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Smoke - Der Ganjaplanet

Kapitel 1 - 30

Download als Word Text 
(mit formatiertem Text und
erklärenden Fussnoten)

G A R A N T I E R T  virenfrei

 

Ja, liebe Leute, jetzt ist es soweit, ich habe 10 weitere Kapitel von Smoke – Der Ganjaplanet ins www gesetzt. Damit hat sich’s aber auch. Wer alles lesen will, der muß darauf warten, bis das Buch erscheint. Übrigens sind diese ersten 30 Kapitel nur quergelesen, sprich noch nicht in ihrer endgültigen Form. 

Noch ein paar technische Anmerkungen: 

-Ausgedruckt umfaßt der Text ca. 150 Seiten, ich empfehle für PC-User dafür eher das als Download auf dieser Seite erhältliche Word-Dokument. Es läßt sich in Bezug auf die Fußnoten leichter lesen.

-Zu den Fußnoten auf diesem html-Dokument: Sie sind durch ein hochgestelltes Dreieck gekennzeichnet. Wenn dieses mit der Maus angeklickt wird, kommt man zum entsprechenden Verweis. Ein Klick auf das der Fußnote vorgestellte Dreieck bringt einen zurück zur verknüpften Textpassage. 

-AmEnde des Textes ist eine Mailadresse, über feedback würde ich mich freuen.

Und jetzt viel Spaß bei der Lektüre des Rasta-Ganja-Science-Fiction.

1

Until the philosophy which hold one race superior and another inferior

Is finally and permanently discredited and abandoned

Everywhere is war. 

That until there no longer first class and second class citizens of any nation

Until the colour of a man's skin is of no more significance than the colour of his eyes 

Me say war.

That until the basic human rights are equally guaranteed to all, without regard to race 

Dis a war.

That until that day the dream of lasting peace, world citizenship rule of international morality will remain in but a fleeting illusion to be pursued, but never attained 

Now everywhere is war.

And until the ignoble and unhappy regimes that hold our brothers in Angola, in Mozambique, South Africa in sub-human bondage 

Have been toppled, utterly destroyed 

Well, everywhere is war, me say war.

War in the east, 

War in the west,

War up north,

War down south

Rumours of war.

And until that day, the African continent will not know peace,

We Africans will fight - we find it necessary 

And we know we shall win, as we are confident in the victory of good over evil

(Ras Tafari, 20. Jh)

Es war ein kühler Tag. Am königlichen Hofe von Punt AbabaÑ hatten sich die Menschen tief in ihre Gewänder gehüllt. Die blaue Sonne Sonne des Planeten schien durch einen Schleier von hohen Wolken und brachte dadurch nicht ausreichend Kraft auf, um die Luft in der hoch gelegenen Ebene im Krapatgebirge, seit Generationen die Heimat des königlich äthiopischen Geschlechtes der Makonnens, auf eine angenehme Temperatur bringen. 

Eine hektische Betriebsamkeit lag über der Ansammlung von Gebäuden, die sich in einem schützenden Gürtel zum zentral gelegenen Uleke des Königs gesellten. Lagerfeuer brannten, Vieh wurde in die Ställe getrieben und von überall hörte man die Befehle und Anweisungen der Aufseher an den Strom der wie Ameisen umherwuselnden Arbeiter.Kurz vor dem Aufbruchnach Green Dream, der neuen Heimat, konnte man die Anspannung der Männer und Frauen Punts förmlich als Knistern in der Luft spüren. In einer anhaltenden Welle wurden Güter aus dem Hauptgebäude geschleppt und in große Container aus Cannafaser verladen. Aus der Umgebung kamen Bauern und anderes Volk mit Handwagen, deren letzte Ernteabgaben für den NegusÑ wiederum in den großen Behälter Platz fanden. 

Die Luft roch nach Räucherstäbchen, Mist und Lagerfeuern. An der Kirche mit dem mächtigen koptischen Kreuz auf der Rundkuppel stand eine Reihe von Priestern unter ihren traditionellen Sonnenschirmen tief in ein Gespräch vertieft. Eine Gruppe von drei in weiße, wallende Kleidung gehüllten Gestalten löste sich aus der Gruppe der Kleriker und bewegte sich in bedächtigem Schritt über den offenen Vorplatz dem mit Fellen verhängten Eingang des Uleke zu. Die dort platzierte Leibwache des Königs, mächtig gewachsene Zulukrieger, schob die Tierhäute beiseite und ließ das Trio passieren, um vom Halbdunkel des sich öffnenden Raumes mit den ersten Schritten verschluckt zu werden. 

Die wenigen in der Halle des Uleke verstreuten Palmöllampen spendeten gerade ausreichend Licht, um die Umrisse einer gepolsterten Hängematte zu erkennen, in der ein hübscher, zart wirkender Teenager schlief. Die drei eingetretenen Gestalten durchquerten leise den Raum und beugten sich über den erwachenden Jungen, der durch verschlafene Augenschlitze seine Mutter Vusi und zwei unbekannte Frauen erkannte, die in die weiße, wallende Kleidung der Priesterschaft gehüllt waren. 

>>Und das soll unser hoffnungsvoller Kandidat sein, wie einige Mystix meinen?<< sagte die kratzige Stimme einer der Unbekannten. Sie zog ihr ohnehin runzeliges Gesicht in nachdenkliche Falten.

>>Ich beobachte ihn seit dem Tage seiner Geburt unter diesem Aspekt und bin mir sicher, dass er seit Generationen der hoffnungsvollste Kandidat ist, die Prüfung zu bestehen,<< antwortete seine Mutter und schob sich eine Locke ihres Haares unter das Kopftuch aus reichlich mit Goldgarn bestickter Baumwolle zurück. 

>>Laß uns beraten, wie wir die morgige Zeremonie vorbereiten, die uns einen ersten Aufschluß geben wird. Der kleine Bengel ist aufgewacht und ich will ihm nicht in der letzten Nacht vor seinem großen Tag einen Schreck einjagen, dass ihm die Furcht noch den für morgen bitter nötigen Schlaf raubt<<, sagte die kratzige Stimme. Diealte Frau verbreitete einen unverwechselbaren Körpergeruch nach muffiger Wäsche, ätherischen Ölen und Holzfeuer. 

Sie warf einen letzten Blick auf den in seiner Hängematte liegenden Teenager. >>Ich wünsche dir süße Träume, Sohn des Negus. Morgen wird hart genug für dich werden.<< Die Alte drehte sich um und gab damit den anderen das Zeichen, dass sie gehen wollte. Die Mutter strich ihrem Sohn kurz mit der Hand über die Stirn und ging dann mit den beiden anderen auf den Ausgang zu. 

Der Junge war plötzlich hellwach. Aus dem Hintergrund vernahm er die Musik der Rako. Das sich steigernde Stakkato, das die zupfenden Finger eines Spielers auf den Saiten des Instrumentes aufführten, trugen noch zu seiner nach den vorigen Minuten ohnehin erhöhten Anspannung bei. Er dachte: Was für eine Prüfung? Ist es der Traum, an den ich mich immer wieder erinnere, in dem ich eine leuchtend grüne, sirupartige Flüssigkeit trinke und dann jedes Mal mit dem Gefühl aufwache, ich hätte dadurch in unendliche Tiefen der menschlichen Entwicklung schauen können?

Er legte sich in der Hängematte in eine bequemere Position. Nicht nur der einprägende Geruch und das Charisma, das er deutlich genug gespürt hatte, besonders die Worte und wie sie von dieser alten Frau ausgesprochen wurden, waren für ihn Grund genug, um sich über den nächsten Tag Gedanken zu machen. 

Und wie sie meine Mutter behandelt hat, als wäre sie selbst eine königliche Zulukriegerin oder gar ein Mitglied unseres Hofes. 

Hat diese Prüfung vielleicht irgendwas mit unserer Übernahme von Green Dream zu tun?, dachte er. 

Es gab für ihn dort so viele neue und interessante Dinge zu entdecken. Deshalb freute er sich so sehr auf seine von dem väterlichen Planeten so verschiedene neue Heimat. ’Smoke – der Ganjaplanet’, wie die geheimnisumwobenen Bewohner ihren Planeten nennen. 

Von Clever Zulu, dem Anführer seiner väterlichen Leibwache, hatte er ein paar Informationen erfahren können. Jahrtausende hatte der Planet unter der Kontrolle der Auriten gestanden, die dessen Bewohner systematisch ausbeuteten und unterdrückten. Die letzte auritische Verwaltung von Smoke wurde beendet, nachdem Aurus die Hälfte der Bewohner des Planeten zu leeren Hüllen gescreent hatte und die Versorgung mit dem für die gesamte Milchstraße prekär wichtigen Ganja in Gefahr geriet. Die U.P.O. suchte nach einem Nachfolger für die Administration, nach einer Persönlichkeit, die wieder friedliche Zeiten auf Green Dream einkehren lassen konnte. Die Wahl fiel auf das Haus Makonnen, nicht zuletzt, weil Auriten und Makonnens schon seit Menschengedenken Erzfeinde waren und man sich erhoffte, dadurch ein schnelles Vertrauen zwischen dem neuen Verwalter und den Bewohnern des Planeten herstellen zu können. Smoke – was wird uns erwarten? Wird es, wie erwartet, das Haus Makonnen stärken, oder werden die Zweifler Recht behalten, die lamentieren, dass dies nur ein geschickter Zug der U.P.O. sei, um auf dem Planeten endlich Frieden zu haben und die ins Stocken geratene Versorgung mit Ganja wieder ins Rollen zu bringen? Und die Makonnens sollen in dieser Rolle als Katalysator des Prozesses verheizt werden?

Bekkele legte sich in seiner Hängematte zurecht und schlief wieder ein. Seine Träume wanderten durch das Universum auf einen fernen Himmelskörper. Dorthin, wo demnächst der Uleke seines Vaters errichtet werden soll. Er sah dort wild aussehende Gestalten mit Haaren wie Wolle, die auf einer Lichtung im scheinbar undurchdringlichen Dschungel unter exotischen Lichtkörpern saßen und aus bauchigen Wasserpfeifen rauchten. Er konnte spüren, dass eine Energie präsent war, die er nicht kannte. Aus dem Hintergrund erschollen spitze Schreie von unbekannten Tieren – fiep, fup, fiep, als würde man die zwei hohen Saiten der ungestimmten Rako anschlagen. 

Er wusste sogar im Traum, dass er sich nach demAufwachen an alle Details erinnern würde. Das war immer so, wenn er über seine Zukunft träumte und hat ihn schon häufiger in Verwirrung gebracht. Besteht die Zukunft aus den Träumen der Gegenwart? 

Ein Geräusch im Hintergrund ließ Bekkele erwachen. Der vertraute Geruch und die gewohnte Klangkulisse des Uleke strahlten eine immense Geborgenheit aus und gaben ihm in diesen Zeiten des Wechsels die benötigte Sicherheit und Stärke. Dennoch freute er sich auf die neue Heimat. Clever Zulu, sein Lehrer hatte erzält, dass die auf Punt so strikt gehandhabten universalen Hofetiketten in der neuen Heimat nicht so streng genommen würden, was ihm mehr Freiraum versprach. Es gab soviel zu entdecken. Smoke war im Umbruch, alles veränderte sich. Die Bewohner des Planeten hatten sich tief in die Wälder des Planeten zurückgezogen, nachdem die Auriten die Hälfte ihres Volkes im letzten Krieg durch Screens zu Untoten gemacht hatten. Keiner wusste Genaues über diese mysteriösen Wesen, die es gewagt hatten, sich gegen Aurus’ übermächtige Herrschaft aufzulehnen und sie zu bezwingen. Nicht einmal die allwissende U.P.O. konnte Informationen über die Anzahl und den technologischen Stand des Volkes der Wahren Israeliten, wie sie offiziell genannt wurden, geben. 

Smoke – der Ganjaplanet.

Er spürte, wie sich seine Muskeln vor Aufregung langsam anzuspannen begannen, zu viel Adrenalin wurde ausgeschüttet und durch seinen Körper gepumpt. Von seiner Mutter hatte er gelernt, wie man in solchen Situationen die Kontrolle über sich selbst behält. Sieben tiefe Atemzüge, bei denen das Ausatmen doppelt solange dauert, wie das Einatmen. Dabei zieht man beim Inhalieren die positive Energie an und stößt beim Ausatmen alles Negative ab. Die Wolken in seinem Geist zogen wieder ab, das Blut floß schnell, aber kontrolliert, das Bewusstseins fokussierte schärfer. 

Als Bekkele bemerkte, dass der neue Tag mit dem ersten Licht sein Antlitz zeigte, erhob er sich aus seiner Hängematte. Seine Nase roch das intensive, erdige Aroma von frisch geröstetem Kaffee, dem königlichen Getränk seit Menschengedenken. 

Die Felle am Eingang seines Raumes wurden beiseite geschoben und seine Mutter betrat den Raum. Unter ihrem weißen Kopftuch aus hauchdünn gewobenem Leinentrug sie eine von den kunstvoll geflechteten Turmfrisuren, die er so an ihr liebte. Aus ihrem vollen Gesicht war keine Information zu erahnen, während ihre tiefbraunen Augen einen feierlichen Glanz trugen. 

>>Du bist ja schon auf. Ich wollte dich gerade wecken kommen. Wie fühlst du dich heute morgen?<< sagte sie und blickte ihren Sohn dabei durchdringend an. 

>>Ja, ganz gut. Aber ich habe unruhig geschlafen. Immer wieder habe ich Träume über die Zukunft, bei denen ich spüre, dass sie mehr bedeuten, als Spiegelbilder des schlafenden Bewusstseins zu sein.<<

Bekkele beobachtete seine Mutter und bemerkte ihre Nervosität, als sie in seine direkte Nähe kam. Jedem anderen wären die kleinen Zeichen nicht aufgefallen, er aber hatte durch sie persönlich einen tiefen Einblick in das Können und Wissen der Mystix bekommen und war für das Erfassen solcher Stimmungslagen sensibilisiert worden. Sie nahm die Kleider, die sie über ihrem Arm trug und gab sie ihrem Sohn. Es war das traditionelle weiße Baumwolltuch, das von allen Makonnens getragen wurde und sich nur in der Bestickung der Borte unterschied. Sein Tuch trug einen Rand aus Ites, Gold ’n’ GreenÑ mit einem symbolisierten Löwenkopf, dem seit Jahrtausenden verwendeten Wappentier seiner Familie. 

Vom Vorhof des Uleke vernahm Bekkele das polyrhythmische Klatschen, begleitet von mehrstimmigen Gesängen einer Gruppe Frauen, dem Klang des Gesangs nach wahrscheinlich einer Gruppe von Mystix. 

>>Beeil Dich, sie rufen schon nach Dir,<< sagte seine Mutter.

>>Wer war die Frau mit der rauen Stimme heute Nacht? Mir kommt sie gleichzeitig fremd und vertraut vor. <<

>>Sie hat mich in der Lehre der Mystix ausgebildet und hat eine hohe Position im Regierungsrat der U.P.O. Wenn Du sie gleich triffst, zeige ihr soviel Respekt, wie möglich und erzähl ihr genau von diesem Zwiespalt von Vertautem und Fremden in deinen Erinnerungen. <<

>>Okay, wenn Du es sagst. Hat sie irgendwas mit Smoke zu tun?<<

>>Frag nicht soviel! Sie warten auf Dich und Du weißt, wie schnell die geringsteZeitverschwendung die Mystix nervös macht.<< Deutlich hörte Bekkele den angespannten Unterton in der Stimme seiner Mutter.

2

Bericht über die Prüfung des Bekkele Makonnen am 21. NissauÑ 974 im königlichen Uleke, Punt Ababa 

An diesem ehrwürdigen Tag haben sich die Mystix-Sondiererin Esther Achebe und 21 ihrer Helferinnen im königlichen Uleke von David Makonnen eingefunden, um dessen Sohn zu prüfen. Auf der Suche nach dem universalen RootsmanÑÑ ist die Mystix Sondierungskommission nach langer Recherche in alten Unterlagen zum Entschluß gekommen, dass das schon ewig existierende Geschlecht Makonnen der vielversprechendste Wurzelsproß auf unserer langen Suche nach den erleuchteten Pfaden des Lebens ist. 

Lamentieren werden wir, sollten wir durch die Prüfung dem Negus David von Punt Ababa seinen Sohn rauben, umso größer jedoch wird der Jubel sein, wenn wir nach unendlicher Suche endlich einen Rootsman gefunden haben, der uns hilft, die weibliche Erinnerung mit seinem Teil kollektiver Manneserfahrung zum Ganzen zu perfektionieren. 

Niedergeschrieben werden diese Zeilen von der Mystix-Registriererin Stef Crire. 

>>Gekleidet ineinem leuchtend weißen Gewand mit der Symbolleiste in den königlichen Farben und dem Symbol des salomonischen, erobernden Löwen des Stammes Juda, stand der zierlich gebaute Junge vor uns. Man konnte ihm ansehen, dass er eine Ahnung davon hatte, welche Wichtigkeit die bevorstehende Zeremonie für das Geschick der Menschen haben würde. Trotz seiner deutlich erkennbaren Anspannung wirkte Bekkele Makonnen stark, bereit und geradezu übermäßig selbstbewusst, den Test zu bestehen. 

So reichte man ihm an diesem frühen Morgen des 21. Nissau 974 das nach unseren Riten hergestellte Gemisch aus Kaffee und Ganja und schloß ihn unter der Aufsicht der 21 anwesenden Mystix- Observiererinnen an den Hirnscreener an. 

Mit Aktivierung des Gerätes kam der große Moment der Wahrheit. Wird die Menscheit in naher Zukunft über eine wahre kollektive Erfahrung von weiblicher und noch fehlender männlicher Erinnerung zur Verfügung stehen? Werden wir bald endlich die Pfade der Vergangenheit im Licht des Kompletten, des Ganzheitlichen sehen können? Werden sich männliche und weibliche Erinnerungen zu einem retrospektivem Perfektum fusionieren lassen? Welch eine Macht würde daraus erwachsen.

Gott hat uns den richtigen Weg gezeigt und in der Tat hat der Hirnscreen den Sohn des Negus weder beschädigt, noch wurden die hohen Erwartungen von uns Mystix enttäuscht. Bekkele Makonnen ist mit einem Rest an Zweifeln, die der zum festgelegten Moment gereichte, heilige Pflanzentrunk aus der Säure der männlichen Hanfpflanze beseitigen wird, der Rootsman, den wir seit unzähligen Generationen suchen. Die Inhalte seiner im Hirnscreen offenbarten Erinnerungen sprechen die deutliche Sprache unendlicher zeitlicher Tiefen. 

Die Ausbildung, die das Kind von seiner Mutter, der Mystix-Instrukteurin Vusi Nyoni, erhielt, haben Bekkele Makonnen in frühem Alter prädestiniert. Die heutige Prüfung hat unsere Vermutung unterstrichen und der heilige Trunk wird endgültig klarstellen, dass der Sohn des Negus, geboren am 14. TewetÑ 959, der neue Rootsman der Menschheit sein wird. 

Wir, die Mystic Amazons, danken dem Fluß der Zeit für dieses Ereignis, welches das Universum bewegen wird und geloben, Bekkele Makonnen zum überlieferten Zeitpunkt den Pflanzentrunk zu verabreichen.

Abschließend sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass uns eines an dem Knaben Sorge macht: Schon in seinem jungen Alter neigt er zu Verhaltensweisen eines reifen Erwachsenen. Er besitztden Instinkt, die Wahrheit, sei sie auch noch so verschleiert, in ihrem Kern zu erkennen. Kombiniert mit seiner sehr kritischen bis respektlosen Haltung gegenüber uns Mystic Amazons, stellt dies für die Zukunft unserer Gemeinschaft eventuell ein ernsthaftes Problem dar. Die Wahrscheinlichkeiten für die weitere Entwicklung des Jungen sind auf jeden Fall detailliert, insbesondere unter dem Aspekt der Machtakkumulation in seiner Person, von einem Thinkman zu untersuchen. Die Ergebnisse müssen der Mystix-Leiterin unverzüglich zur Evaluierung vorgelegt werden. 

Dokumentiert, geprüft und archiviert vonMystix-Registriererin Stef Crire.

3

Why boasteth thyself, oh, evil men

Playing smart and not being clever?

I said, you're working iniquity to achieve vanity

But the goodness of Jah, Jah I-dureth for-I-ver

So if you are the big tree we are the small axe

Ready to cut you down 

These are the words of my master, keep on tellin' me

No weak heart shall prosper 

And whosoever diggeth a pit shall fall in it.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Das hypermoderne Kontrollzentrum von Gou, der Hauptstadt des Planeten Aurus war in eine gespannte Stille getaucht. Nur in einem Nebenraum summten die Spannungswandler für die Schalttafeln der planetaren Abwehreinrichtungen von Aurus. Überall stapelten sich Speicherelemente der verschiedensten Herkunft, die ein an der Wand befindlicher Kommunikationsschacht in unregelmäßigen Abständen in die vor die Öffnung gehängte, ohnehin fast randvolle Ablage spuckte. 

Um das in die Mitte des konisch geformten Raumes projizierte Hologramm eines Planeten standen zwei Männer, die sich konzentriert Details in der dreidimensionalen Abbildung betrachteten. Die Unmenge der im Raum verteilten Bildschirmen und Kontrollämpchen tauchte die Szene in ein ständig wechselndes Zwielicht. In der Luft dominierte der elektrische Geruch von Ozon. 

Im Hintergrund saß ein abwesend wirkender junger Mann von sechzehn Jahren in einem Ergosessel aus feinster Edelfaser und lauschte halb gedankenversunken dem Gespräch der beiden anderen Männer, während er an den Knöpfen einer Konsole spielte. 

>>Das wird eine Metzelei geben, wie wir sie seit dem Verlust unserer galaktischen Macht nicht mehr durchgeführt haben. Und die blinden Makonnens haben keine Ahnung davon, was sie erwartet. Aber das bin ich unseren Erzfeinden schließlich auch schuldig. Wenn ich, Viktor Astro, Herrscher von Aurus, mir eine Gemeinheit für die Makonnens ausdenke, dann tut sie richtig weh.<< sagte der kleine und immens korpulente Mann zu seinem Gegenüber.

>> Meister, Ihr seid der Größte. Ich möchte Eure Freude an dem diabolischen Plan keinesfalls schmälern, aber trotzdem erwähnen, dass die Idee in meinem Kopf geboren und durchdacht wurde.<< Die antwortende Stimme klang merkwürdig mechanisch und ließ keine Gefühlsregung erkennen. Sie gehörte zu Karak, dem persönlichen Analytiker von Viktor Astro. Das Gesicht des Mannes erinnerte an eine Maske aus uralten Zeiten. An eine Maske, die den Tod symbolisierte: in ihren Höhlen weit zurück gezogeneAugen, die von tiefen, dunklen Rändern umgeben waren. Die aschfahle Gesichtsfarbe und seine blutrot geschminkten Lippen bildeten dazu einen krassen Kontrast. Karak erinnerte in seiner Erscheinung eher an einen Cyborg erster Güte, denn an einen Menschen. 

Astro nahm langsam den Blick vom Hologramm des Planeten und blickte sein Gegenüber eindringlich an. >>Du wirst langsam immer grossmäuliger, ThinkmanÑ. Langsam muss ich mir tatsächlich Gedanken machen, wie ich Dich ersetzen werde.<<

>>Ich weiß nicht, ob dies der richtige Augenblick ist, über meine Ablösung nachzudenken, Herr. Bedenkt, dass die Sache mit Green Dream noch nicht abgeschlossen ist. Die Affäre hat eigentlich noch nicht einmal richtig begonnen. Ich nehme allerdings zur Kenntnis, dass über meine Disposition nachgedacht wird,<< sagte er mit schmollendem Ausdruck in der Stimme. 

>>Smoke – der Ganjaplanet, wie oft hatten wir mit diesem, uns seit Urzeiten zustehenden Lehen Ärger. Aber dieses Mal wird die Einnahme durch Aurus endgültig sein, wenn Deine Analyse für die Invasion des Planeten zutriffft, Karak.<<

Der Thinkman lächelte. >>Meinen Sie, mein Weitblick sei durch den Rauch schlechten Marihuanas getrübt, Meister? Sie kennen meine Qualitäten als Thinkman über Jahre hinweg. Ich verpfände mein Leben für das Gelingen von 97 Prozent der eingearbeiteten Details.<< 

Aus dem Datenschacht fiel eine Kommunikationsfolie, die von einem auffälligen Siegel in den Farben rot, gelb und grün verschlossen war und landete auf der Spitze des Haufen in der Ablage. 

Der Thinkman durchschritt mit merkwürdig eckigen Bewegungen den Raum und nahm die Folie in seine Hand. >>Der verfluchte Makonnen hat geantwortet, Herr.<<

>>Was hat er uns denn zu sagen? Lamentiert er wieder nur rum wie üblich, mit seinem Gesülze über Gerechtigkeit und dem ganzen Getue um Recht und Würde?<<

Karak öffnete die Folie und las. >>Wie man es vom Negus kennt, ist er wieder mal reichlich frech und direkt. Ein Treffen zwischen Aurus und den Makonnens vor seiner Übernahme von Green Dream kommt für ihn nicht in Frage. Er nennt Sie einen Heuchler, Lügner und machtgierigen, kranken Menschen.<<

>>Ist das alles?<<

>>Er schreibt noch etwas von einer Vendetta, Herr. Hierfür benutzt er die alttestamentarischen Stellen aus dem 2., 3., und 5. Buch Mose – Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand und Fuß um Fuß. Der Schrieb endet mit Negusa Nagast David Makonnen von Green Dream.<<

>>Der Spinner scheint tatsächlich so was, wie einen Ehrenfimmel zu haben, wenn er Blutrache androht. Und das mit der Übernahme von Green Dream scheint ihm mächtig das Selbstbewusstsein zu stärken. << Das Gesicht des Herrschers von Aurus begann langsam, sich in immer tiefer werdenden Rottönen zu verfärben. >>Aber, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Er wird schon sehen, was er davon hat, ein Friedensangebot von Viktor Astro abzulehnen.<<

Der Thinkman kicherte in sich hinein, wie ein kleines Kind, das irgendwas ausgefressen hatte. Immer wieder genoß er es, wenn sein Herrscher außer Fassung geriet.

>>Warum blödelst du hier rum? In solch einer Situation, in der du lieber die höfische Contenance zeigen solltest? Wenn ich mir die Farbe deiner Augen angucke, hast du heute schon wieder so viel Hanf verputzt, dass ich mir langsam ernsthafte Gedanken machen muß, wie ich deinen Hunger auf dieses Kraut weiter finanzieren soll. Kommen wir jetzt zum eigentlichen Zweck unseres Treffens.<< Astro drehte sich um und schaute den jungen Mann an, der die Konversation bisher still an der Konsole mitverfolgt hatte. >> Und du, Romulus, könntest ruhig ein wenig lebhafter an unserer Planung teilnehmen. Schließlich bist du eingeladen worden, um die hohe Kunst der Kriegsführung aus erster Hand von Meistern dieses Faches zu erlernen.<<

>>Ja, Vater.<< Romulus versuchte die Genervtheit über die Art seines Adoptivvaters mit einem Ton der Demut zu kaschieren. Wenn die zwei alten Säcke doch wenigstens was Interessantes zu erzählen hätten, dachte er. Bisher war das doch alles Kinderkacke. Dieses ganze, auf irgendwelche uralte Gemetzel zurückgehende Getue zwischen den Auriten und den Makonnens, interessiert mich echt nicht.< 

>>Mir tun die Makonnens ja irgendwie schon fast leid,<< fuhr Astro fort. Bald wird Dr. Jid zuschlagen und die Familie des Negus vernichten. Hoffentlich bekommt dieser alte Sack David überhaupt mit, wer ihn und sein Gekriech auf dem Gewissen hat. Wenn es sich erst mal im Universum rumgesprochen hat, wie wir mit diesem königlichen Abschaum umgegangen sind, werden wir ein gutes Exempel dafür statuiert haben, dass mit Aurus nicht zu spaßen ist. Wir werden wieder ganz oben sein. Wir werden stark sein. Die Milchstraße wird einmal mehr unter unserer Herrschaft stehen. <<

Er drehte sich zum Hologramm und griff in die Projektion. Während er das Abbild von Punt Ababa in seiner rechten Faust zerquetschte, zischte Astro: >>Und jetzt, Karak, wird es Zeit, dass mein potentieller Nachfolger Romulus etwas über die Kriegskunst der Auriten erfährt.<<

Der Thinkman grinste. >>Die axumitische Dynastie der Makonnens wird nach dem geplanten Schlag beendet sein. Wir sind dafür gerüstet, alle Familienmitglieder auf diverse Arten umzubringen. Das geht vom Giftanschlag bis zum Unfall.<<

>>Den Jungen wolltest du mir als Beute überbringen,<< fiel ihm Astro hastig ins Wort. >>Vergiß das nicht!<<

>>Er wird Ihnen allein gehören, Meister.<< sagte Karak gelassen und dachte: Die alte Schwuchtel. Sobald der nen knackigen Teenybody sieht, dreht er ab. Nen bisschen Glok geschnüffelt und ab auf die Spielwiese. Je mächtiger und reicher, desto perverser und versauter sind sie, der Spruch trifft immer wieder zu. >>Und Sie denken an den verabredeten Preis für meinen genialen Plan, Herr?<<

>>Du willst mir doch nicht unterstellen, dass ich meine Versprechen nicht halte. Was sollen diese ewigen Nachhakereien? Du sollst deine Vusi bekommen. Was hast Du eigentlich vor mit ihr? Willst Du sie quälen, um zu sehen, was eine dieser Amazonen an Schmerz ertragen kann. Oder versprichst du dir die Erfüllung exotischer Sexphantasien?<<

Der Thinkman starrte still vor sich hin. Sein Gesicht hatte einen verbissenen Ausdruck angenommen. 

>>Was soll das alles, Vater?<< erscholl es aus dem Hintergrund. >>Ich dachte, ich soll hier wichtige Dinge gezeigt bekommen. Aber du beharkst dich nur mit deinem Analytiker. Und das auf nicht besonders hohem Niveau. Das ist doch nicht die Kunst der Kriegsführung, von der ihr mir erzählen wollt.<<

>>Jetzt hast du Romulus verwirrt,<< sagte Astro zu seinem Thinkman. >>Mach weiter mit dem Plan!<<

>>Die Makonnens werden in ungefähr einer Woche ein Schiff der Transplanet Corp besteigen und ihr erstes Domizil in Uhuru, der alten Handelsstadt von Green Dream, aufschlagen. Clever Zulu, mein werter Kollege an ihrem Hofe, hat das für sicherer gehalten, als unser dortiges Hauptquartier in Gamara zu übernehmen. Sicherlich hat seine Analyse ergeben, dass wir dort vor unserem Rückzug einige Fallen istalliert haben.<<

Astro seufzte.

>>Aber auch in Uhuru haben wir einige nette Überraschungen vorbereitet.<< fuhr Karak fort. >>Wir werden ein paar Aufstände unter den Einheimischen initiieren, die die Aufmerksamkeit und Kräfte von Davids Truppen auf sich ziehen werden. Währenddessen kommen wir mit unseren Truppen von Osten. Übrigens haben wir zwei Legionen U.P.O. Truppen vom ersten Administrator zur Verfügung gestellt bekommen. Sie werden auf Green Dream in unseren Uniformen kämpfen.

>>U.P.O. Truppen,<< dachte Astro. >>Diese Kampfmaschinen, denen in all den Kriegen noch keiner überlegen war. Da wird wohl kein Stein auf dem anderen bleiben. Auf jeden Fall haben die Makonnens keine Chance. Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass sie für den Fall ihres Unterganges keine Evakuierung mit Überstellung an einen sicheren Ort an Bord eines Transplanet Corp Schiffes ausgehandelt haben.<< 

>> Haben wir Infos darüber, ob es einen Fluchtplan der Makonnes gibt?<<

Das ist doch eigentlich sekundär, Herr. Die Hauptsache ist doch, dass wir die endgültige Kontrolle über Smoke erhalten.<<

Astro lief erneut dunkelrot an und brüllte: >>Du kleine, dekadente, hanfvernichtende Fragemaschine. Was bildest du dir eigentlich ein? Ich will die Makonnens tot sehen. Tot! Ist das klar?<<

>>Ja, Herr. Ich wollte nur ausdrücken, dass Ihnen der Vorsitz bei Skin Up ProvisionsÑ und die damit verbundenen Vorteile wichtiger sein sollten, als ein paar Liter Blut des zugegebenermaßen verhasstesten Feindes auf dem Boden des Planeten.<<

>>Du kannst Dir die unwiderrufliche Macht und das Kapital überhaupt nicht vorstellen, die derjenige hat, der die Kontrolle über diesen verschissenen Planeten besitzt.<< sagte Viktor an Romulus gewandt. >>Und das soll eines Tages alles Dir gehören, mein Sohn.<<

Romulus verstand. Das Prinzip war schließlich uralt und hat sich ewig erprobt. Wer die Kohle hat, besitzt die Macht, wer die Macht hat, expandiert sie immer mehr bis hin zum totalen Kollaps. Aurus hatte schließlich auf diesem Prinzip mehrere Epochen der Vorherrschaft im Universum aufgebaut und ist mit ihnen wieder untergegangen. Mit dem Vorsirtz bei Skin Up konnte einem nicht mal mehr die U.P.O. gefährlich werden. Besonders in dem Zustand, in dem sich diese Organisation gerade befand. Und das wird alles bald mir gehören, dachte er und ein herbsüßes Lächeln legte sich auf seine Lippen. 

>>In der Zeit, wo die U.P.O. Truppen die Stadt Uhuru in Schutt und Asche legen, werden unsere Soldaten sich um die Makonnenresidenz kümmern,<< fuhr Karak in seinem Plan fort. >>Während wir das Gebäude erstürmen, dürften David und seine Brut schon tot sein. Damit die Palastintrigen klappen, haben wir diesem Clever Zulu einen Köder ausgelegt, der ihn von Jid ablenken wird. Er wird sich auf Vusi und die Mystix konzentrieren und der vollen Überzeugung sein, die Partnerin des Königs will Davids Leben auslöschen.<<

>>Und dann?<< fragte Astro.

>>Wenn alles geklappt hat, werden Sie bei Skin Up für eine lange Zeit das Sagen haben,<< antwortete Karak. 

>>Was mehr Macht und noch mehr Kohle bedeutet,<< warf Romulus ein. Ein gieriger Blick stach aus seinen Augen, als er die anderen Anwesenden ansah. >>Und alle werden wissen, dass mit uns Auriten nicht zu spaßen ist. <<

>>So wird es sein, << sagte Astro und dachte: >> Das wäre ja gelacht. Wir sind die einzigen, die diese wichtige Welt bisher beherrscht haben. Wer soll mit den aufmüpfigen Rastas sonst umzugehen wissen? Und mit den Jiddas, die auf eigene RechnungHanf an die anderen Planeten verkaufen. Solch ein Pack braucht den eisernen Griff von Viktor Astro und nicht die verweichlichten Patscherchen eines unerfahrenen Regionalfürsten von Punt, der sich größenwahnsinnig ’Kaiser’ nennt.<< 

>>Am besten finde ich an diesem Plan, dass der liebe David genau wissen wird, wer ihn vernichtet hat, >> fügte Karak hinzu. >>Seine Erzfeinde von Aurus.<<

>>Er weiß jetzt schon, dass da etwas Dickes auf ihn zukommt. Da bin ich mir sicher.<< sagte Astro und wandte sich dem Ausgang zu. >>Wir machen an diesem Punkt Schluß für heute. Ich bin sicher, mein Sproß Romulus hat einiges erfahren können. Und auf mich warten noch ein paar LadyboysÑ in meinen Privatgemächern. Und Hunger habe ich auch. noch<< Dabei leckte er mit seiner bläuliche Zunge über die blutleeren Lippen und bleckte gelbliche Zähne in einer Fratze, die ein Lächeln darstellen sollte. 

4

Preacherman, don't tell me Heaven is under the earth.

I know you don't know what life is really worth.

It's not all that glitters is gold, half the story has never been told.

So now you see the light, stand up for your rights.

Most people think, Great God will come from the skies.

Take away everything and make everybody feel high.

But if you know what life is worth, you will look for yours on earth.

And now you see the light, you stand up for your rights. 

We sick an' tired of-a your ism-skism game.

Dying and going to heaven in Jesus' name.

We know when we understand, Almighty God is a living man.

You can fool some people sometimes,

But you can't fool all the people all the time.

So now we see the light, we gonna stand up for our rights!

So you better:

Get up, stand up! (In the morning! Git it up!)

Stand up for your rights! (Stand up for our rights!) 

(Musiker Peter Tosh, 20. Jh.)

Die Religion der axumitischen Dynastie 

Ein Vortrag von Johannes Uxxam, in seiner Funktion als imperialer Griot am Hofe von Negus Makonnen. Gehalten an der Theokratisch Solomonidischen Akademie, Punt Ababa, 7. IjarÑ 974 

Geehrte Novizen, 

ich möchte diese Gelegenheit, vor Euch zu sprechen, dafür nutzen, Euch einen Einblick in die Grundzüge der Religion unseres Negus David und somit dem Glauben von uns allen, zu ermöglichen. Zunächst möchte ich anmerken, dass die Wurzeln der orthodoxen Kirche auf eine ewig lange Tradition zurückgreifen können. 

Am Anfang der Schöpfung erklang Jehovas Wort. Den Beginn des Bundes zwischen Ihm und dem Auserwählten Volke Israels machte ebenfalls das Wort, das Moses Ohr aus Göttlichem Munde empfing. Das Wort ist mächtiger als das Schwert. Wenn Jehova sich auf der Zunge von unseren Königen David, Salomo, Jesus, Selassie und Isiah offenbarte, wurde man der göttlichen Kraft der Äußerungen gewahr. Jedes Schwert und jede Laserwaffe sind plumpe Instrumente der Destruktion verglichen mit der Wirkung, die Worte haben können. 

So war auch bei der Genese des axumitischen Geschlechtes das Wort die Macht hinter den Ereignissen. Folgte Königin MakedaÑ von AbessinienÑ nicht der Nachricht um die Weisheit des Königs Salomo? Sie nahm die anstrengende Reise von ihrer afrikanischen Heidenresidenz in Kauf, um den König Israels in seiner Weisheit sprechen zu hören. Und führten nicht die Tiefgründigkeit und Intelligenz in Salomos Worten zur Leibesfrucht Israels in der exotischen Königin? 

Makeda wollte nicht vom König genommen werden. Also musste der weise Herrscher des Gelobten Landes sich eine List einfallen lassen, denn nur zu gerne hätte er mit dieser wunderschönen Frau aus fernen Landen seinen zweihundert Ehefrauen umfassenden Hof vervollständigt. Ein Pakt wurde geschlossen. Sie war bereit, mit dem König zu nächtigen, nachdem sie ihm das Versprechen abgenommen hatte, nicht mit Gewalt von ihm genommen zu werden. Woraufhin der weise Mann seinerseits die Auflage machte, dass Königin Makeda nichts aus seinem Palast stehlen dürfte. Beide stimmten zu und zogen sich nach einem üppigen Mahl in Salomos Privatgemächer zurück und legten sich zur Ruhe, jeder in einer Ecke des Raumes. 

In der Nacht bekam die Abessinierin einen brennenden Durst. Salomo war zuvor so hinterlistig gewesen und hatte die Speisen kräftig salzen und den gereichten Wein mit Essig versetzen lassen. Makeda erhob sich, um aus einem Gefäß in der Mitte des Raumes das Labsal frischen Wassers zu entnehmen. Das war der Moment, auf der zu schlafen vorgebende König Israels gewartet hatte. Makeda hatte gegen den Pakt verstossen. Frisches Wasser war schon immer das wertvollste Gut der Menschheit. Salomo seinerseits ließ sich von seinem gegebenen Versprechen entbinden und nahm die wunderschöne Exotin für die verbleibende Nacht zur Geliebten. 

Bald darauf machte sich Makeda auf den Heimweg in ihr fernes Reich. Salomo hatte in seiner Weisheit nicht vermocht, die von ihm begehrte Königin an sich zu binden. Zu sehr war ihr Herz vom Heimweh nach dem fernen Abessinien bestimmt. Bevor sie ihren staubigen und entbehrungsreichen Weg antrat, gab der König ihr einen Siegelring. Sollte aus der nächtlichen, mit List erlangten Verbindung ein Sohn hervorgehen, dann müsse sie seinen Spross mit dem Ring als Zeichen nach Jerusalem senden. 

Es verstrich die Zeit, die eine menschliche Frucht zur Reife benötigt und Makeda gebar tatsächlich einen Sohn, der Bayna Lehkem genannt wurde und den königlichen Namen Menelik annahm. Das Kind reifte im Hochland Abessiniens heran und sein Wissensdurst um den fremden Vater wurde immer größer. Doch seine Mutter Makeda wollte ihn nicht gen Israel ziehen lassen. Eines Tages änderte sie ihre Haltung. Bevor Menelik losreiste, nahm sie ihrem Sohn das Versprechen ab, dass er aus Jerusalem an die Brüste seiner Mutter zurückkehren müsse, egal, was dort geschehe. Dann übergab sie ihm den Siegelring Salomos und entließ ihn gen Jerusalem. 

Als Menelik nach einer langen Reise an den Grenzen des Heiligen Landes eintraf, huldigten ihm die Einwohner auf seinem Wege, waren sie doch der Meinung, der König der Israeliten würde an ihnen vorbei ziehen, so identisch war der Abessinier seinem Vater aus dem Gesicht geschnitten. 

Die Nachricht um ein Ebenbild Salomos, das gen Hauptstadt zieht, eilte der Karawane voraus und der König in Jerusalem begann zu jubilieren, ahnte er doch, dass dieser Reisende das Kind von der afrikanischen Exotenkönigin sein musste. 

