FAZ online 29.01.07 Wassermangel in Australien – Dem Luxus den Hahn abdrehen In der australischen Großstadt Melbourne kann Wasserverschwendern jetzt der Hahn abgedreht werden – von der Wasserpolizei. 140 Beamte sind seit Beginn des Jahres unterwegs, um Sünder aufzuspüren. Wer sich drei Mal beim Verstoß gegen die gesetzlich festgelegten harschen Sparmaßnahmen erwischen lässt, wird mit der drastischen Verringerung des Wasserdrucks bestraft. Der Durchfluss von zwei Litern pro Minute reicht dann gerade noch, um einen Waschlappen nass zu machen oder einen Kessel zum Kochen von Teewasser zu füllen. Aber so lange die silberne Kralle auf dem Haupthahn sitzt, der sich in Australien stets im Garten befindet und meist vom Bürgersteig aus gut sichtbar ist, muss der Wasserwüstling vom Duschen und vom Baden absehen – oder beim Nachbarn mitduschen. Damit die Bestraften nicht durch allzu unangenehmen Körpergeruch auffallen, ist die Strafe auf zwei Tage beschränkt, dann kann wieder voll aufgedreht werden – gegen eine hohe Gebühr, versteht sich. Milliardenprogramm zum Wassersparen – Knochentrocken Australien leidet derzeit unter einer enormen Dürre. Die drakonischen Strafen – es werden Geldbußen von umgerechnet 250 Euro fällig – sind nötig, um Einwohner nach der jahrelangen Dürre zum Sparen zu zwingen. Seit dem 1. Januar ist es verboten, den Rasen zu wässern und das Auto zu waschen. Nur Scheiben, Spiegel und Scheinwerfer dürfen mit einem nassen Lappen gesäubert werden. Pflanzen dürfen nur an zwei Tagen in der Woche begossen werden und auch dann nur zwischen sechs und acht Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Neue Swimmingpools dürfen nicht mehr gefüllt werden. Zudem legte die australische Regierung am Donnerstag ein Milliardenprogramm zum Wassersparen auf. Umgerechnet sechs Milliarden Euro sollen unter anderem in die Verbesserung von Wasser- und Abwassersystemen fließen, um drei Billionen Liter zu sparen, sagte Premierminister John Howard.Zudem will die Regierung die Landwirtschaft zunehmend aus dem trockenen Südosten in den Norden verlagern. Australien ist der größte Wolllieferant der Welt und der zweitgrößte Weizenexporteur. Wegen des hohen Agrarproduktion verbraucht Australien pro Kopf nach den Vereinigten Staaten die zweitmeiste Menge Wasser. Nachfrage nach privaten Brunnen Die Wasserstände in den Reservoirs, aus denen die 3,5-Millionen-Metropole Melbourne versorgt wird, fallen aber erstmal weiter. Schon in einigen Monaten werden möglicherweise noch strengere Bestimmungen gültig, die dann jegliches Autowaschen selbst in kommerziellen Anlagen verbieten würde. Ihre Gärten, auf die die Melbourner traditionell sehr stolz sind, müssten sie dann ganz vertrocknen lassen. Während über den Autowaschanlagen also schon der Pleitegeier kreist und Gärtnereien katastrophale Verluste einstecken müssen, kann sich ein Industriezweig vor Aufträgen kaum retten: Die Nachfrage nach privaten Brunnen schießt steil in die Höhe – obwohl die Lizenz zum Bohren allein umgerechnet mehr als 300 Euro kostet, pro Tiefenmeter weitere 120 Euro fällig sind und in manchen Stadtteilen 100 Meter tief gebohrt werden muss. Geschirr in einem Eimer abgewaschen Dass man auch ohne großen finanziellen Aufwand Gutes tun kann, beweist Melbournes ungekrönte Sparkönigin Val Yule. Die ehemalige Kinderpsychologin kommt mit 22 Litern Wasser pro Tag aus, weniger als einem Zehntel dessen, was ein normaler Ein-Personen-Haushalt durchschnittlich verbraucht – und trotzdem ist ihr Garten noch erstaunlich grün. Die 78 Jahre alte Rentnerin hat mehrere Eimer in der Dusche stehen, um Wasser aufzufangen, hat selbstverständlich einen Regenwassertank installiert und wäscht nur einmal am Tag ihr Geschirr ab, in einem Eimer mit Wasser, das die Sonne erwärmt hat, um auch noch Strom zu sparen, für dessen Herstellung ja auch Wasser nötig ist. Melbourne kann noch etwas lernen von der begabten betagten Sparerin. |
||
|