut, von denen 80 Prozent

die Umweltauflagen nicht erfüllen.

Umweltbehörde hat nicht

die Macht

Es

ist das erste Mal, dass die chinesische Umweltbehörde ganze

Industrien

und Stadtverwaltungen mit Strafen belegt. Die Umweltbehörde werde

neue

Projekte der Stromkonzerne erst genehmigen, wenn die alten die Auflagen

erfüllen. Ob die Städte und Unternehmen den Auflagen der

Behörde

nachkommen, ist ungewiss. Die Umweltbehörde hat nicht die Macht,

ihre

Beschlüsse auch durchzusetzen. Oft werden kritisierte Projekte

nach

kurzer Zeit wiederaufgenommen.

Die

chinesische Umweltbehörde beklagt, dass die örtlichen

Behörden und die

Unternehmen, um Kosten zu sparen, auf vorgeschriebene

Umweltschutzvorkehrungen verzichten. Dabei sind die vier Städte

und die

vier Elektrizitätsunternehmen ein kleiner Teil des Problems. Eine

Überprüfung der chinesischen Umweltbehörde ergab, dass

im ganzen Land

82 Projekte der Stahlindustrie, der chemischen Industrie und der

Stromversorger mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 14

Milliarden Dollar die Umweltbestimmungen nicht erfüllen.

Die

Umweltbehörde hat in ihrem Jahresbericht festgestellt, dass China

im

vergangenen Jahr alle seine Ziele der Umweltpolitik verfehlt hat.

Besonders dem von der Zentralregierung vorgeschriebenen Ziel, den

Energieverbrauch zu verringern, ist man nicht näher gekommen.

Tatsächlich hat nach einem Bericht der Zeitung „China Daily“ der

Energieverbrauch noch zugenommen. Mehr als die Hälfte aller

chinesischen Städte leiden unter übler Luftverschmutzung.

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