RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 23.03.07

STATISTIK-STUDIE

Hitze-Sommer 2003 hat

70.000 Europäer getötet

Der Rekordsommer 2003 hat

bei weitem mehr Todesopfer gefordert als bislang angenommen. Einer neuen

Studie zufolge sind der sengenden Hitze rund 70.000 Menschen zum Opfer

gefallen.

Paris – Es war das erste

einzelne Wetterereignis, das seriöse Wissenschaftler in direkten Zusammenhang

mit dem Klimawandel gesetzt haben – und eine der schlimmsten Naturkatastrophen

in der Geschichte Europas: der extrem heiße Sommer von 2003, der

in einer rekordverdächtigen Hitzewelle im August gipfelte.

Die Hitzewelle soll europaweit

70.000 Todesopfer gefordert haben

Bisherige Schätzungen

gingen von 25.000 bis 35.000, spätere dann von 50.000 Todesopfern

aus. Doch selbst das ist noch viel zu niedrig gegriffen, glaubt man den

Berechnungen französischer Forscher. Ihnen zufolge sind im Sommer

2003 in Europa rund 70.000 mehr Menschen gestorben als üblicherweise

im gleichen Zeitraum. Zu den 50.000 Opfern der August-Hitzewelle kämen

20.000 weitere in der Zeit davor, die normalerweise nicht in den Statistiken

bemerkt worden wären.

Sechs Forscher aus vier Ländern

hatten in 16 EU-Staaten die Tagesdaten zur Sterblichkeitsrate bis hinunter

auf die regionale Ebene gesammelt. Zuvor habe es über die tatsächliche

Zahl der Hitzetoten lediglich Schätzungen aus einzelnen EU-Staaten

gegeben, sagte Jean-Marie Robine, Direktor des französischen Forschungsinstituts

Inserm und Koordinator der Studie, auf einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation

in Bonn. Nun liege erstmals eine verlässliche Zahl für ganz Europa

vor.

Die Rekordtemperaturen hätten

die Sterberate vor allem unter Frauen und alten Menschen in sechs EU-Staaten

dramatisch in die Höhe schnellen lassen, ohne dass die Behörden

dies sofort bemerkten, sagte Robine. Er verlangte, die Statistik künftig

täglich zu aktualisieren und die Situation zu bewerten.

In Frankreich und in Italien

starben im Sommer 2003 etwa 20.000 Menschen mehr als in anderen Jahren.

Betroffen waren aber auch Belgien, Luxemburg, Portugal und Spanien, heißt

es in der von der EU finanzierten Studie. In Deutschland sollen rund 7000

Menschen an den Folgen der Hitzewelle gestorben sein.

 

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