Die Bewohner der Heiligen Stadt füllten die Straßen, als der Äthiopier mit seinen Mannen einzog und am Königlichen Palast absetzte. König Salomo war außer sich vor Freude, als er seinem Sohn gegenüber stand. Den Siegelring als Beweis für die Verbindung der beiden Regenten benötigte er nicht zu sehen. Zu überzeugend war die Ähnlichkeit zwischen den zwei Männern. 

Salomo war von seinem Kind sehr eingenommen. Es war sein erstgeborener Sohn, und er entschloß sich, ihn zu seinem Nachfolger als König der Israeliten zu erkären.Menelik jedoch erinnerte sich des Versprechens, an die Brüste seiner Mutter zurückzukehren, egal, was auch geschehe. So bat er seinen Vater, in die Heimat zurückkehren zu dürfen. Dies stimmte Salomo sehr traurig. Aus Vaterliebe willigte er ein und beschloß,die Bitte von Makeda um eine israelitische Dynastie in ihrem Reich zu erfüllen. Menelik wurde vom Hohepriester im Heiligen Tempel zu Jerusalem mit dem Heiligen Öl zum Israelitischen König David II gesalbt.Damit wurde die heidnische Regentschaft von WeibernÑ in Äthiopien beendet, wie es dem Wunsch der letzten Königin vom fernen Punt entsprach.Um eine würdevolle Reliquie für den Gott Israels zu haben, gab Salomo seinem Sohn ein Tuch von den Abdeckungen des Heiligen Schreins aus dem Tempel der Stadt mit. 

In seiner Weisheit bestimmte Salomo obendrein, dass sein gesamter Hofstaat und seine Amtsträger alle ihre erstgeborenen Söhne als Begleitung für Menelik mitgeben müssen, damit in Abessinien ein zweites Israel wachsen könne. Die Söhne und die Väter lamentierten und wehklagten, aber was half es? Der Abschied war unausweichlich, sie mussten von ihrem geliebten Israel und ihren Angehörigen Abschied nehmen. 

So machten die Erstgeborenen einen Plan, um ihren Schmerz zu lindern. Warum sollten sie den Schein der Heiligen Mutter Zion missen, wenn sie vielleicht mitgenommen werden könne? Als Söhne der einflussreichsten Personen Israels hatten sie die notwendigen Möglichkeiten und bauten eine Nachahmung des Heiligen Schreins. Sie brachen nächtens in den Heiligen Tempel ein, um die Mutter Zion mit einer wertlosen, von ihnen gefertigten Holzlade auszutauschen. Dann versteckten sie das Heiligste der Menschheit in Tücher gehüllt bei den Waren der Karawane, die gen Abessinien ziehen sollte. 

Niemand in Jerusalem bemerkte den Schwindel. Erst als die Reisenden schon einen großen Vorsprung hatten, wurde der Hohepriester Israels des Betruges gewahr und eilte zu König Salomo. Das Wehklagen war groß, denn der König hatte in der selben Nacht einen Traum gehabt, in dem die Heilige Sonne ihre warmen Strahlen nicht mehr auf Israel, sondern auf ein fernes Reich scheinen ließ. War es das Ende des Heiligen Landes? Salomo befahl, den Verlust des Allerheiligsten vor seinem Volke geheim zu halten. Er fürchtete sich zu sehr vor den Folgen für sein Land, sollte diese Wahrheit bekannt werden. 

Eine Verfolgung Meneliks hatte wenig Zweck, denn überall, wo dem König Israelsvon der voraneilenden Karawane berichtet wurde, hieß es, dass die Gruppe sich in einer Geschwindigkeit bewege, die nie zuvor gesehen wurde. Mutter Zion hatte es eilig, an ihrer neuen Bestimmung anzukommen. Gegen ihren Willen hätte Sie sich jedoch nicht von der Stelle bewegen lassen. Der Traum von König Salomo muß eine Offenbarung gewesen sein, dass das Heiligste Israels das Gelobte Land verlassen würde. 

Zion, die preziöse Lade mit den Gesetzestexten, die Vater Mose von Jehova erhalten hat, war Israel für immer verloren gegangen. Die Erstgeborenen weihten Menelik auf ihrem langen Weg eines Tages in das Geheimnis ein. Als er dann die Lade erblickte, kannte die Freude des Abessiniers keine Grenzen. 

Menelik begründete als David II in Axum die äthiopische Dynastie Israels. Er war als Halter Zions der Wahre König der Israeliten. Die erstgeborenen Söhne Israels heirateten einheimische Frauen und wurden FellachasÑ genannt. Die Sonne Zions war südwärts gewandert und schien über ihrem neuen Territorium. 

Das axumitische Reich florierte und gedieh. Die von David II gegründete Dynastie, die Kraft eines Gebotes von Salomo immer auch König der großen antiken ReicheÑ war, hatte im Strudel der irdischen und galaktischen Jahrtausende bisher nur zwei Unterbrechungen durch die Inthronisation von Ungläubigen. Die abessinische Linie des Negus ist das älteste KönigshausÑ des Universums. 

Der wahre Glaube wurde bis heute, unverfälscht durch die Zerrspiegel der Zeit von unserer orthodoxen Kirche bewahrt. Wir sind bis heute im Besitz der ältesten und reinsten Schriften des israelitischen Glaubens irdischen Ursprungs. Und wir zeigen alljährlich auf unserer Heiligen ProzessionÑ allen Völkern der Planeten, dass wir bis heute die Lade mit den Worten Jehovas besitzen. Niemand kann die ursprüngliche Gültigkeit der Orthodoxen Universalen Kirche Äthiopiens in Frage stellen, ohne mit dem SamalyalÑ in Verbindung gebracht zu werden. 

Um meine Worte zu vertiefen und besser zu verstehen, müsst ihr das alte irdische Manuskript namens Kebra NagastÑ studieren, die Weisheit um unsere Wurzeln steht dort in bildreichen Details niedergeschrieben. 

5

>>Jetzt hast Du es hinter dir, Vusi, << sagte die alte, runzelige Amazone. >>Für dich war es bestimmt nicht so schlimm, wie für den Kleinen.<< 

Bekkele hatte seinen Hirnscreen ohne irgendwelche Schäden überstanden. Mittlerweile waren die Schatten, die Punts Sonne über den Uleke warf, lang geworden. Der Tag schickte sich an, vomdunklen Gewand der Nacht zugedeckt zu werden. Bekkele hatte sich in zu seiner Regenerierung nach dem Test in die Kirche zurückgezogen und die 21 Helferinnen der Mystix-Sondiererin befanden sich im königlichen Hof, um dort ihre Abendspeise einzunehmen. Die zwei Frauen waren allein. 

Vusis Gedanken reisten in ihre Vergangenheit zu einer Zeit, als sie selbst in Bekkeles Alter die schmerzhafte Prüfung ablegen musste. ... bestimmt nicht so schlimm..., dachte sie. Ich habe an unserer Schule auf Mali Nova selbst gespürt, wie stark der Schmerz eines Screens in Verbindung mit dem Trank ist. Das ist mit einem Screen unter normalen Bedingungen gar nicht vergleichbar. 

>>Warum musstest Du dem Negus auch einen Sohn gebären, wenn Dir von uns eine Tochter aufgetragen war?<< unterbrach Esther den Gedankenfluß. >>Hättest Du ein Mädchen zur Welt gebracht, könnten wir den drohenden Krieg verhindern, indem wir die Häuser Makonnen und Astro verheiraten würden.<< 

>>David hat sich sehnlichst einen Thronfolger gewünscht. Du weißt doch selbst, daß die axumitische Dynastie ansonsten beendet wäre, weil nach dem Wunsch von Makeda und dem Erlaß von Salomo keine Frauen den Thron der abessinischen Theokrathie besteigen dürfen.<< 

Die alte Frau schaute Vusi grimmig an. >>Verstehe ich Dich richtig?<< fragte sie. >>Du stellst die Ziele einer Monarchie, egal wie alt und bedroht sie auch sein mag, über die Prioritäten, die du als Mystix beachten musst? Jetzt wirst du deinen Preis bezahlen müssen. Die von dir in deinem Soloprojekt protegierte Linie ist nach unseren Analysen möglicher Szenarien höchstwahrscheinlich sowieso am Ende. Hinzu kommt der Verlust der Lebenskraft und des Wissens derjenigen, die den drohenden Krieg um Green Dream nicht überleben werden.<< 

>>Was weisst Du über das Schicksal meiner Familie?<< fragte Vusi mit ängstlichem Gesichtsausdruck. 

>>Wir haben in die Tiefen der Historie geblickt und unsere besten Thinkmen die Problematik zerlegen lassen. Es wird auf Green Dream nicht einfach für die Makonnens werden. Vielleicht können wir Bekkele retten. Unsere Clerix waren vor geraumer Zeit auf dem Planeten und haben einen möglichen Ausweg für den Jungen vorbereitet. 

Das Problem ist, dass der Hanfkrieg in den Strukturen der Menschen tiefe Spuren hinterlassen hat. U.P.O., Skin Up und Transplanet Corp haben alle eine höllische Angst, einmal mehr ohne Ganja wie ein Schmetterling hilflos der Strömung der Zeit ausgesetzt zu sein. Das Cannabis von Green Dream ist einfach viel zu wichtig.<< 

>>Skin Up Provisions,<< zischte Vusi. >>Diese Verbrecher haben bestimmt einen Plan bereit, uns auf Smoke das Leben schwer zu machen. Die Auriten haben noch viel zu viel bei denen zu sagen.<< 

>>Natürlich ist Skin Up durch und durch konservativ und profitorientiert strukturiert. Das ganze Prinzip der Organisation beruht auf dem alten irdischen Prinzip des Shareholder Value. Wenn man sich die BesitzverhältnisseÑ in der Firma anguckt, sieht man ziemlich klar, was in der Zukunft auf die Menschheit zukommen wird. << 

>>Skin Up und Aurus. Wie soll sich mein Negus gegen diese starke Bande durchsetzen können?<< seufzte Vusi. 

>>Kind, ich kenne dich jetzt schon so lange. Ich war deine Instruktorin und liebe dich, wie meine eigene Tochter. Du tust mir echt leid, aber einiges hast du dir selbst eingebrockt und jetzt musst du die Suppe nun mal auslöffeln. Unsere letzte Hoffnung, und das gilt für die Weiterexistenz der Makonnens, wie auch für die der Mystix, ist Bekkele. Vergiß nicht, dass ich mich mit ihm noch über seine Träume unterhalten muß. Das kann sehr wichtige Informationen hervorbringen.<< 

>>Ich lasse ihn rufen.<< sagte Vusi und ging an die Tür, wo ein Krieger der Leibwache ihre Order entgegennahm. 

Ein paar Minuten später betrat Bekkele mit einem zugeknöpften Gesichtsausdruck den Raum, in dem die zwei Frauen auf ihn warteten und nahm in einem leeren Ergosessel bei den Frauen Platz. 

>>Junge,<< begann Esther. >>dir mag all das, was heute mit dir passiert ist, sehr fremd vorkommen. Wir Mystix sind schon ewig auf der Suche nach dem Rootsman, der seine Erinnerung mit unseren zur Vervollkommnung bringt. Die zwei Symbole Drei und Vier stehen für die Geschlechter. Allein für sich machen sie keinen Sinn, nur zusammen ergeben sie die angestrebte Zahl SiebenÑ, die für Perfektion, Gesamtheit und Göttlichkeit steht.Du kannst vielleicht helfen. Viele haben die noch bevorstehende finale Prüfung vor dir versucht, keiner hat sie überlebt. Du bist allerdings der seit Generationen aussichtsreichste Kandidat und wir setzen viel Hoffnung in dich. Aus diesem Grunde muß ich Dich jetzt auch nach Deinen Träumen fragen.<< 

>>Ich kann mich an alle meine Träume erinnern. Da sind so viele, intensive Bilder in meinem Kopf<< meinte Bekkele. >>Die meisten sagen mir allerdings nichts, ich empfinde sie nur als Bilder, die mein Bewusstsein in meinen Schlaf reinprojiziert..<< 

>>Erzähl mir doch von dem Traum, den du in der vergangenen Nacht hattest.<< hakte die Amazonen-Instrukteurin nach. 

>>Ich saß mit einem Mädchen in meinem Alter auf der Terasse eines Hauses. Sie war sehr hübsch, auch wenn ihr Haar sonderbar verfilzt war, die Frisur machte sie um so anziehender. Auffällig an ihr war, dass ich in ihren Augen kein Weiß erkennen konnte. Es sah mehr so aus, als hätte sie zwei funkelnde Rubine im Gesicht. Die Augen schienen aus sich selbst heraus zu leuchten und es fiel mir sehr schwer, meinen Blick von ihrem zu trennen. Wir sprachen lange und intensiv zusammen und an einem Punkt sagte ich zu ihr, dass ich auf Punt eine Mystix-Sondiererin traf. Dann habe ich ihr von dem heute stattgefundenen Screentest und der gesamten Situation hier erzählt.<< 

>>Hast du oft solche Träume, in denen Du siehst, was kommen wird?<< fragte die Alte erregt. 

>>Ja.<< 

>>Das bedeutet, dass du wahrscheinlich Zugang zur Akaschischen EbeneÑ, unserer aller gesammelte Erfahrungen, hast.<< 

>>Ich weiß noch mehr aus anderen Träumen. Zum Beispiel, dass das Mädchen in meinem Leben noch eine wichtige Rolle spielen wird. Ich werde sie ganz sicher auf Smoke treffen und viel Zeit mit ihr verbringen. << 

>>Erzähl!<< 

>>Es ist drückend und heiß. Die Situation ist längst nicht so entspannt, wie in dem anderen Traum. Ich spüre die starke Anspannung in ihr. Sie hat vor irgendwas Angst etwas bedrückt sie. Plötzlich sagt sie: >Erzähl mir von Deiner Heimat, Inkulu.< ’Inkulu’ - ich bin mir nicht sicher, ob das Wort das verlassene Punt bezeichnet oder sie vielleicht mich damit gemeint hat. Der Name jedenfalls war mir in einer rätselhaften Art vertraut. Trotzdem konnte ich ihn nicht einordnen. Um ihr etwas von der Anspannung zu nehmen, drückte ich das Mädchen an mich und ein angenehmer Geruch von Kokosnuss und Hanf stieg in meine Nase. Ich erzählte ihr von der Schönheit der blauen Sonne Punts, von unserer Residenz im Krapatgebirge, von unserer uralten Kultur, von Mutter Afrika, aus der wir stammen und vom Hofleben der Makonnens, den Traditionen unseres Hauses.<< 

>>Er könnte tatsächlich der Gesuchte sein.<< murmelte die Amazone sichtbar ergriffen in sich hinein. 

>>War’s das?<< fragte Bekkele ungeduldig und wollte aufstehen. 

>>Willst du denn nicht noch mehr über den Rootsman erfahren?<< stoppte ihn seine Mutter. >>Was in dieser Beziehung noch auf dich zukommen wird?<< 

>>Ganz ehrlich, Mutter. Wir stehen kurz vor der Übernahme von Smoke. Jeder am Hof munkelt, dass die verfluchten Auriten dem Negus einen heißen Empfang bereiten werden. Für mich sind solche Dinge, wie ’Rootsman’ im Augenblick etwas zu abstrakt, als dass ich mich richtig darauf einlassen könnte. Bitte versteh das, ich bin einerseits unheimlich neugierig auf den Planeten und habe andererseits eine ziemliche Angst davor, was auf uns zukommen wird. Da ist einfach kein Platz mehr für andere Sachen.<< 

Esther fiel ihm ins Wort: >>Junger Mann, jetzt mal ruhig. Wir verfügen über Informationen, bei denen du mit deinen lächerlichen Visionen noch lange nicht mithalten kannst. So hart es klingt, aber dein Vater ist auf Smoke verloren. Er wird die Übernahme des Planeten nicht überleben. Vielleicht, mit viel Glück, wirst Du gerettet.>> 

Man sah Bekkele an, wie getroffen er war. Er konnte sichvor Erregung kaum noch in seinem Sessel halten. Nur der Erziehung seiner Mutter hatte er zu verdanken, dass er sich mit der erlernten beruhigenden Atemtechnik weiter im Griff hatte. 

>>Ist ja schon gut, Junge.<< Ich werde Euch jetzt verlassen, weitere wichtige Termine für die Regie des universalen Menschentheaters warten auf mich.<< Die Sondiererin wandte sich an Vusi: >>Ich verzeihe dir deinen Fehler. Sieh zu, dass der Junge am Leben bleibt und in unserer Tradition erzogen wird. Er hat mir heute einige vielversprechende Verhaltensweisen gezeigt. Aus ihm kann etwas Großes werden, wenn er den Konflikt um Green Dream überleben sollte.<< 

Die alte Frau stand auf, rückte sich ihr Kopftuch zurecht und nickte den zweien noch einmal kurz zu. Dann ging sie in die zwischenzeitlich eingebrochene Nacht hinaus. 

6

They would do anything to materialize their every wish.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Bling Blang Blong >>Du hast Probleme mit der Libido? Keinen Bock mehr auf nen richtigen Fick? Irgendwie ist dir wichtiger, deine Ruhe zu haben, als dich mal wieder richtig auszutoben? Kurz: dein Liebesleben ist tot?

Dann kennst du noch nicht die brandneuen Stimulholos von DeeVa Care. Wir haben es geschafft, eine Technologie zu entwickeln, die Eure Sinne sprengen wird. Endlich wieder Spaß und Orgasmusgarantie mit unserem neuesten Gespielenmodellen Sensual She, Sensual Man und Sensual Flex. Da ist garantiert für jeden noch so abgefahrenen Geschmack etwas dabei. Und für die ganz Heissen unter euch gibt es über DeeVa Prime ab sofort einen Duft- und Animationskanal, den ihr zu euren Privatholos aktivieren könnt. Satisfaction guaranteed! Mehr Infos zu den Sensual Produkten bekommt ihr immer wieder im laufenden DeeVa Programm.<<

Bling Blang Blong. Es ist acht Uhr Standardzeit. Aus aktuellem Anlaß senden wir ein Special über den Planeten Green Dream im Sternenbild des Paradiesvogels. Durch die Sendung führt unser beliebtes Holo Patpaat. Eine Produktion von DeeVa HolovisionÑ

>>Hallo Milchstraße, willkommen bei DeeVa Holovision. Mein Name ist Patpaat und in den nächsten zehn Minuten werde ich Euch durchs Programm begleiten. Der Planet Green Dream ist wahrscheinlich jedem menschlichen Wesen im Universum ein Begriff. Dort wird das für das Fortbestehen und die Entwicklung des Sternenmenschen extrem wichtige Marihuana angepflanzt. Ich möchte heute damit beginnen, die Geschichte des Planeten und seine Entwicklung vorzustellen. Und es wird einen Ausblick auf die bevorstehende Übernahme der Verwaltung durch die Makonnens vom Planeten Punt Ababa geben. Wir haben dazu ein paar kurze Einspieler und dann gibts noch zwei Interviews, bei denen die beteiligten Parteien zu Wort kommen werden. 

Bevor es losgeht, machen wir noch eine kurze Unterbrechung. Wir sehen uns gleich wieder.<< 

Bling Blang Blong >>Eine Welt, mehrere Welten, das Sternensystem, die Galaxie. Der Mensch kennt in seiner Natur keine Grenzen. Unsere Vorstellung ist das Ende aller Dinge. 

Wir haben viel erreicht. Aber wo wären wir ohne die feinen Cannabisprodukte, die wir jeden Tag in unserem Leben brauchen? Stellt euch eure Welt ohne die Produkte von Skin Up vor: keine jugendlich frisch machenden Highs, keine Fasermöbel, keine selbst regenerierenden Unterkünfte, keine Energie. Dafür Krankheiten, riskante Raumflüge, eine Lebenserwartung wie zu Zeiten der guten, alten Erde. All die tausend Dinge, die wir plötzlich schmerzlich vermissen würden. Wir hätten ein Leben, das uns bestimmt nicht mal halb so viel Spaß machen würde, wie mit unserer gigantischen Palette an Produkten.

Wir von Skin Up möchten, dass es euch allen gut geht. Deshalb: traut keinem unlizensierten Dealer und kauft nur Skin Up Produkte. Denn nur wir garantieren die beste Verarbeitung. Wer von Skin Up kauft, erwirbt eine immer auf gleich hohem Niveau bleibend gute Qualität. Übrigens geht ein Prozent des Verkaufspreises direkt in den Kampf gegen die Hanfschmuggler, die das Universum mit ihrem schlechten und gesundheitsschädlichen Stoff überfluten.<<

Bling Blang Blong >>Hallo, hier sind wir wieder mit der Story um die Übernahme von Green Dream durch die Makonnens. Ein Special von DeeVa Holovision. 

Beginnen möchte ich mit der Geschichte des Planeten. Im Jahre 2437 entdeckte ein während der Wirren des Eugenischen Krieges ins Sternenbild des Paradiesvogels verschollenes Raumschiff den Planeten. Für die Besatzung war der Himmelskörper in ihrer Situation die letzte Rettung. Sie hatten fast all ihr Wasser dem Antrieb des Schiffes zugeführt und es gab so gut wie keine Nahrungsreserven mehr an Bord. Die Soldaten richteten sich auf dem einzigen Kontinent des erdähnlichen Planeten ein, denn eine Rückkehr zur Zivilisation war mit dem beschädigten Turbo für Überlichtgeschwindigkeit nicht möglich. Wie uns die aufgefangenen Notrufe und das per Hyperfunk übertragene Logbuch des Kapitäns Nkululeko Abebe mitteilen, gab es unter der Besatzung zu wenig genetische Vielfalt, um den Planeten mit Menschen zu besiedeln. Abebes Mannschaft richtete sich darauf ein, entweder von anderen Raumfahrern gerettet zu werden, oder innerhalb weniger Generationen ausgestorben zu sein. Während der Wirren des Krieges geriet die Mannschaft tatsächlich in Vergessenheit, so dass nie eine Rettung der auf einem Felsen in der galaktischen Weite gestrandeten Menschen unternommen wurde. 

Dauerhaft besiedelt wurde Green Dream erst während der Völkerbewegungen gegen Ende der Galaktoaurischen Kultur,in der Mitte des 5. Jahrtausends, im Jahre 4621. Die Pioniere bestanden aus zwangsumgesiedelten Rastafarians. Sie mussten ihren ursprünglichen Planeten wegen der Entdeckung umfangreicher unterirdischer Wasservorkommen, die Aurus auszubeuten beabsichtigte verlassen. 

Die Randlage des Planeten weit ab von Handels- und Tranferrouten, machte ihn für den Rest der menschlichen Zivilisation ziemlich uninteressant. Das änderte sich schlagartig, als im Jahre 5328 die außergewöhnlichen Eigenschaften des von den Rastas nach Green Dream mitgebrachten Marihuanas entdeckt wurden. Eine damals kleine Entdeckung, die riesige Veränderungen für die Menschheit mit sich brachte. 

Der Planet rückte von der völligen Peripherie ins grelle Schlaglicht der Sterne. Die U.P.O. begann, Beobachter nach Green Dream zu schicken und nach einem Verwalter für die sich entwickelnden Hanfgeschäfte zu suchen. 5344 wurden die Auriten als erste Lehnsherren von Green Dream bestimmt. In enger Zusammenarbeit mit diversen Handelskompanien kümmerten sie sich um die galaxieweite Distribution der Cannabisprodukte des Planeten. Seitdem ist der Planet zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor in der menschlichen Sphäre besiedelten Himmelskörper geworden. Jetzt soll Green Dream zum ersten Mal nicht mehr von Aurus verwaltet werden. 

Dazu möchte ich einen Einwohner des Planeten, einen Rasta Elder, zu Wort kommen lassen, der Euch die Geschichte von Smoke, wie sie ihre Heimat nennen, aus seiner Sicht erzählen wird.<< 

>>Ites universe, ich begrüße euch im Nahmen des Most High JAHÑ. Mein Name ist Jakob Hill und ich bin von Patpaat gebeten worden, Euch zu erzählen, wie Babylon, die Hure kam und unseren Planeten in die Verwirrung gestoßen hat. I’n’I Bredren sind schon mehrfach von Babylon verschleppt worden, zuletzt auf diesen lieblichen Planeten. Aber wir müssen JAH verärgert haben, denn er bestrafte uns in unserer neuen Heimat erneut. Die Harmonie der Bredrens und Sistrens war vorbei, als Babylons Forscher kamen um unser Ganja und unsere Kultur zu untersuchen. Diese weisen Männer waren damals über das, was sie rausfanden, sehr verblüfft. Typisch für das System Babylon war, dass sie hingingen und sofort begannen, ihre Profite aus unserem Knowledge und unserer Kultur zu ziehen. Die Rasta Bredrens und Sistrens wussten sich nicht zu wehren. Die Prophezeihung einer erneuten jahrhundertelangen Sklaverei durch Babylon bewahrheitete sich. So kam es dass JAH Children einmal mehr für Jahrhunderte zur Bereicherung der restlichen Menschheit beigetragen hat. Ohne selbst einen Anteil daran zu haben. Denkt eigentlich irgendwer einmal an eine Kompensation für all das Leid, das uns Menschen der Wurzel Israel angetan wurde? Babylon saugt schon jahrhundertelang.Bis es eines Tages zuviel wurde und wir friedlichen JAH Warriors aufgestanden sind, um die Ketten zu sprengen. Doch der Preis, den wir für die Vertreibung der Hure gezahlt haben, war ein hoher. Aber ohne eine Unterstützung der Dreads durch heuchlerische babylonische Schwestern, wie der U.P.O., wäre unser Blutzoll wohl noch höher ausgefallen. Um uns unsere heiligen Geheimnisse zu entreissen, haben die Söldner des verrottenden Weibs Unzählige unseres Volkes auf ihre Apparate gesetzt. Sie haben ihnen ihre Ka entrissen und sie in ihrer unendlichen Ignoranz in den tiefsten ScheolÑ geschickt. Bis heute betet unser Volk in gemeinsamen Zeremonien für die Wiedervereinigung mit den verlorenen Seelen der Kriegsopfer. 

Jetzt hat uns der Zuhälter der Hure einen neuen Unterdrücker geschickt. Die Rastafarians von Smoke sind gespannt. I’n’I hören, dass der Neue seine Wurzeln im Gelobten Land Afrika hat. Das lässt I’n’I Hoffnung schöpfen, ein dunkles Kapitel beendet zu haben. Ich kann den Makonnens nur sagen: Better must come, ansonsten werden sich alle Versuche, I’n’I zu kontrollieren scheitern. Und die Söldner des Systems werden den Durst unserer Warriorsoul löschen müssen. Babylon ago bun. JAH is I-verliving I man say.<<

>> Eine Stellungnahme des Rastaelders Jakob Hill von Green Dream. In den auf die Erstbesiedlung folgenden drei Jahrtausenden wurde das Schicksal des Planeten vom fernen Aurus im Muttersystem Sol kontrolliert. Nachdem die Jiddas einen Rastafarians namens Isiah I als neuen Messias anerkannten, gab es eine massive Investitionswelle von jaiddaischem Kapital auf der fernen Welt. Sie sollte von einem häßlichen Schlag gegen dieses Volk abrupt beendet werden. Aurus ging milchstraßenweit geziehlt gegen jiddaische Einrichtungen, Siedlungen und Planeten vor. Die Jiddas von Green Dream wurden in dem Pogrom fast komplett ausgelöscht. Auch den Rastafarians wurde wegen ihrer Nähe zu den Jiddas übel mitgespielt. Aurus hat die spirituelle Nähe zwischen Jiddas und Rastafarians als Bedrohung interpretiert. Die Repressalien der Planetenverwalter gegen die Bevölkerung waren extrem hart. Im Jahre 8144 erklärten die Rastafarians daraufhin einen Armageddon gegen Aurus. Innerhalb von vier Jahrzehnten war die einstmals galaxieweit herrschende Macht durch die furchtsam aussehenden Krieger von Green Dream in einem Guerillakrieg planetenweit zermürbt und aufgeriebn. Noch schlimmer war, dass die Marihuanaproduktion in dieser Epoche fast zum Stillstand kam. Die Reserven waren nach einigen Jahren aufgebraucht und der Zivilisation drohte eine immense Regression. Als die U.P.O. Beobachter die Lage klar sahen und sehr spät Alarm schlugen, musste der Erste Administrator ad hoc handeln. Er entband die Auriten mit sofortiger Wirkung von ihrem Lehen. Seit Anfang des Jahres 8188 ist das Königshaus Makonnen vom Planeten Punt Ababa als neuer Statthalter auf Green Dream eingesetzt worden. Ihr Herrscher, Negus David wird als erfahrener und gerechter Diplomat beschrieben, der, wenn es nötig ist,auch hart durchgreifen kann. Die Menschheit hofft, dass der Planet unter seiner Regie jetzt wieder zur Ruhe kommt. Die Lagerplaneten dürften dann bald wieder volle Bestände mit Hanfprodukten vermelden können. 

DeeVa Holovision hatte die Möglichkeit zur Übernahme ein Statement der neuen Verqwaltung zu bekommen. Wir sprachen gestern mit Clever Zulu, dem Thinkman von David Makonnen:<< 

>>DeeVa: Herr Zulu, vielen Dank, dass sie sich ein paar AugenblickeZeit für unsere Fragen nehmen. Ihr Negus steht kurz vor der Übernahme von Green Dream, den man als den Schlüsselplaneten im Universum bezeichnet. Denken Sie, dass die in ein paar Tagen bevorstehende Ablösung der Auriten vor Ort problemlos ablaufen wird?

Zulu: Vielen Dank Patpaat, dass unser Haus hier sprechen darf. Schon im Vorfeld gab es die ersten Versuche der Auriten, uns um den von der U.P.O. zugewiesenen Planeten zu bringen. Sie boten uns ein Treffen zwischen Makonnen und Astro an, das offensichtlich als Falle zur Ermordung von Negus David geplant war. Unsere Antwort lautete, für jeden von den Auriten getöteten Makonnen Blutrache zu nehmen. Ich habe die Wahrscheinlichkeiten der Zukunft bezüglich eines Krieges auf Green Dream analysiert. Dabei sehe ich eine sehr hohe Möglichkeit, dass leider viele Makonnens während der Übernahme fallen werden. Einige Dinge beunruhigen mich ganz besonders. Es gibt eine bedrückende Konzentration von Transplanet Corp Schiffen im System von Green Dream und ich bin mir nicht sicher, ob sich die Gesellschaft an die Regel hält, keine Truppen oder Kriegsgeräte zu transportieren. Das Durchführen kriegerischer Konflikte mit Ausnahme des Falles der Selbstverteidigung, liegt ausschließlich bei der U.P.O.. Wir vom Hof des Negus hoffen, dass sich alle an der Übernahme von Green Dream beteiligten Parteien an die entsprechende U.P.O. Direktive halten. Sollte das nicht der Fall sein, werden wir uns mit unseren ImpisÑ wohl zur Wehr setzen müssen. 

DeeVa: Was wissen Sie über die mysteriösen Rastafarians, die sich um den Anbau des Marihuanas kümmern?

Zulu: Sie sind ein Volk mit verwundeten Seele. Die Auriten haben ihnen in den letzten Jahrzehnten noch übler zugesetzt, als schon über die letzten Jahrtausende geschehen ist. Schon deswegen sehe ich von der Seite der Planetenbewohner keine Bedrohung für die Etablierung unserer Präsenz. Ich hoffe, dass wir in Zusammenarbeit mit ihren Leitern zügig einen ordentlichen Modus für die gemeinsam anstehenden Geschäfte finden werden, so dass der Hanfhandel bald wieder florieren kann. 

DeeVa: Wie stellen Sie sich diese Kohabitation denn genauer vor?

Zulu: Das Haus Makonnen ist bekannterweise aus einer uralten Wurzel hervorgegangen. Wir sind immer gut damit gefahren, die Werte anzuwenden, die uns die Gerschichte über die Dauer der Existenz unseres Volkes immer wieder bestätigt hat. Wir werden versuchen, über erfahrene Diplomaten ein Vertrauensverhältnis zu den Rastafarians aufzubauen, denn wir sind der Überzeugung, dass man mit Vertrauen auf Dauer eine beständigere Gemeinsamkeit aufbauen kann, als mit Unterdrückung und Gewalt. 

DeeVa: Vielen Dank, Herr Zulu, dass sie für uns Zeit hatten. DeeVa möchte Ihnen den Wunsch um Frieden und Wohlstand in ihrer neuen Heimat mit auf den Weg geben. 

Zulu: Vielen Dank.<<

Green Dream, das Geschick der Menschheit kann kaum enger mit einem Planeten verbunden sein. Hoffen wir alle, dass es nicht zu einem neuen Krieg kommt, der unsere noch vorhandenen, schmalen Hanfreserven endgültig aufzehren könnte. Hoffen wir, dass die Makonnens erfolgreich ihre Verwaltung aufbauen können und eine Zusammenarbeit mit den Rastafarians ohne Störmanöver durch Aurus möglich ist. Die Menscheit braucht Stoff und keinen Zoff, um mich am Ende dieses Specials so salopp von Euch Zuschauern verabschieden zu dürfen.<< 

Bling Blang Blong >>Nicht vergessen: Die neuen Sensual Modelle von DeeVa Care versprechen den ultimativen Lustkick. Jetzt probieren! Wir haben für Euch Provisionen über den Transplanet Versandhandel ausgehandelt, wenn ihr jetzt bestellt. Nur D e e V aS e n s u a lin euren Projektor eingeben, die Bestätigungstaste drücken, und das Zusatzmodul wird innerhalb der nächsten 24 Stunden geliefert, auf welchen Planeten ihr auch wollt. Dazu garantieren wir eine seriöse und neutrale Abbuchung von eurem Unikonto. Sensual – für die Entdeckung neuer Lustbereiche. << 

Bling Blang Blong >>Bock auf Glok? Erlebt den Lustkick eures Lebens mit einer guten Dosis Gloxxa Glok und den neuen Sensual Modellen von DeeVa Care. Eine Kombination, die abgeht, wie ihr es noch nicht erlebt habt. Achtung, der Gloxxa Arzt warnt: eine regelmäßige Einnahme von Glok kann zur psychischen Abhängigkeit von Kopulationen führen. Lassen sie sich von ihrem Lebensberater vor der Einnahme ausführlich über die Risiken von Glok in Verbindung mit Sex instruieren.<<

7

Clever Zulu bog um die Ecke des Uleke und betrat den Teil des riesigen Kraals, der für die Impis, die Truppen des Negus vorgesehen ist. Im Hintergrund erkannte er den Verlauf der teilweise bizarr geformten Bergspitzen des Krapat. Im ganzen Trubel der Umsiedlung nach Green Dream fühlte er sich alt und verbraucht. Großvater, Vater und jetzt den Sohn. dachte er. Drei Makonnengeschlechter habe ich miterlebt, alle Höhen und Tiefen mit ihnen geteilt. Was bringt uns unsere neue Destination? Den Untergang? Besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass das axumitische Geschlecht auf dem neuen Planeten von den Auriten ausgelöscht wird? Ich hoffe, der Junge wird es überstehen. Und wenn ich mein Leben dafür geben muß. 

Bekkele stand mit dem Rücken zu Zulu am Rand des mit dichten Dornbüschen eingefassten Platzes.Konzentriert studierte er auf einem Tisch ausgebreitete Karten. Zulu ging von hinten auf den Jungen zu und räusperte sich, bekam aber erst beim zweiten Versuch eine Reaktion. 

>>Clever, ich habe Dich schon lange an deinen müden Schritten erkannt.<< sagte Bekkele, ohne den Blick von den Karten zu nehmen. >>Für dich muß die ganze Situation sehr anstrengend sein. Und das ist erst der Anfang der ganzen Affaire. Auf dem neuen Planeten scheinen ja ganz schön harsche Klimabedingungen zu herrschen. Da haben wir ja nicht nur gegen Aurus zu kämpfen.<< Der Sohn des Königs drehte sich um und blickte Zulu in die Augen. 

>>Ich sehe, du bist fleißig und studierst die Unterlagen unserer neuen Heimat,<< antwortete der Thinkman dem Jungen. >>Ja, so richtig gemütlich, wie hier auf Punt, werden wir es dort wohl nicht haben. Es herrschen immense Windgeschwindigkeiten, die von den Temperaturunterschieden zwischen Polkappen und Äquatorialregionen hervorgerufen werden. Deshalb siedeln die Rastas auch hauptsächlich in den tief eingeschnittenen Bergtälern und anderen geschützten Regionen des alpinen Rückgrats von Smokes einzigem Kontinent.<< 

>>Warum werden bei solchen Bedingungen keine Technologien zur Kontrolle des Wetters eingesetzt?<< wollte Bekkele wissen. 

>>Die Auriten haben Green Dream immer nur als Ausbeutungsobjekt gesehen. Sie hatten an dem immensen Zusatzkostenfaktor einer Wetterkontrolle aus dem Orbit kein Interesse. Und ich habe munkeln gehört, dass die Rastas in Geheimverträgen mit den Verantwortlichen bei Transplanet Corp die Einmischung in die natürlichen Verhältnisse des Planetens ausgeschlossen haben. Das begründen sie mit Bezug auf ihren Glauben. Und unser Haus ist sowieso nicht so reich, sich Orbitmeteocheckleisten zu können<< 

>>Rastas..., ich habe jetzt schon so viel über diese geheimnisvollen Menschen gehört. Sie sollen ja nicht gerade einfach zu regieren sein. Immerhin haben sie die Auriten das Fürchten gelehrt. Das Volk eines Planeten zwingt die ehemals universale macht in die Knie. Das war wie mit dem biblischen David gegen Goliath und macht mir diese Leute sehr sympatisch.<< 

>>Es sind harte und unbeugsame Menschen, die im Schweiße ihres Angesichtes im unwirtlichen Klima von Smoke ihr Ganja anbauen und ansonsten sich gerade noch um die Landwirtschaft für ihre eigene Subsistenz kümmern. Wir sollten uns besser nicht mit ihnen anlegen, << meinte Zulu. 

>>Hast Du je einen von ihnen gesehen, Clever?<< 

>>Aus der Ferne. Es gibt nicht viel von ihnen zu erzählen, denn man weiß nicht viel. Sie sind äußerst gläubige und friedliebende Menschen, soweit ich weiß. Wegen ihrer Verluste in der Auseinandersetzung mit den Auriten im Hanfkrieg haben sie sich weit in die Berge zurückgezogen. Ich hörte auch, dass sie keine richtige Regierung haben, sondern eine für jeden geweihten Rastafarian zugängliche Versammlung.Dort werdenöffentliche Themen diskutiert, bis das eventuelle Problem beseitigt ist. Sie nennen das ’tok bikam one’Ñ und die Prozedur kann lange, sehr lange dauern.<< 

>>Sie stammen doch ursprünglich, wie wir, aus Afrika, unserem mysteriösen Mutterkontinent von der Mutter Erde?<< wollte Bekkele wissen. 

>>Ja, soweit ich weiß, gab es einige Parallelen in der Verfolgung der spirituellen Wurzel der Makonnens und der Rastafarians. Vor ein paar Tausend Jahren gab es auf der Erde einen Propheten, dessen zutreffende Vorhersage bezüglich der Krönung eines Negusa Nagast zur Entstehung der Rastafarians führte. Seitdem verehren diese Menschen die königlich israelitische Linie des axumitischen Geschlechtes von Punt. Vor ungefähr neunhundert Jahren gab es dann noch eine Berührung mit ihnen, als sie deinen Vorfahren Isiah I als ihren neuen Gottkönig ansahen.Sogar die Jiddas waren davon überzeugt, dass ihre jahrtausendelange Warterei auf den Messias ein Ende hatte. Auch sie sahen Isiah I als den so ewig Erwarteten, den ihre uralten Schriften ihnen versprachen.<< 

>>Nachdem ich das alles gehört habe, bin ich überzeugt, dass wir einen Modus der Zusammenarbeit mit den Dreadlocks finden,<< sagte der Junge. >>Ich freue mich auf Smoke, denn hier auf Punt hatte ich häufig das Gefühl, eingesperrt und isoliert zu sein. Noch nicht mal einen Kumpel in meinem Alter, geschweige denn irgendwelche Mädels, die ihr mir erlauben würdet, gibt es hier für mich.<< 

>>Freu dich mal nicht zu früh auf das, was du dir da vorzustellen scheinst, Bengel.<< antwortete der Thinkman und dachte: Wenn er wüsste, was ich über die Landung auf Green Dream analysiert habe, würde er sich eher kreidebleich in einer Ecke verstecken. Das wird absolut kein Honiglecken. >>Wenn wir erst mal das Auritenpack vertrieben haben, dürften wir noch ein paar Monate damit beschäftigt sein, die Schäden der Sabotageakte zu reparieren. Und die Fallen unserer Vorgänger unschädlich zu machen. Dazu ist schließlich noch völlig unklar, wie uns die Ureinwohner es Planeten aufnehmen werden. Vergiß nicht, dass sie im Hanfkrieg gezeigt haben, was sie für ein unbeugsames Volk sind. Aus ihrer Sicht kommt mit uns nur der neue Unterdrücker.<< 

Bekkeles Gedanken gehrten zur alten Mystixfrau zurück, die mit ihm den Screentest durchgeführt hatte. Ihre an dem Tag geäußerten Worte hatten sich tief bei ihm eingebrannt. >>Dein Vater hat keine Chance, sagte sie. Das Geschlecht Makonnen wird nur überleben, wenn wir dich gerettet bekommen.<< Was den Jungen in der Situation so wütend gemacht hatte, war nicht der Inhalt ihrer Worte, sondern dass die Alte das Schicksal seiner Familie in einer süßen Schwere intoniert hatte, die ihm unter die Kopfhaut gegangen ist. >>Wenn du es durch die ersten Wirren schaffst,<< hatte sie gesagt, >>wirst du nur weiter überleben können, wenn du dich dem Planeten unterwirfst. Du wirst viele neue Dinge lernen müssen, ohne das Ganja und ohne Schutzmaßnahmen gegen die Strahlen der Sonne von Green Dream wirst du dort elendig verrecken. Du wirst dich an den Rastafarians orientieren müssen, wenn du auf dem Planeten eine Zukunft haben möchtest.<< Der Junge war innerlich auf dem Siedepunkt und ballte die Fäuste, aber die Amazone machte keine Pause und redete weiter auf ihn ein. >>Die vier Säulen des Herrschens sind seit dem biblischen König Salomo Weisheit, Gerechtigkeit, Spiritualität und Mut. Nur ein des Regierens Mächtiger jedoch kann dieses System erfolgreich anwenden. Denn es heißt, zwischen den einzelnen Zutaten abzuwägen, um ein ordentliches Ergebnis zu bekommen. Sei dir dessen immer bewusst, mein Kleiner.<< 

Es hat ein paar Tage gedauert, bis Bekkele die tiefere Bedeutung der Worte von Esther Achebe verstanden hatte. In jenem Moment wurde ihm dann allerdings schlagartig bewusst, was die Alte ihm auf seinen zukünftigen Weg mitgeben wollte. 

