RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

Tagesschau online 10.02.07

Was tun gegen den Klimawandel?

Der neue UN-Klimabericht hat die drohenden

Gefahren der

Erderwärmung erneut vor Augen geführt. Es ist höchste

Zeit zum Handeln

für Wirtschaft und Politik. Aber auch jeder Einzelne kann einen

kleinen

Beitrag leisten, und wenn es – wie bei Arnold Schwarzenegger – ein

wenig unkonventionell ist.

Von Silvia Stöber, tagesschau.de

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger erzieht

seine Kinder

konsequent: Haben sie einmal vergessen, das Licht auszuschalten, dreht

er ihnen als Denkzettel für eine Weile die Glühbirne heraus.

Ein

Abgeordneter will gar allen Bürgern des US-Bundesstaates

Energiesparlampen verordnen.

Das

zeigt: Noch lässt sich etwas tun, um die Erderwärmung nicht

zur Gefahr

für die menschliche Existenz werden zu lassen, sagen Klimatologen.

Damit aber die dafür wichtige Marke von zwei Grad Celsius

nicht überschritten wird, müssten die Treibhausgasemissionen

nach

Forscherangaben bis zur Mitte des Jahrhunderts weltweit um 50 Prozent

gegenüber dem Stand von 1990 reduziert werden.

Kyoto-Protokoll nur ein Anfang

Die Reaktion der internationalen Politik auf die

alarmierenden Prognosen der Klimaforscher, das Kyoto-Protokoll

von 1997, ist dabei nur ein Anfang. Es sieht lediglich vor, dass die

Industriestaaten den Ausstoß der wichtigsten Treibhausgase bis

2010 um

5,2 Prozent gegenüber 1990 verringern. Deutschland als einer der

zehn

größten Klimasünder

hat eine Minderung von 21 Prozent zugesagt. Hier wurde 2004 ein

Ausstoß

von 884 Millionen Tonnen Kohlendioxid gemessen. Der Löwenanteil

davon,

43 Prozent, gehen auf den Energiesektor zurück, 18 Prozent auf den

Straßenverkehr und 13 Prozent auf die Haushalte.

Emissionshandel soll Anreize schaffen

Der in Folge des

Kyoto-Protokolls in der EU eingeführte Emissionshandel

zielt denn auch auf energieintensive Unternehmen wie Kraft- und

Stahlwerke, Papier-, Glas- und Zementfabriken.

Verhältnismäßig sauber

produzierende Unternehmen können CO2-Zertifikate verkaufen,

größere

Klimasünder müssen zukaufen. Ab 2008 soll der Handel mit den

Zertifikaten noch verknappt werden.

Dabei könnte die Industrie allein durch den

Einsatz bereits

existierender Technik ihren Energiebedarf um 40 Prozent senken. Das

Umweltbundesamt fordert etwa, bei der anstehenden Erneuerung von

Kraftwerken stärker auf Erdgaskraftwerke mit

Kraft-Wärme-Kopplung zu

setzen. Bei der Nutzung von Erdgas wird nur halb so viel Kohlendioxid

freigesetzt wie bei Kohle. Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung

erreichen einen sehr hohen Nutzungsgrad, da sowohl elektrische Energie

als auch Wärme genutzt werden. Die EU-Kommission hat sogar das

Ziel

ausgegeben, neue Kohle- und Gaskraftwerke so auszurüsten, dass gar

kein

Kohlendioxid mehr freigesetzt wird.

Erneuerbare Energien und Erdwärme

Neben der Atomkraft spielen in Europa auch erneuerbare

Energien eine

wachsende Rolle. Immerhin hat EU-Kommissionspräsident José

Manuel

Barroso Anfang Januar vorgeschlagen, bis 2020 Windkraft und Co.

verbindlich auf 20 Prozent auszubauen. In Deutschland beträgt der

Anteil derzeit 4,6 Prozent.

Einen regelrechten Boom erleben im Moment Erdwärmesysteme, bei

denen

Wärmeenergie der Erde zum Heizen und Kühlen von Häusern

sowie zur

Stromerzeugung genutzt wird.

Dies könnte auch potenzielle

Häuslebauer überzeugen, Passivhäuser mit

extrem geringem Energiebedarf zu errichten. Diese haben nach

Berechnungen des Passivhaus-Institutes Darmstadt noch einen Bedarf von

1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Auch

die

Sanierung bestehender Bauten hilft weiter. Dadurch könnten 60

Prozent

der Heizenergie und fünf bis sieben Prozent der deutschen

Kohlendioxidemissionen eingespart werden.

Weniger Heizen, Elektrogeräte aus!

Aber auch ohne große Bautätigkeit kann jeder

etwas tun: Im privaten

Umfeld werden etwa 70 Prozent der genutzten Energie zum Heizen

verwendet. Wird die Raumtemperatur nur um ein Grad gesenkt, sinkt der

Bedarf an Heizenergie um sechs Prozent. Das Einsparpotenzial bei

Verzicht auf die Stand-by-Funktion elektronischer Geräte ist

ebenfalls

erheblich – Leerlaufverluste machen 14 Prozent des Stromverbrauchs

privater Haushalte aus. Im Schnitt könnte jeder Haushalt

jährlich 80

Euro Stromkosten sparen, was deutschlandweit eine Minderung von 14

Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr bedeuten würde.

Sprit sparen oder Erdgas tanken

Natürlich ganz weit oben auf der Liste der

Einsparmöglichkeiten:

Wenn nicht aufs Autofahren verzichten, so doch aufs Sprit sparen

achten. Das könnte die Autobauer, auch die deutschen, davon

überzeugen,

Fahrzeuge mit weniger Spritverbrauch zu bauen.

Die Palette der Möglichkeiten

für umweltfreundlichere Autos ist groß:

von leichterer Bauweise über Hybridfahrzeuge mit Elektro- und

Verbrennungsmotoren, steuerbegünstigte Erdgasfahrzeuge und

Biokraftstoffe

bis hin zu wasserstoffgetriebenen Wagen. Letztere stehen aber noch am

Anfang der Entwicklung, da zur Herstellung von Wasserstoff noch mehr

Energie nötig ist als bei seiner Verbrennung wieder nutzbar

gemacht

wird. Daneben wird Wasserstoff in Brennstoffzellen für

Elektromotoren

genutzt.

Wenn die Politik nicht will: Selbst handeln!

Immer wieder ein Thema: Tempolimits. So forderte der

Chef des

Umweltbundesamtes, Andreas Troge, kürzlich ein Limit von 120

Kilometern

pro Stunde auf Autobahnen und erntete Ablehnung von Automobilclubs bis

hin zur Bundesregierung. Mehr Unterstützung findet die Forderung,

die Kfz-Steuer abhängig vom Spritverbrauch zu machen.

Ein weiterer Vorschlag ist die Einbeziehung der

Autoabgase in den

Emissionshandel, der bisher nur in der Industrie angewandt wird. Das

Umweltbundesamt fordert, dort auch den Flugverkehr aufzunehmen.

Auch wenn die politische Umsetzung

solcher Forderungen noch dauert,

kann man trotzdem schon etwas gegen das schlechte Gewissen etwa nach

einem Urlaubs- oder Geschäftsflug unternehmen: Bei der

Organisation

“Atmosfair” etwa kann man freiwillig für die Verursachung von

Klimagasen zahlen. Das Geld wird dann in Projekte zur Einsparung von

Treibhausgasen an anderer Stelle investiert. Aber das ist

natürlich nur

die zweitbeste Lösung.

Mail

Scroll to Top