RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 05.03.07

KLIMASCHUTZ – Merkel will

radikalen EU-Aktionsplan

Bundeskanzlerin Merkel will

die Europäische Union auf den Klimaschutz einschwören. Einem

Zeitungsbericht zufolge soll auf dem EU-Gipfel diese Woche ein Aktionsplan

beschlossen werden – mit verbindlichen Zielen.

Berlin – Die EU müsse

eine Vorreiterrolle übernehmen, sagte Angela Merkel der “Süddeutschen

Zeitung”. Die Staats- und Regierungschefs sollten auf ihrem Frühjahrsgipfel

in dieser Woche in Brüssel verbindliche Ziele festlegen. Der Klimawandel

sei ein “ernsthaftes, lange andauerndes, globales Problem, das nicht durch

das übliche Tagesgeschäft bezwungen werden kann”.

Treibhausgase über dem

Braunkohlekraftwerk Jänschwalde: Merkel will EU-Kollegen auf den Klimaschutz

einschwören

Merkel strebt auf dem Gipfel

einen Beschluss über einen Aktionsplan an, der ihr zufolge in der

Geschichte der EU einmalig ist. Es handele sich nicht um irgendeine Absichtserklärung,

betonte sie. Darin sollen laut dem Bericht der Klimaschutz inklusive des

Energiebereichs faktisch zur europäischen Politik erhoben werden.

Das “Handelsblatt” berichtet,

der Entwurf der deutschen Ratspräsidentschaft für die Gipfelerklärung

sehe vor, dass die Industrienationen ihren Kohlendioxid-Ausstoß bis

2050 um 60 bis 80 Prozent reduzieren sollen. Die EU solle ihren Ausstoß

an Treibhausgasen bis 2020 gegenüber 1990 um 30 Prozent senken, heißt

es darin demnach weiter. Allerdings habe sich Deutschland nicht mit der

Forderung durchsetzen können, zumindest eine 20-prozentige Senkung

für alle EU-Staaten verbindlich festzuschreiben. Nun sei in dem Text

von einem EU-internen “burden-sharing” die Rede. Für Deutschland dürfte

dies dem Blatt zufolge bedeuten, dass es bis 2020 mehr als 20 Prozent seiner

CO2-Emissionen einsparen muss.

Das Thema Klima ist in der

EU höchst umstritten. Die Außenminister der 27 Staaten wollen

heute in Brüssel versuchen, einen offenen Streit beim am Donnerstag

beginnenden Gipfeltreffen abzuwenden.

Töpfer will Flugreisen

verteuern

Unterdessen gibt es neue

Vorschläge, den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Klaus Töpfer,

Ex-Direktor des Uno-Umweltprogramms Unep, fordert, Flugreisen zu verteuern.

Der Flugverkehr dürfe beim Kampf gegen den Klimawandel nicht ausgenommen

werden, da er der am schnellsten wachsende Verkehrssektor sei, sagte der

CDU-Politiker der “Frankfurter Rundschau”. Die Subventionierung müsse

daher beendet werden.

Der frühere Bundesumweltminister

schlug vor, eine Kerosinsteuer einzuführen oder die Airlines in den

Emissionshandel einzubeziehen. “Die EU sollte dabei im Alleingang vorangehen”,

da ein Abwarten auf eine globale Lösung zu lange dauere, sagte Töpfer.

Europa müsse auch hier “die Führerschaft übernehmen”. Die

Subventionierung des Flugverkehrs gegenüber Auto und Bahn, die mit

Mineralöl- und Ökosteuer belastet seien, sei ungerecht.

Töpfer lobte das französische

Modell der seit 2006 erhobenen Ticketabgabe, die in Umwelt- und Entwicklungsprojekte

fließt und vor allem Afrika zugute kommt.

Auch Bundesverkehrsminister

Wolfgang Tiefensee will die Fluggesellschaften in den Klimaschutz einbinden.

“Wir werden künftig die Landegebühren nach Emissionen staffeln”,

sagte Tiefensee der “Welt”. Bis zum Jahresende werde sein Ministerium entsprechende

Schadstoffeckwerte erarbeiten. Geplant sei ein dreijähriger Feldversuch

mit Fluglinien auf freiwilliger Basis. Für die Flugpassagiere solle

dies “aufkommensneutral” bleiben, kündigte Tiefensee an.

 

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