>>Hey, Bekkele<< Er wurde von Clever angestubst. >Wo steckst du denn schon wieder mit Deinen Gedanken?<< 

>>Esther Achebe war vor ein paar Tagen im Uleke.<< antwortete der Junge. >>Erstmal hat sie mich testen lassen, ob ich ein aussichtsreicher Kandidat für so ne Prüfung zum Rootsman bin. Dann hat sie noch ein intensives Gespräch mit mir geführt. Dabei hat sie ein paar merkwürdige Dinge über meine Zukunft gesagt, die mich noch bis heute beschäftigen.<< 

>>Die alte Mystikerin, die Wahrsagerin des Ersten Administrators. Bei den Makonnens? Was hat sie denn noch von Dir gewollt?<< 

Bekkele wollte antworten, aber irgendetwas tief in ihm versagte den Dienst, so dass sein Mund Bewegungen machte, wie der eines Karpfen auf dem Trockenen. >>Sie sagte, dass ich das Regieren lernen müsste. Sonst hätte ich keine Chance, die älteste menschliche Dynastie für die Zukunft zu erhalten.<< presste der Junge in einem seltsamen Singsang heraus. Es war die gleiche Färbung der Worte, wie bei Esther, als siezu ihm an Anfang des Screens gesprochen hatte. 

>>Wenn alles so offensichtlich ist, dass wir in unser Verderben rennen, wenn wir Smoke übernehmen, verstehe ich nicht, warum wir nicht einfach hierbleiben.>> wollte der Junge wissen. 

>>Die Makonnens laufen vor nichts weg, Bekkele. Der Erste Administrator hat uns diesen Planeten zugewiesen und wir sehen es als Herausforderung an, uns dieser Aufgabe zu stellen. Stell dir doch mal die Position unseres Hauses in der Galaxie vor, wenn wir es gegen alle Analysen hinbekommen würden, Green Dream unter Kontrolle zu bekommen.<< 

>>Esther sagte, ein Herrscher muß nicht Befehle geben können. Ein weiser Herrscher regiert mit Überzeugung und Charisma um sich die Gefolgschaft seiner Leute zu sichern. Und man muß die Sprache seines Volkes kennen. Nicht die Dialekte der Planetenbewohner, sondern die Sprache der Zusammenhänge zwischen den Faktoren Mensch, Umwelt, Soziologie, Ökonomie und Spiritualität. Ein Planet wird von einem Prozeß bestimmt. Man darf den Vorgang nicht anhalten, um ihn zu verstehen. Man muß sich vielmehr auf dessen Verlauf einlassen, um ihn völlig zu durchblicken. Diese fließenden Zusammenhänge sind am schwersten zu greifen, im Vergleich zur Analyse von Strukturen sind die Informationen allerdings nicht statisch. << rezitierte Bekkele, was er von der alten Mystix gelernt hatte. 

>>Theorie hin und her,<< antwortete Zulu. >>Ich sehe das mit Smoke eher pragmatisch. Aber wir werden es schon irgendwie schaffen,<< Ich denke an die Rastafarians in den Bergen. Ich glaube, es gibt dort viele von ihnen, viel mehr, als sich irgendwer im Universum je vorgestellt hat. Das Gute ist, dass sie die Auriten schon seit Jahrtausenden aus tiefstem Herzen verachten. Für sie bedeutet Aurus ’Babylon’. Das uralte Symbol für ein durch Verwirrung und Arroganz gescheitertes System.<< 

>>Werden sie mit uns oder gegen uns kämpfen?<< 

>>Möglich ist alles,<< antwortete der Thinkman. >>Ich fliege heute noch nach Smoke ab, um in meiner Funktion als Anführer der Leibgarde des Negus eine möglichst hohe Sicherheit beim Eintreffen der königlichen Familie bieten zu können.<< Zulu drückte seinem Schützling die Schulter und machte sich auf den Weg, den Bereich der Impis zu verlassen. Nach ein paar Schritten bog er um eine Ecke des Uleke und war verschwunden. 

Bekkele wandte sich wieder den Karten auf dem Tisch zu. Morgen geht es auf nach Smoke, dachte er. Ein ganz neues Kapitel für mich und meine ganze Familie. Andere Gerüche, neuen Fauna und Flora, ein verändertes Szenario am Himmel mit einer gefährlich strahlenden Sonne und exotischen Monden, die die Gezeiten des Meeres Ulus in unvorstellbare Gezeitenfolgen zwangen. Es war ein großer wiederkehrender Zyklus des Chaos. Und die geheimnisvollen Rastafarians. Wie lebten sie? Was dachten sie? Und das altershemmende Marihuana und die Macht, die damit verbunden war. 

Um die Ecke kam ein kräftiger Mann mit hübschen Zügen und extrem ausgeprägten Wangenknochen. Unter seinen Arm waren eine Handvoll traditioneller AssegaisÑ und moderner Waffen geklemmt. 

>>Hallo Luke.<< begrüßte Bekkele den Mann. >>Haben sie dich seit Neuestem zum Waffeninspekteur erkärt?<< 

Luke Schaafwalker kam auf den Jungen zu. Über der linken Schulter baumelte an einem Riemen seine Lieblingsrako. Wieviele liebliche Klänge hat uns Luke schon mit diesem Instrument geschenkt, dachte Luke und hoffte, dass es auf Smoke noch genug Anlass für die fröhlichen Lieder dieses ausgezeichneten Musikers geben würde. 

Der hoch gewachsene, schlacksige Mann kam zu Bekkele rüber und warf die Waffen auf die Tischplatte. Dann begann er, die Karten zusammenzuschieben und die verschiedenen Mitbringsel auszubreiten: Strahlenpistolen, Langmesser, Frequenzschilde, Lähm- und Projektilwaffen. Er sah den Jungen an. 

>>Was war denn mit Clever los? Er sah eben so aus, als ob er den Kampf seines Lebens bevorstehen hat.<< 

Bekkele lachte. Luke war für seine spitzzüngige Art bekannt und als Spaßmacher am ganzen Hof des Negus beliebt. >>Er steht kurz vor seiner Abreise nach Smoke. Du weißt doch, dass Thinkmen meist mehr über das, was kommt, wissen, als sie uns mitteilen. Ich weiß von ihm nur, dass uns kein Spaziergang bevorsteht.<< Ich möchte ihn jetzt nicht mit den düsteren Prophezeiungen über Vater beunruhigen, dachte er und warf einen Blick auf die Rako. >>Von Deinem Instrument trennst du dich nie, oder? Noch nicht einmal in Zeiten, wo leider die Waffen und nicht die Melodien sprechen müssen.<< 

>>Musik ist eine gewaltige Waffe. Sie hat schon Königreiche gestürzt.<< antwortete der Mann grinsend. Er schlug die Saiten der Rako an und begann, eine uralte Melodie zu singen: 

Afrika is Zion where we belong

And right now is the time

For man to forward to Jehova

Jehova love is holy for us

And when we get to Zion

Jehova will bless us all

Forward onto Zion

Nothing should stop us now

For Zion loves us all

>>Deine Mutter legt übrigens starken Wert auf eine ordentliche Musikausbildung ihres Sohnes.<< 

>>Auf welche Ideen sie während des Erwachens eines wahrscheinlichen Krieges kommt. Frauen. Manchmal kann man sie wirklich beim besten Willen nicht verstehen.<< Bekkele griff einen Assegai und ein Schild aus gehärtetem Rindsleder vom Tisch und sagte zu seinem Gegenüber. >>Laß uns uns lieber lockermachen und ein paar Runden in traditionellen Kämpfen üben.<< 

Luke lachte. >>So gefällst Du mir. Das ist ganz der Geist deines Vaters. Alles zur richtigen Zeit und immer sensibel genug sein, herauszufinden, wann die entsprechenden Zeitpunkte sind.<< Er griff seinerseits Assegai und Schild und die zwei positionierten sich in Verteidigungsposition mitten auf dem Platz. 

Im Hintergrund zog ein Gewitter mit tiefem, dumpfen Grollen auf. Der Donner brachte den Boden zum Zittern und in der Luft lag der schwere, erdige Geruch von sich ankündigendem Regen. 

Aus seiner eingenommenen Verteidigungsposition heraus machte Bekkele einen Angriffsschritt nach vorne, der von seinem Gegenüber glänzend pariert wurde. >>Beim Speerkampf ist man schnell bei der Verteidigung, gibt vor, langsam beim Angriff zu sein und sticht dann überraschend blitzschnell zu.<< zitierte der Junge die Regeln, die ihm seit seiner Kindheit antrainiert wurden. >>Der Angriff besteht zunächst aus Finten, um den Gegner zu sondieren. Hat man den Schwachpunkt in seiner Verteidigung analysiert, stößt man entsprechend zu.<< Er nahm den Speer hoch, wog ihn in seiner Hand, machte ein paar fließende Bewegungen mit der Spitze, um dann einen genau platzierten Stich durchzuführen. 

Luke beobachtete ihn und drehte sich blitzschnell zur Seite, als die Speerklinge auf ihn zukam. >>Phantastische Reflexe hast du. Jetzt musst du noch ein bisschen mehr auf deine Verteidigung achten, sonst trägt demnächst jemand noch die Zeugungsorgane des Makonnen Junior als Trophäe im Universum spazieren.<< 

Bekkele guckte seinen Lehrer an und machte einen beleidigten Gesichtsausdruck. >>Vielleicht liegt es daran, dass ich mich heute nicht konzentrieren kann. In meinem Kopf laufen so viele Ebenen parallel ab, dass ich kaum noch weiß, wer ich bin.<< 

>>Was ist das denn für ein Spruch? Dann zieh dich zurück und steigere deine Konzentrationsfähigkeit. Gehen lassen kannst du dich später mal mit den Mädchen oder wenn du Musik machst.<< Luke Schaafwalker stürmte mit erhobenem Assegai auf seinen königlichen Schüler zu und brüllte. >>Zeig mal, was du kannst, Kleiner.<< 

Bekkele wusste nicht, wie ihm geschah. Könnte Luke ein Assassine der Auriten sein? Er bewegte sich zurück und wich dem spitzen Metall aus. Die Schilder aus Rindsleder krachten dumpf aufeinander und die zwei Kämpfer schauten sich schnaufend in die Augen. Sie stießen sich voneinander ab, um wieder und wieder aufeinander zu prallen. Luke wurde langsam, aber sicher immer weiter in die Richtung der Umzäunung mit Dornenhecken gedrängt. Plötzlich flog Bekkeles linker Fuß von unten gegen den Speer des Gegners und schlug ihn aus seiner Hand. Das andere Bein brachte Luke anschließend von den Füßen und im Nu lag er mit der Speerklinge an seinem Hals im Staub der Arena. 

>>Sind meine Reflexe jetzt akzeptabel?<< wollte der Junge wissen. 

>>Ich habe dir gesagt, du sollst auf deine Eier achten. Schau mal nach unten.<< 

Zwischen Bekkeles Beinen sah man die Klinge eines frisch gewetzten Messers blitzen. >>Im Ernstfall wären wir beide umgekommen.<< 

Bekkele lachte plötzlich. >>Luke, ich glaube, die Spannung, die überall in der Luft liegt, ist uns eben ein bisschen zu Kopfe gestiegen. Du hast mir eben schon fast Angst eingejagt.<< 

>>Das ist, was ich wollte. Du kannst dir im Augenblick niemandem, nie und nirgends sicher sein. Das ist die Lektion, die ich dir heute geben wollte. Der Negus wäre mit mir bestimmt nicht zufrieden, wenn ich aus dir einen Paradegaul und keinen unbesiegbaren Löwen mache.<< Und er dachte: Wenn der Kleine nicht seine Jugend überspringt und in kürzester Zeit zu einem starken Regenten wird, dann sehe ich keine Zukunft für die Makonnens.

>>Es wird eine harte Zeit auf uns zukommen, wenn wir morgen nach Green Dream aufbrechen. Die interstellaren Flüge haben es in sich. Da denkt man, der Körper geht einem fliegen. Und die Auriten sind auch noch da.<< Ich hoffe, dass Sana und ich dem Jungen genug mitgegeben haben, um den Weg zum Thron des Negus gehen zu können und den neuen Planeten zu regieren. 

8

You see men sailing on their ego trips

Blast off on their spaceships

Million miles from reality

No care for you, no care for me

So much trouble in the world now

All you've got to do is give a little

Give a little, give a little

Now they are sitting on a time bomb

Now I know the time has come

What goes up must come down

What goes around comes around

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Für die Makonnens brach ihr letzter Morgen über Punt an. Die für die hohen Regionen des Krapatgebirge typischen Frühnebel lösten ihre Schlieren in der Morgenluft auf. Die blaue Sonne ließ mit ihren ersten Strahlen die Spitzen der fernen Berggipfel wie flüssiges Metall erscheinen. Die silbernen Kreuze der Kirche des Negus strahlten in dem frühen Licht einem kalten, metallischen Glanz aus. Es schien, als würden die Kirchensymbole in einer blauen, inneren Flamme brennen, um diesen besonderen Tag für die älteste menschliche Theokratie spirituell zu würdigen. 

Vor dem Uleke versammelten sich die am Hofe anwesenden Priester. Sie trugen die traditionellen Gewänder aus Wickeltüchern mit Borten aus Ites Gold and Green. Die Kleidung der Männer leuchtete im kalten Sonnenlicht des morgens so weiß, wie frisch gefallener Schnee auf den Gipfeln des Krapat. Die Geistlichen waren zusammengekommen, um das Heiligste, die Mutter ZionÑ, in einer Prozession in das Transplanet Corp Shuttle zu überführen. 

Überall am Hofe herrschte eine Unruhe, die typisch ist, wenn eine große Gruppe von Menschen sich anschickt, an einen anderen Ort umzusiedeln. Mächtige Schwerkraftneutralisierer transportierten gigantische Container vom Uleke zum nahe gelegenen Landeplatz der Shuttles.Von dort wurden die Güter in das im Orbit wartende Langstreckenschiff weitergeleitet und für die Reise verladen. 

Links vom Uleke stellten sich die Krieger eines Königlichen Impi auf. Dazu erklangen militärisch gebellte Ordern, bis die großgewachsenen Krieger des Negus die gewünschte Position innehatten. 

Bekkele und Dr. Jidstanden am Rande des morgendlichen Treibens. Der Mediziner war Leibarzt der Makonnenfamilie. Versehen mit einem U.P.O. ScreenkeyÑ, garantierteer eine absolute Loyalität gegenüber seinem Herrn. An einem Lagerfeuer wärmten sich die zwei Männer in der noch kühlen Luft des Hochlandes. 

>>Wie fühlst du dich an dem Tag, an dem du deine alte, friedliche Heimat gegen etwas Neues, Unbekanntes, offensichtlich Gefährliches und Bedrohliches eintauschen musst?<< fragte der alte Mediziner. 

Bekkele rieb seine Hände über den Flammen und schaute den hochgewachsenen, asketisch, fast verhärmt aussehenden Mann an. Die dünnen, nahezu violettfarbigen Lippen seines Gegenübers schürzten sich unter einem gepflegten, auf dünn getrimmten Oberlippenbart, der eine beträchtliche Länge erreicht hatte. Auffallend an der Erscheinung des Mediziners war die Halskette mit der Platinbrosche, die ein Relief vom Sternbild der SchlangeÑ zeigte. 

>>Wir sind so gut, wie aufbruchbereit,<< meinte Jid. Fast alles und jeder ist verstaut. Es kann losgehen auf unserem ganz persönlichen Startrek. Dein Vater wird gleich hier eintreffen, um ein letztes Mal der Lade auf Punt ein Opfer zu bringen. Um Jehova für seine Gastfreundschaft und Gnade auf diesem Planeten und um einen sicheren Transfer zum nächsten Domizil zu erbitten.<< 

Bekkele freute sich, seinen Vater endlich mal wiederzusehen. Auch wenn es während einer Zeremonie und nicht im vertrauten, privaten Rahmen war. Die Vorbereitungen zur Übernahme von Green Dream hatten die Zeit seines Vaters zu sehr in Anspruch genommen. 

Jid musterte den Jungen, der ihm gegenüber fröstelnd an der Feuerstelle kauerte. Eigentlich ist er viel zu wertvoll. dachte er. Aber ich muß den mir auferlegten Plan einhalten. Es geht nicht anders, ich sehe keine andere Möglichkeit. Ansonsten wird Edward nie von seinem Schicksal als Lustknabe für die Soldaten von Aurus befreit werden. Wenn ich daran denke, welche Qualen er auf Climax ertragen muß.... Schweiß zeigte sich auf der Stirn des Mannes. 

Bekkele stubste den Arzt an. >>Wo bist du denn mit deinen Gedanken. Du siehst ja richtig gestresst aus. Habe ich eigentlich während unseres Fluges die Chance, etwas mehr über Smoke zu erfahren? Ich will da noch tausend Dinge wissen<< 

>>Wir haben die neuesten Berichte von diesem U.P.O. Schnüffler, Greendung, oder wie der heißt. Er ist schon seit Jahrzehnten auf Smoke. Ihm werden sehr gute Kontakte zu den Rastas nachgesagt.<< 

>>Du meinst bestimmt Bauta Greenthumb,<< lachte der Junge. >>Den im gesamten Universum bekannten Planetarökologen. Der mehr oder weniger während des Hanfkriegs bei den Rastafarians untergetaucht ist und von dem man normalerweise nur ganz selten mal etwas über DeeVa oder per Datentransfer hört.<< 

Genau der! Von ihm haben wir aktuelle Informationen über Lebensformen, Geologie und Ökologie des Planeten. Und auch ein paar sehr aufschlussreiche Statistiken zu den Rastafarians.<< 

>>Die Rastas. Je mehr ich über sie höre, desto mehr interessieren und faszinieren sie mich. Ich kann mir nicht helfen, aber ich will sie möglichst bald sehen.<< 

>>Es gibt wohl zwei Hauptgruppen. Die Rastafarians der Berge und Höhlen auf dem Rückenkamm von Smokes einzigem Kontinent und die Dreadlox, die in den Gebieten zwischen Gebirge und Steilufern des Säuremeers leben. Zwischen den Gruppen gibt es regen Kontakt. Die Berggbewohner betrachten die Leute der Ebene allerdings als minderwertig, korrupt und schmutzig. Die zwei Gruppen teilen eine Ka. Wenn sich ein Flachländer in einer Zeremonie der Wiedergeburt läutern läßt, wird er von den Bergstämmen als gleichwertiger ’Bredren’ akzeptiert.<< 

>>Ich kann es kaum erwarten, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Aus einem Traum meine ich zu wissen, dass sie zotteliges, wollig verfilztes Haar haben, das sie aus religiösen Gründen nicht schneiden wollen.<< 

>>Ja, das habe ich auch gehört. Und es gibt noch etwas Typisches, was ich in meinen medizinischen Unterlagen gefunden habe: sie haben leuchtend rote Augen, die von ihrem starken Marihuanakonsum kommen. Ihr gesamtes Leben wird vom Hanf bestimmt. Sie essen es, trinken es, rauchen es, tragen es als Kleidung, bauen ihre Behausungen damit, nehmen es als Energiequelle und können angeblich allerhand wunderliche Dinge vollbringen, wenn sie sich eine ausreichende Dosis davon reingezogen haben.<< 

Auch wenn ich ein bisschen Angst habe, dachte sich Bekkele, endlich passiert mal etwas außerhalb der Routine des Lebens eines Sohnes des Negus das hört sich besser an, als Hofetikette zu pflegen. >>Es müssen harte, mutige und zufriedene Mernschen sein.<< 

>>Das stimmt wohl. Immerhin haben sie diesen stinkigen Auriten kräftig den Arsch versohlt. Ich denke, wir werden noch die eine oder andere Überraschung mit diesem Volk erleben. Allein was man darüber hört, wie sie mit den Tieren ihres Lebensraums umgehen. Es soll gigantische Insekten geben, nützliche und gefährliche. Einige davon werden von den Rastafarians kontrolliert. Ich könnte mir vorstellen, daß das Geheimnis um ihr Ganja in dieser Symbiose und nicht in der Strahlung der Sonne verborgen liegt.<< 

>>Man sagt, sie essen kein Fleisch. Wie konnten sie dann so kräftig sein, Aurus, die Kriegsmaschine, aufzuhalten?<< 

Der alte Mediziner machte ein geheimnisvolles Gesicht. >>Wir wissen nicht viel über sie. Die Zeit wird es uns offenbaren, wenn Jehova es möchte. Es wird eine gefährliche Zeit. Aber jetzt was anderes. Ich denke, dass der Negus gleich eintreffen wird.<< Jid zog ein kleines Objekt aus seinem Ärmel und reichte es Bekkele. >>Bevor ich keine Zeit mehr dafür habe, will ich Dir das schon mal geben. Es ist eine Kopie des ältesten bekannten Kebra Nagast aus dem ersten irdischen Jahrtausend. Du drückst auf den kleinen Knopf und die Seiten erscheinen als Hologramm. Dein Ge’ezÑmüsste mittlerweile fortgeschritten genug sein, um den Inhalt lesen zu können.<< 

Bekkele griff nicht direkt zu. Die Mystix-Ausbildung der Mutter und die sensibilisierende Atmosphäre des Aufbruchs stärkten seinen Vorsichtsinstinkt. Zögernd nahm er das winzige, tiefschwarze Speichermedium an sich. >>Danke, alter Freund, ich werde es in Ehren halten.<< 

Es ist sehr nützlich, wenn du dir einmal deine Wurzeln in Erinnerung rufen möchtest. Dein Geschlecht ist so uralt, da ist diese Chronologie der Könige Israels für den Überblick schon nützlich.>> sagte Jid und dachte: Was bin ich für ein widerlich schleimiger Heuchler. Ich lächele den kleinen, unschuldigen Jungen an, bevor ich morgen meinen Meuchelplan umsetze. Aber meine Liebe zu Edward macht es notwendig Ich muß ihn von seinem Schicksal auf dem Lustplaneten erlösen. Er verzog sein Gesicht in einem innerlichen Schmerz. 

>>Jetzt wirst du auf deine alten Tage doch sentimental,<< sagte Bekkele in einem mitfühlenden Tonfall. 

Dr. Jid wehrte ab. >>Dein Vater ist jede Sekunde hier.<< Er drehte sich zum Ausgang und gab vor, nach dem Gefolge des Negus Ausschau zu halten. Aus seinem rechten Augenwinkel lief eine Träne, als er dachte: Warum muß gerade ich die schmutzigen Intrigen der Auriten ausführen?

9

Coming from the root of King David

Through to the line of Solomon,

His Imperial Majesty is the Power of Authority

Das gewaltige Brüllen der zahmen Löwen des Negus schallte wie Donner durch das Tal. Begleitet vom Klang von Kuhhörnern, Trommeln, Klatschen und Gesängen traf das Geleit von David Makonnen vor der Kirche, in der die Heilige Mutter Zion wartete, ein. Einhundertvierzig kräftige Männer, das persönliche Impi des Kaisers, machten den Anfang. Es folgte das Rudel der zwanzig prächtigen männlichen Löwen mit dichten Mähnen.Sie wurden von ihren Bändigern an schweren Eisenketten geführt. Es folgten der König und seine Partnerin VusiNyoni. Daneben ging sein engster Berater, der Griot Uxxam. Die königlichen RegaliaÑ, wurden von lieblich anzusehenden Jungfrauen aus dem Hofstaat auf mit schwerem, schwarzem Samt bezogenen Kissen präsentiert. Der von vierzehn Männern getragene, massive Thron mit zwei Löwenköpfen und dem Davidstern bildete mit einem weiteren Impi den Abschluß. 

Der Negus war ein großer Mann in mittelerem Alter. Aus seinem kaffeebraunen, bärtigen Gesicht blickten zwei scharfe Augen über eine mächtige Hakennase. Trotz der fast unagenehmen Intensität seines Blickes konnte man die Wärme und Gerechtigkeit dieses Mannes unmittelbar wahrnehmen. Er war in die schlichte schwarze Zweckuniform der Makonnens gekleidet. Die einzige Zierde an seiner Kleidung war eine silberne Kette mit einem Anhänger, der einen Löwenkopf in der Mitte des Davidsterns zeigte. Im breiten Ledergürtel um die Hüfte trug er eine Schallwaffe und das traditionelle zweischneidige Kampfmesser, die Panga. An der anderen Seite war ein Generator für sein Frequenzschild angebracht. 

Nachdem er Bekkele in der Menschenmenge entdeckt hatte, ging der Negus sofort auf seinen Sohn zu. 

>>Wie geht es dir, mein Sohn?<< Der König kam neben seinem Sohn zu stehen. 

>>Vater, es tut gut, dich zu sehen. Es geht den Umständen entsprechend. All diese Hektik um mich herum wirkt ansteckend. Da hilft auch Meditation nichts mehr. Und die ganzen Gerüchte über Green Dream. Ich wünschte mir, ich könnte klarer sehen, was da morgen auf uns zukommt.<< 

>>Die nächsten Tage werden vielleicht noch hektisch, Junge. Wenn wir uns erst mal in Uhuru eingelebt haben, werden wir die Anstrengung hier schnell vergessen haben. Wenn du magst, lasse ich dir von Uxxam den neuesten Stand der Dinge ganz kurz erklären. Er ist zwar kein Thinkman, weiß aber als mein Berater alles, was ich auch weiß. Ich werde die Priester bitten, eine Viertelstunde zu warten.>> 

David drehte sich zum gefolgten Grioten um. >>Uxxam, sei doch bitte so lieb und bring den Jungen kurz auf den neusten Stand, was Smoke angeht. Er darf alles wissen. Ich spreche kurz mit der Priesterschaft und komme dann wieder zu Euch rüber.<< 

>>Ja, Herr.<< sagte Uxxam und blickte hinter dem in der Menschenmenge untertauchenden Negus her, bevor er zu Bekkele trat. 

>>Mein Herr sagte, ich kann dir ein paar Fragen beantworten.<< sagte der Griot. 

>>Ja Uxxam, ich bin froh, dass Vater meinen Wissensdurst ernst genug nimmt, um ihn durch dich befriedigen zu lassen. Was mich am meisten interessiert ist, ob wir überhaupt eine Chance gegen Aurus haben, ohne uns mit den Rastafarians zu verbünden. Zulu hat da eine recht pessimistische Variante analysiert.<< 

>>Ach, du weißt doch, dass Clever immer nur die schlechteste Wahrscheinlichkeit rausfiltert. Vielleicht hat er noch immer nicht die richtige Dosis an Dope gefunden, die ein Thinkman für qualitativ gute Prognosen braucht. Ich kann mir vorstellen, dass neben den Rastafarians auch noch Skin Up als Verbündeter in Frage kommt. Das Image der Auriten ist im tiefsten Keller. Und der Negus hat den Vorsitzin der Gesellschaft bekommen, als der Erste Administration Green Dream an die Makonnens überschrieben hat. Das ist ein kleines Gegengewicht zur Macht von Aurus.<< 

>>Smoke, der Schlüssel zur Kontrolle des Universums.<< 

>>Ich sehe, Kleiner. Du hast verstanden. Eine kleine Menge Marihuana von Green Dream ist auf anderen Planeten mehr wert, als du dir vorstellen kannst. Mit einem Gramm kannst du auf Namib in Wasser baden. Oder es auf Climax jahrelang in Edelpuffs, wie dem ’Pigalle’ oder dem ’Big Wheel’ mit echten Prostituierten treiben. Oder dir vielleicht direkt einen eigenen Planeten kaufen. Kurzum, der Stoff von Smoke ist mit nichts im Universum aufzuwiegen. Nirgendwo anders kann dieses, unter der Sonne von Smoke mutierte Kraut wachsen und noch ist es niemanden gelungen, den Effekt zu synthetisieren. Ein bisher unbekannter, geheimnisvoller Komplex, den nur die Rastafarians kennen, umgibt die altershemmende und bewusstseinserweiternde Wirkung des Produktes.<< 

Und die teuflischen Skin Ups haben das Handelsmonopol,<< zischte Bekkele. 

>>Nicht nur auf Hanf. Es gibt kein profitables Produkt, das nicht von dieser Gesellschaft oder ihren Tochterfirmen kontrolliert wird. Und Transplanet Corp schifft das Zeug dann für sie im Universum herum.<< 

>>Und jetzt kommen die Makonnens und kontrollieren plötzlich einen Teil dieses Ablaufes.<< 

>>Es ist tatsächlich so, dassGanja von Smoke die größten Umsätze im Universum macht. Der Hanfkrieg hat allen gezeigt, wohin es führt, wenn der Handel mit diesem äußerst vitalen Produkt gestört wird. Aurus wollte clever sein. Sie dachten, als es im gesamten Universum zu Engpässen kam,aus ihren gehorteten Reserven wieder einmal riesige Vorteile ziehen zu können. Und ich bin mir nicht sicher, ob diese Bedrohung nicht in gewisser Weise weiterbesteht. Auch wenn als Konsequenz die Vorräte von Aurus durch die U.P.O. beschlagnahmt wurden, bin ich mir sicher, dass es noch ein paar volle Lager auf versteckten auritischen Logistikplaneten gibt.<< 

>>Man kommt also immer besser mit Ganja durch geldlose Zeiten, als mit Geld durch ganjalose Zeiten,<< sinnierte der Junge. 

>>Genau das denken die Auriten auch.<< 

>>Was können die alles anfangen, wenn sie genügend UniversalsÑ zur Verfügung haben?<< 

>>Genau aus diesem Grunde machen mir die ganzen Transplanet Corp Schiffe im Orbit von Green Dream so viele Sorgen. Wer weiß schon, was die alles geladen haben.<< 

>>Sie wollen uns demütigen und unseren Namen in den Schmutz ziehen.<< grollte der zurückkehrende Negus. >>Das axumitische Geschlecht hat bisher eine tadellose Reputation im galaktischen Parlament. Wenn jetzt eine Katastrophe auf Green Dream passiert und die Profite der Planeten aus dem Ganjahandel sich verringern, sehe ich ein echtes Problem auf uns zukommen. Dann werden die uns bestimmt nicht gegen den Griff von Aurus beschützen. Da helfen alle interplanetarischen Verträge nichts. In solchen Fällen ist das Papier sehr geduldig.<< 

>>Es sei denn, es werden geächtete Waffen eingesetzt.<< entgegnete Bekkele. 

>>Das kann ich mir nicht vorstellen. Warum der offene Bruch von Verträgen, wenn Konspirationen im Nebel von Smoke viel erfolgversprechender sind?<< 

>>Smoke, ein Erbe mit Tücken.<< 

Ja, aber wir können nicht anders, als es antreten,<< sagte Uxxam. >>Wir haben immerhin eine gute Vorstellung darüber, was auf uns zukommt. Unsere Aufklärung spricht davon, damit zu rechnen zu müssen, zwei Feinden gegenüber zu stehen: den Auriten in der offenen Schlacht und dem Ersten Administrator mit seinen U.P.O. Truppen im Versteckten. << 

>>Willst du damit andeuten, dass sich U.P.O. Truppen auf Green Dream aufhalten?<< wollte Bekkele wissen. 

>>Ja, in Uniformen von Aurus. Der U.P.O. Chef will sichergehen, dass seine persönlichen Pläne aufgehen. Vergeßt nie, dass die U.P.O. die Aktienmehrheit von einundfünfzig Prozent an Skin Up hält. Damit ist der Erste Administrator der größte Profiteur aus dem Hanfhandel.<< 

>>Dieses arrogante U.P.O. Gesox. Nur weil man ihren Soldaten die faschistoide Idee, sie seien Übermenschen eingescreent hat, sind sie so gefährlich. Sie weichen nicht zrück, darum kann die U.P.O. sie als unbesiegbare Kampfmaschinen in Konflikten beliebig einsetzen.<< 

>>Ich denke daran, sie gegen die Rastafarians antreten zu lassen,<< sagte der Negus. >>Wir werden diese Leute zunächst in einer Miliz organisieren. Dann werden sie im Schnelltraining mithilfe der Screentechnik ausgebildet und ausgerüstet und dann werden wir mal sehen. Ich habe schon vor ein paar Tagen eine Delegation unter der Leitung von Sana Ona zu den Bergstämmen geschickt. Ich hoffe, dass er die skeptischen Rastas von unserer Aufrichtigkeit überzeugen kann. Als Kenner unserer Kultur und Massen von fremden Welten, ist er genau der richtige Mann für diese Aufgabe. Ich kenne niemanden, der fremde Gewohnheiten so schnell, nüchtern und zutreffend analysieren kann, wie er. Wenn wir etwas Glück haben, schafft Ona es, ein Bündnis mit den Bergvölkern, oder wenigstens einem Teil von ihnen, in der Tasche zu haben, bevor wir auf Smoke landen.<< 

>>Wie wird denn der Flug?<< wollte der Junge wissen. >>Man hört vieles Geheimnisvolles über die Navigatoren von Transplanet Corp. Sie sollen ein ganz besonderer Schlag Mensch sein und nie die Planeten betreten, die sie mit ihren Schiffen anfliegen.<< 

>>Auf diese Fragen wirst du morgen mit dem Abflug Antwort erhalten.<< stoppte ihn sein Vater. >>Ich muß jetzt zur Zeremonie für die Überführung der Bundeslade. Vorher wollte ich dir aber noch sagen, dass ich kurz mit Mutter und der Mystix-Sondiererin gesprochen habe. Sie meinen, dass du das Zeug hast, ein Rootsman zu werden, wenn du hart an dir arbeitest. Stell dir vor, diese Fähigkeiten vereint mit der spirituellen Macht des Throns von Zion, dem Wirtschaftspotential von Green Dream und den Truppen der Rastafarians.<< 

Der Negus lächelte und legte seinem Sohn die Hände auf die Schulter. >>Eines Tages wirst du diese Position erben. Vielleicht sogar viel schneller, als es dir lieb ist. Traust du dir solch eine Aufgabe zu?<< Er sah Bekkele tief in die Augen. Als der Junge nachdenklich nickte, drehte König David sich wortlos um und verschwand in Richtung der auf den Beginn der Zeremonie wartenden Priester. 

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When my mother and father forsake I 

Then the Lord will take I up

Lead I ‘pon the clean path of righteousness

Lord God knoweth I man love righteous

And righteousness stand firm with I’n’I continually

Children of Zion

Mighty Redeemer ago hold you by the hand

Ago lead you to the Promised land

Milk and honey deh fi di yard

Chive is the grass that grow

To let the cows feed

‘Coz the cow is the mama

(Sänger Prince Far I, 20. Jh.)

Die Heilige Mutter Zion

Ein Vortrag von Johannes Uxxam, imperialer Griot am Hofe . Gehalten an der Theokratisch Solomonidischen Akademie, Punt Ababa, 14. IjarÑ 974 

Hochverehrte Anwesende, 

ihr seid heute hier zusammengekommen, um von mir, einem der wenigen Privilegierten, die Zugang zu unserem Allerheiligsten haben, eine Beschreibung über die Schönheit der Wohnstatt Gottes auf Erden zu bekommen. Dann hört zu: 

Sobald Jehova den Himmel geschaffen hatte, verfügte Er, dass Zion der Tempel seiner Herrlichkeit auf Erden sein wird. Er brachte Sie auf die Erde und ließ Moses ein Abbild von Ihr schaffen. Und Er sagte zum Menschenkind >>Baue ein Tabernakel aus Holz, welches Würmer nicht zerfressen können und überziehe es mit purem Gold. In dieses Behältnis lege die Worte des Gesetzes, welches der Vertrag ist, den ich mit Meinen eigenen Fingern geschrieben habe. Auf dass mein Gesetz eingehalten werde, das auf den zwei Tafeln des Bundes zwischen Mir und dem Volke Israel steht. Und du sollst mit dem Deckel die Truhe verschließen. Und dort sollst du das Zeugnis bewahren, welches Ich dir gegeben habe. Und an diesem Ort werde ich mich mit dir treffen. Und ich werde mit dir über dem Deckel des Tabernakel sprechen. Dort, zwischen den CherubimÑ, die auf der Truhe sind, spreche Ich über alle Dinge, die ich dir als Gebote für die Kinder Israels geben werde.<< 

So hüten die Kinder Israels bis heute die Wohnstatt Jehovas bei Seinen Kindern. Das Tabernakel mit den Gesetzestafeln Gottes ist zweieinhalb Ellen lang und eineinhalb Ellen breit und tief. An den Seiten befinden sich zwei Stangen mit Ringen zum Tragen unserer Mutter Zion. Auf dem Deckel der Truhe befinden sich zwei Cherubim, von Angesicht zu Angesicht. 

Das künstlerische Zierwerk ist wunderschön, Topas, Jasper und Diamant, Hyazintin und Kristall. Die Komposition der Steine nimmt das Auge gefangen, erstaunt das Empfinden und lässt einen vor Demut verstummen. Ein durch die Kraft Gottes und nicht durch die Hand des Menschen geschaffenes Werk. Jehova selbst schuf es als Wohnstatt seiner Herrlichkeit. Die Lade ist spirituell und voll von Mitgefühl. Sie ist himmlisch und gefüllt mit Licht. Sie ist die Freiheit und der Ort Gottes, der im Himmel wohnt und auf Erden wandelt. Sie verweilt mit den Menschen und mit den Engeln. Sie ist die Statt des Menschen Heil. Sie ist der Ort des Heiligen Geistes. 

Im Tabernakel befinden sich neben Gottes Zehn Geboten, dem Dekalog weitere Dinge. Ein Goldgefäß mit einem Maß von Manna, das vom Himmel gefallen ist und der Stab von Aaron, der erneut ausschlug nachdem er seine Blätter abgeworfen und niemand ihn gewässert hatte. An zwei Stellen zerbrochen, wurden drei Stäben aus einem. 

Dieses heiligste Relikt der Menschheit wurde vor Urzeiten von unserem Vorfahren Bayna Lehkem, Menelik, getauft David II, König der Israeliten, nach Punt gebracht. Die Erstgeborenen des Hofstaates Salomos, die damals mit Bayna Lehkem zogen, hatten die Mutter Zion durch eine List entführt. Diese Reise Seiner Wohnstatt entsprach jedoch dem Willen Gottes, denngegen Seinen Willen hätte sich die Lade nicht um einen Deut von der Stelle bewegen lassen können. Das Kebra Nagast berichtet, dass die Reise von Bayna Lehkem von Israel nach Punt durch die Kraft des Tabernakels gar beschleunigt wurde. Die verfolgenden Truppen Salomos gaben schnell auf, als sie Berichte hörten, die Karawane des Abessiniers bewege sich mit einer vorher nie gesehenen Geschwindigkeit auf ihr neues Domizil zu. Die Salbung von Bayna Lehkem zum König Israels im Tempel zu Jerusalem und die frei gewählte Residenz der Bundeslade in Punt begründete das afrikanische Zion. Seit der Abkehr der Jiddas vom reinen Glauben ist die ewige axumitische Dynastie der Bewahrer der Religion Israels. 

Ich würde gerne noch über die verwirrten Theorien anderer Völker in bezug auf unser Heiligstes referieren. Dafür fehlt mir jedoch heute die notwendige Zeit. Aufgrund unserer Übersiedlung nach Green Dream muß ich mich um die Organisation der Überführung der Mutter Zion in ihr neues Domizil kümmern. 

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Exodus, movement of Jah people

Men and people will fight you down 

When you see Jah light

Let me tell you if you're not wrong

Everything is all right

So we gonna walkthrough de roads of creation:

We the generation 

Trod through great tribulation.

Exodus, all right! Movement of Jah people!

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Um Vusi Nyoni herum standen überall unzählige Kisten, Behälter, Dosen und Schachteln in den diversesten Größen. Die Vorhalle des Verwaltungsgebäudes in Uhuhru, der neuen Makonnenresidenz auf Green Dream, war riesig. Erst jetzt bemerkte Vusi, wieviel Masse der Hof des Negus mitgebracht hatte. Und die Flut neuer Behältnisse, die von Schwerkraftneutralisierern aus den Transplanet-Schiffen herbeigebracht wurde, hörte nicht auf. 

Sie schloß ihre Augen und sog mehrmals tief Luft durch die Nase in ihre Lungen und ließ sie langsam durch den Mund entweichen. Die Anspannung fiel von ihr ab und sie sondierte ihre Umgebung. Das war also der Ort der Macht, als Aurus vor langer Zeit noch galaxieweit das Sagen hatte. Die später in geschützteren Landesinneren erbaute, neue Hauptstadt Gamara hatte Uhuru zu einem fast unbedeutenden Handelsposten zurückfallen lassen. Das machte das Städtchen zu einem angenehm ruhigen Ort, der bezahlbar war und man hatte einen Überblick über das, was um einen herum geschah. Obendrein hatte Sana Ona erzählt, dass die Hafenstadt besser zu verteidigen sei, als Gamara, das auf einer Hochebene liegt. 

Durch die Fenster konnte man in der Ferne die ewige Bewegung von Smokes Säuremeer rauschen hören. Das monotone Wellenkonzert wurde ab und zu durch den spitzen Schrei der sich in die Fluten stürzenden einheimischen Raubflieger, auf der Jagd nach Beute, durchbrochen. Vor der Tür brachte ein weiterer Trek von Neutraliserern das Hab und Gut der Makonnens in in die neue Wohnstatt. 

