RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
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online 02.06.07

Bush spaltet die Welt

Der Klimavorstoß des

US-Präsidenten freut einige Regierungen und bringt Berlin in Schwierigkeiten.

VON VERA GASEROW UND JOACHIM

WILLE

US-Präsident George

W. Bush provoziert mit seinem überraschenden Vorstoß für

einen eigenen Klimagipfel eine Spaltung der internationalen Gemeinschaft.

Mit seiner selbst beanspruchten Führungsrolle bei der Bekämpfung

der Erderwärmung durchkreuzt er jetzt auch die deutsche Strategie

für den G8-Gipfel. Denn das weltweit geteilte Echo auf den Vorstoß

aus Washington deutet an, dass selbst die Geschlossenheit der EU in Sachen

Klimaschutz bröckeln könnte.

Kanzlerin Merkel begrüßte

die Initiative des US-Präsidenten sichtlich verhalten als Zeichen

von “Bewegung”. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wurde in seiner

Skepsis deutlicher. Er vermutet, die Pläne könnten “Nebelkerzen”

für Heiligendamm und ein “trojanisches Pferd” für den UN-Klimaschutzprozess

sein. Dänemark und Großbritannien lobten die Bush-Vorschläge

hingegen überschwänglich. Einen “riesigen Schritt nach vorn”,

nannte der britische Premierminister Tony Blair die Bush -Initiative, unter

Führung der USA bis Ende 2008 unter den 15 größten Klimasündern

eine Einigung zu erreichen.

EU-Kommissionspräsident

Jose Manuel Barroso und EU-Umweltkommissar Stavros Dimas gingen hingegen

deutlich auf Distanz. Die US-Pläne seien weder neu noch enthielten

sie verbindliche Klimaschutzziele. In Deutschland warnten Umweltschützer

und Politiker, der Vorstoß sei ein “gefährliches Ablenkungsmanöver”

und bedeute “massiven Rückschritt”, auf den Kanzlerin Merkel sich

nicht einlassen dürfe, sagte Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin

(Grüne) der Frankfurter Rundschau. Die USA versuchten “wesentliche

Akteure aus dem UN-Klimaschutzprozess herauszubrechen”.

Der frühere Chef des

UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer (CDU), appellierte an die G8, Beschlüsse

zum 1997 in Kyoto beschlossenen Klimafahrplan nicht zu vertagen. Der sieht

vor, dass schon im Herbst 2007 in Bali die Weichen für ein Folgeabkommen

gestellt werden sollen. Der Chef des UN-Klimareferats, Yvo de Boer, lobte

anders als Töpfer Bushs Ansage als “ehrgeiziger, als ich mir in meinen

kühnsten Träumen vorgestellt habe”.

In Regierungskreisen schwankt

man noch, ob Bushs Vorstoß eher als Brüskierung oder als Angebot

zu interpretieren ist, damit er in Heiligendamm nicht als Bösewicht

dasteht. Mit Sorge sieht man jedoch, dass die USA versuchen könnten,

vor allem Schwellenländer zu einer unverbindlichen Gegenveranstaltung

zum Kyoto-Prozess zu ködern. Bushs angekündigter Sondergipfel

könnte die Konferenz in Bali torpedieren. Eine exklusive Runde einiger

weniger werde nicht zum Ziel führen, heißt es im Kanzleramt.

Vorstöße, die am Ende nicht unter UN-Dach münden, seien

für Deutschland “nicht verhandelbar”, sagte Regierungssprecher Ulrich

Wilhelm.

Die Sorge, der völkerrechtlich

verbindliche Klima-Rahmen könnte bröckeln, wurde am Freitag bestärkt.

Nach den USA kündigte auch China eine eigene Strategie für ein

Klimaschutz-System an.

 

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