RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 19.06.07

DRASTISCHE ERWÄRMUNG

Grönlands Frühling

beginnt zwei Wochen früher

Pflanzen, Vögel und

Schmetterlinge im kargen Südosten Grönlands werden immer früher

aktiv: Für sie beginnt der Frühling zwei Wochen eher als noch

vor zehn Jahren, haben Biologen protokolliert. Sie halten das für

eine weiteres Zeichen der Folgen des Klimawandels.

Kopenhagen – “Unsere Studie

bestätigt, was viele Leute denken, nämlich dass sich die Jahreszeiten

verändern”, sagte Toke Høye von der Universität Århus.

“Und es sind nicht bloß ein oder zwei warme Jahre, sondern ein starker

Trend über ein ganzes Jahrzehnt hinweg.” Høye hat den Frühlingsbeginn

erforscht, und zwar an einem eher extremen Ort: der dänischen Forschungsstation

Zackenberg im nordöstlichen Grönland.

Das Team des Biologen hat

in einer Langzeitstudie von 1996 bis 2005 auf einer Fläche von 19

Quadratkilometern rund um Zackenberg systematisch das Verhalten von Pflanzen,

Schmetterlingen, Vögeln und anderen Tierarten protokolliert. Frühlingszeichen

wie Wachstum, Blüte oder Eierlegen verschoben sich dabei binnen des

zehnjährigen Beobachtungszeitraums um durchschnittlich 14,5 Tage nach

vorn, berichten Høye und seine Kollegen in der Fachzeitschrift “Current

Biology” (Bd. 17, S. 449). Das sei eine weitere “Frühwarnung” aus

Arktis, die für die globale Erwärmung besonders anfällig

sei.

Erst im vergangenen Frühjahr

hatten Messungen von der norwegischen Arktis-Insel Spitzbergen von sich

reden gemacht: Das Frühjahr war dort um bis zu 13 Grad Celsius wärmer

als normal (mehr…). Im Winter 2006/2007 sorgten die rekordverdächtig

milden Temperaturen für eine ungewöhnlich starke Eisschmelze,

wie Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven und des Deutschen

Zentrums für Luft- und Raumfahrt Ende März mitteilten. (mehr…)

Solche eher punktuellen Messungen

und Abweichungen sagen alleine aber noch nichts über einen globalen

Trend aus, sie könnten zufällige oder wenigstens statistisch

unbedeutende Ausreißer nach oben sein. Das Klima, die Statistik des

Wetters, lässt sich erst rückblickend mit Zeitreihen fassen.

Daten wie Høyes Messungen

sind dabei für Klimaforscher besonders wertvoll, weil sie nicht bloß

einen physikalischen Parameter (die Temperatur) aufzeichnen, sondern die

Veränderungen durch die Variation im Ökosystem. Die Biologen

präsentieren Beobachtungen von rund zwei Dutzend unterschiedlichen

Tier- und Pflanzenarten aus der kargen Gegend. Nur bei zwei Spezies konnten

sie verspätete Frühlings-Aktivitäten feststellen. Alle anderen

waren früher dran als erwartet. “Das zeigt ganz klar, dass Organismen

in der hohen Arktis stark und schnell auf Klimaveränderungen reagieren”,

schließen die Forscher ihren Beitrag.

Tatsächlich fällt

eine Veränderung von durchschnittlich 14,5 Tagen bei weitem aus dem

Rahmen: Bisherige Studien für Tiere und Pflanzen in Europa gehen von

einer vergleichbaren Veränderung von zweieinhalb Tagen (mehr…),

andere Forschungsarbeiten von etwa fünf Tagen aus.

 

Mail  
Scroll to Top