Vusi ging auf den gigantischen Elefantenschädel zu, den sie als erstes hat auspacken lassen. Die mächtigen Stoßzähne des ehemals größten Landtieres der Erde waren durch ihr Alter marmorbraun geworden. Sie bogen sich fast in einem Halbrund an den Seiten des Rüssels gen Raumdecke. Das kleine Schild mit den genauen Angaben zum Ursprung der Trophäe, glänzte Messingfarben von der Stirn des toten Pachyderms. 

An die Wand zu ihrer Linken gelehnt stand ein weiterer schon ausgepackter Gegenstand, ein Portrait von Isiah I. Vusi wunderte sich, warum sie intuitiv die Behälter dieser symbolträchtigen Dinge gewählt hatte. Wahrscheinlich, weil ich diesem fremden Raum etwas von der Spiritualität geben möchte, bevor unser Uleke neu errichtet ist. Der Elefant und das Bild des letzten Messias. 

>>Na, endlich finde ich dich<< Das war die unverkennbare Stimme des Negus. 

Vusi drehte sich herum und machte ein paar Schritte auf ihren Partner zu. Seine schlichte Kampfuniform, die er seit dem Verlassen von Punt nicht mehr gewechselt zu haben schien, war übersäht mit Flecken und kleinen Rissen Der Zustand verriet, dass der neue Herr von Smoke sich keine Ruhe gegönnt hatte. 

David Makonnen bemerkte den an ihm haftenden Blick seiner Geliebten. >>Ich hatte noch keine Zeit für Eitelkeit, Vusi. Die Sicherheit unserer Leute geht jetzt vor.<< 

>>Es ist heiß und drückend hier. Sie schaute ihn intensiv von oben bis unten an, denn in den vergangenen Monaten hatte die Geliebte des Negus viele Nächte in Einsamkeit verbringen müssen. Seine Augen waren tief in ihre Höhlen zurückgezogen, was von immensem Schlafmangel zeugte und die Regionen um Stirn und Augen wirkten im diffusen Licht der Halle wie die zerklüfteten Gebirgzüge von Krapat. 

>>Dieser Ort hat das Klima einer gigantischen Waschküche.<< sagte Vusi. 

>>Sie ist nun mal eine kleine, heruntergekommene, teils schon von der Vegetation überwucherte Kleinstadt. Vergiss nicht, dass die Auriten hier vor Jahrhunderten den letzten Handschlag taten. Nur die danach ständig wechselnden Bewohner Uhurus haben den Ort überhaupt am Leben gehalten. Dreadlocks, Jiddas und Schmuggler retteten ihn vor dem Verschlingen durch Ozean und Urwald. Wir werden das weiterführen und ausdehnen. Green Dream soll für seine Bewohner zu einem Traum werden. << 

König David drehte sich um seine Achse und warf einen Blick in alle Winkel der Halle. >>Das wird also unser temporärer Empfangssaal für das diplomatische Schleimgetier, das wir in nächster Zeit als neue Statthalter von Green Dream in unsere Residenz einladen müssen.>> Er berührte seine Frau an der Hüfte und drückte sie bewundernd. >>Ich bin stolz auf dich, Vusi, wie stark du in dieser schweren Stunde bist. Danke für alles, was du für mich schon getan hast.<< hauchte er. 

Sein durchdringender, warmer Blick veranlaßte Vusi, sich wegzudrehen. Aus ihrem edlen, jetzt maskenhaften Gesicht, war keine Regung zu lesen. Aus ihrem Über der typischenNase der Amharen lag ein paar glasgrüne Augen. Ihre Lippen waren voll und sinnlich und ergänzten das dominante Kinn. Ihr Körper war schlank, aber nicht zerbrechlich oder hager. Die kräftigen Oberarme und das Mystix typische, ausladende Hinterteil bildeten dazu einen starken Kontrast. 

>>Wo ist Bekkele?<< wollte David wissen. 

>>Irgendwo in den hinteren Räumen im linken Flügel. Dr. Jid unterrichtet ihn dort über das, was er noch über diesen Saunaplaneten wissen muß.<< 

>>Gut! Ich wollte mich eigentlich hier nur persönlich versichern, dass das Familiensymbol des unbesiegbaren Löwen von Judäa im Speiseraum aufgehängt wird. Damit haben wir dann endgültig von der neuen Heimat Besitz genommen. Kannst du dich bitte darum kümmern?<< 

Als ich ins Gebäude kam, war unsere Flagge schon gehisst,<< sagte Vusi. 

>>Ja, das abessinische Banner von Ites Gold und Green weht über Uhuru.<< 

Vusi lächelte ihren König an. 

>>Clever hat im Speiseraum bereits transportable ToxitesterÑ hingestellt,>> fuhr der Negus fort. >>Und in unseren Privatunterkünften gibt es die Geräte auch schon. Langsam kommt etwas Komfort in die Bude.<< 

>>Du bist eben nicht nur der verwöhnte Negus von Punt, jetzt von Smoke. Du kannst auch der weitsichtige Feldherr sein, der bis aufs kleinste Detail alles unter Kontrolle hat. Ich werde mich jetzt als nächstes darum kümmern, das axumitische Wappentier hier anbringen zu lassen. Selah!<< 

David lächelte geschmeichelt. >>Das ist noch nicht alles, Liebste. Ich habe dir schon das erste Personal besorgt. Es sind alles ausnahmslos Leute von Smoke. Clever hat sie gescreent und keine Sicherheitsbedenken feststellen können. Ich bin froh, dass wir von den Rastafarians ein paar Hände für Routinedinge ausborgen können. Wir müssen unsere eingespielten Leute dort einsetzen, wo sie geschult sind. << 

>>Solange wir den Menschen von Smoke wirklich trauen können.<< wandte Vusi ein. 

>>Ich vertraue ihnen. Und ich vertraue den Screens. Die Leute hier kooperieren mit jedem, der gegen die Auriten arbeitet, das ist für uns sehr vorteilhaft. Sie werden noch nicht vergessen haben, was Aurus im Hanfkrieg mit ihren Leuten gemacht hat. Vielleicht kommen die jetzt temporär eingestellten Leute ja nach eine Bewährung als feste Mitarbeiter in Frage. Jedenfalls werde ich dir gleich den neuen Hofverwaltungschef vorbeischicken. Sein Name ist Mishol Tosh.<< 

>>Mishol Tosh,>> wiederholte Vusi. Ein Name, der in mir etwas bewegt, das ich nicht zu greifen bekomme.<< 

>>Vielleicht kommt dir das Verhalten von ihm komisch vor. Es ist nicht gerde als das einem höfischen Angestellten Angemessene zu bezeichnen. Diese Rastafarians, ganz besonders die Bergstämme, sind verdammt stolze Menschen. Wenn wir Sana und Ona glauben, ist Mishol eine sehr ehrenwerte Person, die stolz wäre, gerade mit dir arbeiten zu dürfen.<< 

>>Und warum mit mir? Weil ich eine Mystix bin?<< Aah, das ist der Vorarbeit der Mystix Clerix zu verdanken, schlußfolgerte sie. Esther deutete doch so etwas an.

>>Genau! Dir eilte kurioserweise ein Ruf auf diesen Planeten voraus. Weiterhin haben wir mit den Rastas allgemein ein paar Dinge unter Sach und Fach gebracht. Zunächst scheinen sie uns erst mal teilweise zu vertrauen. Nach einer Sondierungsphase könnten wir Glück haben, und eine Allianz zwischen den Makonnens und Rastafarians kommt zustande. Sana Ona ist überzeut, dass die Rastas Aurus viel schlimmer zugesetzt haben, als im Universum bekannt wurde. Die Auriten mussten ihre Schmach geheim halten, damit der Erste Administrator von ihrer militärischen Schwäche und von den Gefahren für die Marihuanaproduktion nichts erfahren konnte.<< 

>>Ein Hofverwalter von den Bergstämmen.<<, sagte Vusi. >>Hat er auch diese typische roten, funkelnden Augen?<< 

>>Laß dich nicht von seinem Aussehen beeinflussen. Diese Menschen sehen wild und ungezähmt aus. In ihnen steckt aber eine erstaunliche Menge an Intelligenz, Wissen, Kraft und Spiritualität. Sie sind meiner Meinung nach die ideale Ergänzung zu den Makonnens. Wir schaffen das schon, Vusi. Ich muß jetzt weiter zur Landebahn, dort ist eine Strategiebesprechung, sobald der zweite Transplanet Convoi ausgecheckt hat. Kannst Du Bekkele Bescheid geben, dass er in einer Stunde im Kontrollraum B 7 im Terminal A ist? Er soll unbedingt an dieser Besprechung teilnehmen.<< 

>>Mußt du dich denn wirklich um alles persönlich kümmern, mein Negus?<< fragte Vusi und strich mit der Hand liebevoll über die bärtige Wange in seinem von tiefen Falten zerfurchten Gesicht. >>Können das nicht Sana oder Clever übernehmen?<< 

David lächelte seine Geliebte an. >>Ich kann dich verstehen, Vusi. Wenn du wüsstest, was alles auf den Rücken von Zulu und Ona lastet. Und um dieses wichtige Treffen kann ich mich nun mal nur persönlich kümmern. Die Hinterhältigkeit der Auriten hat die Analysen durch unsere Thinkmen noch übertroffen. Überall sind Sabotageakte an der Infrastruktur und an der Ernteausrüstung begangen worden. Und viele Rastafarians wollen Green Dream verlassen. Dann ist da noch dieser U.P.O. Beobachter, der mir Sorgen macht. Das sind alles Themen, die direkt mit der Hanfproduktion zusammenhängen – und damit mit unserem zukünftigen Schicksal.<< 

Sie nickte.>>Ich warte auf dich, mein Liebster.<< 

Der Negus gab seiner Partnerin einen Kuß auf die Stirn, drehte sich um und ging zur Tür. 

Vusi wandte sich ab und drehte sich einmal um sich selbst. >>Womit fange ich bloß an in diesem Chaos? Okay, als erstes das Familienwappen.<< sagte sie zu sich selbst. 

>>Greetings in the name of the Most High.<< Die tiefe Stimme eines Mannes mit einem schweren Dialekt kam aus Richtung der Tür. 

Vusi drehte sich um und sah einen hochgewachsenen Mann mit fast blauschwarzer Hautfarbe, gekleidet in einem funktional gearbeiteten, braunen Hosenanzug. Sein Haar bestand aus verfilzten Zöpfen und das Gesicht war fast völlig von einem dichten, genauso verfilzten Bart bedeckt. Sie sah in die typischen, funkelnd roten Augen und ein Paar blutdurchströmte Lippen, die zwei Reihen weißer Zähne umrahmten. Die Augen des Mannes waren das Prägnanteste an seiner Erscheinung - mysteriös, strahlend von Energie, offen und bestimmend - tiefrot. 

>>Ich heiße Mishol Tosh, Majestät. Ich bin hier, um ihnen dienen zu dürfen.<< 

Vusi löste sich von den Augen und wurde sich ihrer Rolle als Mystic Amazon bewusst. Sie grüßte den Einwohner Smokes mit der Salutation of PeaceÑ, dem Symbol der Heiligen Dreieinigkeit. 

>>Titel sind bei mir nicht nötig. Nenn mich einfach Vusi. Ich bin nicht mit dem Negus verheiratet.<< 

>>Ich wollte bei unserer ersten Begegnung keinen Fehler in der höfischen Etikette machen, Lady. Man sagt hier, die Makonnens seien ein traditionsbewußter Wurzelspross.<< 

>>Ja, das stimmt,<< antwortete Vusi. Durch unsere Grioten besitzen wir ein geschichtliches Bewusstsein unendlicher Tiefe. Wir pflegen die alten Sprachen der Mutter Erde, bei uns findest du Gelehrte, die alle antiken Dialekte perfektbeherrschen.<< 

>>Seid ihr selbst in der Geschichte bewandert, Herrin?<< fragte der Rasta. 

>>Ich bin des Ge’ez, des Hebräischen und des Griechischen mächtig. Dazu besitze ich den Wissensfundus, der den Mystic Amazons zur Verfügung gestellt wird. Die weibliche Vergangenheit der Menschheit ist in unseren Köpfen vereint.<< 

>>Prophecy fulfill.<< murmelte Mishol. 

Ach, sieh an, dachte Vusi. Hier haben unsere Clerix mit der Legende angesetzt. >>Ich weiß noch viel mehr, das dich erstaunen wird. AdonaiÑ, wie ihr ihn nennt, wartet auf seine Rückkehr. Er wird den Jezer HoraÑ besiegen und den Jezer HotowÑ glänzen lassen. Laßt Makonnens und Rastafarians Rosen pflanzen, als Zeichen unserer Gemeinschaft, so dass ZebaothÑ erfreut ist, wenn Er zu uns zurückkehrt um in Seiner Wohnstatt auf Erden, unserer Mutter Zion zu residieren.<< 

Mishol riß seine roten Augen weit auf und machte einen Schritt zurück. Ein zu seinem wilden Aussehen unpassender Ausdruck der ungläubigen Angst machte sich auf seinem Gesicht breit. >>Mylady, ich...<< stammelte er. 

>>Ich weiß auch, dass du ein Messer trägst. Glaubst du allen Ernstes, dass deine körperliche Stärke genügt, um eine Mystic Amazon zu besiegen?<< 

Die Angst im Gesicht des Rasta wurde immer stärker. 

>>Versuch es doch, mich umzubringen. Zerstöre eure eigene Vision. Aber vergiß nicht, dass die Taten der Gegenwart die Schleusen für die Ströme der Zukunft dirigieren.<< 

>>Ich hatte nicht die Absicht, Ihr Leben zu nehmen.<< platze Mishol heraus. >>Ja, ich trage ein Messer. Es sollte ein Geschenk unseres Volkes an Sie sein, Vusi. Langsam, um bloß keinen Anlaß für einen Angriff zu geben, griff der Rasta hinter sich an den Rücken und holte einen Gegenstand hervor. >>Dies ist ein heiliges Messer, das wir aus den Fasern unseres Heiligen Ganjas herstellen. Die Klinge wird mit der konzentrierten Säure der männlichen Pflanze gehärtet. Es ist unzerstörbar und schneidet die härtesten Materialien, ohne jemals stumpf zu werden. Die Klinge verfärbt sich blutrot, wenn ihrem Besitzer unmittelbare Gefahr droht.<< Mishol drehte die Klinge im Zwielicht der Halle. Das Material schien aus sich selbst heraus einen tiefgrünen Schimmer zu verbreiten. Die Waffe blitzte auf und Vusi sah, dass die zwei Schneiden der Klinge weiß zu glühen schienen. >>JAH, wir danken Dir für die Erfüllung er Prophezeihung in dieser dunklen Stunde.<< Mit einer feierlichen Bewegung gab Mishol das Geschenk seinem Gegenüber. 

Eins der sagenumwobenen Messer der Bergstämme, staunte Vusi. Noch nie hatte jemand diese Waffen gesehen. Ein echtes Cannkata. >>Das Messer wird sein vorgesehenes Urteil vollstrecken.<< 

>>Sie ist es tatsächlich.>> raunte Mishol ehrfurchtsvoll. >>Die Sonne Israel wird warm über ihrem Volke scheinen.<< Seine roten Augen funkelten im Dämmerlicht des Raumes. 

Dank der Clerix, dachte Vusi, haben wir hier glücklicherweise schon vor einiger Zeit das Fundament für ein Bündnis gelegt. Das ist die Arbeit von Mystix, die schon lange nicht mehr leben. In vorigen Jahrhunderten gepflanzt, sprießt jetzt der zarte Strauch einer neuen Ära. 

>>Sie sind die Angekündigte, Sie gehören zu uns,<< sagte Mishol. >>Bitte achten Sie darauf, dass kein Ungeweihter den Executor, wie wir die Waffe nennen, zu sehen bekommt. Er müsste ansonsten von uns geweiht werden oder sterben.<< 

Vusi verbarg den Executor in ihrem Gewand. Sie fühlte, wie eine seltsame Wärme von dem Gegenstand ausging. >>Ich werde mich an die alten Regeln halten.<< meinte sie. >>Jetzt zu praktischen Sachen. Ich erwarte von dir, dass du dir Leute zusammensuchst, um in möglich kurzer Zeit den königlichen Haushalt ans Laufen zu bringen. Dabei möchte ich, dass du auf dich selbst gestellt arbeitest und mir bei Gelegenheit Bericht erstattest. Als nächstes müssen wir eine geeignte Stelle finden, um das Uleke, die traditionelle Behausung des Negus, zu errichten. Bei Fragen findest du mich in meinem Arbeitsraum im hinteren, linken Gebäudetrakt.<< 

>>Ich beginne sofort, Mylady.<< Beim Verlassen der Halle hörte Vusi noch, wie er murmelte, dass die Rastafarians die Angekündigte endlich gefunden haben. 

12

Man to man is so unjust, children

You don't know who to trust.

Your worst enemy could be your best friend,

And your best friend your worst enemy.

Some will eat and drink with you,

Then behind them sus upon you.

Only your friend know your secrets,

So only he could reveal it.

And who the cap fit, let them wear it!

Some will hate you, pretend they love you now,

Then behind they try to eliminate you.

But who Jah bless, no one curse,

Thank God, we're past the worse.

Hypocrites and parasites,

Will come up and take a bite.

And if your night should turn to day,

A lot of people would run away.

Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Leise öffnet Vusi die Tür zu Bekkeles Wohnbereich. Am Fenster des Vorzimmers, der Tür direkt gegenüber, sah sie Dr. Jid stehen, der, offensichtlich tief in Gedanken versunken, durch die Glasscheiben starrte.Die Silhouette seines Gesichtes, die das Gegenlicht des Fensters produzierte ließ den langen, dünnen Bart des Mediziners stark hervortreten. Ihr schien, als sei der Mann sehr angespannt. 

>>Hallo Dr. Jid,<< sagte sie vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken. >>Ich hatte Sehnsucht nach meinem Sohn und wollte mal nach ihm sehen. Schläft er?<< 

Jid fuhr herum. >>Entschuldigung, Herrin, ich war in Gedanken versunken.<< Mit der flachen Hand fuhr er sich über das Gesicht, als ob er seine Nachdenklichkeit wegwischen wollte. >>Ich habe Bekkele vor ein paar Stunden eine Tablette mit einem CannabiskomplexÑ verabreicht. Ich denke, ein paar Stunden wird er wohl noch süß träumen.<< 

Vusi schaute auf die Tür zu ihrer Rechten. Dahinter lag der Schlafraum ihres Sohnes. Dann sah sie sich im Raum um und stellte fest, dass es noch ein paar Tage dauern würde, bis alle Kisten ausgepackt waren und die Möbel an den endgültigen Stellen standen. 

Dr. Jid verließ seine Position am Fenster und kam mit langsamen, unsicheren Schritten auf Vusi zu. 

Warum habe ich das Gefühl, dachte sie, dass Jid mir etwas verheimlicht. Eigentlich ist es aufgrund seines Screenkeys schon unmöglich, dass er sich uns gegenüber illoyal verhält. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass mit ihm heute etwas nicht stimmt. 

>>Es ist alles so anders hier. Ich hoffe, es wird den Jungen nicht zu sehr belasten. Das feuchtwarme Klima ist nicht ohne, wenn man die trockene Luft der Höhenplateaus von Punt gewohnt ist. Und wer weiß, wie die harte Strahlung von GamgaÑ auf uns wirkt. In den Behausungen sind wir durch die Filterschirme geschützt. Wir müssen uns aber wohl daran gewöhnen, die Schutzkleidung der Einheimischen zu tragen, wenn wir nicht in kürzester Zeit von den Gammastrahlen zersetzt werden wollen.<< 

>>Die Sonne hat also nicht nur den positiven Effekt, das Marihuana mutieren zu lassen.<< antwortete Vusi. 

>>Alles und jeder ist der gnadenlosen Sonne von Green Dream unterworfen. Eine Korrektur durch Satelliten wird wegen der immensen Kosten und der von den Rastas behaupteten Gefährlichkeit für die Hanfzucht nicht versucht. Alle anderen Maßnahmen, außer den Filterschirmen für große Gebäude, haben sich als zu kostspielig für das Haus Makonnen herausgestellt.<< 

>>Aber jetzt haben wir die Kontrolle über den Ganjahandel und werden Mittel bekommen, diesen Planeten zu verändern.<< sinnierte Vusi. >>Wir werden beginnen, diesen Planeten für seine Einwohner lebenswerter zu gestalten. Die gefährliche Sonne Gamga wird zu unserer Sonne Israels werden.<< 

Jids Gesicht wurde zu einer Maske, die aufeinander gepressten violetten Lippen bildeten einen dünnen Strich. Wie kann ich solche Menschen nur verraten, fragte er sich im Stillen. Selbst in höchster Bedrängtheit geben die Makonnens ihre Hoffnung und ihre Visionen nicht auf und versuchen noch etwas Positives aus der Misere zu ziehen. Ich hasse die Auriten. Wenn ich bloß wüsste, ob mein Bruder Edward noch lebt. Wie lange kann man die perversen Sexualpraktiken auf Climax ertragen? Das beste für ihn ist ohnehin, tot zu sein. Alles ist besser, als der verrottete Sündenpfuhl des Universums. Aber Astro wird die Rechnung nicht mit dem großen Dr. Jid gemacht haben. Der Tag der Rache an diesem widerlichen Geschöpfwird kommen. Und zwar genau dann, wenn der perverse Potentatdenkt, er wäre am Ziel seiner Pläne angekommen.

Um seine Gefühle nicht zu offenbaren, drehte der Arzt sein Gesicht zum Fenster und tat so, als müsste er eine Szenen auf der darunter liegenden Straße beobachten. 

>>Die Einheimischen von Uhuru betrachten uns wie Fremdkörper, die es zu entfernen gilt,<< sagte der Mediziner. >>Ich hoffe, dass es bei den bisherigen kleinen Aufständen, bei denen es hauptsächlich um die von uns ausgerufenen, neuen Anordnungen ging, bleibt. Einen großen Aufstand der Bevölkerung und zusätzlich Aurus gegen uns werden wir kaum verkraften können.<< 

>>Ich denke, am Anfang werden wir einiges verlieren und ein hartes Leben führen müssen. << antwortete Vusi. Wenn wir uns aber est mal auf Smoke etabliert haben, können wir beginnen, aus ihm ein Paradies zu machen.<< Sie ging zum Fenster und stellte sich neben Jid. Ihre Blicke schweiften aus dem Fenster und sie sah zu ihrer Linken einen Abhang, der über und über mit verschiedenfarbigen Bougainvillea überwuchert war. Das ungewohnte Licht, in das die Szene getaucht war, stammte von der fremden Sonne Gamga, die mit ihren grünen Strahlen für das Auge der Makonnens ungewohnt war. 

>>Warum hat solch ein reicher und humider Planet eigentlich ein Wasserproblem?<< wollte sie wissen. 

>>Eigentlich gibt es keinen Wassermangel. Nur für den Menschen genießbares Naß ist rar. Das hängt mit der Sonnenstrahlung zusammen. Die hohe Gammastrahlung ionisiert das Wasser in einer Stärke, dass es für uns unbehandelt ungenießbar macht. Der Natur macht diese Aufladung der nichts, sie hat sich im Laufe der Evolution angepasst. Ganz sicher bezüglich der Gesamtökologie des Planeten ist jedoch noch niemand von uns. Wir hoffen, neue Informationen zu bekommen, wenn wir uns mit dem U.P.O. Beobachter Greenthumb treffen. Der lebt schon so lange hier, dass er auf unsere Fragen bestimmt die richtigen Antworten hat.<< 

>>Und die Rieseninsekten, von denen man munkeln hört.<< sagte Vusi. >>Wissen Sie, was ein ’Peenie Wallie’Ñ ist?<< 

>>Ich habe auch nur Gerüchte gehört. Der Begriff Peenie Wallie bezeichnet ein gigantisches Glühwürmchen. Die Bergstämme scheinen eine gewisse Kontrolle über diese Insekten auszuüben. Leider haben die Auriten fast sämtliche Informationen in den Datenspeichern hier gelöscht. Es gibt keine Informationen über Smoke, die wir von der vorigen Verwaltung übernehmen könnten. Wir haben deswegen schon auf diplomatischem Wege eine Protestnote an die U.P.O. gesendet. Ich denke, in vielen Punkten was das Leben auf diesem Planeten angeht, müssen wir uns wirklich gedulden, bis Greenthumb uns Antworten gibt. Dieses verdammte Aurus-Pack...<< 

>>Jid, so kenne ich sie ja gar nicht.<< Vusi sah ihr Gegenüber erstaunt an. >>Was ist denn in Sie gefahren? Warum hassen sie die Auriten denn so?<< 

Jid schluckte. Anfangs versagte ihm die Stimme. Dann stammelte er: >>Sie wissen nicht, dass mein Bruder Edward schon seit Jahren in einem Bordell auf Climax festgehalten wird. Die Auriten haben ihn während des Hanfkrieges, in dem er als Söldner für irgendwelche jiddaischen Schmuggler arbeitete, dorthin verschleppt. Seitdem habe ich von ihm nichts mehr gehört.<< Der Arzt wischte sich über seine Augen. 

>>Das wusste ich nicht. Wie kann ich wieder gut machen, dass ich so unsensibel war?<< Vusi tat der alte Mann leid. Im grünlichen Licht, das durch die Fensteröffnung fiel, sah er noch fragiler aus, als seine hagere Gestalt ohnehin schon wirkte. 

>>Lassen Sie uns einfach nicht darüber sprechen. Vergessen deckt irgendwann jeden Schmerz zu. Wenn ich erst mal die Routineaufgaben in meinem Tagesaublauf, der sich auf Smoke einpendeln wird, erledige, wird es mir schnell besser gehen.<< 

>>Routine, Tagesablauf. Das sind Begriffe, die wir von Punt Ababa kennen. Wie lange wird es dauern, bis wir hier ein System aufgebaut haben, das funktioniert? Gegen den offensichtlich doch, wenigstens teilweise vorhandenen Widerstand der Leute von Smoke.<< 

>>Das sind meistens einfache, arme Menschen. Sie haben Angst um ihre Zuteilungen.<< antwortete Jid. >>Unterden Auriten sind sie verdammt kurz gehalten worden. Zum Beispiel gab es nur vier Liter Trinkwasser pro Tag und Kopf. Das ist der Grund für die Randale in Uhuru. Wenn wir uns hier erst mal eingerichtet haben, wollen wir die Menge übrigens auf sieben Liter erhöhen.<< 

>>Hat Ona mit seinem Vorauskommando eigentlich genug Leute für uns gewinnen können?<< wollte Vusi wissen. Und hat er schon Abkommen mit den Bergstämmen erreicht?<< 

>>Soweit ich weiß, ist es ihm gelungen, einige Männer als Personal für uns zu gewinnen. Wie es mit politischen Absprachen aussieht, weiß ich allerdings nicht.<< 

>>Sana Ona. Sein Name ist Programm. Manchmal ist er mir schon fast zu gut. Und er soll mit Methoden arbeiten, die nicht dem Moralkodex der Makonnens entsprechen.<< 

>>Jetzt machen Sie ihn aber schlechter, als er ist. In seiner Position zählen die Erfolge. Wie man dorthin kommt, ist sekundär. Ich möchte mich hier für Ona verbürgen, er ist einer der treuesten Anhänger des Negus. Mir machen die Auriten Sorgen, wenn ich ehrlich bin. Ich denke, sie haben den Untergang des Hauses Makonnen auf Green Dream geplant.<< 

>>Sie werden es den Makonnens nicht verzeihen, dass dieser Planet den Besitzer gewechselt hat. Smoke, der einzige Ort im bekannten Universum, wo das altershemmende Cannabis wächst. Ohne von den zahlreichen Nebenprodukten zu sprechen, die dem Verwalter ungeheure Summen von Universals in die Kassen spülen. << 

>>Der jetzige Preis des Marihuanas ist so hoch, dass man sehr schnell viel Geld verdienen kann.<< stellte Jid fest. >>Das ist noch ein Effekt des Hanfkrieges und der leeren Lager auf den Logistikplaneten. Derzeit versuchen alle Planeten, soviel Ganja, wie möglich zu horten, um gegen eine eventuelle neue Hanfrezession gerüstet zu sein.<< 

>>Ich habe gehört, dass die Chinesen von Eastern SunÑ versuchen, den Wirkkomplex synthetisch herzustellen.<< 

>>Das können sogar solche cleveren Köpfe aus meiner Sicht vergessen,<< sagte Jid. Meiner Meinung nach lebt der Wirkstoff des Cannabis von Green Dream. Jedes Mal schmeckt und wirkt es etwas anders. Sollte jedoch eine Synthese mal gelingen, werden sich sämtliche Machtsphären des Universums zugunsten der Chinesen verschieben.<< 

Vusi nickte. >>Politik und Wirtschaft, Macht und Geld, die ewigen Männerdomänen. Ob sich das wohl jemals ändert? Diesen Bereich überlasse ich offen gesagt gerne meinem Negus. Überhaupt haben wir jetzt genug geschwätzt. Ich habe ganz vergessen, was ich alles zu tun habe.<< Vusi lächelte den alten Mediziner an, ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. >>Wenn Bekkele aufwacht, sagen Sie ihm bitte einen ganz lieben Gruß von mir. Und dass seine Mutter ihn in dieser ganzen Hektik vermisst.<< Dann verschwand sie durch die Tür. 

13

Wie Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die sich, gleicherweise wie jene, der Hurerei ergaben und dem Fleische nachgingen, als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden.

(Brief des Judas 7)

Und Jehova sprach: Wenn ich in Sodom, innerhalb der Stadt, fünfzig Gerechte finde, so will ich um ihretwillen dem ganzen Orte vergeben.

(1. Buch Mose 18,26)

Der Ausdruck ihres Angesichts zeugt wider sie; und von ihrer Sünde sprechen sie offen wie Sodom, sie verhehlen sie nicht. Wehe ihrer Seele! denn sich selbst bereiten sie Böses

(1.Buch Mose 19,1)

Und Jehova ließ auf Sodom und auf Gomorra Schwefel und Feuer regnen von Jehova aus dem Himmel.

(1. Buch Mose 19,24)

Bling Blang Blong. Hier ist DeeVa Holovision. Wir unterbrechen unser Programm für eine Sondermeldung. Uns wurde vor einigen Momenten aus ClimaxÑ, dem Lustplaneten der Auriten, ein verheerender Anschlag auf das größte Bordell der Hauptstadt Klito gemeldet. Nach dem derzeitigen Stand muß von mehreren Tausend Toten ausgegangen werden. Unser Holo Patpaat wird in den nächsten Minuten die Moderation der hereinkommenden Berichte übernehmen. 

>>Hallo Milchstraße, willkommen bei Deeva Holovision. In Climax’ Hauptstadt Klito ist das Bordell ’Pink Milkyway’ gegen 22 Uhr Ortzeit zusammengestürzt. Über den Grund für die Zerstörung gibt es noch keine Hinweise. Fest steht aber, dass es ungefähr sechstausend Tote gegeben hat, als das zweihundertstöckige Haus während der betriebsamsten Zeit innerhalb von Minuten kollidierte. Vielleicht kann uns meine Holokollegin Di Da direkt aus Klito schon mehr erzählen. Di Da, bist du im Netz?<< 

>>Ja, Patpaat, ich übernehme. Hallo DeeVa Community. Ich stehe hier ungefähr einen Kilometer von dem Ort entfernt, an dem noch vor einigen Minuten das Gebäude stand, in dem das Pink Milkyway mehrere Tausend Männer und Frauenin der Horizontale für sich arbeiten ließ. Jetzt gibt es an dieser Stelle nur noch einen Haufen zusammengeschmolzener Baumaterialen. Es wird davon ausgegangen, dass die bisher angenommene Zahl der Toten, die bei sechstausend liegt, eventuell noch steigen wird. Echter Sex war die Spezialität dieses Hauses und darum werden wir über das tatsächliche Ausmaß der Tragödie erst Genaues wissen, wenn die Kreditkartendaten der Kunden und die Personalliste von Pink Milkyway ausgewertet sind. Informationen dazu erwarten wir in den nächsten Minuten.<< 

>>Di Da, was uns alle am meisten interessiert ist, wie das passieren konnte und wer dahinter steckt. Wenn es dazu schon Informationen gibt.<< 

>>Dazu wollte ich jetzt kommen, Patpaat. DeeVa hat tatsächlich schon ein paar Sätze von einem Augenzeugen aufgezeichnet. Der Mann hat Minuten vor der Katastrophe das Gebäude verlassen und ist mit Brandwunden ersten Grades und einem Riesenschrecken davongekommen. Wer schwache Nerven hat, sollte jetzt abschalten, denn was kommt, ist wirklich diabolisch.Hier ist der Einspieler.<< 

>>Ich hatte mir gerade nen guten Fick mit einer dieser Frauen von Pink Milkyway gekauft und bin danach gemütlich und entspannt die Koitusavenue heruntergegangen, als ich von hinten durch einen total heißen Windstoß umgeworfen wurde. Es gab kein Explosionsgeräusch oder einen Blitz, aber trotzdem ist das Gebäude zu Asche verbrannt. Das kann nur eine der geächteten Waffen gewesen sein, so ein Neutronstrahler, oder ein ähnliches Ding, das man eigentlich nur auf den großen Schiffen von Transplanet Corp findet. Ich bin noch völlig fertig und danke der Göttin AphroditeÑ, dass sie mich hat überleben lassen.<< 

>>Das war ein Augenzeuge, der direkt nach der Katastrophe von DeeVa Holovision befragt wurde. Ich gebe jetzt für eine Unterbrechung an Patpaat zurück. Wir sehen uns in einigen Augenblicken wieder, wenn es darum geht, wer hinter diesem Anschlag stecken könnte. Patpaat?<< 

>>Danke Di Da, für diese kurzen Infos. Liebe DeeVa Community, die Milchstraße wird von der Schockwelle dieses Ereignisses durchgeschüttelt. Unser Netz steht durch hereinkommende Nachrichten kurz vor dem Kollaps. Wir möchten euch bitten, im Augenblick nur wichtige und drängende Dinge auszutauschen, damit wir genug Kapazitäten für den Empfang neuer Informationen haben. Jetzt folgt eine Werbeunterbrechung, bevor wir wieder live zu Di Da auf Climax schalten.<< 

Bling Blang Blong. >>Du hast keinen Lover? Dein Alter kriegt keinen mehr hoch? Hat nur noch Bock auf nen Quickie? Vielleicht können wir von DeeVa Care dir wieder zu einem regelmäßigen Orgasmus verhelfen. Unsere neuesten Gespielenmodellen Sensual She, Sensual Man und Sensual Flex kommen mit der Garantie für sinnliche Befriedigung, egal welche Vorlieben du auch hast. Kein schneller Schlaffifick mit abgestandenen Partnern mehr. Unsere Sensual Modelle stehen für das Erleben erstklassiger Sexabenteuer. Mehr Infos gibt es immer wieder im Programm von DeeVa Holovision.<<

Bling Blang Blong >> Hier ist DeeVa Holovision mit einer Sonderübertragung zu der verheerenden Katastrophe auf Climax, bei der es vermutlich mehr als sechstausend Tote gegeben hat. Unser Holo Patpaat ist in Verbindung mit seiner Kollegin Di Da direkt am Ort des Geschehens. 

>>Hallo Milchstraße, willkommen zurück bei unserem Special über die Zerstörung des Pink Milkyway in Klito, der Hauptstadt von Climax. Vor ungefähr zwanzig Minuten ist das zweihundertstöckige Gebäude zusammengestürzt und es werden um die sechstausend Tote befürchtet. Was kann hinter der Zerstörung eines Bordells stecken, offensichtlich durchgeführt mit einem der geächteten Neutronstrahler? Radikale Moralisten verschiedener Altreligionen betrachten den Lustplaneten von Aurus schon seit geraumer Zeit als Schandpfuhl. Wer von denen ist jedoch radikal genug, solch einen Anschlag durchzuführen? Wer besitzt die finanziellen Mittel, einen Transplanet Navigator zu bestechen, die Munition für eine verbotene Waffen an Bord zu nehmen und den Einsatz von seinem Schiff aus zuzulassen? Es gibt viele Fragen, und wir hoffen, während dieser Sondersetzung ein paar von ihnen beantworten zu können. DeeVa schaltet jetzt live nach Klito, wo meine Holokollegin Di Da bemüht ist, die Fakten zu diesem offensichtlichen Anschlag zu bekommen. Di Da, was gibt’s Neues?<< 

>>Ja, Patpaat, wer hinter dieser verachtungswürdigen Tat steckt, interessiert die Behörden von Aurus natürlich genauso, wie uns. Das G.I.D.Ñ hat vor ein paar Minuten die Ermittlungen von der hoffnungslos korrupten climaktischen Polizei an sich genommen. Wie ein Sprecher mitteilte, wird es noch einige Zeit dauern, bis sie mit einem offiziellen Untersuchungsergebnis vor die Presse treten. Inoffiziell habe ich erfahren, dass das G.I.D. mehrere religiöse Untergrundnetzwerke im Visier hat. Dabei wurden die ’Galaktischer Dschihad für ein islamisches Universum’, die ’Nyahbinghi Warriors’, die ’Bewegung für moralisches Ariertum’und die ’Essener Parasitenvernichter’ genannt. Genaue Ergebnisse und eventuelle Festnahmen von Verdächtigen werden heute Nacht, Ortszeit jedoch nicht mehr erwartet.<< 

>>Eine Frage, die die DeeVa Community am meisten zu beschäftigen scheint ist, ob es schon mehr Informationen über den Hergang der Katastrophe gibt. Wir bekommen hier in unserer Zentrale auf UchtanÑ Millionen von Anfragen aus der gesamten bewohnten Galaxie. Di Da gibt es dazu schon irgendetwas Konkretes?<< 

>>Ja, ich habe gerade übers Netz gemeldet bekommen, dass die Zerstörung tatsächlich durch einen Neutronstrahler verursacht wurde. Aurus hat soeben ein Team mit zwanzig Thinkmen nach Climax geschickt, die das G.I.D. in ihrer Untersuchung unterstützen sollen, um die Täter möglichst schnell dingfest zu machen. Es liegt jetzt die erste, jedoch noch nicht offizielle Zahl der Toten vor. Auf der Personalliste des Pink Milkyway standen dreitausenddreihundertundsiebenuddreißig Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Explosion als anwesend. Und innerhalb der letzten zwei Stunden vor der Zerstörung wurden von viertausendsiebenhundertundvierunddreißig Kunden die Kreditdaten in diesem Etablissement benutzt. Zählt man die Zahlen zusammen, muß man leider die schon traurige Zahl der Toten noch nach oben korrigieren.<< 

>>Danke nach Climax zu Di Da. Ja, liebe Zuschauer. Wieder gab es einen verheerenden Anschlag auf eine Siedlung der Menschheit mit offensichtlich achttausend Toten. Radikale Kräfte innerhalb unserer Spezies versuchen nach wie vor das Gefüge der Milchstraße nach ihren Vorstellungen zu prägen. Liebe Menschen, lassen wir das nicht zu! Setzen wir uns zur Wehr. Wenn ihr da draußen etwas Verdächtiges bemerkt, oder annehmt dass eine Person einem Terrorzirkel zuzuordnen ist, dann kontaktiert Eure planetare Polizei oder uns bei DeeVa. Wir leiten die Informationen direkt an die U.P.O. und das G.I.D. weiter. 

Es folgBilder der neuesten planetaren Entdeckungen der Navigatoren von Transplanet Corp, unterlegt mit Musik, die unseren Respekt vor den Toten auf Climax ausdrückt. Ich, Patpaat, verabschiede mich und wünsche noch viel Spaß bei DeeVa Holovision.<< 

Das war das DeeVa Special zum Anschlag auf Climax. Neue Informationen werden wir immer wieder ins laufende Programm einblenden. 

14

How long shall they kill our prophets,

While we stand aside and look? 

Some say it's just a part of it.

We've got to fulfil de book.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Bekkele lag in seiner Hängematte. An Schlaf war nicht überhaupt nicht zu denken. Die Pille, die ihm Jid gegeben hatte, war unter seiner Zunge verschwunden. Diese spannende Zeit war viel zu schade, um verschlafen zu werden. Er lauschte dem Auf und Ab des Gespräches zwischen seiner Mutter und dem alten Arzt im Vorraum. Es ging um die ganzen spannenden Sachen, von denen ein Junge in seinem Alter meistens nur die entschärfte Version mitgeteilt bekam. Die Auriten und das Ganja von Smoke. Dann hörte er, wie seine Mutter sich verabschiedete. Am liebsten wäre Bekkele aufgestanden und hätte seine neue, dicht tropische Umwelt eingehend mit der Neugierde eines Heranwachsenden erforscht. Doch er war intelligent genug zu wissen, dass das ein noch viel zu großes Risiko ausmachte. 

Er setzte sich auf den Boden und bog seine Beine in den Yogasitz, um durch umschalten auf das Unterbewußtsein alle Kapazitäten des Hirns zu aktivieren. Eine angenehme Wärme begann ihn zum pochenden Rhythmus seines Herzens zu durchfließen. Vom Solarplexus ausgehend, hatte sie bald seinen ganzen Körper vereinnahmt. Er fühlte sich gleichzeitig völlig entspannt und kräftiger als im normalen Wachzustand. 

Wie aus weiter Ferne vernahm er ein huschendes Geräusch, ein leises Kratzen, wie Krallen auf Steinplatten erzeugten. Er wusste, das sich etwas ganz in seiner Nähe bewegte. Wenn es eine Gefahr für mich ist, dachte er, dann habe ich mich gerade zum richtigen Zeitpunkt in den A.S.C.Ñ versetzt. Er öffnete seine Augen zu kaum sichtbaren Schlitzen und sah zu seiner Linken das hässlichste Geschöpf hocken, das er je gesehen hatte. Das Wesen blickte ihn aus riesigen, bernsteinfarbenen Augen mit horizontalen Schlitzpupillen an. Das muß ein TokolosheÑ sein, dachte er. Dazu gehört immer ein Meister, der sich ganz in der Nähe befindet. Wer kann das sein?

