RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 02.09.07

KLIMA-KATASTROPHE

Weltbank bangt um Ägypten

Der Klimawandel, warnt die

Weltbank, könnte für Ägypten katastrophale Folgen haben.

Weil der Pegel des Mittelmeers steigt, sind große Teile des fruchtbaren

Nildeltas bedroht. Langfristig könnten auch die Sandstrände verschwinden,

die Jahr für Jahr Zigtausende Touristen ins Land locken.

Alexandria – “Die Situation

ist ernst und erfordert sofortige Aufmerksamkeit”, mahnt Mohamed el Raej,

Umweltwissenschaftler der Weltbank. “Jede Verzögerung führt zu

weiteren Verlusten.”

Im bedrohten Delta lebt mehr

als ein Drittel der Bevölkerung, dort wird fast die Hälfte der

landwirtschaftlichen Produkte des nordafrikanischen Landes angebaut. Das

Nil-Delta, das nur 2,5 Prozent der Fläche Ägyptens ausmacht,

ist bereits durch den Bau des Assuan-Staudamms gefährdet. Das 1970

fertiggestellte Bauwerk verhindert, dass der Strom wie seit Jahrtausenden

Sedimente in sein Mündungsgebiet spült, das sich dort anlagern

kann. Nun gibt es kein natürliches Gegengewicht mehr zur Küstenerosion,

was die Konsequenzen eines steigenden Meeresspiegels verschlimmern dürfte.

Der Staudamm habe das fragile

Ökosystem verändert, sagt der Küstenforscher Omran Frihi

in Alexandria. Wenn das Mittelmeer wie vorausgesagt bis Ende des Jahrhunderts

um 30 Zentimeter bis einem Meter steigt, würde bis zu einem Viertel

des Deltas überflutet.

Fast keine Debatte über

das Schicksalsthema

2100 könnten die Sandstrände,

die Tausende Touristen ins Land locken, verschwunden sein. Gefahr besteht

auch für die noch nicht geborgenen archäologischen Schätze

des antiken Alexandria, dessen wissenschaftliche Erschließung nicht

abgeschlossen ist.

Bei einem Anstieg des Meeres

um einen Meter müssten laut Weltbank zehn Prozent der ägyptischen

Bevölkerung umgesiedelt werden. In dem Delta wohnen bereits heute

1540 Menschen auf dem Quadratkilometer, und bis zum Ende des Jahrhunderts

dürfte sich die Gesamtbevölkerung des Landes auf 160 Millionen

in etwa verdoppeln. Auch Gebiete, die nicht überflutet werden, könnten

durch das Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser betroffen sein.

Wie fast überall in

Afrika wird der Klimawandel derzeit öffentlich kaum diskutiert, doch

dies könnte sich ändern. Die Regierung in Kairo bereitet eine

nationale Strategie-Studie vor, in denen Wege zu Anpassung an das veränderte

Klima aufgezeigt werden sollen. Das kündigte Umweltminister Maged

George an. In Alexandria investieren die Behörden umgerechnet rund

220 Millionen Euro, um die Strände mit Betonmauern zu schützen,

wie Küstenforscher Frihi sagt. An einigen Stellen wird Sand aufgeschüttet.

Der Klimaforscher Mohamed

Al Schahawi von der Umweltbehörde des Landes erklärt, die Regierung

erstelle eine Liste der am meisten gefährdeten Gebiete. “Ägypten

versucht, seine Küsten zu schützen”, versichert er: “Wir werden

die Welt um Hilfe bitten. Wir müssen uns selbst schützen. Aber

es kostet so viel.”

 

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