RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 02.03.07

Larsen-Eisschelf zerfällt

rapide

Der Klimawandel macht sich

in der Arktis derzeit am stärksten bemerkbar. Aber auch in der Antarktis

sind die Folgen der Erwärmung deutlich zu sehen. Ein aktuelles Satellitenbild

zeigt, wie sich das riesige Larsen-B-Eisschelf zügig auflöst.

Der Eispanzer hat in nur

fünf Jahren gewaltige Teile verloren

Nur wenige Tage nach seinem

Start am 28. Februar 2002 hat der europäische Satellit “Envisat” mit

seinem Advanced Synthetic Aperture Radar (ASAR) sein erstes Bild vom Larsen-B-Schelf

geschossen. Die Aufnahmen überraschten Experten, die bis heute davon

ausgehen, dass das 200 Meter dicke Schelf in den vergangenen 12.000 Jahren

stabil war. Dennoch war auf einem Bild von 2002 zu sehen, dass ein 3250

Quadratkilometer großes Stück abgebrochen war und sich zu Tausenden

kleinen Eisbergen aufgelöst hatte, die anschließend östlich

ins Weddellmeer trieben.

“Seit 2002 hat sich der drastische

Rückzug des Eises in der Region wegen des Klimawandels fortgesetzt”,

sagte Helmut Rott von der Universität Innsbruck. Das Ergebnis ist

eindrucksvoll auf einem weiteren Bild zu sehen, das “Envisat” am 22. Februar

dieses Jahres aufgenommen hat: Ein riesiges Gebiet ist aus dem Eisschelf

herausgebrochen und zu zahlreichen kleineren Brocken zerfallen.

Das Larsen-Eisschelf besteht

aus drei Teilen (A, B und C), die sich von Norden nach Süden entlang

der Ostseite der Antarktischen Halbinsel erstrecken. Klimaforscher gehen

davon aus, dass die deutlichsten Folgen der globalen Erwärmungen in

den hohen nördlichen und südlichen Breiten, also nahe den Polen,

zu beobachten sind.

Durchschnittstemperaturen

steigen schnell

Die Durchschnittstemperaturen

auf der Antarktischen Halbinsel sind in den vergangenen 50 Jahren um etwa

2,5 Grad Celsius gestiegen – und haben nach Meinung von Experten das Auseinanderbrechen

der Larsen-A- und B-Eisschelfs verursacht. Ersteres ist im Januar 1995

nahezu vollständig zerfallen.

Das Abbrechen der Eisschelfs

trägt nicht zum Anstieg der Meeresspiegel bei, weil sie bereits im

Meer treiben. Das Abschmelzen der Festland-Gletscher, die ständig

in Richtung Meer fließen und so die Schelfs speisen, sorgt dagegen

sehr wohl für höhere Meeresspiegel.

Interessant für Forscher

ist in diesem Zusammenhang die Fließgeschwindigkeit der Gletscher.

“Sie liegt acht Mal höher als zu Zeiten, in denen die Schelfs die

Gletscher gestützt haben”, erklärte Rott. Die Masse, die die

Gletscher oberhalb der zerbrochenen Eisschelf-Bereiche verloren haben,

sei für rund zwei Prozent des seit 2002 beobachteten Meeresspiegel-Anstiegs

verantwortlich. “Das zeigt die Verwundbarkeit der Eisschelfs gegenüber

der Klimaerwärmung und ihre Bedeutung für die Stabilität

der Gletscher”, betonte Rott. Es gebe jedoch Anzeichen, dass auch das Larsen-B-Eisschelf

in naher Zukunft komplett zerfallen wird.

 

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