Die graugrüne, rund einen halben Meter große Kreatur bleckte die spitzen Zähne in seinem hässlichen, ovalen Gesicht. Als es sich wie in Zeitlupe auf Bekkele zubewegte, stieß es ein lautes Zischen aus. 

Der Junge roch den stinkigen Atem des Kobolds. Er wusste, dass er nur eine Chance zum Überleben hatte, wenn er überlegt und blitzschnell handelte. Gegen Tokoloshes gibt es nur eine Waffe: unsere Spiritualität. Blitzschnell schoß Bekkeles Rechte vor und legte sich in eisernem Griff um den kurzen, runzligen Hals des Wesens. Gleichzeitig riß er sich mit der anderen Hand sein orthodoxes Kreuz vom Hals und drückte es mit aller zur Verfügung stehenden Kraft auf die Stirn des Tokoloshe. Der A.S.C. verlieh dem Jungen eine überragende Reaktionsfähigkeit und erstaunliche Kräfte. Das Kreuz brannte sich in einer stinkenden Qualmwolke tief in den Schädel des Angreifers. Das Wesen schrie und zappelte unter dem Griff von Bekkele, der erst loslies, als er lange kein Lebenszeichen mehr feststellen konnte. Die direkte Gefahr ist gebannt. Der Junge atmete auf und beendete seine Trance. Jetzt müssen wir den Meister finden, der dieses Geschöpf offenbar gegen mich angesetzt hat. Er wollte gerade zur Tür gehen und nachschauen, warum Jid von dem Spektakel nichts mitbekommen hatte, als es klopfte. 

Bekkele öffnete die Tür und stand einem rieisgen Rastafarian gegenüber. 

>>Mein Name ist Mishol Tosh, ich bin der neue Verwalter Ihres Vaters. Ich bin hier, weil der Negus nach Ihnen schickt.<< 

Fasziniert schaute Bekkele den Mann in seinem funktionalen Overall an. Diese Augen, dachte er. Die strahlen eine Kraft aus, die ich noch nie erlebt habe.

>>Mishol, ich habe gerade einen ungebetenen Besucher gehabt, den ich glücklicherweise unter Kontrolle bekommen habe.<< Bekkele öffnete die Tür so weit, dass der Rasta den Kadaver des Tokoloshes mit dem in seine Stirn eingebrannten Lochsehen konnte. 

>>Jah Guidance.<< rief Mishol erschreckt. >>Ich kenne diese Wesen. Sie bringen Angst und Schrecken, oft auch den Tod. Bei uns werden sie DuppiesÑ genannt.<< Mit großen Augen sah er den Jungen an. >>Wie haben Sie es geschafft, Herr, einen Duppie zu besiegen?<< 

>>Glücklicherweise befand ich mich gerade in Trance, als ich den Besuch bekam. Dadurch fiel es mir recht leicht, das Vieh auszuschalten. Aber wenn du Tokoloshes, wie sie bei uns heißen, kennst, dann weißt du, daß ganz in der Nähe sein Meister sitzen muß und jetzt wahrscheinlich den Tod seines exotischen Haustieres beweint. Alarmiere Clever Zulu, den Kommandanten unserer Truppen, dass er das gesamte Gebäude systematisch durchkämmen läßt.<< 

>>Ich werde Zulu Ihre Bitte übermitteln. Wir Israeliten haben das Haus Makonnen vor Verrätern aus den eigenen Reihen gewarnt. Ich gehe davon aus, dass es noch mehrere solcher Vorfälle gibt. JAH protect you, my son. Das Geleit von Soldaten, das Sie zu Ihrem Vater bringen soll, wartet vor der Tür.<< 

Ein Verräter? fragte Bekkele sich. Und warum legt er einen solchen Stolz in die Aussprache des Wortes Israeliten? Die erste Begegnung mit Mishol Tosh prägte sich tief in sein Bewusstsein. Wie geheimnisvoll die Menschen dieses Planeten doch sind. Bevor er dem Rasta noch etwas sagen konnte, bemerkte er, dass dieser schon an der Tür zum Korridor die erhaltenen Befehle weitergab. 

Der Junge ging in sein Zimmer zurück und zog sich neben dem Kadaver des Koboldes an. Dann griff er sein Schild und seinen Assegai und machte sich auf den Weg zur Eskorte, die ihn zu seinem Vater bringen sollte. 

15

The sun always shines on TV

(Musikgruppe A-Ha, 20. Jh)           

In der Kantine des Hauptgebäudes von DeeVa Holovision in Milhomme auf Uchtan waren alle Blicke der Anwesenden auf das Bild gerichtet, welches ein Holoprojektorin die Luft eines zentral gelegenen Fleckens des Raumes generierte. Der Erste Administrator der U.P.O. richtete eine Ansprache an das von Menschen besiedelte Universum. Eine seiner seltenen Reden garantierte immer die Aufmerksamkeit der Milliarden, die sich unter der Oberherrschaft des humanoiden Zentralorgans befanden. 

>>...ein verachtenswerter Akt von Individuen, die es nicht wert sind, in die menschliche Gemeinschaft der Planeten gehören. Solche Kreaturen gehören gejagt. Und wenn sie sich auf dem hintersten Asteroiden der Milchstraße verstecken.<< hörte man aus den über die Raumdecke verteilten Lautsprechern. In der Projektion sah man einen in eine schlichte, schwarze Uniform gekleideten Mann im besten Alter. Seine Schläfen waren ergraut, das Haar zu einer breiten Stirnzurückgewichen. An seinen Schläfen waren die Adern hervorgetreten und seine Gesichtsfarbe verriet Erregung. >>Wer es auch war, wir werden sie finden und zur Verantwortung stellen. Dafür verbürge ich mich mit meinem Namen. Die U.P.O. wird alle zur Verfügung stehenden Kräfte in Bewegung setzen, um die Sicherheit des meschlichen Siedlungsraumes auf den Planeten der Milchstraße schnellstmöglich wieder zu garantieren. << 

Ein zustimmendes Raunen ging durch den Saal, der zur Mittagszeit in Millhomme gut gefüllt war.

Das Hologramm des Ersten Verwalters fuhr fort. >>Leider müssen sie informieren, daß unsere diversen Schritte die Einschränkung der Menschenrechte einzelner Individuen einschränken werden. Dieser Zustand wird allerdings in den notwendigen Maßen gehalten und von mir persönlich überwacht werden. Wir sind mittlerweile in unseren Untersuchungen soweit fortgeschritten, dass wir Den Kreis der Verdächtigen einengen können. Es sieht so aus, als ob die von Green Dream stammendenNyahbinghi Warriors für die feige Tat auf Climax verantwortlich sind. Wie mir soeben << Die Projektion schwenkte auf eine große Menschenmenge, die sich unter dem Rednerpult des U.P.O. Mannes versammelt hatte. Sie hielten Plakate hoch, bedruckt mit Aufschriften in fetten Lettern, die nur eins erkennen ließen: sie wollten Vergeltung für den feigen Anschlag von Klito. Der Pöbel erwartete das Ausliefern eines Schuldigen für den Terrorakt. 

>>Wie mir soeben zugetragen wurde, << setzte der Administrator im Hologramm an,>> ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die gerade benannte Gruppe militanter Rastafarinas, diese ewig gestrigen Nyahbinghi Warriors verantwortlich. Damit rückt der Planet Green Dream plötzlich mit zwei Aspekten in den Fokus des universalen Geschehens: Militanter Terrorismus von religiös verblendeten Verrückten der sich zuspitzende Konflikt zwischen Makonnens und Aurus. Ich hoffe, daß wenigstens dieses Problem auf diplomatischem Weg gelöst wird. Ich möchte nicht dazu gezwungen werden, meine Truppen einzusetzen, um die Versorgung der Galaxie mit Marihuana zu gewährleisten. Zustände, wie in den vierzig Jahren desHanfkrieges, kann sich die Menscheit nicht mehr erlauben. Ich möchte derzeit auch nicht auf die ohnehin knappen Reserven, die die U.P.O. noch besitzt, zurückgreifen. Die beiden Konfliktparteien werden von mir angehalten, ultimativ alle für die Hanfwirtschaft bedrohliuchen Aktivitäten einzustellen und die Geschäfte auf Green Dream am Verhandlungstisch zu lösen.Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.<< Der Erste Administrator der U.P.O. trat mit festen Schritten vom Rednerpult zurück und bewegte sich, ohne einen Blick für die Zustimmung bekundenden Massen zu haben, von unzähligen Leibwächtern abgeschirmt, auf ein wartendes Fahrzeug zu, in dem er verschwand. Sekunden später hob das Zerogravgefährt ab und brachte den wichtigsten Mann des Universums zurück in seine Arbeitsräume in Millhomme. 

>>Mensch, der war ja mal wieder gut in Fahrt<<, sagte Mira zu ihrer gegenüber sitzenden Kollegin Tani. Sie fuhr sich in einer nervösen Geste durch ihr blondiertes Haar. Die grellrosa bepinselten Fingenägel, die ganz offensichtlich künstlich verlängert waren, paßten zu dem „Nimm-mich-wenn-du-willst“ Image, das sie seit ein paar Jahren pflegte. Die beiden persönlichen Sekretärinnen des Hologrammdirektors von DeeVa Holovision hatten sich eigentlich zum gemeinsamen Mittagessen begeben wollen, um den neuesten Büroklatsch auszutauschen. Mittendrin sind sie, wie die meisten der Anwesenden, von der Ansprache des Ersten Administrators überrascht worden. 

>>Gut dass es vorbei ist. Jetzt haben wir gerade noch vier Minuten, bevor wir wieder hochmüssen. Hast du schon gehört, dass die U.P.O. es vielleicht zulassen will, auf einigen Planeten einen Konkurrenzsender Programm ausstrahlen zu lassen?<< 

>>Ja,<< antwortete Tani. Soweit ich weiß, werden im Haus schon Gegenstrategien ausgetüftelt, dass die gar nicht erst Luft bekommen.<< 

>>Das ist ja interessant. Weißt du schon Genaueres darüber?<< 

>>Das ist aber wirklich nur für Deine Ohren geplant. Wir haben Quellen, auf welchen Welten die neuen Sender installiert werden sollen. Der Dicke hat wohl vor, sich über seine guten U.P.O. Connections auch Sendefrequenzen für einen zweiten DeeVa Sender zu besorgen, um dem neuen Kanal direkt vor Ort Konkurrenz zu machen.<< 

>>Was, nen zweiten Sender? Wie will er das denn schaffen mit dem knappen Personalstand, den wir gerade haben? Und ich glaube nicht, dass unsere Gesellschafter grünes Licht für eine notwendige Kapitalaufstockung geben werden. Und gerade qualifiziertes Personal zum Aufbau solcher Projekte kostet nun mal Geld.<< 

>>Ich habe gehört, dass für die Finanzierung einige Anteile an Skin Up Provisions verkauft werden sollen. Und dann hat PumÑ wohl noch einige Barter Deals in der Tasche, halt das übliche Repertoire, wie er die Unis reinholt. Und du weißt doch, daß er zur Not lieber Praktikanten ranläßt, als Profis zu zahlen. Im Contentbereich ist das ja auch okay, aber ich bezweifele, daß das bei dem Aufbau neuer Sender auch funktioniert. << 

>>Okay, was Holographie angeht, hat er ja meist den richtigen Riecher. Ganz anders als bei seinen ganzen Crossovergeschäften. Da hat doch noch nie ein Projekt Profite abgeworfen. Ich will nicht wissen, wie viel Milliarden Universals Herr Puy da schon in den Sternenstaub gepustet hat. Vielleicht wird er sich im Rahmen vom Aufbau dieses neuen Sendernetzes ja von diesen Minusgeschäften verabschieden.<< 

Mira stocherte in ihren Essensresten. Die Mahlzeit war mal wieder das Übliche gewesen, zwar nahrhaft, aber geschmacklich eher am unteren Ende der osmanischen AppetitlichkeitsskalaÑ angesiedelt. Sie griff in ihre pinke Handtasche und zündete sich einen Joint an. >>Hast du schon die neue Ganjamarke probiert?<< fragte sie ihre Freundin. >>Die sind jetzt ’extra Juvenile’ und ohne jegliche Zusatzstohhe, reinster Hanf. Sind zwar ein bisschen teurer, als meinetwegen ’Smokesticks’, sollen dafür aber direkt sichtbar das Altern aufhalten. Ich bilde mir auch ein, daß meine Krähenfüßchen um die Augen ein bißchen zurückgehen. Willst du auch eine?<< 

>>Nee, danke, ich habe gerade vorhin mir auf der Konferenz noch von den Gesellschaftern direkt aus Smoke importiertes Ganja reingezogen. Das reicht. Aber zeig mir bitte mal die Packung.<< Tani besah sich die Packung aus hauchdünner Cannaplast. >>’Eternal’, ein guter Name für nen Spliff.<< 

>>Na, dann bist du Glückliche ja wahrscheinlich gerade ultrabreit.<< sagte Mira und schaute zur Bestätigung ihrer Annahme in die mit roten Äderchen durchzogenen Augen ihrer Freundin. >>Komm, wir müssen eh wieder hoch in die Mühle. Was steht heute Nachmittag noch an?<< Sie standen auf, nahmen ihre Tabletts und gingen zu den neben dem Ausgang stehenden Wagen mit den Ablagen für Essensreste und schlenderten langsam weiter. 

>>Wir haben eine Besprechung mit Kras MailÑ und den zwei Teams, die nach Climax undGreen Dream gesendet werden sollen. Die Übernahme des Planeten durch die Makonnens und der Anschlag in Klito sind derzeit die zwei Topthemen im Netz.<< Die Sekretärinnen kamen vor den Turboliften an. >>Typisch, eine von den zwei Röhren ist mal wieder ausgefallen.<< sagte Tani, während sie die Tastfläche zum Anfordern des anderen Aufzuges betätigte. >>Weißt du schon, wer wohin fliegen soll?<< 

>>Ich glaube, Zyp’L Soft und Matthew Hilltop recherchieren auf Climax.Das härtere Duo, Locke Mayo und Gaido Blanco, soll nach Green Dream.<< 

Ein quietschendes Geräusch kündigte die bevorstehende Ankunft des funktionierenden Liftes an. Die zwei Frauen traten beiseite, um die aus den sich öffnenden Türen tretenden Kollegen herauszulassen. 

>>Das sind genau die richtigen Teams.<< fuhr Mira beim Betreten der Kabine fort. Sie aktivierte den Halt für den zweiundzwanzigsten Stock. >>Gaido und Mayo auf dem Planeten, wo galaxieweit die besteGanjaqualität zu bekommen ist. Obwohl, Gaido mehr auf Vergorenes und Gebranntes stehen soll. Egal, die zwei müssen da schließlich arbeiten und sollen sich nicht ins Koma beamen.<< 

Die anderen im Lift befindlichen DeeVas lachten bei Miras Kommentaren. >>Und die charmante Frau Soft mit Mr. Matthew Nichtssagend im Zentrum der Sünde. << übernahm Tani das Thema. Der Aufzug verlangsamte seinen Aufstieg und hielt auf dem angeforderten Stockwerk. >>Komm, Mira, wir sind da.<< Sie verließen den Lift und gingen den mit plüschiger Cannafaser gepolsterten Flur entlang, bis sie ihr gemeinsames Büro erreicht hatten. >>Ich hole mir gerade noch einen Kaffee in der Küche,<< sagte Tani. >>Sonst schlafe ich gleich beim Meeting ein.<< Sie ging den Gang noch ein Stück weiter, bis sie im Eingang der Nische stand, in der ein paar Küchengegenstände und ein Wasserbecken Unterschlupf gefunden hatten. Tani wollte sich eine saubere Tasse nehmen und fing zu fluchen an, als sie festellte, daß sie erst einmal ein Trinkgefäß spülen mußte, bevor sie die belebende, braune Flüssigkeit genießen konnte. Mit spitzen Fingern griff sie ein mit unappetitlichen Resten gefülltes Trinkgefäß, ging damit zum Waschbecken, öffnete den Wasserhahn und entfernte die störenden Substanzen unter dem Strahl des frischen Nasses.Dann hielt sie ihre frisch gereinigte Tasse unter die Vorratskanne. Als sie auf den Spender drückte, kam anstelle des erwünschten Kaffees nur ein unter DeeVa Kollegen wohlbekanntes Blubbern aus der Öffnung. >>Da hat doch wieder so ein Sackgesicht keinen neuen Kaffee gemacht .<< fluchte die zierliche Frau nach ihrer zweiten Niederlage in der Küche. Ohne das anregende Getränk bekommen zu haben, ging sie in ihr Büro zurück, wo Mira schon wartete. >>Wir sollen sofort in den inneliegenden Besprechungsraum kommen.<< rief sie, als ihre Kollegin zur Tür reinkam. >>Die anderen warten schon auf uns und sogar Pum Puy kommt wohl später noch vorbei. Das scheint ausnahmsweise mal ein nicht so überflüssiges Meeting zu werden, wie die meisten anderen, die ich bisher erlebt habe.<< Die zwei Sekretärinnen verließen ihr Büro und verschwanden in der Länge des Ganges, der das DeeVa Hochhaus auf Uchtan durchschnitt bis sie an ihrer Destination ankamen, wo die anderen tatsächlich schon versammelt waren. 

16

To divide and rule could only tear us apart,

In every man chest there beats a heart.

So soon we'll find out who is the real revolutionaries,

And I don't want my people to be tricked by mercenaries.

(Musiker Bob Marley 20. Jh.)

Nachdem Vusi nach der Sicherheit ihres Sohnes geschaut und mit Dr. Jid gesprochen hatte, war sie mehr oder weniger ziellos durch den von der Vorhalle abgehenden, linken Gebäudetrakt gelaufen. Sie wollte sich einen persönlichen Eindruck über die Sicherheit im weitläufigen Haus verschaffen. Hierbei kam ihr die Mystix Ausbildung sehr zur Hilfe. Ihr konnte keiner so leicht etwas vormachen. Fallen oder gefährliche Gegenstände, wie Explosivkörper zu verstecken war fast unmöglich. Vusi hatte für diese Art der subtilen, hinterlistigen Kriegsführung durch ihre Schulungen, die in früher Kindheit begannen, eine Art von Zusatzsinn erhalten. Dazu kam ein hervorragender Orientierungssin, der es ihr ermöglichte, einmal kennengelernte Gebäudeteile als Grundrißplan in ihrem Gedächtnis abzuspeichern. 

Sie hatte den Trakt fast komplett untersucht, Raum für Raum, Lager für Lager, Kammer für Kammer, und noch nichts Verdächtiges gefunden. Sie schwitzte, trotz der Klimaversiegelungen und des Versuches der Regulierung der Lufttemperatur des Hauses, drang die Sauna des Klimas von Smoke bis zu ihrem Standort vor. Es herrschten mindestens fünfundachtzig Prozent Luftfeuchtigkeit und eine schweißtreibende Temperatur von siebenunddreißig Grad Celsius. 

Vusi bog um eine Ecke und sah, dass der vor ihr liegende Gang nach ein paar Metern endete. In die ihr gegenüberliegende Wand am Kopfende war eine für die Architektur des Gebäudes ungewöhnliche Tür eingelassen. Sie war reich mit Schnitzereien verziert und mit Metallblechen beschlagen, ganz anders, als die sonstigen, völlig zweckmäßig gehaltenen Gegenstücke in anderen Gebäudeteilen. 

Langsam ging sie auf die Tür zu. Was kann wohl dahinter für ein Raum liegen? Die Oberfläche war ein einziges Kunstwerk mit Hunderten ineinander übergehenden Figuren, bizarr anzuschauen. Viele der Gesichter waren zu Fratzen verzogen und die dargestellten Körper krümmten sich zum Teil in grotesken Positionen. Eine Klinke, oder ein anderer Öffnungsmechanisums waren auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Komisch, dass mir Zulu, Sana oder Luke nichts hiervon erzählt haben. Vielleicht war es ihnen zu unwichtig, um es in der ganzen Übernahmehektik zu erwähnen. Langsam begann sie die Oberfläche der Tür abzutasten. Wo ein Verschluß ist, gibt es auch eine Möglichkeit, ihn zu öffnen. Die Finger fühlten vorsichtig weiter. Vusi fand in der rechten, oberen Ecke eine kleine Messingplatte, die etwas erhöhter war, als der Rest der Metalldekoration. Sie drückte auf das flache, gelbliche Metall und hörte, wie sich ein Mechanismus in Bewegung setzte. Direkt der erste Versuch hat geklappt. Jetzt weiß ich gleich mehr. Die Tür versenkte sich langsam mit quitschenden und ätzenden Geräuschen eines uralten Mechanismus in den Boden und gab den Blick auf einen seltsamen Raum frei. 

Die Mystix stieg über die gemächlich verschwindende Tür und blickte sich in den vielleicht fünf mal zehn Meter messenden Raum um. An der gegenüberliegenden Wand sah sie einen Aufkleber mit dem LöwenwappenÑ der Makonnens. Dieser Raum war also untersucht und für sicher befunden worden. Warum hat mir keiner davon erzählt? Der hintere Teil war hell von Tageslicht durchflutet, das durch eine große Glaskuppel und in einer Wand befindlichen riesige Fensterflügel fiel. In dieser hellen Zone wuchsen die verschiedensten Pflanzen, von Büschen bis hin zu Kakteen. Aus dem teilweise dichten Grün hörte sie das Trippeln kleiner Pfoten, das Quaken von Fröschen oder Kröten. Im vorderen Teil des Raumes herrschte eher diffuses Licht, das sich aus den durch Kuppel und Fenster bis dort vordringenden Strahlen von Gamga und diversen Lichtquellen an den Wänden und der Decke dieses mysteriös wirkenden Bereiches zusammensetzte. Links von ihr, in einer Nische stand eine Hirnscreenapparatur. Überall an den Wänden hingen Gemälde, Zeichnungen und Fresken. Die Atmosphäre des Raumes wurde von den bizarren Darstellungen der Kunstwerke stark beeinflusst. So unterschiedlich die Werke auch sind, alle scheinen eins gemeinsam zu haben: sie sind offensichtlich auf einem Drogentrip entstanden. Das hektische Bild mit Strichtechnik dürfte mithilfe einer Stimulans entstanden sein, die vielen, bunten Farbflächen mit ihren zerfledderten Formen hat wahrscheinlich jemand auf Halluzinogenen gemalt. Vusi ging langsam weiter in den Raum hinein. Sie erreichte den Platz unterhalb der Glaskuppel und begann, die Pflanzen anzuschauen. Nach einer kurzen Weile war ihr die Funktion dieses Gebäudeteils klar. Da hat sich jemand von unseren Vormietern wohl ein nettes Plätzchen für die Pflege seiner Kopfhygiene eingerichtet. Das sind aus allen Orten des Universums zusammengetragene Drogenpflanzen. Und Lebewesen, deren Körperflüssigkeiten diverse Räusche verursachen. Dazu kommen die im vorderen Teil angebrachten, stimulierenden Signalerzeuger. Die Kunstwerke an der Wand müssen wohl die kreativen Produkte der erlebten Trips sein. Aber irgend etwas stimmt nicht, denn ich habe keine positive Ausstrahlung gefühlt. Die Darstellungen erinnern mich eher an die Erfahrungen eines Horrortrips. Wer kann solch eine Idee gehabt haben? Vusi schaute sich weiter intensiv um. Neben Koka, Peyote und Schlafmohn, erkannte sie in einer Ecke einen Pool mit der typisch türkisen Farbe des Meerwasser von Keflos. Sogar die Quelle für Glok haben sie bis hierher gebracht. Erstaunlich! Als sie hinter sich Geräusche von nahenden Schritten hörte, drehte Vusi sich erschreckt um. Sie sah, wie Mishol Tosh den seltsamen Raum betrat. 

>>Endlich habe ich Sie gefunden, Vusi. Bei mir sind Männer aus einem Impi des Negus, die behaupten, sie haben den Befehl, Bekkele zum Terminal zu eskortieren. Sie tragen zwar alle das Familiensymbol an ihren Uniformen, aber da Sie mir keine diesbezüglichen Befehle gaben, wollte ich in dieser unsicheren Lage lieber nachfragen.<< 

Vusi erinnerte sich, dass sie ihren Sohn am Vortag zur gleichen Zeit zu seinem Vater schicken sollte. Gut, dass Mishol so vorsichtig ist. In dieser Situation auf Smoke kann einem nichts besseres passieren, als selbst denkende und handelnde Mitarbeiter, wie Mishol zu haben. >>Ich bin sicher, das ist okay, dort finden zu dieser Uhrzeit immer die Strategiebesprechungen des Negus statt. Er möchte, dass sein Sohn daran teilnimmt. Du weisst, wo du Bekkele findest?<< 

Mishol betrachtete den Raum jetzt intensiver. Vusi schien es, als würde sie plötzlich eine sich steigernde Anspannung bei ihm bemerken. Bevor sie nachhaken konnte, war der Rastafarian mit einem bejahenden Nicken auf ihre Frage schon wieder aus dem Raum verschwunden. 

Sie wurde sofort wieder von der seltsamen Atmosphäre des Drogenzimmers gefangen genommen. Aus ihrem Augenwinkel sah sie, wie ein knallroter, etwa faustgroßer Frosch mit lautem Quaken durch die Grünpflanzen hüpfte. Sie richtete ihren Blick erneut auf die Kunstwerke, die um sie herum hingen. Ein etwas abseits hängendes Bild zog sie besonders an. Warum zieht mich gerade dieses Gemälde so stark an? Fast alle anderen Malereien sind geeigneter, den Blick einzufangen und ich bleibe da hängen. Sie machte ein paar Schritte darauf zu. Plötzlich summte es hinter ihr und ein Hologramm wurde in die Luft des Raumes projiziert. Ein Vusi völlig unbekannter Mann war zu sehen. Irgendwie schien sie einen Holoprojektor aktiviert zu haben. Eine Stimme begann mit lamentierendem Tofall zu sprechen. 

>>Nachdem Aurus das Lehen auf Green Dream abtreten mußte, hat Viktor Astro, Herrscher der Auriten, beschlossen, das Geheimprojekt in diesem Raum einzustellen. Mir, dem Verwalter dieser Versuchstation bleibt noch, das Hologramm aufzuzeichnen, das sie gerade betrachten, bevor ich dieses verdammte Sonnensystem für immer verlassen kann. 

Der Zweck des von mir geleiteten Projektes in dieser Höllenkammer war der Versuch, die immense Willenskraft der Rastafarians zu brechen. Aurus wollte Hirnscreens an ihnen durchführen, ohne dass sich die Planetenbewohner aus eigenem Antrieb zu seelenlosen Hüllen verkrüppelten ohne daß wir an die begehrte Informationen in ihren Köpfen kommen konnten. Astro wollte das Hanfgeheimnis von Smoke lüften und machte alle möglichen Anstrengungen, an das so wichtige Wissen der Hanfproduzenten heranzukommen. 

Um dabei weiterzukommen, haben wir diese Menschen mit allen erdenklichen Kombinationen von Drogen vollgepumpt. Das Ergebnis war leider immer wieder das Gleiche: Sobald der Screen begann, verwandelten sich die Rastafarians in Zombies, in sabbernde, hilflose undwillenlose Wesen, leere Hüllen aus Fleisch und Knochen. Wieviele hundert Testpersonen habe ich auf diese Weise verbrennen sehen? Ich weiß es nicht. Mit dem Abstand und der Möglichkeit einer Reflektion, die ich jetzt nach Beendigung meiner Aufgabe habe, spüre ich nur eins: Scham, dass ich dieses unmenschliche Treiben mitgemacht habe. Was bin ich für eine verachtenswerte Kreatur? Ich habe meine Existenz auf dem Leid von Mitmenschen aufgebaut. Ich bin verantwortlich für ihre Qualen. Ich hatte nicht den Mut, ’nein’ zu sagen. Ich hatte Angst um meine Position bei den Auriten. Ich wollte sie nicht gefährden und vielleicht noch als Lustobjekt für auritische Soldaten nach Climax verschleppt zu werden. 

Ich schäme mich zutiefst. Das ist der Grund, warum ich mich entschlossen habe, dieses Hologramm aufzuzeichen, von dem keiner meiner auritischen Arbeitgeber etwas vermutet. Das Universum muß wissen, was Viktor Astro für ein Mensch ist, auf welchen Werten seine Macht und die Kraft von Aurus beruht. Ich hoffe, dass ich nach dem Verlassen von Green Dream endlich Ruhe finden werde und den Rest meines Lebens damit verbringen kann, in einem Kloster über die von mir begangenen Sünden nachzudenken. 

Vor Aurus und besonders vor Astro kann ich nur warnen. Dieser Mann schreckt vor nichts zurück. Sein Nachfolger auf Green Dream, Negus David Makonnen, wird einen harten Stand haben. Astro arbeitet mit allen Mitteln, daher mein Rat: achtet besonders auf den Kern der königlichen Familie, denn Anschläge auf den internen Bereich sind eine Spezialität von Aurus. Astro schreckt vor nichts zurück. Alle Makonnens schweben auf Green Dream in höchster Lebensgefahr. Solltet ihr diese Aufzeichnung rechtzeitig finden, dann erwartet das Undenkbare. 

Abschließend bitte ich alle Menschen, die dieses Hologramm sehen werden, um demütigste Verzeihung.<<

Vusi sah, wie ein Mann mittleren Alters eine Träne aus seinem verhärmten Gesicht wischte, dann erlosch das Hologram. Sie bemerkte, dass ihre Handflächen während des Betrachtens der Projektion feucht geworden waren. Soll ich Bekkele warnen? Wenn die Prognose von Esther stimmen sollte, hat David keine Chance. Und ich konzentriere mich besser auf die Rettung meines Sohnes. Alles fügt sich zusammen. Aurus hat scheinbar eine gigantische Konspiration gegen uns ausgeheckt. Vusi hatte den Gedanken gerade zu Ende gebracht, als sie erneut nahende Schritte hinter sich hörte. Sie drehte sich zur Tür und sah, wie ihr Sohn den Folterraum betrat. 

>>Bekkele,<< sagte sie. >>Ich wollte mich gerade aufmachen, um zu sehen, ob die Krieger dich zu Vater gebracht haben. Mishol war deswegen hier.<< 

>>Das muß ich wohl irgendwie verpasst haben.<< Er blickte auf die Kette mit dem ortodoxen Kreuz, die er immer noch in seiner Hand trug. >>Ich hatte nebenbei gerade mein kleines Privatabenteuer zu bestehen. Ich bin von einem Tokoloshe angegriffen worden. Gerade vorher hatte ich mich glücklicherweise in einen A.S.C. versetzt, so dass ich keine großen Probleme hatte, mit ihm fertig zu werden.<< 

>>Ein Tokoloshe.<< sagte seine Mutter erschreckt. Ihr Gesicht drückte Angst um ihren Sohn und eine aufsteigende Wut auf. >>Vom Einsatz dieser Wesen gegen Menschen habe ich schon lange nichts mehr gehört. Aurus scheint vor nichts zurückzuschrecken. Aber wo ein Toko ist, ist auch sein Meister nicht fern.<< 

>>Wir lassen schon überall nach ihm suchen.<< fiel Bekkele ihr ins Wort. Er hielt das Kreuz in seiner Hand hoch. >>Dieses Kreuz hat mir mehr oder weniger das Leben gerettet. Der Kobold liegt tot mit einem Krater im Schädel neben meiner Hängematte.<< 

>>Ich frage mich nur, wo die Auriten solch ein Geschöpf her hat. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Tokos ausschließlich von afrikastämmigen Völkern eingesetzt würden. Vielleicht ist das der Verräter aus den eigenen Reihen, von dem Mishol Tosh schon gesprochen hat.<< 

>>Wir müssen mit allem rechnen.<< antwortete Bekkele und blickte sich um. >>Wie sieht es mit diesem Raum aus, ist er sicher?<< 

Da vorne klebt das Siegel des Negus, unsere Leute haben also alles durchstöbert. Und auch ich habe mich schon eine Weile hier umgeguckt und habe nichts direkt Bedrohliches gefunden.<< 

>>Was ist das eigentlich für ein komisches Zimmer?<< wollte Bekkele wissen. 

>>Das war mir anfangs auch völlig rätselhaft. Schon allein die Eingangstür, die du nicht gesehen hast, weil sie im Boden versenkt ist, hat eine mysteriöse Ausstrahlung. Erst als sich gerade eben ein Hologramm selbstständig abspielte, wurde der Sinn unserer Umgebung klargestellt. Dieser Raum wird noch die U.P.O. beschäftigen. Ich denke daran, den offiziellen Botschafter für Green Dream bei der U.P.O., Sir Mike Nozy, zu informieren. Es handelt sich um den ersten der geheimen Screenräume, der gefunden wurde. Man hat ja viel davon gehört, was Aurus mit den Rastafarians während des Hanfkrieges gemacht hat. Hier haben wir jetzt ein erstklassiges Demonstrationsobjekt. Je nachdem, wie Nozy zu den Auriten steht, könnte ihn mein Fund brennend interessieren.<< 

>>Eine der Folterkammern,<< murmelte der Junge >>in denen Millionen Rastas zu Zombies wurden, die Seelen aus dem Leib gescreent. Jetzt verstehe ich auch die negative Energie, die dieser Raum ausstrahlt. Ich spüre das ziemlich stark.<< Der Junge schütelte sich in einer inneren Abscheu. 

>>Das hier war ein besonderes Objekt. Es stellt eine Art Versuchslabor mit menschlichen Versuchskarnickeln dar. Dort hinten, unter der Glaskuppel gedeiht die gesamte, psychoaktive Stoffe produzierende Fauna und Flora der Sauerstoffplaneten dieser Galaxie. Sogar ein Becken für Glok steht in der Ecke.<< 

Hinter ihnen erklangen die Schritte von einer Gruppe heraneilender Menschen. Ein Soldat mit dem Abzeichen vom persönlichen Impi des Negus trat ein. 

>>Endlich finde ich sie, RasÑ, rief der Krieger, noch ganz außer Atem. >>Wir haben den Attentäter, den Mann, der den Tokolosche als Meister geleitet hat. Es ist Ticha Magube aus der kaiserlichen Küche.<< 

>>Ein interner Verräter,<<zischte Vusi. >>Wie ich es vermutet habe. Bekkele und ich wollen beim Verhör auf jeden Fall dabei sein.<< 

>>Tut mir leid, Lady. Da gibt’s nicht mehr viel zu verhören. Magube ist tot. Als die anwesenden Leute mitbekamen, was er versucht hat, waren sie kaum noch zu halten. Als dann klar wurde, dass der Koch einen Tokoloshe gegen Ras Bekkele eingesetzt hatte, konnten ihm auch die anwesenden Krieger nicht mehr helfen. Die Küchenarbeiter haben den Typen regelrecht in Fetzen gerissen. Das war kein schönes Bild.<< Der Krieger blickte sich um. Seine Augen blieben erst an den Pflanzen hängen und wanderten dann über die bizarren Kunstwerke an den Wänden. Dann wendete er sich wieder seinen königlichen Vorgesetzten zu. >>Ras, ich wurde vom Negus persönlich für ihre Sicherheit verantwortlich gemacht. Ist dieser Raum untersucht worden?<< 

Bekkele deutete mit dem Daumen in Richtung des Aufklebers mit dem Löwenwappen. >>Das Siegel für den erfolgten Check ist angebracht. Lady Nyoni hat sich zusätzlich noch umgeschaut. Ich habe keine Bedenken.<< 

>>Das beruhigt mich. << antwortete der Soldat >> Zur Sicherheitlasse ich trotzdem eine Eskorte vor der Tür zurück.<< Er salutierte und verließ den Raum. Vusi und ihr Sohn konnten hören, wie er draußen Anweisungen an seine Untergebenen gab. 

>>Ticha Magube verübt einen Anschlag auf den Sohn des Negus.<< sagte die Mutter, sichtbar geschockt. >>Ich kann es immer noch nicht fassen. Gut, dass dir nichts passiert ist.<< 

>>Verräter unter unserem Dach. Mißtrauen in unseren eigenen Reihen.<< bemerkte Bekkele. >>Ob das ein Einzelfall war? Clever hatte doch das gesamte Gebäude freigegeben.<< 

>>Du verdächtigst doch nicht etwa Zulu, mit da drin zu stecken? Jeder weiß, wie clever die Tokos sind, wenn es darum geht, irgendwo einzudringen. Du bist die dritte Makonnengeneration, unter der Clever jetzt dient. Wenn wir nur Leute seines Kalibers hätten, dann bräuchten wir uns um innere Probleme keine Sorgen zu machen.<< 

>>Du hast ja Recht Mutter. Auch Luke Schaafwalker und Sana Ona können keine Assassinen sein. Vielleicht ist das alles nur ein Teil der psychologischen Kriegsführung von Aurus. ’Divide et impera’, das altrömische Prinzip, das über die Jahrtausende immer wieder von Unterdrückern angewendet wurde.<< 

>>Wir sollen glauben, dass wir Faulstellen am Hofe haben. Solche Annahme können alles zersetzen. Der einzige, dessen Familie nicht seit Jahrhunderten bestehende Verbindungen mit den Makonnens hat, ist Dr. Jid.<< 

>>Der kommt auch nicht in Frage.<< sagte der Junge. >>Der hat einen U.P.O. Screenkey gesetzt bekommen, was ihn zwingend zu hundert Prozent loyal macht. Bisher hat noch keiner es geschafft, einen U.P.O. Key zu knacken.<< 

>>Und er wünscht die Auriten in den tiefsten Scheol. Das weiß ich. Wußtest du, dass sein Bruder vor ein paar Jahren von Aurus als Lustobjekt nach Climax verschleppt wurde? Er ist während des Hanfkrieges hier auf Smoke bei irgendwelchen Schmugglern gefangen genommen worden.<< 

Bekkele starrte grimmig vor sich hin. >>Aurus, U.P.O., Skin Up, Tansplanet Corp und jetzt auch noch Palastintrigen. Wendet sich das Blatt irgendwann mal zu unserem Vorteil?<< 

Wortlos nahm Vusi ihren Sohn liebevoll am Arm und ging mit ihm ein paar Meter in Richtung der Glaskuppel. Die Mutter und ihr Sohn stellten sich schweigend, in die schwermütigen Gedanken der Situation versunken an einen der großen Fensterflügel des Raumes. Von draußen fielen die letzten, tiefgrünen Strahlen von Gamga durch die Glasöffnungen. Dem Gebäude gegenüber stand ein weiteres, mächtiges Bauwerk, das militärisch in hohem Maße gesichert war. Es war ein Hanflager. Mit der einbrechenden Dunkelheit flammten an hohen Türmen angebrachte Lichter auf unddie Umgebung des Silos wurde mit Suchscheinwerfern in ein grelles Licht getaucht. Das Hauptexportprodukt von Smoke war äußerst wertvoll, sogar auf dem Planeten seines Ursprungs. In der Ferne sah sie Rauchwolken von einer Hügelspitze aufsteigen, die aussahen, als folgten sie einem bestimmten Muster. Vusi vermutete, daß es sich um eine Art der Kommunikation handelte. Wahrscheinlich wurde eine Nachricht abgesetzt, die der Absender nicht den Datenströmen des Netzes anvertrauen wollte. Plötzlich gab es aus der Ebene eine Antwort. Strukturiert stiegen die kleinen, fast kreisrunden Wölkchen einem geheimnisvollen Kode folgend in den türkisgrünen Himmel des Planeten. 

17

Don't bury your thoughts, put your vision to reality, 

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Locke Mayo und Gaido Blanco verließen gemeinsam den Konferenzraum im zweiundzwanzigsten Stock des DeeVa Gebäudes in Millhomme auf Uchtan. Nach einer Konferenz, an dem sogar ihr höchster Boss, Pum Puy, teilgenommen hatte, wirkten sie erschöpft. Die Monologe über den Inhalt und die Zielrichtung ihres Einsatzes auf Green Dream hatten sie mitgenommen. Die zwei Holomaker hatten ihre Datengeneratoren in der Hand und gingen langsam sich unterhaltend den Gang in Richtung des Turboliftes herunter. 

>>Hast du gesehen, wie die Mira dich angeguckt hat?<< fragte der großgewachsene, schwere und fast kahlköpfige Gaido. >>An deiner Stelle würde ich mich ärgern, dass wir das U.P.O. Sondershuttle nach Green Dream in drei Stunden bekommen müssen. Du verpasst wahrscheinlich nen heißen Abend.<< 

>>Mira ist ja ganz süß,<< kam die Antwort von Mayo. Er hatte in Gegensatz zu seinem Kollegen eine mächtige Mähne aus lockigem Haar und war ansonsten kräftig gebaut. Man konnte Lockeansehen, dass er kein Kostverächter in Bezug auf sämtliche erhältlichen Genussmittel war. >> Aber irgendwie stehe ich mehr auf die Tani. Du kannst dir sicherlich vorstellen, warum. Die guckt mich allerdings mit ihrem knackigen Arsch nicht an. Mira ist mir zu durchgeknallt. Außerdem habe ich gehört, dass schon zu viele DeeVas mit ihr Spaß hatten.<< 

>>A propos knackiger Arsch. Ich bin übrigens froh, dass wir nach Smoke reisen und nicht in diesen Megapuff von Planeten.<< meinte Gaido. 

>>Ich auch. Ich habe zu Climax durch ein Erlebnis eines guten Freundes gar kein gutes Verhältnis. Egal, was jemand auf dem verhurten Planeten macht, es geht wohl nur um Kohle. Mein Freund hat das leider nicht rechtzeitig erkannt und sein Herz an eine dieser Frauen verloren. Dabei ist das noch nicht mal eine dieser Nutten, wo jeder sofort Bescheid weiß. Nee, die hat ganz normal in einer der Wellnessagenturen hinterm Schreibtisch gearbeitet. Dort hat Andy, meinen Freund, sie auch kennengelernt. Er hatte einige Zeit geschäftlich in Klito zu tun und so kam es, wie es kommen musste. Über die drei Monate, die er da war, hat die Frau ihm wohl systematisch Stück um Stück, sein Herz geklaut. Allerdings muß sie wirklich spitze aussehen. Aber ich langweile Dich bestimmt damit, was interessiert dich der Herzschmerz fremder Leute?<< 

Die zwei kamen am Ende des Ganges an und bestiegen den sich vor ihnenöffnenden Aufzug. Die Kabine war leer. Mayo drückte auf Ausgangsebene. 

