RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 09.10.07

 

KLIMASCHUTZ

Merkel wirbt für

globale CO2-Börse

Im Kampf für den Klimaschutz

hat Bundeskanzlerin Angela Merkel klare globale Verpflichtungen zur Einsparung

von CO2 für die Zeit nach 2012 gefordert. Merkel will einen globalen

CO2-Rechtehandel und eine weltweite Angleichung der Pro-Kopf-Emissionen

des Treibhausgases.

Potsdam – Ein neuer Klimavertrag

sei nur sinnvoll, wenn er klar vorgebe, wie der Ausstoß des Klimakillers

CO2 weltweit langfristig auf etwa zwei Tonnen pro Kopf gesenkt werden könne,

sagte Merkel auf einem Klima-Symposium von Nobelpreisträgern in Potsdam.

In Deutschland liegt der Wert derzeit bei elf Tonnen. Auf der im Dezember

bevorstehenden Uno-Klimakonferenz in Bali müsse man sich auf einen

Fahrplan für ein Kyoto-Nachfolgeabkommen einigen, sagte Merkel. Ein

Folgeabkommen des auslaufenden Kyoto-Protokolls habe nur Sinn, wenn es

klare Vorgaben enthalte.

Erneut warb die Kanzlerin

für einen globalen Rechtehandel für den CO2-Ausstoß. “Langfristiges

Ziel kann nur sein, dass sich die weltweiten Pro-Kopf-Emissionen angleichen”,

erklärte sie. Sollte sich die internationale Staatengemeinschaft nicht

darauf einigen können, seien regionale Initiativen eine Alternative.

Entsprechende Pläne gibt es etwa im US-Bundesstaat Kalifornien oder

in Hongkong.

Der Vorsitzende des Uno-Weltklimarates

IPCC, Rajendra Pachauri, unterstützte Merkels Vorschlag. Die Pro-Kopf-Emission

müsse weltweit als wesentliche Größe verwendet werden,

um eine Senkung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, sagte der indische

Ökonom. Er appellierte an die Industrieländer, die Entwicklungsländer

in den Kampf gegen den Klimawandel einzubeziehen. Es müsse schnell

gehandelt werden, sagte Pachauri. “Die Kosten einer Verzögerung sind

enorm.”

In Europa gibt es bereits

einen Handel mit Emissionszertifikaten, der aber wegen teilweise kostenloser

Zuteilungen der Rechte nur eingeschränkt funktioniert. Der Handel

mit CO2-Emissionsrechten sieht vor, dass jedes Land Zertifikate für

eine bestimmte Menge Kohlendioxid erhält. Produziert es mehr CO2,

müsste es von Ländern mit geringem Ausstoß weitere Rechte

dazu kaufen.

Friedensnobelpreisträgerin

fordert “Kohlendioxid-Gerechtigkeit”

Die kenianische Friedensnobelpreisträgerin

Wangari Maathai forderte eine “Kohlendioxid-Gerechtigkeit” zwischen Industrie-

und Entwicklungsländern. Während der Westen den Klimawandel maßgeblich

verursacht habe, müssten die armen Länder des Südens vorrangig

unter den Folgen leiden, beklagte sie. Die Ökonomin appellierte an

die reichen Länder, klimafreundliche Technologien auch afrikanischen

Ländern zu fairen Preisen zur Verfügung zu stellen.

In Potsdam diskutieren noch

bis zum morgigen Mittwoch 15 Nobelpreisträger und mehr als 30 Wissenschaftler

darüber, wie der Erderwärmung sowie ihren ökologischen und

ökonomischen Folgen begegnet werden kann. Auf der Veranstaltung soll

ein “Potsdam-Memorandum” an die Uno-Klimakonferenz in Bali verabschiedet

werden.

Am ersten Tag des Symposiums

sprachen unter anderen der britische Ökonom und Regierungsberater

Nicholas Stern, der Direktor des Uno-Umweltprogramms Achim Steiner sowie

Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Am morgigen Mittwoch wird Bundesumweltminister

Sigmar Gabriel erwartet.

 

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