RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 26.07.07

EXTREMWETTER IN EUROPA

Waldbrände wüten

in Griechenland

Europa bleibt in der Umklammerung

der Wetter-Extreme. Höchsttemperaturen und verheerende Waldbrände

fordern Todesopfer in Griechenland und Italien, im überfluteten Südwestengland

drohen dagegen neue Regenfälle.

Athen/Rom/London – Es ist

selbst für griechische Verhältnisse ein quälend heißer

Sommer, der seit Monaten die Erde ausdörrt, die Menschen geißelt.

In Folge der Trockenheit flammen seit Wochen immer wieder Wald- und Buschbrände

auf, bislang wurden 2000 Feuer gezählt. In diesen Tagen spitzt sich

die Situation zu. Auf der Halbinsel Peloponnes waren in der Nacht Hunderte

von Menschen von etwa 100 Bränden bedroht. Ein Mann wurde getötet,

ein anderer schwer verletzt. Mehrere Feuerwehrleute wurden mit Atemproblemen

in Krankenhäuser gebracht. Bislang starben drei Menschen.

Helfer suchten in verlassenen

und ausgebrannten Häusern nach Vermissten, Hunderte von Touristen,

Mönchen aus Klostern und Kinder aus Ferienlagern mussten in vielen

Teilen des Peloponnes in Sicherheit gebracht werden, Rettungshubschrauber

sind dazu im Einsatz.

Dutzende von Städten

und Dörfern im südlichen Griechenland sind auf Grund der Wald-

und Buschbrände ohne Stromversorgung, mehr als 40 Gemeinden sind von

den Flammen bedroht. Die Hauptverkehrsader zwischen Athen und dem westlichen

Peloponnes wurde für den normalen Autoverkehr gesperrt, um der Feuerwehr

eine bessere Zufahrt zu den Bränden zu erlauben.

Das schlimmste Feuer wüte

in Aegio, eine Stadt an der Küste in der Nähe der Hafenstadt

Patras. Dort sei der Notstand ausgerufen worden. Der Bürgermeister

der Stadt Drakofou in der Nähe von Patras sprach davon, dass die Lage

außer Kontrolle sei und dass die Flammen drohten, sich Richtung Süden

auszubreiten.

Auch Italien erlebt nach

einer wochenlangen Hitzewelle die schlimmsten Busch- und Waldbrände

seit Jahrzehnten. Besonders schlimm betroffen sind die süditalienischen

Regionen Apulien und Kalabrien, wo Dutzende Löschflugzeuge gegen hunderte

Brandherde ankämpften. Mindestens zwei Menschen fielen den Flammen

bereits zum Opfer, mindestens 300 mussten sich mit Rauchvergiftungen behandeln

lassen. Der Chef des italienischen Zivilschutzes, Guido Bertolaso, sprach

von “der schlimmsten Situation seit Menschengedenken”.

Am Gargano in Apulien mussten

4000 Touristen von Campingplätzen und Hotelanlagen in Sicherheit gebracht

werden. Auf einem Strand in der Nähe des Örtchens Peschici waren

mehrere hundert Menschen von Flammen umgeben und flüchteten ins Wasser.

“Frauen und Kinder, alle haben sich ins Wasser gestürzt und sind einen

Kilometer weit gelaufen”, sagte ein Augenzeuge. Zahlreiche Camping-Anlagen

und ein Friedhof wurden zerstört, mehrere Gasleitungen explodierten.

Auch in Teilen Mittelitaliens wüteten Brände, so etwa in dem

Ort Castel Gandolfo bei Rom, wo der Papst seine Sommerresidenz hat. Es

habe sich hier um Brandstiftung gehandelt, teilte der Zivilschutz mit.

Insgesamt seien rund 60 Prozent aller Feuer mit Absicht gelegt, erklärten

Experten. Neben vielen Pyromanen seien auch Feuerwehrmänner unter

den Tätern, die sich so ihren Job sichern wollten. Die Polizei nahm

bereits fünf Brandstifter fest.

Land unter in Südwestengland

Ein ganz anderes Bild bietet

sich immer noch im Südwesten Englands, wo heute erneut mit Regenfällen

gerechnet wird, die die angespannte Situation im Flutgebiet nochmals verschärfen

könnten. Besonders die Gemeinden westlich von London, wie Reading,

Henley-on-Thames und Windsor, bereiten sich auf Höchstpegelstände

vor.

In Tewkesbury und Gloucester,

wo ein Wasserwerk geflutet wurde, bleiben 350.000 Menschen wohl noch zwei

Wochen ohne Zugang zu Trinkwasser – solange wird es dauern, bis die Schäden

behoben sind.

 

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