>>Vielleicht kann ich noch was lernen,<< sagte Gaido grinsend. >>Erzähl weiter!<< 

>>Naja, dann hieß es irgendwann mal „bye bye“. Andy musste wieder zurück nach Uchtan. Vor ihrer Trennung versprachen die zwei sich die große Liebe und dass sie heiraten und Kinder haben wollten, sobald Andy nach einem knappen Jahr als Aussteiger zurückkommen wollte. Sein Plan war, auf dem Planeten ein Café aufzumachen. Die Zwischenzeit blieben sie per Hyperfunk in Kontakt und tauschten per Daten turtelnde Nettigkeiten aus. Eigentlich sprach alles für eine glückliche Wiedervereinigung. Dann kam kurz vor seiner Abreise nach Climax eine Nachricht, dass seine Freundin schon wochenlang mit nem Anderen rummachte. Er war natürlich völlig aufgelöst. Hatte vergessen, dass die Werteskala von Frauen auf Climax, was Sex und voreheliche Treue angeht, nicht mit unserer vergleichbar ist. Er hat mir erzählt, daß sie wohl völlig in Tränen aufgelöst war, als sie mitbekommen hat, dass er Bescheid weiß. Aber da war es schon zu spät. Andy war stinksauer. Er hatte ihr immer wieder Universals geschickt und gehofft, daß sie warten würde. Es gab hässliche Szenen übers Netz, was die Situation natürlich nicht kitten half. Hinzu kam eine Reihe von wiederum kulturell begründeten Missverständnissen, so dass die große Liebe beendet war, bevor sie richtig begonnen hatte. Eigentlich wollte Andy in zwei Wochen nach Klito starten. Ich weiß nicht, ob er das unter diesen Umständen überhaupt noch macht.<< 

Der Aufzug bremste ab, die Tür öffnete sich und die zwei DeeVas verließen die Kabine. Sie bewegten sich in Richtung des Hauptausganges, passierten die Sicherheitsschleuse und gingen durch die sich selbsttätig öffnenden Türen des Gebäudes auf die Straße. 

>>Tja, die lieben Unis.<< nahm Gaido das Gespräch auf. >>Man hört, dass die Weiber von Climax nie genug davon bekommen können. Das mag daran liegen, dass fast alle von ihnen eingewanderte Sexarbeiterinnen sind und meist eine Riesenfamilie zu Hause zu versorgen haben. Aber das ist in diesem Fall keine Entschuldigung. Wenn die Frau deinen Freund wirklich heiraten und eine Familie gründen wollte, ist das, was sie getrieben hat, eine Unverschämtheit. Läßt sich wochenlang von nem anderen knallen, um dann anschließend in den Hafen der Ehe einzulaufen? Gerade gestern lief bei uns noch nen Flash in den News. Da hat hier in Milhomme nen Typ seiner aus Climax mitgebrachten Alten mit nem Großkaliber die Birne weggebratzt. Er hatte rausgefunden, dass sie ihn über das Jahr ihres Zusammenseins systematisch mit allen seinen Freunden betrogen hat. Pussy Power sage ich da nur.<< 

Er machte eine Handbewegung, um eins der wartenden Taxis heranzuholen. 

>>Ja, sie wissen ihren Moneymaker schon profitorientiert einzusetzen.<< sagte Locke. >>Ich hoffe, der Andy ist bald drüber weg. Und wenn er nach Climax fliegen sollte, bin ich mal gespannt, ob er sich den Nebenbuhler schnappen wird oder seinen Herzschmerz mit ner anderen Muschi vergißt.<< 

Er öffnete die Tür auf seiner Seite des Zerogravfahrzeuges und ließ sich in die ergonomische Sitzgarnitur aus Cannafaser fallen. Gaido nahm auf dem Sitz neben ihm Platz und gab die Haltepunkte für das Taxi an der Konsole ein. >>Wir fahren erst zu mir, das geht schnell. Ich habe für solche Fälle immer einen Notpack fertig zu Hause stehen. Dann geht’s zu dir. Ich gebe dir eine Stunde Zeit fürs packen und dann müssen wir sehen, dass wir möglichst ohne Staus auf unseren Flugschneisen zum Spaceport rauskommen. U.P.O. Sondermissionen pflegen nicht auf die zu spät kommende Presse zu warten. Und der nächste Transport nach Green Dream geht meines Wissens erst in einer Woche. Mit einem Umweg über Morning Star. Das Taxi lassen wir besser zwischenzeitlich warten.<< 

>>Nee, das schaffen wir schon.<< antwortete Locke. >>Wir haben jetzt noch fast drei Stunden Zeit. Auch wenn ich in deinen Augen ne völlig unorganisierte Schlampe bin, werde ich es schaffen, in zwanzig Minuten meinen Kram zusammen zu haben.<< 

>>Wir werden sehen, ne kleine Wette gefällig? Dass du es nicht in zwanzig Minuten schaffst. Aber die Hauptsache ist, wir haben im Terminal noch die zum Einchecken nötige Stunde. Du weißt, wie scharf die Security und die Immigration seit den ganzen Anschlägen der letzten Zeit geworden ist.<< Blanco beendete die Rouenprogrammierung, steckte zur Bezahlung seine L.A.C.Ñ in den entsprechenden Schlitz und das Taxi hob ab in Richtung seiner ersten Destination.>>Jetzt laß uns aber ein bisschen unsere Mission nach Green Dream vorbereiten. Was weißt Du über den Planeten, seine Bewohner und die neuen Verwalter, die Makonnens aus Punt Ababa?<< 

>>Du kennst mich,<< antwortete Mayo. >>Ich habe zwar oft interessante Infos, die stammen aber meist aus zweifelhaften Quellen. Auf Smoke, wie die Einwohner ihren Planeten bezeichnen, habe ich Connections zu einer Schmugglergruppe. Es sind die Nachfahren der einzigen Handvoll Jiddas, die vor achtzig Jahren das Pogrom der Auriten auf dem Planeten überlebt haben. Das sind tuffe Leute, die uns bestimmt weiterhelfen können. Und dann habe ich noch einen Kontaktmann bei den Nyahbinghi Warriors sitzen. Sie haben ihren Unterschlupf tief in den Bergen von Smoke. Weißt du zufällig, ob sie immer noch verantwortlich für die Zerstörung des Pink Milkyway sein sollen?<< 

>>Ich habe nur bei uns in den News gehört, dass sie selbst eine Beteiligung dementieren. Sie behaupten, Gewalt nur zur Selbstverteidigung anzuwenden. Ansonsten geben sie vor, mit den Waffen des Wortes und der Spiritualität zu kämpfen. Und zu deinen Beziehungen: das hört sich alles interessant an, aber du hast doch gehört, was Puy noch vor ein paar Minuten gesagt hat. „Ich möchte eine zwar bluttriefende, aber trotzdem seriöse Berichterstattung. Keine Eskapaden, keine Abenteuer.“ Ich denke, da benutzen wir lieber meinen Kontakt. Ich habe vor ein paar Tagen das Interview mit Clever Zulu fürs Netz vorbereitet. Er ist der Thinkman von Negus David. Ich werde mich direkt auf dem Planeten mal bei ihm melden.<< 

>>Gute Idee.<< meinte Locke. >>Die Makonnens sind mir auf jeden Fall sympathischer, als diese gierigen Auriten. Und wenn ich diesen selbstgefälligen Astro sehe, krieg ich das Kotzen. Aber der Dicke will ja ne auritenfreundliche Reportage.<< 

>>Das kriegen wir schon irgendwie hin. Ich denke mal, über Basisdaten, wie Klima, Geologie, Bevölkerung und so weiter von diesem Planeten, müssen wir doch nicht reden, oder? Ich habe hier von Mira nen Ausdruck mit den wichtigsten Zahlen bekommen.<< 

Mayo ergriff den ihm gereichten Zettel und begann laut zu lesen. >>Gravitation 0,9, Tagesdauer 23,5 h, das hört sich schon mal angenehm an. Jetzt wird’s heiß, Temperaturen zwischen 34 und 37 Grad Celsius, zwischen 80 und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Und ne völlig chaotische Gezeitenfolge aufgrund der Mondzyklen. Naja, baden wollte ich eh nicht. Besonders nicht in einem mit Salzsäure gefüllten Meer. Und die Sonne muß es wohl in sich haben. Hier steht, dass man bei Aufenthalten im Freien von über einer halben Stunde Länge eine Schutzvorrichtung tragen muß. Wo bekommen wir die denn her?<< 

>>Ich hoffe, dass die Makonnens schon so weit eingerichtet sind, um uns die Dinger zur Verfügung stellen zu können. Ansonsten müssen wir doch deine Schmugglerconnection mal antesten, was die Jungs so drauf haben. Ich weiß, dass gute Schutzkleidung auf dem Planeten Mangelware ist. Die besten bekommt man wohl bei den Rastafarians selbst, ganz besonders bei den Bergvölkern.<< 

>>Die Rastas. Die Schlüsselfiguren in der universalen Cannabisversorgung. Ein geschundenes Volk. Denkst du, sie werden mit dem neuen Verwalter zusammenarbeiten? Oder werden wir schon wieder Versorgungsprobleme mit Hanfprodukten bekommen?<< 

>>Ich bin optimistisch, was die Zusammenarbeit angeht,<< meinte Gaido. >>Wo ich die Probleme sehe, ist ganz woanders, nämlich bei den alten Hanfseilschaften, die durch den Wechsel jetzt alle dumm dastehen. Ich denke da an Aurus, den Administrator, an die Verschiebungen in der Struktur von Skin Up, aber auch an viele weitere Planeten, die mehr oder weniger legal ihre Universals aus dem Geschäft gezogen haben.<< 

>>Ich gönne den Makonnens irgendwie, dass es für sie gut ausgeht. Und dass sie sich mit den Einwohnern von Green Dream vertragen. Das müsste eigentlich nicht so schwer sein. Die Makonnens stammen aus Afrika, genauso, wie die Rastafarians ursprünglich von diesem Kontinent sind. Eine ähnliche Mentalität hilft ja schon mal, einiges zu überbrücken.<< 

>>Das fände ich auch um einiges spaciger, als die muffeligen Auriten am Ruder zu sehen. Wir sind bald vor Ort, wir werden es als erste wissen. Und jetzt sind wir bei mir. Ich bin in fünf Minuten wieder da.<< Das Taxi senkte sich langsam auf das Staßenniveau herab. Blanco öffnete die Tür und ging auf die Tür des Hauses zu, in dem er ein Zweizimmerapartment gemietet hatte. 

Minuten später tauchte er wieder im Hauseingang auf und stieg zu Mayo ins Taxi. Das Gefährt setzte sich wieder in Bewegung und gewann schnell an Höhe. 

>>Laß uns noch einen letzten Blick auf unser geliebtes Milhomme werfen.<< sagte Gaido mit einem aufgesetz sentimentalen Ausdruck im Gesicht. 

Die Szenerie war dominiert von einer gigantischen CannatranskuppelÑ, die die Einmillionenstadt komplett umschloß. Gestützt wurde die Glocke in ihrem Zentrum von einemdreihundertstöckigen Gebäude, der galaxieweiten Zentrale der U.P.O..Um diesen Stadtkern herum siedelten sich weniger hoch errichtete Bauten an. Es folgte ein Ring aus kunstvoll angelegten Parks und weitläufigen Grünflächen, an die Wohngebiete angrenzten, die sich bis direkt an den Kuppelrand ausdehnten. 

>>Einen letzten Blick auf Vater Nam.<< kam die genauso aufgesetzte Antwort von Mayo. >>Gerne würde ich jetzt in einem Boot sitzen und mich von deinen Wellen schaukeln lassen.<< Der Fluß zerschnitt Milhomme von Süden kommend in einer Linkskurve, floß in einem großen Torbogen unter dem U.P.O. Gebäude durch und verließ die Stadt in einer eleganten Geraden in nordwestlicher Richtung. Zu- und Abgang des Wassers zur Kuppel wurden durch ein gigantisches Schleusenwerk geregelt, das gleichzeitig einen Teil des städtischen Stroms produzierte. 

>>Wir sind jetzt gleich bei mir,<< sagte Locke. >>Kommst du mit hoch, oder wartest du im Taxi? Ich habe auf jeden Fall noch ein paar geile Holos da, die du dir reinziehen kannst, während du wartest.<< 

In diesem Moment leuchtete die Konsole des Taxis auf und eine mechanische Stimme machte eine Mitteilung. 

>>Schwerer Unfall am Spaceport. Der Verkehr hat sich zu einem riesigen Rückstau angesammelt. Das Streckensystem empfiehlt die sofortige Weiterfahrt zum Terminal. Ansonsten kann ein rechtzeitiges Erreichen der einprogrammierten Destination seitens unseres Unternehmens nicht garantiert werden.<< 

Die zwei Holomaker schauten sich an. >>Gut daß es dieses Verkehrsleitsystem gibt. Na, dann reise ich halt mit leichtem Gepäck.<< sagte Locke. >>Und du hast ne Wette verloren. Das war weit unter zwanzig Minuten.<< Er drückte die Bestätigung für die angeforderte Routenänderung und das Taxi schwenkte in weitem Bogen in seine neue Richtung. 

>>Weißt Du eigentlich irgendwas über diesen geplanten Konkurrenzsender. Und über die Gegenstrategie, die Pum Puy entwickelt hat?<< 

>>Gerüchte hört man in den Gängen genug.<< sagte Gaido. >>Konkret weiß ich nur, dass Puy auf Morning Star und auf Climax einsteigen will. Er hat da eine Cooperation mit planetengebundenen Sendern gestartet. Ich denke mal, unterm Strich wird es für uns in der Holokoordination mehr Arbeit bedeuten.<< 

>>Auf Morning Star, warum gerade dort? Wahrscheinlich, weil die Asiaten recht zahlungskräftig sind. Ihre Kreationen machen Universals, das ist bekannt. Ich habe das auch gehört, dass für Climax etwas geplant ist. Dort soll es ein eigenes Vollprogramm auf einer unabhängigen, planetenweit empfangbaren Frequenz geben. Vielleicht können unsMatthew und Zyb’L etwas erzählen, wenn wir sie nach unseren Trips bei DeeVa wiedersehen.<< 

>>Wie immer werden wir wahrscheinlich aus der Presse informiert. Puy hat es ja noch nie nötig gehabt, seine Angestellte mit ins Boot zu nehmen, was Informationen betrifft. Arbeiten dürfen wir, gerne auch mehr, als das Soll. Aber sobald es um die Geschäfte geht, heißt es immer, dass die Infos aus strategischen Gründen nicht rausgegeben werden können. Aber okay, wir sind halt Mediennutten. Stimmt die Kohle, machen wir den Job.<< 

>>Wir sind gleich da,<< sagte Locke, der während der letzten Sätze aus dem Fenster geguckt hatte, um das Durchfliegen der Kuppelschleuse für den Individualverkehr mitzuverfolgen. Die Flugschneise war erstaunlich frei und die Fahrzeuge bewegten sich überraschend flüssig. Der Unfallschrott war offensichtlich schneller beseitigt worden, als die Mobilitätsleitstelle von Milhomme berechnet hatte. Man sah noch ein paar Spuren, wo das kleine, außer Kontrolle geratene Fahrzeug in der Nähe des Raumhafens vor kurzer Zeit eingeschlagen war.Es ging nur etwas langsamer, als in einer normalen Situation. >>Weißt du, wo wir unsere Flugfreigaben abholen sollen?<< 

Gaido griff seine Tasche, als das Taxi auf der Kurzparkzone vor dem Terminal landete. >>Ich denke, wir halten einfach Ausschau nach dem offiziellen U.P.O. Schalter. Dort können sie uns bestimmt weiterhelfen. Ansonsten haben wir ja jetzt genug Zeit, uns durchzufragen. Hey, vergiß dein Arbeitsgerät nicht.<< Er nahm den Datengenerator vom Sitz und gab ihn seinem Kollegen. >>Das ’ohne Gepäck reisen’ baruchst du nicht gleich zu übertreiben.<< 

Lachend nahm Locke sein Gerät entgegen. >>Danke, ich war mit meinen Gedanken schon bei diesem verdammten Überlichtflug. Ich kann mich an dieses fiese Gefühl während der Beschleunigungs- und Bremsphasen immer noch nicht gewöhnen. Da helfen mir auch die fettesten Spliffs mit dem frischsten Ganja von Smoke nicht.<< 

Sie durchschritten die sich öffnenden Türen zum Terminal A des Milhomme Universal Space Ports. Im Inneren herrschte die für Transitplätze von Reisenden typische Betriebsamkeit. 

>>Du kannst ja nen paar Unis drauflegen und dich ins Koma versetzen lassen. Ich komme dich dann kurz vor unserer Ankunft auf Green Dream persönlich in deinem Sarkophag wecken. Klopfe dann mal vorsichtig an die Sichtscheibe. Irgendwie finde ich das echt schade, dass DeeVa die Kosten dafür nicht übernimmt. So käme man wenigstens völlig entspannt am Einsatzort an.<< 

>>Wenn wir von Smoke zurückkommen, können wir ja nen Antrag beim Arbeitsausschuß stellen, ha ha.<< 

>>Gute Idee,<< sagte Gaido. >>Die kriegen das bestimmt bei Puy durchgesetzt. Was die schon alles für uns gemacht haben...Komm, da drüben ist der U.P.O. Schalter.<< Sie durchquerten die Halle nach links. Zweimal mussten sie hektischen Reisenden ausweichen, die so stark mit der Balance ihres auf kleinen Zerogravwagen gestapelten Gepäcks beschäftigt waren, dass sie keine Augen mehr für ihre Umwelt hatten. 

Am Schalter angekommen, zückte Gaido Blanco seine L.A.C. und legte sie auf die Ablage. >>Hallo, Lady. Wir beiden sind auf den Sonderflug nach Green Dream um achtzehn Uhr gebucht und brauchen noch unsere Flugfreigaben. Sind wir hier richtig?<< Es war immer wieder angenehm, dass an den U.P.O. Schaltern galaxieweit echte Menschen saßen. Bei vielen anderen Firmen musste man sich im Kundenverkehr entweder mit Hologrammen oder mit funktional gestalteten, intellektuell begrenzten Retortewesen rumschlagen. In Milhomme, der Organisationszentrale, wurden nur die schönsten Frauen aus der gesamten Galaxie eingesetzt. 

Locke sah dem Kollegen seine Gedankenan. >>Fang jetzt nicht an zu sabbern.<< raunte er ihm ins Ohr. >>Sie ist ein Leckerchen, okay. Aber wir sind in kurzer Zeit Lichtjahre von hier entfernt. Du kannst sie dir ja für den Rückflug merken.<< 

>>Gib mir lieber mal deine L.A.C., damit wir hier voran kommen.<< 

Locke Mayo kramte in seiner Tasche und legte seine Karte vor die U.P.O. Mitarbeiterin auf den Schalter. Sie war blond. Und zwar nicht gefärbt. Das war im Universum eine echte Seltenheit. Aufgehellte Tussen gab es zuhauf. Diese Frau war eine Naturschönheit: Braune, geheimnisvolle Augen, hohe Wangenknochen, die das ovale Gesicht noch unterstrichen und eine zarte Nase über vollen Lippen. Was man von ihrem Körper vor dem Schalter stehend noch erkennen konnte, war vielversprechend. 

Sie nahm die zwei L.A.C.s und schob sie in den vor ihr befindlichen Datenschlitz. 

>>Ja, ich kann ihnen helfen.<< sagte sie mit einem leichten Akzent. >>Die Flugfreigaben sind da und jetzt von mir auf ihren Karten verbucht worden. Wir haben sie sogar gratis hochgestuft. Eine Delegation von Offiziellen hat den Verbindungsflug von Zion verpasst. Darum haben wir viele Tiefschlafplätze frei. Die U.P.O. wünscht eine erholsame Ruhe und ein gutes Erwachen an ihrem Ziel. Sie werden in spätestens fünfzehn Minuten am Ausgang 14 in der Schlafstation erwartet. Dort versetzt man sie in ein künstliches Koma, bevor sie an Bord eines Transplanet Schiffes gebracht werden.<< 

>>Das nenne ich ne spacige Überraschung.<< Gaido war von der Frau immer noch hingerissen. >>Schlummerplätze für lau. Vielen Dank an die U.P.O. Wir werden es genießen.<< 

>>Und jetzt wandern wir brav in Richtung von Ausgang 14.>> unterbrach Locke seinen Kollegen. >>Unterwegs will ich nämlich kurz gucken, was sich im Reiseshop alles besorgen läßt, wo ich schon kein Gepäck mitnehmen konnte.<< 

>>Okay, okay, laß uns gehen.<< Die U.P.O. Mitarbeiterin drückte Blanco gerade die L.A.C.s in die Hand. >>Vielen Dank noch mal, hübsche Lady. Vielleicht habe ich ja das Glück und treffe sie noch mal irgendwo wieder.<< Gaido bekam zwar keine Antwort, aber ein zauberhaftes Lächeln lag auf den Lippen der Frau, als Locke seinen Kollegen vom Schalter wegzog. 

Sie gingen in schnellem Schritt durch die Halle, hatten sich kurzerhand der allgemeinen Reisehektik angepasst. Locke durchstöberte für ein paar Minuten das Angebot des Geschäftes, fand aber nichts für ihn Brauchbares. Fünf Minuten vor dem genannten Termin trafen sie in der Schlafstation ein. Eine medizinische Mitarbeiterin stellte ihnen ein paar Routinefragen, überprüfte ihre L.A.C.s und führte die zwei Männer zu ihren auf sie wartenden Sarkophage. Die offenen Deckel der Schlafbehälter wirkten einladender, als ein Ergosessel der Standardklasse.Blanco und Mayo legten sich in die länglichen Gefäße, daraufhin wurden die Deckelzugeklappt und SleepwellÑ, ein komatös wirkendes Gas floß durch an den Sarkophagen angebrachten Leitungen ein. Die zwei Männer versanken in kurzer Zeit in der Phantasiewelt ihrer Träume. 

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Destruction of the poor is in their poverty.

It's just the poor's brain washing.

(Musiker Bob Marley 20. Jh.)

Über Green Dream brach ein weiterer Abend herein. Die Sonne Gamga verschwand gerade hinter den Gipfeln der Hügel im Westen und tauchte die Szenerie in ein tieftürkises Licht. Die liegende Sichel eines der Monde schob sich in östlicher Richtung über den Horizont. Etwas in der Ferne lag Uhuru an der zerlüfteten Küste des Säuremeeres. Die ersten Lichter wurden angeschaltet und ihr warmes Orange setzte hübsche Kontrasttupfer in die Landschaft. In dem Licht der hereinbrechenden Nacht lag eine Friedlichkeit, die einen Widerspruch zur tatsächlichen Situation darstellte. Derzeit war es auf der Oberfläche dieses Himmelskörpers alles andere, als friedlich. 

Negus David Makonnen stand etwas abseits am Panoramafenster des Raumhafenterminals und betrachtete die Aussicht. Er hatte einen ernsten Gesichtsausdruck und ein scharfer Beobachter hätte ihm ansehen können, dass seine Augen nicht die Schönheit der Szene betrachteten, sondern eigentlich nur offen ins nichts starrten. Der Kaiser hatte seinen Blick nach innen gerichtet. >>Ob die heute veröffentlichte Anordnung über die Zuteilungen von sauberem Wasser von mir ausreichen wird, die armen Massen von Smoke zu beruhigen? Die stattfindenden Kämpfe der Armen stellen schließlich nichts weiter, als ein Manifest ihres Rechts auf eine würdige Existenz dar. Armut bedeutet Tod, einen vorzeitigen und ungerechten Tod. Das wollen wir Makonnens schleunigst ändern. Unter meiner Herrschaft soll niemand auf Smoke mehr leiden. Lange genug hat der Planet unter der Ausbeutung durch Aurus gelitten. Diese machtversessenen und geldgierigen Schweine. Jetzt haben sie versucht, meinen Sohn mit einem Toko umbzubringen. Aus reiner Profitgier, um uns gar nicht erst die Chance zu geben, uns auf unserem zustehenden Lehen einzurichten. Die halten vor nichts an, Astro sind nur der Universal und sein Machterhalt heilig.<< Man sah David die Agonie an, die die Nachricht über dasAttentat in ihm ausgelöst hat. >>Diese verdorbenen Schweine.<<

Aus Richtung der Stadt kam ein Zerogravfahrzeug zum Flughafen geschwebt. 

>>Vielleicht sitzt Bekkele da drin?<<

Er war nervös und angespannt. Sein Sohn war schon längst überfällig. Bestimmt lag die Verzögerung nur an den Sicherheitsmaßnahmen von Zulu und Ona. Der Kaiser verspürte Sehnsucht nach seiner Heimat im Krapatgebirge, er vermisste die kühlen Wasser der Bäche und Seen, die frische Luft der Hochebene und die fröhlichen Zusammenkünfte der Menschen von Punt Ababa. >>Hier auf Smoke hacken alle aufeinander rum. Die Luft flimmert vor Hitze und das Wasser ist von den Strahlen der giftgrünen Sonne, um die wir kreisen, verseucht. Wie schön wäre es, diesen Planeten zu einem Paradies umzuformen, wo jeder Mensch gleich ist, wo sich niemand mehr um herrschende Ordnungsvorgaben kümmern muß? Wo Muße herrscht, um die Kultur zu entwickeln und den Geist arbeiten zu lassen. Wo die Menschen Zeit, Energie und Mittel haben, Stätten zur Verehrung ihres Gottes zu bauen.<<

Negus David straffte sich und setzte einen undurchdringlichen Gesichtsausdruck auf. 

>>Ich muß stark sein. Dem Jungen ein Beispiel geben, wie man durch dieserart Situationen kommt. Er hat es ohnehin nicht leicht hier. Im Alter von fünfzehn Jahren versucht schon jemand, ihn zu meucheln, mit einem Tokolosche brutal umzubringen. Er muß auf Smoke bestehen können, das ist seine neue Heimat. Und er ist der letzte Makonnen. Ohne ihn wird es das axumitische Geschlecht nicht mehr geben.<< 

Der Negus ging am Fenster auf und ab. Was Ona zu ihm sagte, stimmte. Ohne die Zusammenarbeitmit den Rastafarians wären die Makonnens am Ende. Die Einwohner des Planeten waren der Schlüssel zur Zukunft seines Hauses. 

Auf der gegenüber der Fensterfrontliegenden Wand der Halle öffnete sich ein Stahlschott mit einem laut schallenden Geräusch. 

>>Landung des Sonderfluges von Uchtan.>> klang es aus den in der Decke der Halle verteilten Lautsprechern. >>Das Haus Makonnen begrüßt alle eintreffenden Reisenden recht herzlich auf Green Dream. Haben sie eine gute Zeit.<< 

Negus David ging etwas mehr in die Nähe der sich aus dem Shuttle bewegenden Menschen. Er wollte die Eintreffenden betrachten. Es waren größtenteils U.P.O. Funktionäre, das zeigte sich schon an ihrer uniformen, schwarzen Kleidung. 

>>So, das haben wir geschafft, wir sind da.<< hörte er einen der wenigen Reisenden sagen, die nicht nach U.P.O. Leuten aussahen. >>Wie hast du eigentlich geschlafen?<< 

>>Wie ein Baby,<< sagte ein scheinbar zum Fragesteller gehörender Mann. >>Wenn wir wieder zu Hause sind, müssen wir das mit dem Arbeitsausschuß angehen. Nicht vergessen! Aber was machen wir jetzt hier als erstes?<< 

>>Bei diesen Temperaturen ist mir am ehesten nach einer Dusche in einem gut klimatisieerten Hotelzimmer. Kannst du das mal kurz für mich halten? 

Der Negussah, wie der eine dem anderen einen Datengenerator in die Hand drückte. >>Presse also. Hab ich mir doch gedacht, dass die zwei nicht von der U.P.O. sind.<< Die zwei Männer gingen zum Ausgang des Terminals. David schaute ihnen hinterher. >>Die Medien spielen eine wichtige Rolle in der Struktur des Universums. Ich muß Zulu noch mal daran erinnern, gute Kontakte zu den Journalisten aufzubauen. Das kann für uns nur von Vorteil sein.<<

Luke Schaafwalker kam auf seinen Herrscher zu. Der schlacksige und großgewachsene Mann war scheinbar von seiner Lieblingsrako nicht zu trennen. Jedenfalls sah man ihn nie ohne das Instrument, das er über die Schulter trug. >>Wie oft hatten seine Lieder und sein Humor schon die Moral der kaiserlichen Impis wieder aufgebaut?<< Luke war mehr wert, als hundert kräftige Krieger. Seine Haare trug Schaafwalker seit der Ankunft auf dem Planeten im Stil von von Smoke: verfilzte Haarzöpfe, die unter eine Kappe gesteckt oder mit einem Turban zusammengebunden wurden. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als er auf den Negus zutrat. In seiner Hand hatte er einen qualmenden Joint. 

>>Hallo Luke,<< sagte David Makonnen. >>Weißt du zufällig, wo mein Sohn sich rumtreibt. Du hast es sicher schon gehört, dass dieser Magube aus der Küche einen Tokolosche auf ihn losgelassen hat. Bekkele hatte Glück und konnte das Vieh besiegen.<< 

>>Ja, Negus, ich habe die Geschichte gehört. Wo er derzeit ist, weiß ich aber nicht. Allerdings habe ich Clever vierhundert meiner besten Krieger gegeben, damit er die Sicherheitslage weiter verbessern kann.<< 

>>Was wären wir ohne Leute, wie dich? Es ist gut, dass wir uns hier über den Weg gelaufen sind. Ich habe nämlich eine Sonderaufgabe für dich. Wir müsssen unbedingt etwas Zeit gewinnen. Mir ist vor kurzem gesagt worden, daß in einer Wartehalle hinten im Terminal ganze Menge Rastafarians mit unendlich wichtigem Knowhow zum Ganjaanbau sitzen. Sie wollen den Planeten verlassen. Ich möchte, dass du dir etwas einfallen lässt, warum in den nächsten drei Stunden hier kein Shuttle starten oder landen kann. Das Transplanet Corp Schiff ist dann schon weitergeflogen. Und wir haben Zeit, die Leute zu bearbeiten, sie irgendwie rumzukriegen, dass sie doch hierbleiben. Nach der Zombifizierung von Millionen Rastas im Hanfkrieg, sind hier gute Leute wirklich rar geworden. Insbesondere Beschneider, PedogenetikerÑ und HydrolysefachmännerÑ.<< 

>>Der erste Teil der Aufgabe ist einfach, Herr,<< sagte Luke. >>Zum zweiten: was kann ich den Leuten denn als Lockmittel anbieten, damit sie bleiben?<< 

>>Dreißig Prozent mehr Lohn, als bei den Auriten. Und eine noch festzulegende Umsatzbeteiligung. Dazu, bei wirklich unverzichtbaren Leuten, Positionen, die sie einfach zum Bleiben bewegen müssen. Außerdem kannst du an ihr Ehrgefühl appellieren, daßes etwas ganz anderes ist, für uns zu arbeiten, als unter den Auriten zu schuften. Sollte das noch nicht reichen, dann musst du dir etwas einfallen lassen, wenigstens die wichtigsten Leute aus dieser Gruppe zum Bleiben zu bewegen. Zur Not mit etwas Nachdruck. Du hast da, wie üblich, freie Hand. Und denk dran, dass der Feind ganz bestimmt ein paar Spitzel in diese Gruppe eingeschleust hat.<< 

>>Okay, ich gehe es an. Wir werden hier in ein paar Minuten eine Bombendrohung haben. Keine Angst, Sie wissen ja, woher die stammt. Danach kümmere ich mich um die Aussiedler. Wo kann ich Sie finden, wenn alles erledigt ist?<< 

>>Ich werde mich wohl weiter hier im Terminal aufhalten. Der Bereich auf der Ebene des Konferenzraumes ist zum strategischen Zentrum umgebaut worden. Frag am besten bei unserem Schalter in der Empfangshalle nach, wo ich mich gerade aufhalte. Spätestens um 22 Uhr erwarte ich dich allerdings ohenhin im Konferenzraum. Dann werde ich meinen Plan zur Besetzung des Planeten erläutern. Freiwillig scheint Aurus nicht zurückzuweichen. Es gibt überall schon kleinere Scharmützel. Wenn das so weiter geht, werde ich die Eliteeinheiten bereitstellen.<< 

>>Vow, ist es so schlimm? Was sagen denn Nozy und Greenthumb dazu? Als U.P.O. Leute müssten sie doch für einen sauberen Übergang garantieren.<< 

>>Weißt du, Luke. Manchmal ist Schweigen oft das Beste, was man äußern kann. Natürlich existiert der rechtliche Rahmen für unsere Übernahme der Lehnsherrschaft von Smoke. Das Problem ist die Macht. Sie korrumpiert. Und Machtverlust macht wahnsinnig. Aurus befindet sich genau in diesem Prozeß. Sie werden mit allem, was sie haben, den Versuch starten, uns hier klein zu machen. Aber für die Makonnens ist aufgeben keine Alternative. Wie mein Ururahne haile Selassie mal gesagt hat „we Africans will fight, we find it necessary. And we know we shall win. As we are confident in the victory of good over evil.”<< 

>>Wir können also tatsächlich keine Unterstützung von irgendeiner Seite erwarten? Weder von der U.P.O., noch von Skin Up oder Transplanet Corp? Oder von irgendeinem der Planeten? Das ist der Preis für Ihre ehrliche und aufrichtige Politik, Majestät. Wer die Wahrheit sagt, dem werden keine freundlichen Gefühle gezeigt. << 

>>Das ist, was ich an dir so liebe, Luke Schaafwalker. Mit dir kann ich wenigstens auf meinem Niveau reden. Du verstehst, was ich sage und kannst intelligente, selbstständige Beiträge liefern. Nicht umsonst bist du einer meiner zwei höchsten Impichiefs.<< 

Der Gelobte drehte sich verlegen weg. Er war aufs Äußerste geschmeichelt. Könnte man es bei dunkelhäutigen erkennen, hätte man die Röte des in seinen Kopf geschossenen Blutes gesehen. >>Negus, Sie sind zu freundlich. Ich kümmere mich jetzt lieber um meine Aufgaben.<< Er drehte sich in einer schnellen Geste um die eigene Achse und eilte durch die Halle. 

David Makonnen blickte seinem treuen Mitarbeiter nach, als er sich entfernte. Dann ging er zum Lift. Auf dem Weg dorthin besorgte er sich ein Glas Wasser und unterhielt sich kurz mit ein paar aus Uchtan angereisten Neuankömmlingen. 

Im Aufzug angekommen, war er froh, alleine in der Kabine zu sein. Er betrachtete sich in dem an einer Wand befestigten Spiegel. Sein Gesicht hatte einen müden und niedergeschlagenen Ausdruck. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gesammelt. Der Negus straffte sich. >>Ich muß stark sein. Wo ist mein berühmtes Charisma geblieben? Im Saunaklima des Planeten dahingeschmolzen?<< Er atmete mehrmals tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Dann setzte er eine undurchschaubare Maske auf, aus der keine Gefühlsregung zu lesen war. >>Ich muß stark sein. Das bin ich Bekkele und Vusi schuldig. Und all den Männern und Frauen, die seit Urgenerationen mit ihren Familien an uns gebunden sind. Der Planet und seine alten Statthalter werden uns nicht kleinkriegen. Ohne ein edles Ziel ist ein Individuum nichts. <<

19

If you knew yor history,

Then you would know where you are coming from.

Then you wouldn’t have to ask me “who the hell do you think I am?

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

A people without the knowledge of their past history, origin and culture is liek a tree without roots.

(Panafrikanist Marcus Mosiah Garvey, 20. Jh)

Gedanken über die Funktion, die Wirkung und den Sinn von Geschichtsschreibung. 

Ein Vortrag von Johannes Uxxam, in seiner Funktion als imperialer Griot am Hofe von Negus Makonnen. Gehalten an der Außenstelle der Theokratisch Solomonidischen Akademie, Uhuru, Green Dream, 9.TammusÑ 974 

Liebe Kollegen, 

einführend möchte ich bemerken, dass es mir in diesem Vortrag keineswegs um eine umfassende Definition des Komplexes ’Geschichte’ geht. Ich blende ganz bewußt die naturwissenschaftlichen Aspekte aus und stelle mit diesen Zeilen die Geschichtsschreibung aus der Perspektive der Grioten dar. 

Unsere Zunft hat sich von seinen uralten, in mystischer Vergangenheit befindlichen, afrikanischen Wurzeln auf Mutter Erde bis heute, wo wir über die Planeten der Milchstraße verteilt sind, weiterentwickelt. Das Urwissen unserer Ahnen, den Kern unserer spirituellen Existenz, Afrikas intellektuelle Seele, die uns über unzählige Generationen anvertraute Lebensweisheit, geben wir nach wie vor der Tradition gemäß mündlich und ausschließlich an Kollegen unserer Zunft weiter. 

Im Laufe unseres Treibens im Fluß der Geschichte ändern sich jedoch nicht nur die Sitten. Man kommt in Kontakt mit Völkern, die eine andere Sicht besitzen, ihre eigene Tradition, fremde Werte und manchmal unbegreifliche Wünsche und Ziele haben.Ihr alle wißt, von wem ich in erster Linie spreche: vom weißen Mann. Ich möchte heute nicht auf seine unsäglichen Taten, die er auf unserem Mutterkontinent Afrika begangen hat, eingehen. Ich möchte mich darauf beschränken, wie diese Subspezies der menschlichen Gattung mit dem Begriff, den ich in diesem Vortrag zu klären versuche, umgeht: mit der Geschichtsschreibung. 

Die Tradition des weißen Mannes beruht auf einem definitiven, konservativen System. Diese Begriffe sind in diesem Falle deskriptiv und auf keinen Fall wertend zu verstehen. Die Wissenschaft des weißen Mannes findet immer wieder neue Erkenntnis über Dinge, die wir schon immer wußten. Er weiß erst, wenn er persönlich analysiert und registriert hat und muß am nächsten Tag feststellen, daß die gefundene Theorie schon wieder überholt ist. Der weiße Mann findet raus. Und zwar in einer nicht endenden Reihe von Teilerkenntnissen. Diese Erkenntnis fixiert er in einem System seiner verschriftlichten Sprachen. 

Vielleicht macht das folgende Bild einen Sinn: Wir afrikastämmigen Menschen sitzen an einem natürlich mäandrierenden, gemächlich vor sich hinfließenden Strom und betrachten darin die Ereignisse, die die Zeit mit sich bringt. Das Wasser, das an uns vorbeirauscht, wird zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder unseren Standpunkt kreuzen. Es erreicht den Ozean, wird verdunstet und wandert als Wolke über das Land.Im Ursprungsgebiet des Flusses, im Hochland wird die Wolke sich entladen und unseren Fluß wieder mit Wasser speisen. Zu einer Zeit mit mehr, zu einer anderen mit weniger Wasser. 

Der weiße Mann sitzt an einem Fluß, den er in ein Bett gezwungen hat, der mit Staumauern kontrolliert und ihm die natürliche Bewegung geraubt hat. Er sitzt dort und wundert sich, daß der Fluß sich wehrt. Mal kommt er als Rinnsal und mal als alles zerstörende Flutwelle, bei der alle Dänmme ihn die Macht des Wassers nicht mehr halten können. Diese Flutwelle reißt das bisher Geschaffene ein, er jedoch lernt nicht, der Natur ihren Lauf zu lassen, sondern baut neue Wälle, um eine vermeintliche Kontrolle zu haben. 

Ihr seht, daß der weiße Mann erschafft, das Erschaffene versucht zu erhalten und bei dessen Zerstörung von Neuem beginnt, während wir der Kraft ihren freien Lauf lassen. 

Der Aspekt einer verschriftlichten Geschichtserfassung hat jedoch seine Vorteile. Wir Grioten haben nach eingehender Analyse diese Art der Geschichtsdarstellung in unser Repertoire der Überlieferung vergangener Informationen aufgenommen. Wir wissen allerdings, dass die sogenannte Wissenschaft niemals tatsächlich weiß. Ihre Modelle produzieren immer nur Zustände der letzten Erkenntnis, die schon einen Augenblick später nicht mehr zutreffen können. Im Gegensatz zu dieser Methodik besitzen wir längst das Wissen, wofür andere über lange Zeiträume komplizierte Modelle entwickeln. Man muß nur intensiv genug hinschauen, die Information ist da, wir nennen sie ’Knowledge’. 

Geschichte ist der Ablauf allen Geschehens in Raum und Zeit. Es ist nichts anderes, als der Prozeß sich verändernder Ver und Ent-stofflichungen von Energie entlang der Zeitachse. Der Mensch ist während seiner recht kurzen, physischen Existenz in seiner Wahrnehmung von Geschichte sehr limitiert. Er erfährt zu Lebzeiten nicht mehr von diesem gigantischen Prozeß, als den kleinen, subjektiven Ausschnitt seiner Lebenserfahrung. 

Um die Komplexität des Geschichtsprozesses zu verstehen muß man seinen subjektiven Standpunkt verlassen, an den Erfahrungen Anderer teilhaben und begreifen, dass der Mensch in seiner normalen und häufig ignoranten Existenz ein sehr begrenztes Wesen ist. Es ist möglich, Geschichte in ihrer ganzen Größe erfahren zu können. Voraussetzung dafür ist es, höhere Bewusstseinszustände, oder A.S.C., zu erreichen. Das Gewebe von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird einem durch diese Erfahrungen bewußter: auf persönlicher, auf problembezogener, auf kollektiver oder auf universaler Ebene. Das Ziel des Suchenden ist für uns eindeutig: Es ist die ’Akaschische Ebene’, auf der alle Informationen, die waren oder sein werden, gespeichert sind. Denn diese Ebene beinhaltet alle existierenden Möglichkeiten. 

