RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 10.04.07

FORSCHER-GÄNGELUNG

Maulkorb-Preis für

US-Regierung

Zweifelhafte Ehre für

US-Präsident George W. Bush: Seine Regierung hat den diesjährigen

“Maulkorb-Preis” bekommen. Die politische Einflussnahme auf die Klimaforschung

hat den Ausschlag für die Preisverleihung gegeben.

Richmond – Mancher Wissenschaftler

wird sich diebisch freuen über diese Preisverleihung: Wegen Änderungen

an Forschungsberichten zum Klimawandel ist der Regierung von US-Präsident

Bush der diesjährige Jefferson Muzzle Award verliehen worden. Mit

dem “Maulkorb-Preis” prangert das Thomas Jefferson Center for the Protection

of Free Expression jährlich Einschränkungen der von der US-Verfassung

garantierten Redefreiheit an.

“Die Zahl der führenden

Wissenschaftler, die nach eigenen Angaben auf Regierungslinie gebracht

wurden, ist Besorgnis erregend”, sagte Robert O’Neill, Direktor des Zentrums.

Ähnliche Bedenken seien auf anderen Gebieten laut geworden. Man habe

sich aber bewusst auf den Klimawandel konzentriert, weil dort das “Eindringen”

am stärksten gewesen sei.

Das Jefferson Center verwies

auf eine Aussage von Philip Cooney. Er hatte als Stabschef des Umweltrats

im Weißen Haus mehrere Berichte von Klimaforschern so verändert,

dass der Zusammenhang zwischen Treibhausgas-Emissionen und der globalen

Erwärmung zweifelhafter erschien als von den Autoren beabsichtigt.

Cooney selbst ist allerdings Jurist und kein Naturwissenschaftler. Nach

der Aufdeckung des Skandals nahm er seinen Hut – und heuerte prompt beim

Ölkonzern Exxon Mobile an.

Cooney habe vor einem Kongressausschuss

viele seiner 181 Änderungen an drei Regierungsberichten zum Klimawandel

verteidigt, kritisierte das Jefferson Center. Er vergab auch einen Maulkorb-Preis

an das US-Verteidigungsministerium wegen verdeckter Ermittlungen gegen

friedliche Anti-Kriegs-Gruppen.

Ebenfalls unter den Preisträgern:

der republikanische US-Politiker Pete King. Er hatte Ermittlungen gegen

die “New York Times” gefordert, nachdem die Zeitung mehrere Artikel über

die Überwachung internationaler Finanztransfers durch die US-Regierung

veröffentlicht hatte. Eine solche Aktion “gegen eine Zeitung, die

wahrheitsgemäß ein Programm zur Informationsgewinnung ans Licht

bringt, ist beängstigend”, sagte O’Neill.

 

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