RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 30.03.07

JAHRESBILANZ 2006

CO2-Ausstoß in

Deutschland gestiegen

Die gute Konjunktur hat Deutschlands

Kohlendioxid-Ausstoß im Jahr 2006 um 0,6 Prozent wachsen lassen.

Ohne den rasant gestiegenen Einsatz regenerativer Energien wäre der

Anstieg noch weit deutlicher ausgefallen.

Dessau – Alle Welt redet

über die Erderwärmung, und Deutschland sieht sich gern als Vorbild

im Kampf gegen den Klimawandel. Da passt schlecht ins Bild, was das Umweltbundesamt

heute verkündet hat: Im Jahr 2006 wurde in Deutschland mehr CO2 in

die Luft gepustet als im Vorjahr. Exakt waren es 5,1 Millionen Tonnen CO2

mehr, was bei einem Gesamtausstoß von 878 Millionen Tonnen einer

Steigerung von 0,6 Prozent entspricht.

Ursache des Anstiegs war

laut Umweltbundesamt die gute Konjunktur im vergangenen Jahr. Die Emissionen

aus der Industrie legten deutlich zu: Es gab ein Plus von 4,2 Millionen

Tonnen, das sind 5,4 Prozent mehr als 2005. Einen wichtigen Anteil daran

hatten die für Deutschland wichtigen Metall- und Chemiewerke.

Den Forschern zufolge wird

mehr CO2 in die Luft geblasen, wenn die Produktion steigt. “Der europaweite

Wirtschaftsaufschwung wird den Kohlendioxidausstoß weiter erhöhen.

Wir müssen daher beim Klimaschutz zulegen”, sagte Behördenchef

Andreas Troge. Nur leicht, um 0,1 Prozent, stieg der Ausstoß von

CO2 aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl, und Gas. Darin

enthalten sind auch die Emissionen von Autos und Heizungen.

Die verstärkte Nutzung

von Wind-, Wasser- und Biomasse-Kraftwerken konnte den konjunkturbedingten

Anstieg der CO2-Emissionen um etwa elf Millionen Tonnen senken. Der Boom

in dieser Branche geht weiter: Der Einsatz erneuerbarer Energien stieg

um 13,5 Prozent.

Der Bundesvorsitzende der

Grünen, Reinhard Bütikofer, nannte die CO2-Bilanz 2006 “ein dramatisches

Warnsignal”. An die Bundesregierung folge daraus die Frage: “Wird sie angemessen

handeln oder weiter mit klimapolitischem Gerede übertünchen,

was schief läuft?”

Regine Günther, Klimaexpertin

der Umweltstiftung WWF, warnte davor, die Kohle – insbesondere Braunkohle

– zu bevorzugen. Angesichts der nationalen Politik müsse man auf Brüssel

hoffen, sagte Günther. Die EU-Emissionshandelsrichtlinie dürfe

keine Anreize setzen, Kohlekraftwerke zu bauen. Der Emissionshandel solle

kein Kohleförderinstrument werden.

Nach einem Bericht der britischen

BBC ist auch in Großbritannien der Kohlendioxid-Ausstoß im

Jahr 2006 gestiegen. Die Emissionen hätten um 1,25 Prozent zugenommen,

berichtete der Sender mit Verweis auf Regierungsdaten. Hauptgrund sei ein

Umstieg von Gas auf Kohle für die Stromerzeugung. “Trotz aller Redekunst

hat Großbritannien unter Tony Blairs Leitung keinen wirklichen Fortschritt

in der Verminderung von CO2-Emissionen gemacht”, sagte Mike Childs von

der Umweltorganisation Friends of the Earth.

 

Mail  
Scroll to Top