In seiner Neugierde möchte der Mensch den Prozeß des Ablaufes der Geschichte jedoch begreifen und von dem erworbenen Wissen profitieren. Er wird schnell feststellen, dass es nicht möglich ist, alle Informationen, die existierten und existieren werden, mit seinen beschränkten Fähigkeiten zu begreifen. Die Zeit bleibt nicht stehen. Der Verlauf der Geschichte ist ein fortschreitender Prozeß von fließenden Strukturen. In diesen Strukturen sind diejenigen Informationen erhalten, von denen der Mensch profitieren will. In Bewegung befindliche Strukturen sind jedoch sehr schwer zu begreifen. Es wäre einfach, einen beliebigen Zeitausschnitt aus dem Geschichtsablauf, quasi eine Momentaufnahme der Ewigkeit, zu nehmen und zu beschreiben. Doch was ist das Ergebnis? Hat man den Ausschnitt beschrieben und dadurch zu einem statischen Ding degradiert, ist das Ergebnis schon wieder hinfällig, denn die Zeit ist weitergelaufen und hat die Umstände des Zeitpunktes der Beschreibung überholt. 

Eine aussagekräftige Geschichtschreibung ist eine Darstellung der Gesamtgeschichte, des sich entwickelnden Prozesses, der sich verändernden Strukturen. Ohne die Überlieferung der in dieser Darstellung gewonnenen Erkenntnis wäre Geschichtsschreibung für den Menschen nutzlos. Erst durch die Beschreibung dieses Prozesseswerden Zusammenhänge, Ereignisse, Vorgänge und Personen aus der Vergangenheit für die Gegenwart begreifbar. Erst dann wird die Vergangenheit aus der Sicht des Jetzt verstanden. 

Beim Erstellen der historischen Darstellung muß man jedoch vorsichtig sein. Man darf sich nicht an den Fragmenten des Zeitablaufes festhalten. Man darf nicht nur die Ausschnitte erfassen. Denn dadurch entstehen Zerrbilder der vergangenen Zeiten. 

Obwohl diese methodologische Problematik weitläufig bekannt ist, übt die Geschichtsschreibung großen Einfluß aus. Man kann das Verhalten vieler Historiker als unverantwortlich charaktierisieren. In ihrer Ignoranz der Begrenztheit ihrer Wissenschaft erschaffen sie die Vergangenheit erneut und verändern sie derart, dass die angefertigte Darstellung zu den zeitgemäßen oder gewünschten Sichtweisen passt. Jede Epoche hatte ihre eigene Geschichtsschreibung, die dafür missbraucht wurde, in der Gegenwart unpopuläre Entscheidungen zu begründen. Die meisten historischen Aufrechnungen dienen dazu, die Aufmerksamkeit von den geheim wirkenden Kräften im Umfeld des betreffenden Ereignisses abzulenken. Viele Geschichtsaufzeichnungen sind wertlos, weil sie mit Vorurteilen behaftet sind und geschrieben werden, um mächtige Gruppen zu erfreuen. Geschichte wird von Siegern geschrieben. Die Betrachtung der Vergangenheit wird zur Waffe in den Händen derjenigen, die Kontrolle über die Historiker besitzen. Die Geschichtsschreibung ist größtenteils eine permanente Irreführung, denn die Siegreichen pflanzen sich fort. So bleibt der Kreislauf der manipulierten Perspektive geschehenr Ereignisse weiter erhalten. 

Was können wir aus der Geschichte lernen, wenn ihre Darstellung nicht möglich ist? Was bringt uns eine Historie, wenn der Mensch immer wieder die daraus erworbenen Erkenntnisse vergisst? Warummüssen wir die Lehren des Lebens immer wieder machen? Die Geschichte wird sich offensichtlich immer wiederholen. Wenn wir aus den Tiefen der Zeit lernen wollen, müssen wir Menschen uns weiterentwickeln. Der Schlüssel zum Fällen langfristig wirksamer Entscheidungen ist die Fähigkeit, das Bewußtsein zu erweitern und zu verändern. Wenn der Mensch es nicht lernt, über die A.S.C. den historischen Gesamtkomplex zu begreifen, werden wir es nicht schaffen, als Spezies eine höhere Entwicklungsstufe zu erreichen. 

Es ist nicht die Vergangenheit, die unsere Gegenwart beeinflusst, sondern genau umgekehrt. Der herrschende Zeitgeist beeinflusst die Darstellung des Vergangenen. Es ist auch nicht die Gegenwart, die die Zukunft beeinflusst, sondern wiederum genau umgekehrt. Es ist die Zukunft, die die Gegenwart formt. Denn die Zukunft ist die Leinwand, auf der wir unsere Träume malen. Unsere Phantasie wird im Strom der Zeit manifest. Damit ist gegeben, dass die Gegenwart das bestimmende Element für die Darstellung des Zeitablaufes ist. Hier und jetzt wird das Geschehene von Mächtigen und Einflussreichen manipuliert. Und hier und jetzt stellen unsere Vorstellungen die Weichen für das Kommende. Bildlich gesehen ist die Gegenwart der Strudel, der den Zeitstrom durcheinander wirbelt. Ein Beispiel: Viele glauben, dass eine gute Zukunft dadurch erreichbar ist, indem man in eine idealisierte Vergangenheit zurückkehrt. Zurückkehrt in eine Vergangenheit, die nie existiert hat, weil sie in den Köpfen der Historiker konstruiert wurde. Somit wird eine Utopie zur Grundlage zukünftiger Existenz gemacht. Durch die Handlungen in einer auf der mangelhaften Erfassung der Geschichte beruhenden Gegenwart, wird dadurch die Zukunft verändert. Wer die Zukunft sehen will, muß allerdings die Geschichte in der Ganzheit ihrer Abläufe kennen. 

Die wissenschaftliche Idee von einer linearen Zeitachse, von einem Raum-Zeit Kontinuum mag wissenschaftlich bewiesen worden sein. Wieviel Leben jedoch steckt in einem mathematischen Modell? Können die Antworten nicht immer nur so gut sein, wie die Fragen, die gestellt wurden? Mein Apell an alle verantwortungsbewussten Historiker ist, sich ihrer Rolle bewusst zu werden. Die Geschichte besteht aus viel mehr, als der Beschreibung statischer Zeitpunkte. Einer Beschreibung, die oftmals durch die Einflussnahme der mächtigen Auftraggeber meiner irrenden Kollegen manipuliert ist. 

Für eine tiefgreifende Veränderung der Funktion von Geschichtsschreibung muß eine Veränderung geschehen. Die Gelehrten der Zeit müssen sich über ihre zeitgenössischen Werte stellen und eine objektive Darstellung anfertigen. Nicht Statik, sondern Dynamik muß das tragende Element der historischen Betrachtungen werden. Wenn der Mensch es dann noch lernt, aus den Erfahrungen zu lernen, dann ist unsere Rasse auf dem besten Weg, eine höhere Entwicklungsstufe zu erreichen. 

Für uns Grioten kann die Anwendung der Methodik des weißen Mannes, nur unter äußerster Vorsicht erfolgen. Wir wissen, daß ihr Weg den Fluß der Zeit nicht in seinen Mäandern beschreibt, sondern ihn in einen gefälligen Verlauf zwängt. Laßt uns bewußt werden, daß wir zwar das Instrument einer schriftlich fixierten Geschichte zwar benutzen können, aber nur unter dem Aspekt, uns der Akaischen Ebene zu nähern. Sollte das Werkzeug der Schrift uns dabei behilflich sein, auf diesem Weg voranzukommen, ist es willkommen. Ein Künstler längst vergangener Zeiten hat zu der von mir benutzten Metapher des Flusses weise Worte gefunden, mit denen ich heute schließe: 

“Don't forget your history,

Know your destiny,

In the abundance of water,

The fool is thirsty.”

20

There's a natural mystic blowing through the air,

If you listen carefully now you will hear.

This could be the first trumpet, might as well be the last,

Many more will have to suffer,

Many more will have to die, don't ask me why.

Things are not the way they used to be,

I won't tell no lie,

One and all have to face reality now,

'Though I've tried to find the answer to all the questions they ask.

'Though I know it's impossible to go livin' through the past,

Don't tell no lie.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Bekkele stand vor dem Graffito, der mit einer ätzenden Flüssigkeit in die Tischplatte des Konferenzraums im Terminal eingebrannt war. „Viele mehr werden noch leiden, viele mehr werden noch sterben. Frag mich nicht, warum!“ >>Von wem ist diese Aussage wohl in die Platte geätzt worden?<<

Obwohl es kurz vor Beginn der Strategiesitzung war, befanden sich nur der Junge und sein Vater in dem provisorischen Konferenzraum, der im Terminal des Raumhafens von Uhuru in aller Eile eingerichtet wurde. Es war Nacht und durch dieFenster fiel das fahle Licht der zwei Monde von Green Dream. Im kahlen Raum dominierte ein langer, ovaler Tisch, der für zwanzig Personen Platz bot. An jedem für die Teilehmer des Treffens eingerichteten Plätze befanden sich ein Stapel mit verschiedenen Papieren, ein Glasu und eine Auswahl von Getränken, die bis zur Hälfte in Kühlbehältern versenkt waren. Die Beleuchtung war triste, wie es für Konferenzräume offensichtlich galaxieweit ein üblicher Standard war: ein paar ungedämpfte Cannaluxlampen warfen ihre Kegel in die staubpartikeldurchsetzte Luft. Vielleicht wollten die Raumplaner solcher Räume eine Gemütlichkeit von vornherein ausschließen, um die Schlafkrankheit von Konferenzen auf einem unteren Maß zu halten. Die Klimaanlage dröhnte in ihrem Bemühen, die Raumtemperatur auf ein für Menschen angenehmes Maß runterzukühlen. Trotzdem blieb eine Ahnung, daß draußen Temperaturen einer zu feucht geratenen Vorhölle herrschen mußten.An den nackten Wänden sah man den Gilb der Ränder von über Jahre angebrachten vormaligen Dekorationen. Von den neuen Verwaltern waren in aller Eile einige Karten des Planeten aufgehängt worden. Dabei hatte man noch nicht einmal auf Symmetrie Wert gelegt, so daß die gemeinsame Wirkung der vergilbten Ränder und thematischen Karten beinahe wie ein gewolltes modernes Kunstwerk aussahen. In einer Ecke stand ein Holoprojektor. Neben einer kleinen Gegensprechanlage am Platz des Konferenzleiters schien dies die einzige technische Einrichtung zu sein. 

>>Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.<< sagte der Negus. Er war offensichtlich zu nervös, an seinem Platz zu sitzen und durchschritt den Raum, in der Art eines Tieres, dessen Gefangenschaft zu einer schlimmen Form von Hospitalismus geführt hat. >>Dem Anschlag mit einemTokolosche zu trotzen und das Vieh zu töten, spricht für deine Reife und Erfahrung. Du hast in letzter Zeit immense Fortschritte gemacht, was deine politische Reife und Leitungsfähigkeit angeht. Mir tut es um deine verlorene Jugend richtig leid, Bekkele. Aber wenn wir Makonnens in der Zukunft weiter existieren wollen, musst du in Höchstgeschwindigkeit erwachsen werden und dich auf das schwierige Amt des Herrschens vorbereiten. Was schon alleine schwierig genug ist. In unserer Situation kommen dann noch die widrigen Umstände hinzu, die wir mit der Übernahme dieses Lehens ererbt haben.<<

Bekkele sah sich um und setzte sich in der Nähe des Holoprojektors in einen Ergosessel, während sein Vater weiterhin ununterbrochen seine aus innerer Unruhe getriebenen Zirkel um den Tisch drehte. 

>>Vater, ich werde alles tun, um dich möglichst schnell zu unterstützen.<< Traurig dachte der Junge an die Prophezeiung von Esther Achebe, dieser alten Hexe, dass der Negus auf dem Planeten keine Chance hätte, mit dem Leben davon zu kommen. >>Und bitte laß deine Kritik an Ona, Schaafwalker und Zulu wegen des Eindringens des Tokos. Sie haben alles gegeben. Du weißt selbst, wie gerissen diese Viecher sind, wenn es daraum geht, im Geheimen in Gebäude einzudringen. Genau dafür werden sie schließlich ausgebildet. Und wer sollte schon ahnen, dass Magube ein Verräter ist? Sein Volk, die Shonas, sind zwar für ihren Opportunismus bekannt, aber sogar das Küchenpersonal wurde regelmäßig gescreent. Hätte es da Unregelmäßigkeiten gegeben, wäre von Zulu sofort gehandelt worden. Vielleicht haben die Auriten mit einer neuen und uns unbekannten Methode an Magubes Hirn rumgefummelt, um seine Konditionierung vor uns geheimzuhalten. Außerdem habe ich den Anschlag nur dank der Ausbildung überlebt, die ich von diesen drei tapferen Männern bekommen habe.<<

>>Das ist unglaublich, du verteidigst diese Typen auch noch. Meine Löwen haben nach dem langen Flug von Punt Ababa einen mächtigen Hunger. Und du willst ihnen einen Leckerbissen für ihr morgiges Frühstück verderben. Scherz beiseite, das spricht erneut für dich. Du bist schon in deinem Alter fähig, die Fakten zu erkennen und nach ihnen zu handeln, anstelle dumpfen Gefühlen zu folgen. Und du hast recht,solch gute Männer, wie diese drei es sind, werden wir im Universum so schnell nicht wiederfinden.<< Negus David zog eine Grimasse. >>Ich will mal gnädig sein. Luke hatte mit seiner neuen Frisur zu tun und Ona war bei den Dreads. Clever ist jetzt schon so lange bei uns. Mit dir dient er der dritten Generation von Makonnens und ist nun mal alt. Vielleicht sollte man ihm hier auf Smoke einen schönen Alterssitz bauen, wenn es mit diesen Reibereien endlich vorbei ist.<<

>>Wie willst du denn ohne das Wissen deines erfahrensten Thinkmans auskommen, Vater? Ich denke, Zulu wird sich schon in Selbstkasteiungen üben, seit er vom Toko erfahren hat. Aber, genug davon. Laß uns nach vorne schauen. Der Anschlag ist überstanden, jetzt geht es um den Planeten. Laß uns mit der Sitzung beginnen.<<

Der Negus nickte kurz und ging zum Kommunikationsgerät. >>Die Leute sollen reinkommen.<< Kaum hatte er den Finger vom Aktivierungsknopf genommen, ging die Eingangstür auf und Zulu betrat den Raum. An diesem Abend wirkte er noch fragiler, durch das hohe Alter geprägt. Sein schleppender Schritt wirkte müde, sein Gesicht war in tiefe Falten gelegt. >>Negus Makonnen und Ras Bekkele, meine hochverehrte Herren,<< sagte der Thinkman. >>Aufgrund meines Versagens, was die Sicherheit der kaiserlichen Familie angeht, reiche ich hiermit meinen Rücktritt ein.<< Er schlurfte in eine Position, von der er den Ausdruck auf David Makonnens Gesicht besser sehen konnte. Eigentlich war der Rücktritt für einen Thinkman nicht mehr, als eine Formalie. Denn durch seine Analysefähigkeiten, was die Wahrscehinlichkeiten zukünftiger Ereignisse anging, kannte Clever die Antwort seines Chefs schon längst. >>Der Alte wird die Niederlegung meines Amtes nicht akzeptieren. Aber kann ich mich überhaupt noch auf meine Fähigkeiten als Thinkman verlassen, nachdem ich nicht erkannt habe, was auf den jungen Bekkele zukommen wird? Ein Tokolosche, Jehova sei mir gnädig. Ein schauerlicheres Wesen habe ich in der gesamten Milchstraße noch nicht gesehen.<<

>>Jetzt reiß dich mal zusammen, Zulu.<< antwortete der Negus. Er hatte seine Runden um den Tisch beendet und stand am Kopfendedes Möbels. >>Und richte dich mal auf. Was soll ich mit einem Elendshaufen von Thinkman anfangen? Dein Rücktritt ist abgelehnt. Wir haben jetzt keine Zeit für Eitelkeiten und Hofetiketten, sondern brauchen fähige Männer, wie dich dringend. Wo sind eigentlich die anderen Teilnehmer? Ich hatte die Konferenz nicht nur für uns drei angesetzt.<<

>>Ich habe sie gebeten draußen zu bleiben, während ich für die von mir verursachte Schmach den Rücktritt anbieten wollte.<<

>>Ich will dieses Wort nicht mehr hören. Wir bauen hier etwas für die Zukunft auf. Wie Bekkele und ich eben festgestellt haben, werden deine Selbstzweifel dich schon genügend strafen. Von unserer Seite werden keine Sanktionen für dich kommen. Und ruf jetzt bitte die anderen rein. Unsere Zeit ist kostbar und die Auriten warten bestimmt nicht, bis wir mit allem fertig sind.<<

Der Thinkman richtete sich ein wenig mehr auf und ging zum Sprechgerät am Platz des Negus. Dort murmelte er ein paar Worte in die Mikrophonöffnung. Sekunden danach öffnete sich die Tür erneut und zwanzig von Luke Schaafwalker angeführte Männer aus dem engsten Machtzirkel der Makonnenimpis betraten den Raum. Es waren fast ausschließlich groß bis hühnenhaft gewachsene Männer mit dunkler Hautfarbe in verschiedenen Schattierungen. Ihr Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass es Männer waren, mit denen nicht zu spaßen war, die zu allem bereit waren. Sie würden keinen Moment zögern, ihr Leben für ein Mitglied der kaiserlichen Familie zu opfern und ihr Letztes für die Ziele des Hauses Makonnen zu geben. Die Männer verteilten sich um den ovalen Tisch und es kehrte eine erwartungsvolle Ruhe im Konferenzraum ein. Nur das schwere Atmen der Krieger war noch zu hören. Die sitzenden Impis gaben dem vormals kahl wirkenden Raum eine Atmosphäre von Energie und Kraft. In der Luft lag ein leichter Geruch von Adrenalin. 

>>Ich habe Hochlandkaffee bestellt.<< unterbrach Luke die Stille. >>Er müsste jede Sekunde eintreffen.<<

Der Negus lächelte. >>Das ist eine gute Idee gewesen, Luke. Besser als Cannacola.<< Der Negus deutete auf mit grüner Flüssigkeit gefüllte Flaschen in dem Kühlbehälter vor ihm. >>Die Männer sehen abgekämpft aus. Ein bisschen Stimulans wird ihnen gut tun.<< Er warf einen wohlwollenden Blick in die Runde der um ihn versammelten Männer. Einige von ihnen saßen vor sich her sinnierend am Tisch, eine Handvoll hielt qualmende, konische Marihuanazigaretten in den Händen, während andere Ausdrucke von strategischen Daten betrachteten. >>Hätte ich nicht solche tapferen Männer für die Leitung meiner Impis, dann bräuchte ich gar nicht erst gegen die Auriten anzutreten. Jeder dieser Krieger wiegt mindestens drei Auriten in gleicher Position auf. Und ich kann davon ausgehen, daß die Soldaten ihrer Impis den Kampfgeist ihrer Führer übernommen haben.<<

Er räusperte sich. >>Laßt uns anfangen. Was ist eigentlich los im Universum? Die vormals unangreifbare Position der U.P.O. scheint immer mehr zu stagnieren. Ihre Anordnungen sind nicht mehr von der Stärke alter Tage begleitet. Wie soll man es sonst erklären, dass einem so einfachen Befehl, wie der Übergabe eines Planeten von einem alten Verwalter zu einem neuen nicht Folge geleistet wird? Die Regeln unserer galaktischen Zivilisation gehen offensichtlich immer mehr den vielzitierten Bach runter. Wir müssen uns also scheinbar selbst helfen. Die U.P.O. ist zahnlos und Unterstützung von irgendeiner anderen extraplanetaren Partei können wir nicht erwarten. Die sitzen alle abwartend wie die Geier in den Startlöchern, um über undere Reste herzufallen, wenn Aurus uns geschlagen hat. Der Schlüssel für unseren Erfolg oder unsere Niederlage liegt hier auf diesem Planeten. Gibt es irgendwelche Fortschritte oder News bezüglich der möglichen Zusammenarbeit mit den Rastas?<<

>>Unsere Annahme, dass es sich bei den Bergvölkern um mehr oder weniger Gleichgesinnte handelt, hat sich bestätigt.<< sagte Luke Schaafwalker. >>Es gibt unzählige Parallelen zwischen ihrer und unserer Art. Das jetzt aufzuzählen macht keinen Sinn, ich möchte nur daran erinnern, daß beide Gruppen vom gleichen Kontinent des Planeten Erde stammen. Aber sie hatten noch nen Knaller auf Lager. Über die Jahrhunderte haben die Rastas den Auriten und dr U.P.O. eine Riesenmenge an Materialien unterschiedlichster Art abgezockt. Ganz nach dem Motto, ’das könnte man ja vielleicht mal brauchen’. Der Kram ist angeblich alles dauerhaft von ihnen eingelagert und nie großartig angerührt worden. Mit ihrem simplen Lebensstil hatten diese Leute nie Verwendung für die Sachen und das Meiste ist danninVergessenheit geraten.<<

>>Um was handelt es sich genauer?<< wollte der Negus wissen. 

>>Also, sie haben zwar Inventarlisten, aber komplette Infos habe ich noch nicht. Dafür sind die Rastas verständlicherweise noch zu paranoid uns gegenüber. Aber es ist offensichtlich, dass sie uns nicht mehr als Feinde ansehen. Sie werdeder immer herzlicher und die Geschenke, die sie uns überreicht haben, sprechen auch für eine beginnende Freundschaft.<< 

>>Was für Sachen sind das denn?<< fragte Zulu dazwischen. 

>>Wir haben sehr brauchbare Karten des Kontinentes überreicht bekommen.<< kam die Antwort. >>Komisch ist nur, dass es scheinbar überhaupt keine Satellitenbilder von Green Dream zu geben scheint. Und sie haben uns zentnerweise feinstes Smoke Ganja überlassen. Dann noch eine seltsame, grün luminiszierende Flüssigkeit, die wohl aus der männlichen Hanfpflanze gewonnen wird. Dazu weiß ich derzeit noch nichts Genaueres. Das interessanteste sind allerdings die Gürtel, die sie uns aus eigener Herstellung geschenkt haben. Es sind nicht irgendwelche ordinären Gürtel. sondern Geräte, die auf bisher ungeklärte und rätselhafte Weise einen wirksamen Schutz gegen die Sonne Gamga erzeugen. Wir können vielleicht bald unsere unbequeme Schutzkleidung dagegen austauschen, sobald wir ausreichende Stückzahlen von den Rastas erworben haben. Neben diesen nützlichen Sachen haben sie uns noch eine Menge Kleinkram gegeben. Und wir haben bei unseren Checks keine Anzeichen von irgendwelchen Tricks oder versteckten Fallen gefunden.<<

>>Wie sieht es mit den Chancen für eine Allianz gegen die Auriten aus?<< wollte Bekkele wissen.

>>Nicht schlecht. Laut Sana Ona sind die Rastas das härteste Völkchen, das er je gesehen hat. Und er ist ja schon viel im Universum rumgekommen, er muß es wissen. Durch ihre Religion besitzen sie eine Gesamtdisziplin, die bei Essensregeln beginnt und bei Selbstverteidigungsmaßnahmen aufhört. Das hat sie gestählt, ganz nach ihrem Leitspruch „only the fittest of the fittest shall survive“. Ich würde mich mit denen nicht anlegen wollen. Das sind allesamt asketische, durchtrainierte Krieger ersten Grades. Und die Frauen stehen dem übrigens kaum nach.<<

>>Ideale Verbündete.<< murmelte der Negus. Er blickte auf und fragte in den Raum: >>Gibt es akkuratere Schätzungen, was die Bevölkerungsmenge und ihre Verteilung auf diesem Planeten angeht?<<

>> Ich nehme an,<< antwortete Luke, >>dass die U.P.O. ihre Anzahl bisher stark unterschätzt hat. Es gibt im Grunde genommen keine genauen Zahlen. Wir gehen von fünf Millionen erfaßten Individuen in Städten und Dörfern aus. Aber noch mal so viele leben im Dschungel. Der Norden ist scheinbar komplett unbewohnt, da ist der Dschungel zu dicht und die Umwelt birgt zu viele lebensfeindliche Faktoren. Ona ist in einer Siedlung im Süden, in einer Gegend, die sie Abessinien nennen, Die Siedlung beherbergt fast zehntausend Menschen. Und davon gibt es in seiner Gegend allein mehrere Dutzend. Ihr Sprecher wir Naho genannt. Sobald das Thema auf ihn kommt, fällt auf, daß sie ihm Respekt, wie einem Halbgott entgegenbringen. Sein Wort ist wie ein Gesetz. Interessant ist, dass dieses Bergvolk eng mit den Jiddas zusammenarbeitet. Da geht scheinbar einiges Ganja an den offiziellen Kanälen vorbei. Sana hat von einem gigantischen Transport gesprochen, den er mit eigenen Augen gesehen hat. Mehrere Hundert Jiddas sind mit ihren primitiven, selbstzusammengezimmerten Schwerkraftneutralisierern zu einem versteckten Spaceport aufgebrochen. Es scheint eine starke Allianz zu sein, die zwischen Bergvölkern und jiddaischen Schmugglern besteht. Die machen uns gegenüber nicht einmal ein Geheimnis draus. Die bestehende Situation der augenblicklichen Quasianarchie wird schamlos ausgenutzt. Wenn wir die zunehmenden Schmuggleraktivitäten kontrollieren wollen, müssen wir uns nicht nur beeilen, sondern auch äußerst einfühlsam vorgehen. Rastas und Schmuggler sehen sich als religiöse Brüdervölker, seitdem die Jiddas vor knapp tausend Jahren Ihren Vorfahren, Negus Isiah I, als ihren neuen Messias anerkannten. Die Rastafarians verehren ja schon seit Jahrtausenden die axumitische Dynastie als das einzig gültige Herrscherhaus der gesamten Menschheit. Vielleicht kommt es ja in naher Zukunft zu einer spirituellen Trinität des Hauses Makonnen, den Bergvölkern und jiddaischen Schmugglern.<<

>>Ich habe von dieser Verehrung der Rastas für unsere Dynastie gehört.<< sagte Negus David. >>Das fing damals, im zwanzigsten Jahrhundert auf der Erde an. Auf einer kleinen Tropeninsel machte ein AfrikastämmigerÑ eine Prophezeiung. Haile Selassie, die zweihundertundfünfundzwanzigsten Wiedergeburt von Salomo würde die Befreiung der afrikanischen Völker bringen. So gläubig ich auch bin, ich würde die Religion gerne erst mal beiseite lassen. Mich interessieren jetzt die Fakten zur Planung der nächsten Schritte. Gibt es denn Infos über den Umfang des bisherigen Ganjaexportes unseres Planeten?<<

Ein Krieger meldete sich. >>Ich habe die Zahlen. Es ist die unfassbare Summe von vierundvierzigtausend Milliarden Unis pro Jahr. Das Ganja von Green Dream hält das gesamte Universum in Schwingung. Der Export des altershemmenden Krautes ist dr größte Wirtschaftsfaktor der Milchstraße.<<

Die Anwesenden machten aufgrund der Zahlen große Augen. >>Dann ist klar, dass wir Green Dream erkämpfen müssen.<< rief einer. >>Aurus wird niemals freiwillig gehen. Solche Profite gibt keiner freiwillig auf.<<

>>Denen werden wirs zeigen<< und andere kämpferische Sprüche schallten durch den Raum, bis der Negus mit einer nachdrücklichen Handbewegung Ruhe forderte. 

>>Okay, dann erkämpfen wir uns das, was uns legal zusteht. Und wenn es nur Stück um Stück geht. Die Auriten werden diesen Planeten verlassen, zur Not mit einer blutigen Nase.<< 

>>Und wenn’s ganz hart kommt, können sie mit ihren Gliedmaßen Puzzle spielen<<, rief einer der Impichefs in den Raum und erntete dafür schallendes Gelächter der Zustimmung aus der Tafelrunde.

In diesem Moment ging die Tür auf und eine Reihe Bedienstete kamen mit großen, aus ihren Öffnungen dampfenden Kaffekannen und Taletts voller Becher in den Raum. Sie verteilten schnell die mitgebrachten Utensilien und zogen sich zurück. Im Raum verbreitete sich der angenehm erdig würzige Geruch von frisch gemahlenem und direkt aufgegossenem Kaffee. Die Anwesenden bedienten sich mit offensichtlichem Heißhunger an dem Getränk. 

Der Negus wartete geduldig, bis wieder einigermaßene Ruhe eintrat. Er kannte den Kaffeedurst seiner hart arbeitenden Leute. Dann sagte er: >>Für die Befreiung unseres Lehens brauchen wir eins in erster Linie, nämlich Geld. Dafür haben wir das hier angebaute Ganja. Das planetare Klima würde uns erlauben, in ein paar Monaten die erste Ernte einzufahren. Vorausgesetzt, wir finden ausreichend einheimische Arbeitskräfte, die kooperieren wollen. Und wir brauchen die erforderliche Ausrüstung. Was haben uns die Auriten denn im Rahmen der Übernahme an technischen Mitteln hinterlassen?

Zulu wühlte in seinen Ausdrucken. >>Wir haben angeblich einen vollen Set für die Bestellung und Ernte unserer Ländereien. Das wurde vom U.P.O. Schiedsmann Greenthumb bestätigt. Allerdings ist seit dieser Bestandaufnahme auf mysteriöse Weise fast die Hälfte der Ausrüstung sabotiert oder gestohlen worden. Wir brauchen dringend Agro-Zerogravplattformen, Pflanzmaschinen und die hochkomplizierten ErntesplitterÑ. Aber für eine reduzierte Ernte wird es irgendwie reichen. Besonders wenn wir an die Ersatzteile, die die Rastas gebunkert haben, rankommen. Wir sollten uns mittelfristig auch Gedanken über eine orbitale Wetterkontrolle dieser „Sauna on the rock“ machen.<<

>>Das alte Thema.<< warf Luke ein. >>Aus irgendwelchen Gründen machte mir Transplanet Corp ziemlich direkt klar, dass die Makonnens sich die Summe, die eine Installation im Orbit kosten würde, nicht leisten können. Sei es zur Planetenüberwachung oder zur Erzeugung von Schäfchenwolken am grünen Himmel. <<

Clever Zulu erwachte aus dem für einen Thinkman typischen Trancezustand. >>Ich habe gerade mal eine Gesamtrechnung gemacht.<< sagte er. >>Ich habe dafür die letzten Zahlen von Aurus zugrunde gelegt. Wir werden anfänglich durch den hohen Reparaturfaktor der maroden Ausrüstung sehr hohe Betriebskosten von einem knappen Drittel der Gesamtsumme haben. Der Transport durch Transplanet Corp und die Vertriebsgebühr bei Skin Up kommen noch obendrauf. Weiterhin werden wir Investitionskosten und Ausgaben im Sicherheitsbereich haben. Wir können froh sein, wenn wir bis zu sieben Prozent des Umsatzes einstreichen können. Meine Negativschätzung liegt bei drei Prozent.<<

>>Drei Prozent von vierundvierzig Milliarden...<< sinnierte der Negus. 

>>Macht eintausendsiebenhundertundsechzig Milliarden Unis pro Jahr, Majestät. Eine nicht unbeträchtliche Summe, mit der man einiges bewegen kann.<<

>>Ja, das hört sich nicht schlecht an. Wir brauchen das Kapital für unsere weitern Schritte. Gerade bei den Kosten, die unser Militär gerade verschlingt. Den Zugang zu diesem Planeten bekommen wir aber nur durch ein stabiles und gutes Verhältnis zu den Rastas.<< sagte David. >>Die größte Summe muß in sie investiert werden, wenn unsere Dynastie hier eine langfristige Residenz beziehen will. Dazu bietet sich die Förderung von Heiraten zwischen den zwei Völkern an. Das sollten wir baldmöglichst einleiten. Und durch die gegebenen militärischen Bedingungen müssen wir es schaffen, Männer von ihnen für unsere Truppen zu rekrutieren. Ich würde gerne in zwei Wochen zehn Rasta Impis am Hofe Makonnen sehen.<<

>>Das kann knapp werden, Chef.<< wandte Luke ein. >>Die Leute müssen schließlich erst mal gefunden, überzeugt und dann ausgebildet werden.<<

>>Eigentlich sollte der Sold, den die Makonnens zahlen, ein ausreichendes Argument sein.<< bemerkte David. >>Neben dem Fakt natürlich, dass die Rastas sich hier für ihre eigene Zukunft engagieren können. Wie sagen sie so schön? „Consciousness rules.“ Das können sie hiermit unter Beweis stellen. Wir wollen schließlich ihr ’Babylon’ vertreiben. Und wir dürfen nicht vergessen, dass auf der Seite der Auriten einige Tausend der bestens ausgebildeten U.P.O. Soldaten in den verfluchten, braunen Uniformen von Aurus kämpfen. Diese Hinweise sind ernst zu nehmen, die Quelle ist seriös. Ihr wißt, was das für Kampfmaschinen sind. Das ist ein anderer Schlag von Soldat, als die verweichlichten Auriten. Nachdem ich die Geschichten über die Rastas gehört habe, glaube ich allerdings, daß wir mit den Dreads einen ebenbürtigen Gegner für diese Killermaschinen bereitstehen haben können. <<

>>Okay,<< sagte Luke. >>Wir werden schauen, dass wir die Leute zusammenbekommen und ihnen die beste Ausbildung geben, die in der Kürze der Zeit möglich ist.<<

>>Habt ihr den Planeten ordentlich nach subversiven Elementen und zurückgelassenen Aurus-Schergen durchkämmt?<< wollte der Negus wissen. 

>>Bis auf ein paar versprengte Reste müsste der Planet sauber sein.<< antwortete Zulu. >> Alle, die wir verhaftet haben, sind unter dem von uns neu eingeführten Gesetz 349 A verhaftet worden und werden nach ihrer Befragung als Illegale ausgewiesen. Ihr Eigentum wurde ganz gesetzesmäßig beschlagnahmt. Weil es in der Regel wohlhabende Leute waren, hat das schon mal eine nicht unbeträchtliche Summe in unsere Kriegskasse gespült.<< 

>>Das hört sich gut an. Ich möchte aber, daß das Gesetz auf keinen der jiddaischen Schmuggler angewendet wird. Wir können uns nicht die kleinste Reiberei mit den Bergvölkern leisten. Luke, wie sieht es mit diesen Spezialisten aus, die Green Dream verlassen wollten. Wie viele werden bei uns mitarbeiten?<< David nahm eine der großen, silbernen Kannen, die auf dem Tisch standen und schenkte sich Kaffee ein. 

>>Ungefähr zweihundertundzehn.<< kam die Antwort. >>Das sind zwar nicht viele, aber alles gute Leute, die wir in Schlüsselpositionen bei der Hanfproduktion einsetzen können. << Er wollte gerade weiter berichten, als die Tür aufging. Sana Ona stand im Rahmen und betrat in seiner gelegentlich geräuschvollen Art den Raum. Alle Augen der versammelten Männer ruhten auf dem stattlichen Mann, um den sich unzählige Gerüchte rankten. Er hatte einen kahlgeschorenen, massiven Schädel, der auf einem immensen Körper aus Muskeln und Fettpolstern saß. Dicke, dunkelblaue SkarifizierungenÑ auf seinen Wangen trugen zum kriegerischen Aussehen seines ohnehin nicht friedlich wirkenden Outfits bei. Ona hatte fast alle traditionellen Waffen abgelegt. Im Gürtel trug er lediglich noch seine Panga. Dazu gesellte sich eine Schallpistole der neuesten Generation. Über der rechten Schulter baumelte ein Sturmgewehr, das einen immensen Wirkungsradius besaß. Es konnte ungeschützte Feinde auf recht weite Distanz in einem breitgefächerten Bereich ausschalten. Ona machte ein paar Schritte in den Raum und trat vor die Gruppe der Impiführer. Dann wendete sich seinem höchsten Vorgesetzten zu. >>Negus, es hat einen Zwischenfall mit einer verschissenen Auriteneinheit gegeben. Der Rasta, der unsere Gruppe vor dem Pack gewarnt hatte, ist leider bei dem Überfall tödlich verletzt worden. Als die Auriten ihn sahen, haben sie sich wie die Blöden auf ihn gestürzt. Ich werde das Gefühl nicht los, als hätten die irgendwas gesucht, was sie bei dem Dread vermuteten. Unsere Leute schienen für die nur von zweitrangigem Interesse zu sein. Wir haben versucht, den Mann zu verteidigen, doch die Schmeißfliegen hatten schon ganze Arbeit geleistet. Das ging alles blitzschnell. Als Hilfe kam, hatte der Mann schon zu viel Blut verloren. Wir haben die Leiche mitgenommen, um sie seiner zuständigen Gruppe auszuhändigen. Ich habe den Leichnam persönlich durchsucht und das gefunden.<< Er griff in eine seiner weiten Hosentaschen am Außenschenkel und holte einen in einer Lederhülle steckenden Gegenstand hervor. Ona hielt das Ding in die Luft, so dass es jeder im Raum sehen konnte. 

>>Was ist das?<< wollte der Negus wissen. Nach den Gesichtsausdrücken auf den Gesichtern der Krieger, sprach er damit das aus, was alle Anwesenden dachten. 

>>Das werdet ihr nicht glauben. Es ist ein legendäres CanncataÑ, oder ein Executor, wie die Rastafarians diese legendäre Waffe nennen. Man hat schon viel im Universum von diesen Waffen gehört, gesehen hat sie allerdings noch kein Mensch, der nicht von diesem Planeten stammt.<< 

Ona wollte gerade die Klinge aus ihrer Hautscheide ziehen, als aus seinem Rücken eine mächtige Stimme kam. >>Das wird auch so bleiben!<< grollte ein tiefer Bass. Die Köpfe der Konferenzteilnehmer drehten sich wie in einer Bewegung zur Tür. >>Das Messer bleibt in seiner Hülle!<< Die befehlenden Worte stammten von Jakob Hill, der sich ohne Probleme Zutritt zu dem Konferenzraum verschafft hatte. Dem Rasta Elder ging der Ruf voraus, dass man ihm besser nicht im Weg stand. Es sei denn, man wollte die ewig blutdürstende Klinge seines Executors befriedigen. Der Mann war eine mächtige Erscheinung, fast zwei Meter groß, breit und muskulös gebaut. Die Schultern und Oberarme waren mit dicken Muskelpaketen bepackt. Seine Löwenmähne aus Dreads war zu einem mächtigen Haarturban zusammengeflochten, der dichte Bart bedeckte sein Gesicht fast komplett. Zu sehen waren nur die intelligent funkelnden Augen, eine breite Nase und fleischige Lippen, zwischen denen sich ein qualmender Spliff befand, an dem Jakob ab und zu mal zog. Der Mann war in den Rasta-typischen, locker fallenden und zweckmäßigen Overall gekleidet, dessen Oberteil er an der Hüfte mit den Armteilen zusammengebunden hatte.Sein glänzender, nackter Oberkörper befand sich in recht heftigen, Erregung verratenden Atembewegungen. 

Die Männer im Konferenzraum sprangen auf. >>Wer wagt es, in Anwesenheit des Negus Befehle zu geben?<< rief eine empörte Stimme. >>Wer ist dieser Mann?<< Die Unruhe griff um sich. Einge Krieger sprangen auf. Bevor eine Handvoll vorpreschender Männer ihre Absicht, Jakob Hill zu ergreifen, umsetzen konnten, hob Sana Ona in einer beschwörenden Geste seine Arme. >>Hört mir zu! Das ist Jakob Hill, Rasta Elder der Gruppe von Bergvölkern, bei denen ich die letzte Zeit verbracht habe.<< 

>>MayibuyeÑ, Krieger.<< sagte Negus David und zog die Initiative an sich, um die Anwesenden zu beruhigen. >>Du dringst einfach in unsere Räumlichkeiten ein und störst eine wichtige Konferenz. Das ist gewagt. Und es gehört eine große Portion Mut dazu, in meiner Gegenwart zu versuchen, den Kriegern der Makonnens Anordnungen zu geben, die nicht aus meinem Mund stammen.<< 

>>Blessings, Majestät. << kam die Antwort. >>Es gehört noch viel mehr Mut dazu, als Nichtgeweihter einen Exekutor zu betrachten. Mir scheint,als seien Ihren hier versammelten Leuten die Konsequenzen solchen Handelns nicht bewusst, Majestät.<< 

>>So ist es. Man hat viel von diesen Waffen gehört. Doch es ist das erste Mal, dass jemand von den Makonnens ein solches Messer in seinem Besitz hat. Befreie uns von der Ignoranz und erzähle meinen Männern von der rituellen Bedeutung eurer Canncatas.<< 

>> Ein zur rechten Zeit gesprochenes Wortist wie goldene Äpfel in silbernen Schalen. Eine weise Mahnung und ein aufmerksames Ohr passen zusammen, wie ein goldener Ring zu einem schönen Geschmeide. So werde ich sprechen und die Unwissenden aufkären. Diese Waffe besteht aus der weiterverarbeiteten Faser des Weibes unserer heiligen Pflanze und wird mit dem starken Saft des männlichen Triebes veredelt. Dadurch entsteht eine Substanz, die einem Diamanten die Härte von Butter verleiht. << Jakob bewegte sich langsam, alle Anwesenden in einem Rundblick musternd, auf einen zentralen Standpunkt im Raum zu. Man konnte dem sichtbaren Teil seines Gesichtes, dem Ausdruck seiner Augen, die Wichtigkeit der Worte entnehmen. >>Kein uns bekanntes Material im Universum ist härter, als der in diesem Prozeß hergestellte Stoff, keine Klinge kann schärfer geschliffen werden. Wer diese heilige Waffe betrachten oder gar benutzen will, muß zwingend unseren Ritualen beigewohnt haben. Oder er wird diesen Planeten nicht mehr lebendig verlassen können. So sagt es die alte Regel, der niemand widerspricht.<< 

Die Wirkung von Jakob Hills eindringlich vorgetragenen Worten erfüllte den Raum. Niemand der Anwesenden konnte sich dem starken Charisma, das von dieser mächtigen Gestalt ausging, entziehen. 

>>Wir Makonnens sind nicht gekommen, um eure Regeln zu brechen.<< entgegnete der Negus. >>Unser Haus ist dafür bekannt, diejenigen mit Respekt zu behandeln, die das Gleiche mit uns tun. Ich akzeptiere deinen Wunsch.<< Er wendete sich seinem mächtigen Impiführer zu. >>Das Canncata bleibt in seiner Hülle, Ona. Ich habe noch eine Frage, Jakob: Während einer Auserinandersetzung mit den Auriten ist einer Eurer Männer umgekommen. Was können wir für den Gefallenen tun? Wir haben seine Leiche erst mal konservieren lassen, um sie der zugehörigen Gruppe unversehrt übergeben zu können. Vielleicht brauchen seine Angehörigen finanzielle Unterstützung? Er hat uns vor den Auriten gewarnt und deshalb fühle ich mich verpflichtet, die weitere Verantwortung zu übernehmen.<< 

>>Sie zeigen I-SpektÑ, Majestät. Das ist, was unsere Völker verbindet. Auch Sana Ona hat uns gezeigt, dass die Makonnens mit Aurus nicht zu vergleichen sind. Makonnens und Rastafarians können Brüder sein. Ich möchte diese Gemeinsamkeiten zwischen uns vertiefen, indem ich Ihren mächtigen Krieger Sana Ona endgültig in unsere Gruppe aufnehme. Das in seinen Händen befindliche Cannkata soll sein Eigentum sein, sobald er unsere I-nitiation durchlaufen hat. Ich hoffe, Sie gestatten diesen Wunsch, der aus meinem tiefsten Herzen kommt.<< 

Der Negus studierte die Gesichter seiner Impiführer. Nicht eine Geste der Ablehnung oder des Zweifels war zu erkennen. Dann wandte er sich seinem Chefstrategen zu. >>Ona, was hältst du davon?<< wollte David wissen. >>Kannst du dir vorstellen, eine längere Zeit bei Hills Gruppe zu leben?<< 

Sana Ona grinste über sein breites Gesicht. >>Um dort der Repräsentant des Negus zu sein? Um den beginnenden Bund afrikanischer Völker zu vertiefen?<< Ona hatte einen feierlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der überhaupt nicht zu seiner kriegerischen Ausstrahlung passen wollte. >>Es wäre mir eine Ehre, Negus. Und wenn Sie mich rufen, werde ich zur Stelle sein, um an der Seite der Makonnenkrieger meine alte Aufgabe wieder zu erfüllen.<< 

>>JAH ist im Begriff zwei Sprosse des Wurzelvolkes wieder zu vereinen. Daraus wird für die Zukunft des Menschen eine edle Sorte entstehen.<< sagte der mächtige Rastafarian. >>So soll es sein. Wir werden nach unserer Rückkehr in den Bergen Abessiniens, unserer Heimat, das Ritual vollziehen. Dann bist du, Sana Ona, einer der unsrigen und darfst deinenExekutor mit Stolz tragen. Auf dass deine Klinge nie abstumpft.<< 

Der Negus blickte in die Runde seiner versammelten Leute. Überall erntete er zustimmende Blicke oder Kopfnicken. Seine Krieger waren einverstanden mit dem Ausgang der Situation. Spätestens in diesem Augenblick hatte auch der letzte Zweifler verstanden, dass Smoke nur in Zusammenarbeit mit den Einwohnern und niemals gegen ihren Willen verwaltet werden würde. 

>> Jakob und Ona,<< begann der Negus erneut. >>ich habe eine lebenswichtige Aufgabe für euch. Wir haben nur eine Chance gegen die Auriten zu siegen, wenn wir von den Rastas ein Heer von exzellenten Kämpfern erhalten. Ich kann vielleicht noch eine Woche warten und den bestehenden Zustand halten. Spätestens dann müßt ihr mir siebentausend Krieger mit einer möglichst soliden Grundausbildung für meine Truppen liefern. Sonst sehe ich keine große Chance, daß wir uns auf Green Dream militärisch durchsetzen werden können. Ihr wißt alle von den U.P.O. Truppen, die auf der Seite von Aurus angetreten sind. << 

Der neue Makonnenbotschafter schluckte. >>Das wird trotz des gerade gewonnenen Vertrauens eine harte Nuss, Majestät. Aber ich werde mein Bestes geben. Sobald es Neuigkeiten dazu gibt, werde ich mich über unsere Kriegsfrequenz melden und verschlüssetes Ge’ez für die Kommunikation benutzen.<< Er nickte Jakob Hill als Zeichen zum Aufbruch zu. Die Hand des Rastas ging zur Gürtelschnalle, an der er die Schutzaura gegen Gamga aktivierte. Ona, der das Instrument von den Bergvölkern als Geschenk erhalten hatte, tat das Gleiche. Die zwei Männer nickten den versammelten Kriegern in einer verabschiedenden Geste zu und traten zur Tür hinaus. 

>>Zurück zur Tagesordnung.<< sagte David. >>Wo waren wir stehengeblieben? Richtig, bei der von Aurus übernommenen Ausrüstung und der Ganjaproduktion.<< 

>>In diesem Zusammenhang fällt bei unseren Verhandlungspartnern immer wieder der Name ’Naho’.<< bemerkte Schaafwalker. >>Noch ist uns unklar, welche Macht dieser Mann tatsächlich über die Rastas hat. Er scheint aber offensichtlich die Schlüsselinfos über die Standorte und den Inhalt der alten Ersatzteildepots zu haben.<< 

>>Wie sieht es mit Greenthumb aus?<< wollte der Negus wissen. >>Er müsste doch als Schiedsmann auch alle Unterlagen besitzen.<< 

>>Wir wissen aber bis heute nicht, auf welcher Seite er steht.<< antwortete Luke. >>Immerhin ist er ein offizieller U.P.O. Angestellter, auch wenn er stark mit den Rastafarians sympathisieren soll. Uns ist es zu heikel, ihn vor unseren Karren zu spannen. Bis zur Klärung seiner Loyalität sollten wir ihn nicht darüber aufklären, wie weit wir im Sammeln der Informationen über Green Dream sind. Insbesondere, was sensible Daten, wie diese, angeht. Es ist letztendlich U.P.O. Eigentum.<< 

>>Das ist weise von Luke, Vater.<< mischte Bekkele sich nach einer Phase des Zuhörens ein. >>Außer bei den Auriten sollten wir mit allen Parteien äußerst sensibel sein. Was Greenthumb angeht, habe ich gehört, dass er ein gerechter Mann ist, obwohl er ein Angestellter des U.P.O. Molochs ist. Du weißt, wie diese Typen reagieren können, wenn man an ihre Pfründe geht. Der administrative Ansatz. Die fragen dann, „wie soll ich denn die Fehlbestände in meinem nächsten Monatsbericht erklären? Was ist, wenn ich von der Zentrale geprüft werde?“, undsoweiter. Der Konformismus fördernde, administrative Ansatz eines Beamten. Und Konformismus ist nichts anderes, als gleichgeschaltete Dummheit.<< 

>>Sohnemann, das ist erstaunlich. Du wirst minütlich erwachsener. Solche Dummheit ist in der Tat genauso wenig von Nutzen, wie Rauch für das Auge oder wie eine unreife Frucht für den Gaumen. Sie ist einfach nur unangenehm. << Er guckte Schaafwalker an. >>Luke, bist du eigentlich für diese Altklugheit meines Sprosses verantwortlich?<< Der Negus grinste in die Runde seiner Männer. Ein Kenner hätte allerdings sofort erkannt, daß es sich um eine aufgesetzte Fröhlichkeit handelte, die dazu dienen sollte, die Atmosphäre der Konferenz aufzulockern. 

>>Herr, ich bin mir keiner Schuld bewußt,>> spielte der Gefragte mit. Da fragen Sie den Falschen. Aber es kommen ja noch ein paar andere in Frage.<< 

>>Okay, okay.<< Bekkele ging dazwischen. Wir haben hier die hochrangigsten Krieger des Hofes versammelt. Laßt uns bitte weitermachen und nicht mit babalitäten beginnen. Ich will Fakten wissen. Existieren die Depots? Können wir mit deren Inhalt etwas anfangen? Wie steht Greenthumb zu Aurus, wie zu uns? Das muß doch irgendwie möglich sein. Ich will ihn ja nicht direkt einem Hirnscreen unterziehen oder ihn festsetzen, bis er singt. Aber irgendwie muß dieser Typ doch einzuschätzen sein.<< 

Er hatte seinen Vater seit Beginn der Sitzung intensiv beobachtet und bemerkte die Anspannung des Mannes, der seinen Sohn jetzt mit großen Augen ansah. Es war untypisch, daß er, der kleine Sohn, seinen Vater ohne Widerspruch stoppen konnte, sei es auch nur bei einem Witz. >>Er ist verzweifelt,<< dachte Bekkele. >>Er hat bisher noch nicht die Kontrolle über diesen Planeten erlangt, sondern sie scheint ihm immer mehr zu entgleiten. Ich habe ihn noch nie in solch einer Verfassung gesehen.<< Der Junge erinnerte sich erneut an die Prophezeiung der alten Mystic Amazon und musste mit den Tränen kämpfen. >>Wenn ich ihm bloß irgendwie helfen könnte. Dieser verdammte Planet und dieses elende Auritenpack. Ich kann seinen gehetzten Blick nicht ertragen. Was kann ich bloß tun?<< Wie aus weiter Ferne vernahm er, daß niemand eine Antwort auf die von ihm in den Raum geworfenen Fragen hatte. Greenthumb war den Makonnens bisher entglitten, wie ein Fisch, der sich nicht fangen lassen wollte. Der Negus gab ein paar abschließende Anweisungen und richtete ermutigende Worte an seine Krieger. Dann beendete er die Sitzung und die Männer verließen den Konferenzsaal. Nur die persönliche Leibgarde, die ihren Kaiser ausschließlich in seinem Schlafraum allein zu lassen bereit war, blieb zurück.Bekkele sah, wie sein Vater ein paar Male tief durch die Nase einatmete und die Luft langsam durch den Mund wieder ausstieß. Der Junge fühlte eine tiefe Verbundenheit mit seinem Vater, der sich alle Mühe gab, seinem Sohn und allen anderen das Gefühl von Optimismus in dieser fast ausweglosen Situation zu vermitteln. 

>>Bekkele,<< sagte der plötzlich sehr alt wirkende Mann, >>aufgrund der schlechten Sicherheitssituation solltest du hier im Terminal bleiben. Ich werde persönlich ein paar Männer aus meinem Impi auswählen, die dich beschützen werden. Tu mir den Gefallen und mache derzeit keine Eskapaden. Es ist einfach zu gefährlich.>> Während der Negus diese Worte in einem fast beschwörenden Tonfall sprach, stand er auf und ging zur Tür. Seine wartende Leibwache folgten ihm auf den Fuß. 

21

You say yu love mi and yu care,

But yu never deh near,

Yu always on di run. - Now tell mi dis:

Why yu cyaan spend some quality time,

Keep back and just unwind,

Yu always have sumpn’ fi do.

Dis simply mean yu loving no true,

‘coz only when yu want a proops,

Me hear yu shout ‘I love yu’.

Tell me where has all di passion gone,

All of di warmth,

Tell me where is all of di tenderness.

And there is sumpn’ else, 

That’s been bugging mi so long – Tell mi dis:

If love so nice, tell me why it hurts so bad,

If love so nice, tell me why I’m sad.

(Musiker Junior Kelly, 21. Jh.)

Es war ein klarer Morgen auf dem Planeten Climax. Der Himmelskörpern war für sein laues, tropisches Klima überall bis zu den entferntesten Plätzen der Galaxie bekannt. Es war ein idealer Urlaubsplanet, ein von Aurus verwaltetes, galaktisches Paradies. Dort bekam man alle erdenklichen Wünsche für die schönsten Tage des Jahres erfüllt: jederart Sex, alle nur erdenklichen Drogen, exotische Speisen und Getränke, entspannende Ruhe in der üppigen, tropischen Natur oder auch ausschweifende Partys die erst im Morgengrauen endeten. Der Tourismus und die damit verbundene Sexindustrie waren die größten Wirtschaftsfaktoren des Planeten. Die Bewohner hatten sich über die Jahre, in denen die Besucherströme in ihre Heimatreisten, an diese Umstände angepaßt und sich fast vollständig zu einer tourismusorientierten Dienstleistungsgesellschaft entwickelt. 

Das Shuttle landete um 7 Uhr Ortszeit auf dem Raumhafen von Klito. Als sich die Türen zischend öffneten, strömten die wenigen Passagiere des Fluges von Uchtan in den Empfangsbereich. Zyb’L Soft und Matthew Hilltop schlossen sich der Schlange vor der L.A.C. Kontrolle an. 

>>Das sah von oben ganz schön übel aus.<< sagte Zyb’L. Der Shuttlepilot war eine Schleife geflogen, um seinen Passagieren einen guten Blick auf die Ruine des von einem terroristischen Anschlag zerstörten Pink Milkyway zu bieten. >>Da ist ja wirklich nur nen Haufen Schutt übrig geblieben. Diese Neutrostrahler haben eine irre Zerstörungskraft.<< Sie steckte ihre Karte in den Schlitz an der Schleuse der automatischen Passkontrolle und eine mechanische Stimme sagte „Identifiziert. Vielen Dank und amüsieren sie sich auf Climax“, während der Apparat die Karte wieder ausgespuckte. 

Der seiner Kollegin folgende Matthew wiederholte die Prozedur. >>Es ist schon erschreckend,<< meinte er, >>dass da ungefähr achtausend Körper begraben sind. Und es gibt immer noch keine Festnahmen, nur Vermutungen, keine Beweise. Ich glaube nicht, dass es die Nyahbinghi Warriors waren. Die Gruppe hat eigentlich ganz andere Ziele und Methoden. Na ja, vielleicht kriegen wir ja etwas raus, was das G.I.D. noch nicht weiß.<< 

Das Paar ging durch die Halle zu den Zerogravbändern, auf denen das Gepäck aus dem Schuttle transportiert wurde. Sie nahmen ihre Taschen und gingen zum Ausgang. Die sich anschließende Meet’n’Greet-Zone für Passagiere war zu dieser Zeit des Tages noch ziemlich ruhig. 

>>Kennst du eigentlich unseren Kollegen Kubva Tchek? << wollte Zyb’L wissen. >>Er ist vor knappen zwei Monaten abgereist, um hier irgendwas für DeeVa zu regeln. Wo ist er eigentlich? Er wollte uns hier abholen.<< 

>>Persönlich kenne ich ihn nicht. Ich habe ihn ein paar Male gesehen, das ist alles.<< 

>>Ach, schau mal, da drüben steht er schon.<< Zyb’L winkte einem in der Halle wartenden Mann. Er war um die vierzig Jahre alt, hatte eine schlanke Figur und lange, braune Haare. >>Hallo, Kubva. Hier sind wir.<< 

>>Hallo Zyb’L.<< sagte Tcheck mit einem Lächeln. >>Und du bist sicherlich Matthew. Willkommen im Sodom des neunten Jahrtausends. Wo wollt ihr hin, was machen wir als nächstes?<< 

>>Hast Du uns schon eine Unterkunft besorgt?<< wollte Matthew wissen. Er war vom Raumflug erschöpft und hätte sich gerne etwas entspannt. 

>>Ihr könnt bei mir wohnen. Als ich hier ankam, habe ich ein großes Haus angemietet, von dem ich gerade mal die Hälfte nutze. Es liegt direkt am Strand, fünf Meter von der Wasserlinie entfernt. Mit tropischem Garten, Veranda, Hängematten und allem, was dazugehört. Ihr seid herzlich willkommen.<< 

Zyb’L und Matthew guckten sich bejahend an. >>Danke,<< sagte die Frau. >>Das nehmen wir gerne an. So lernen wir auch gleich mal das Mädel kennen, wegen dem du dich hierhin hast versetzen lassen.<< 

>>Oh, oh, da haste einen empfindlichen Punkt bei mir erwischt. Hoffentlich geratet ihr da nicht in irgendwelche Krisen rein, wenn sie tatsächlich mal kommen sollte. Eigentlich hatte ich vor, sie in der Zeit, wo ihr hier seid, nicht unbedingt einzuladen. Ich kann ja mal erzählen, was ich in den letzten Wochen mit meiner kleinen Laila erlebt habe.<< 

Die Gruppe ging zum Ausgang und bestieg eins der vor dem Ausgang wartenden Zerogravtaxis. Kubva programmierte den Kurs an der Konsole und zahlte mit seiner L.A.C.. Das Taxi hob ab und begab sich auf die eingegebene Route. 

>>Ja, meine Laila,<< nahm Kubva den Gesprächsfaden wieder auf. >>Kennengelernt habe ich sie in meinem letzten Urlaub, als ich vor einigen Monaten für drei Wochen hier in Klito war, um etwas Entspannung zu finden. Sie ist keine von diesen hier massenhaft zu findenden Sexarbeiterinnen. Sie arbeitet ganz normal hinter dem Schreibtisch in einer Agentur. Bei mir war es damals irgendwie Liebe auf den ersten Blick, wenn es das tatsächlich gibt. Und ich merkte schnell, dass sie mich auch wirklich mochte, so wie sich mich immer angelächelt hat. In diesen ersten drei Wochen ist allerdings nix zwischen uns passiert. Laila hat mich ganz bewusst auf Distanz gehalten. Ihr wären die Männer viel zu flatterhaft, würden zu viel fremdgehen. „Na gut“, habe ich mir derzeit gedacht, „dann kommste halt auf ne längere Zeit nach Climax und zeigst ihr, daß du nicht einer von diesen Labertypen bist.“ Ich bin von ihr verzaubert zurück nach Milhomme gefahren und habe wie blöde geschuftet, um möglichst schnell hierhin zurück zu kommen. In der Zwischenzeit sind Laila und ich regelmäßig per Hyperfunk in Kontakt geblieben. Alles sah so aus, als gäbe es eine Chance, zusammen zu kommen, wenn wir mehr Zeit zusammen verbringen können.<< 

>>Jetzt langweile uns nicht mit dem ganzen Vorgeplänkel,<< sagte Zyb’L. Hats gefunkt, oder nicht?<< 

>>Als ich hier ankam, war es, wie vorher, sie mochte mich. Dann erzählte sie mir am zweiten Tag plötzlich aus heiterem Himmel von ihrem Freund, der übrigens auch aus Uchtan kommt. Den hat sie hier kennengelernt, kurz bevor ich sie getroffen habe. Sie wollte mich aber auf jeden Fall als guten Freund behalten. Ich war erst mal etwas geschockt, aber was sollte ich machen? Ich wollte sie nicht aus den Augen verlieren und räumte mir immer noch Chancen ein, obwohl mwinw Gefühle mir etwas anderes sagten. Es lief dann auf ’lieber ne gute Freundschaft, als garnix’ hinaus. Außerdem hat die Frau solch eine Tiefe, daß ich von ihr einfach noch ein paar Dinge lernen wollte.<< 

>>Also hats nicht geklappt...<< Zyb’l guckte ihn mit erwartungsvollen Augen an. 

>>Jetzt warte doch mal. Es ging ja noch ein paar Wochen weiter. Am vierten Tag auf Climax bin ich in mein neues Haus gezogen. Und sie stand plötzlich auf der Matte und hat sich ziemlich schnell zu Hause gefühlt. Dazu müßt ihr wissen, daß auf Climax das Bett übrigens das wichtigste Möbelstück ist. Dort wird nicht nur gepoppt, in Bett wird die Zeit zu Hause verbracht. So kam dann eins zum anderen. Wir saßen da auf diesem zentralen Mobiliar und kamen uns immer näher. Die Frauen von Climax haben ein anderes Verhältnis zu ihrem Körper, sind viel freier, als alle anderen Frauen, die ich bisher kennengelernt habe. Naja, und so haben wir dann irgendwann flachgelegen und Liebe gemacht. Und das ging für Wochen fast jeden Tag so. ich bin zu fast nix anderem mehr gekommen. Eigentlich muß ich hier ja ein paar Sachen erledigen.<< 

>>Das hört sich doch verdammt romantisch an.<< sagte Matthew. >>Was willste denn? Du hast die Kleine doch gekriegt.<< 

>>Moment, die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Ich habe ihr von Anfang an gesagt, dass es nicht gut ist, was wir machen. Daß unsere Liebschaft irgendwann rauskommen wird. Und so war es auch. Irgendwie hat ihr Typ, Andy heißt er, vor ein paar Tagen mitgekriegt, dass sie ihm fremdgeht. Ob er jetzt konkret von mir weiß, kann ich nicht sagen. Als Laila mir das erzählte, kam auch noch raus, dass der Typ sie in ein paar Wochen, wenn er wieder nach Climax kommt, heiraten will. Mir standen die Haare zu Berge. „Was ist denn das für ne Tussy?“ habe ich mir gedacht. „Läßt sich wochenlang von mir durchnudeln und erzählt, daß sie nen anderen Macker heiraten will“. Das war ja kein verzeihbarer One Nite Stand, das war viel mehr. Und dann geht sie hin und heiratet ihren Andy? Naja, aus den Plänen wird jetzt wohl eh nix mehr. Er hat sie per Hyperfunk als Nutte beschimpft, ihre Familie sei bestimmt stolz auf sie, wenn sie davon hörten. Das sind nämlich wohl recht konservative Leute. Da kam die ganze Palette, die man sich bei einem betrogenen und verletzten Mann vorstellen kann. Mir hat der Typ eh schon die ganze Zeit leidgetan, aber das mit dem heiraten war der Hammer.<< 

>>Wie ist das denn alles rausgekommen?<< wollte Zyb’L wissen. 

>>Keine Ahnung. Sie hat ne Nachricht bekommen, in der stand, er wüsste, dass sie etwas mit nem Anderen hat. Sie bräuchte ihn bei seiner Ankunft nicht mehr vom Spaceport abzuholen und ihn auch nicht mehr zu kontaktieren. Bei ihr ging das ganz schön übel ab. Tagelang war sie in Tränen aufgelöst. Und ich, als ’Verantwortlicher’ für die Misere, durfte natürlich alles ausbaden. Das Größte dabei war jedoch, dass sie mich an einem Abend gebeten hat, für sie eine Nachricht an ihren Andy zu schicken, in der ich, der Lover, ihm mitteilen soll, dass sie gar nicht fremdgeht. So eine Unverschämtheit brütet sie mit nem Lächeln im Gesicht aus. Für mich war diese Intrige eigentlich der Zeitpunkt zum Ausstieg. Ich sagte ihr, dass wir uns besser mal ne Zeit nicht sehen sollen. So könnten wir beide überlegen, wie es mit uns weitergeht. Doch irgendwie hat das nicht geklappt. Erst treffe ich sie nur ein paar tage später zufällig auf einer Strandparty, dem Lichterfest Roy Klotang. Man merkte es ihr in der Situation an, dass es ihr ziemlich peinlich war, mich dort zu sehen, besonders weil sie in Begleitung von zwei Bekannten war, die auch ihren Andy gut kennen. Dann kam vor drei Tagen einer ihrer Freunde, ein Ladyboy, vorbei und sagte, ich müsste sofort zu ihr fahren. Sie lag im Bett und war das personifizierte, leidende Elend. Sie hätte nächtelang nicht geschlafen. Sie würde zu viel nachdenken und käme nicht zur Ruhe. Die umfassende Palette der Tristesse. Das Ganze wurde dann noch mit den Tränen ihrer immer wieder aufkommenden Heulerei gewürzt. Ich solle mit ihr zum Arzt fahren, was ich dann auch getan habe. Dort hat sie ne beruhigende Injektion bekommen, irgendwas Synthetisches, denn Cannabisprodukte mag sie nicht, und ein paar Tütchen mit bunten Pillen. Ich habe mich in der kommenden Nacht noch ein bisschen um sie gekümmert. Als ich am nächsten Tag von ihr ne Nachricht bekam, dass sie schon wieder mit Freunden unterwegs ist, war ich beruhigt. Seitdem, habe ich sie nicht mehr gesehen.<< 

>>Das ist vielleicht auch besser so,<< sagten Zyb’L und Matthew wie aus einem Munde und schauten sich daraufhin überrascht und etwas verlegen lächelnd an. 

>>Als Frau will ich dir mal nen Rat geben. Ich denke, wenn sie diesen Andy liebt, wird sie jetzt alles daran setzen, ihn zurück zu bekommen. Du wirst sie in diesem Fall frühestens dann wiedersehen, wenn sie es bei ihm aufgegeben hat und zu dir, nennen wir es ’überläuft’. Wenn der Typ sie mit seinen Verbalattacken übers Netz zu sehr verletzt hat und ihr was an dir liegt, kann das alles viel schneller gehen, als du denkst. Dann braucht sie vielleicht nur ein paar Tage, den Alten zu vergessen und ihre Gefühle zu sortieren, bevor sie bei dir ankommt. Ich rate dir: hab ne gute Zeit mit ihr, aber betrachte sie niemals als Partnerin, wie du es in deinen Träumen vielleicht gemacht hast.<< 

>>Das habe ich jetzt schon mehrmals gehört. Und ich sehe die Sache ähnlich. Allerdings möchte ich alle interkulturellen Mißverständnisse ausschließen, bevor ich die Sache komplett abhake. Das größte Problem für mich ist die Warterei, bis sich das alles klärt. Ich konnte noch nie gut warten und eine Situation, in der ich nur dastehe und eh nix ändern kann, ist reiner Horror für mich. Egal, wir haben jetzt die ganze Fahrt mit meinen Weiberproblemen verschwatzt, wir sind nämlich schon da. Hier ist mein neues Zuhause.<< 

Das Taxi landete vor einer weißgetünchten Villa in typischen Stil von Climax. Dabei wirbelte das Fahrzeug eine Wolke von Sand auf, der vom nur ein paar Meter entfernt liegenden Strand auf die Landeplattform geweht war. Die drei DeeVas stiegen aus, Zyb’L und Matthew nahmen ihre Gepäckstücke an sich und verschwanden hinter ihrem Gastgeber in dem Haus. 

>>Willkommen in meiner bescheidenen Hütte.<< sagte Kubva. >>Fühlt Euch wie zu Hause. Ich würde vorschlagen, wir setzen uns erst mal auf die Veranda und ich hole uns ein paar kalte Hanflimos. Dann genießen wir das Strandfeeling und können besprechen, was als erstes an Arbeit ansteht.<< 

Der Gastgeber ging in die Küche, um die Gtränke zu holen, während Zyb’L und Matthew es sich in den Hängematten auf der Veranda bequem machten. 

>>Aah, das ist ein Leben, << seufzte Zyb’L. >>Ich kann Kubva schon gut verstehen, warum er lieber hier, als in Milhomme lebt. Auch ohne ne Tussy im Hintergrund.<< 

Währenddessen kam vom Strand eine junge, braunhäutige Frau langsam auf sie zugeschlendert. Sie war größer, als die durchschnittlichen Einwohner von Climax, sehr schlank und hatte eine ovale Gesichtsform. Ihre mandelförmigen, tiefbraunen Augen wurden eingerahmt von hohen Wangenknochen. Die kleine Stupsnase und der Mund mit den nicht ganz regelmäßigen Reihen strahlendweißer Zähne rundeten das Bild zu einem ziemlich hübschen und interessanten Gesicht ab. Mit einem subtile Erotik ausstrahlenden Gang betrat sie die Veranda, ihre schulterlangen, blauschwarzen Haare flatterten in der leichten, vom Meer wehenden Brise. 

>>Hallo, begrüßte sie die zwei in ihren Hängematten ruhenden Besucher. >>Ist Kubva da?<< 

>>Ja, er ist in der Küche und wollte Getränke holen, und dann zu uns rauskommen. Ich bin übrigens Zyb’L Soft und das ist Matthew Hilltop. Wir sind Kollegen von Kubva und gerade von Uchtan angekommen.<< 

>>Und das ist Laila.<< kam die Antwort aus Richtung des Hauses, bevor die Frau eine Chance hatte, sich selbst vorzustellen. Kubva tauchte mit Flaschen und Gläsern auf einem Tablett auf. >>Wie immer kommt sie unangemeldet. Das ist ja für ne Beziehung ganz prickelnd, hält die Sache interessant. Manchmal ist es aber einfach nur tödlich für den zurechtgelegten Zeitplan.<< Kubva ging auf die Frau zu und küsste sie. >>High Laila, wie geht’s?<< 

>>Eigentlich ganz gut. Ich wollte auf ein Stündchen oder zwei bei dir vorbeikommen und ein bisschen reden. Aber du hast Besuch. Ich gehe dann am besten wieder.<< Sie wollte sich umdrehen und wieder zum Strand gehen, aber Zyb’L, die für solcherart Situationen sehr sensibel war, hielt sie auf. >>Hey, Moment, wenn ihr etwas zu bequatschen habt, dann nehmt Euch die Zeit. Matthew und ich machen in der Zeit einfach einen Spaziergang die Bucht entlang.<< Zyb’L warf Matthew einen bedeutsamen Blick zu und die beiden erhoben sich aus den Hängematten. >>Auf die Getränke verzichten wir aber nicht.<< Sie wendete sich zu ihrem Gastgeber und griff zwei Flaschen vom Tablett. >>Kubva, wir nehmen die Limos mit. Bis später.<< 

>>Okay, bis später.<< Kubva hatte seine Freundin in den Arm genommen und ging mit ihr zur Liegefläche mitten auf der Veranda. >>Na, Laila, komm, mach es dir bequem. Schön, dass du gekommen bist. Laß dich mal anschauen.<< 

Die Kleine ließ sich nieder und räkelte sich auf der Matratze. Er nahm ihren Kopf in die Hände, und drehte ihr Gesicht ins Licht. >>Du siehst viel besser aus, als das letzte Mal. Hast du das mit Andy jetzt einigermaßen weggepackt?<< 

Er machte es sich neben der jungen Fau auf der Matratze bequem. Sie lächelten sich an. Ihr Fuß schob sich langsam unter sein Bein, eine Hand lag auf seinem Oberschenkel. >>Laszives Weib,<< dachte er sich. >>Mal so, mal so. Die letzten Tage gabsdas Riesendrama um den Typen. Plötzlich kommt sie wieder an. Wenn ich jetzt auf ihr Getue eingehe, könnte ich sie bestimmt flachlegen. Heute aber nicht mit mir.<<

>>Ja, mir geht’s gut. Ich bin wieder so verrückt, wie immer. Danke noch mal, dass du dich um mich gekümmert hast, als es mir so schlecht ging. Weißt du, jedes Mal, wenn ich zu viel nachdenke, bekomme ich so einen Migräneanfall. Das ist fürchterlich. Aber jetzt ist alles wieder okay. Der Kopf stimmt und ich esse auch wieder.<< 

Sie räkelte sich erneut. Kubva begann, ihren Nacken zu kraulen. Man merkte, wie Laila seine Berührungen genoß, auch wenn sie sich alle Mühe gab, ihre Gefühle nicht zu stark zu zeigen. 

>>Das ist schön. Ich möchte Laila nämlich happy sehen. Gibt’s noch was Neues von Andy?<< 

>>Er kommt in zehn Tagen. Wir haben gestern telefoniert. Ich weiß nicht, ob er mir verziehen hat. Aber ich weiß dass ich ihn liebe und dass ich ihn bald heiraten und Familie mit ihm haben will.<< 

>>Das heißt wohl, dass es zwischen uns aus ist? Keinen Sex mehr mit Laila. Schnief! Dabei haben wir beide das doch so genossen.<< 

Ihre Hand strich über seinen Oberschenkel. Wie zufällig berührten ihre Finger seinen Schwanz mit einer sanften Streichelbewegung. >>Als wenn sie checken will, ob sie mich schon heiß genug gemacht hat...es sind doch echt alles nur CockteaserÑ.<<

>>Ich will, dass wir gute Freunde sind. Wenn du zum Beispiel mal krank bist, werde ich nach dir schauen, genau so, wie du es für mich getan hast. Wir können uns auch manchmal treffen. Ich möchte nur nicht, dass Andy uns zwei zusammen sieht. Wenn der mir schon sagt, meine Shorts sind zu sexy, ich soll nen langen Rock anziehen, dann kannste dir ja vorstellen, wie er reagiert, wenn er mich mit nem anderen Typen sieht.<< Kubva grinste in sich rein. >>Als hätte er keinen Grund, so zu denken, Tussy. Eigentlich hab ich’s viel besser erwischt, als er: ich weiß wenigstens Bescheid, was los ist. Und habe heißen Sex mit der Frau, die er demnächst zu ehelichen gedenkt. Was für ein armer Wurm, so verarscht zu werden.<< Er griff ihr unters Hemd und streichelt über ihren schlanken, muskulösen Bauch. Ihr Atem wurde schwerer. Seine Finger wanderten nach oben Er zwirbelte ihre steife, linke Brustwarze zwischen den Fingerspitzen. >>Aha, du bist also schon wieder heiß. Das will ich jetzt wissen.<< Ihre relativ kleine Brust verschwand in seiner Handfläche. <<Eine Freundschaft ist okay für mich. Du hast mal gesagt, ’Lieben ist geben zu wollen’. Ich sage, ’Liebe ist, den anderen glücklich sehen zu wollen’. Das ist mir das wichtigste für dich. Aber, keinen Sex mehr mit Laila. Ich werde dich vermissen. Du hast doch im Spaß mal gesagt, dass du mir ne Freundin besorgst, wenn dein Macker kommt. Steht das Angebot noch?<< >>Warum guckt sie jetzt so abweisend? War das die falsche Frage?<< Kubva brachte sich in eine bequemere Stellung und wartete auf die Antwort. Sein Handrücken strich über die Wange seiner Geliebten. Laila starrte an die Decke, schien Lichtjahre weit entfernt zu sein. Nach einer halben Minute löste sich ihr Blick und sie schaute ihrem Lover in die Augen. 

>>Eigentlich schon, nur dass das Mädel vorgestern Climax verlassen hat. Und ich habe mir noch keine Neue ausgeguckt.<< 

>>Keinen Sex mehr mit Laila. Weiß Andy eigentlich von mir?<< Seine Hand wurde immer fordernder. Sie glitt über die samtweiche Haut der Innenseite ihres Schenkels und forderte Revanche für das vorherige cockteasing. Er strich wie zufällig über ihre ausgeprägte Vulva. Ihr Becken zuckte leicht unter dem Impuls. << Muß ich mit irgendwelchen Aktionen von ihm rechnen, wenn er in zehn Tagen hier ankommt?<< 

>>Also, ich habe ihm nix gesagt. Als wir das letzte Mal sprachen und er wieder damit anfing, dass ich ihm nicht treu bin, habe ich das Thema einfach auf die Spaßebene gezogen und ihm gesagt, dass ich für den Abend wieder ein Date habe. Und dass der Mann dafür bekannt ist, gut zu zahlen. Er ist dann ein bisschen ausgeflippt, aber als ich sagte, dass es alles nur ein Witz ist, hat er sich mit einem herzlichen ’fuck you’ schnell wieder runtergeholt. Allerdings habe ich heute eine Nachricht von ihm gekriegt, wo er schon wieder anfängt, ich würde rumbumsen und irgendwelche Typen haben. Aber vielleicht ist das alles nur Taktik von ihm, um mir Schuldgefühle einzuimpfen und von im abzulenken. Ich vermute meinerseits nämlich schon länger, dass er auf Uchtan noch ne Frau sitzen hat. Auf jeden Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass er jetzt die ganzen Monate auf mich gewartet hat, ohne eine Frau anzufassen. Mmh, was machst du da?<< Seine Rechte hatte sich in der Zwischenzeit Zugang zum Höschen von Laila verschafft. Der Mittelfinger glitt über ihre durchblutete Klitoris und wanderte tiefer in Richtung Feuchtzone. Zwischen ihren Schamlippen hatte sich der Lustsaft gestaut. >>Ich wusste es, dass sie scharf ist. Soll ich sie noch nehmen, oder heute wirklich mal das denken mit der Nülle abstellen? Nee, heute spiele ich mal den Teaser.<<

>>Warum steht ihr Frauen von Climax eigentlich allesamt auf die ’bad boys’? Das verstehe ich nicht. Du hast mir eigentlich noch nix Positives von dem Typen erzählt. Irgendwas, das es mir verständlich macht, warum du mit ihm zusammen bist.<< 

>>Ich weiß es nicht, ich liebe ihn.<< Sie hob ihren kleines, muskulöses Hinterteil, als sie merkte, wie sich Kubvas andere Hand in diese Region schob. 

>>In kurzer Zeit heiratest du den womöglich auch noch.<< >>... und ich habe meine Hand an deiner süßen Muschi...<< Er begann, eine ihrer wohlgeformten, kleinen und knackigen Backen von unten zu kneten. >>Warum muß ich so dermaßen auf deinen Body abfahren?<< Keinen Sex mehr mit Laila.<< 

>>Wer sagt denn, dass wir keinen Sex mehr haben? Ich wollte dich eigentlich fragen, ob das für dich okay ist, wenn wir uns ab und zu mal sehen, um ein bisschen Spaß zu haben. Hast du Lust auf nen Quickie, bevor deine Freunde zurückkommen?<< fragte sie mit glänzenden Augen, die fordernd Kubvas Gesicht untersuchten. 

Kubva wurde fast schwach. Aber dann ließ er der Disziplin den Vortritt. >>Nee, jetzt gerade nicht. Die zwei Kollegen können jede Minute wieder da sein. Aber sonst gilt„Liebe ist, jemanden glücklich zu machen“. Wenn du Spaß an Sex mit mir hast, warum nicht? Du weißt, dass ich mich immer wieder darauf freue.<< >>Sie treibt das Spiel also tatsächlich weiter. Ein echtes Luder! Naja, ich werde halt das Lustprinzip regieren lassen und hoffen, dass ich das mit meinen Gefühlen unter einen Hut kriege. Armer Typ, dieser Andy. Gibt es überhaupt so große Hörner, wie die, die ihm in den letzten Wochen von mir aufgesetzt wurden?<<

Lailas Gesicht zeigte leichte Enttäuschung über den abgelehnten Quickie, legte aber schnell wieder das climax-übliche Lächeln auf. <<Gut, Du bist ja auch ein wirklich erstklassiger Lover. Ich muß jetzt los. Mein Puzzle, das ich letztens mit dir in Nachtarbeit zusammengesetzt habe, muß noch hier sein. Verklebt habe ich es schon. Kann ich das heute mitnehmen?<< Sie schaute suchend durch den Raum. 

>>Klar, ich habe es da hinten auf den Schrank gelegt.<< Kubva erhob sich von der Matratze, ging durch das Zimmer, holte das auf Pappe gezogene Puzzle vom Schrank und gab es Laila. 

>>Danke schön.<< Sie küsste Kubva auf den Mund und guckte ihrem Liebhaber tief in seine Augen. >>Fehler, Frau,<< schoss es Kubva durch den Kopf. >>wenn das stimmt, was mir ein früheres, ganz ähnliches Verhältnis mit Dreierausprägung gesagt hat. Wie hieß die eigentlich noch? Richtig, Dagmar. „Man küßt den Lover nicht auf den Mund, wenn man sich nicht in ihn verlieben will,“ meinte sie damals.<< Er umarmte die Climaxfrau. 

>>Ich muß gehen. Meine Schwester wartet auf mich.<< hörte er sie sagen. Ich beende in ein paar Tagen zum Ende des Monats meinen Job bei der Agentur. Dann warte ich die Zeit bis Andy kommt und schaue mal, was sich an alternativen Geldquellen anbietet.<< Sie ging langsam zum Strand hinunter und drehte sich noch mal um. >>Bye bye, Kubva. Bis bald.<< 

>>Mach’s gut. Ich werde dich vermissen.<< >>Und irgendwann musst du mir mal den Unterschied zwischen ’Freund’ und ’Freund’ erklären. Das habe ich bisher nicht verstanden.<< Er blieb noch eine Minute stehen und beobachtete, wie das schöne Mädel, das in seinen Träumen seine neue Lebenspartnerin werden sollte, langsam in der über dem heißen Sand tanzenden Luft verschwomm. 

22

How can you be sitting there

Telling me that you care,

That you care?

When every time I look around,

The people suffer in the suffering

In everyway, in everywhere.

We're the survivors, yes: the Black survivors.

I tell you what: some people got everything,

Some people got nothing,

Some people got hopes and dreams,

Some people got ways and means.

We're the survivors, yes: the Black survivors.

We're the survivors, like Daniel out of the lions' den

So I Idren, I sistren,

Which way will we choose?

We better hurry; oh, hurry; oh, hurry,

'Cause we got no time to lose.

Some people got facts and claims,

Some people got pride and shame,

Some people got the plots and schemes,

Some people got no aim it seems.

We're the survivors, yes: the Black survivors.

Tell you what: we're the survivors, yeah! - the Black survivors, 

We're the survivors, like Shadrach, Meshach and Abednego

Thrown in the fire, but never get burn.

So I Idren, I-sistren,

The preaching and talkin' is done,

We've gotta live up, wo now, wo now,

'Cause the Father's time has come.

Some people put the best outside,

Some people keep the best inside,

Some people can't stand up strong,

Some people won't wait for long.

We're the survivors,

In this age of technological inhumanity,

Scientific atrocity,

Atomic misphilosophy,

Nuclear misenergy,

It's a world that forces lifelong insecurity.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Negus David Makonnen durchschritt in maßvollem Tempo die langen, kahlen Flure des Raumhafenterminals von Uhuru. In seiner Begleitung waren vier Krieger seines persönlichen Impi. Diese Leibwache war ungewöhnlich, denn eigentlich konnte ein Makonnen sich recht gut selbst verteidigen, wenn es drauf ankam. Aber die Androhung von Viktor Astro, die kaiserliche Familie auszulöschen, machte besondere Sicherheitsmassnahmen notwendig. Zwischen den zwei Häusern herrschte schließlich die alttestamentarische Blutrache. >>Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand und Fuß um Fuß.<< dachte er grimmig. >>Wir werden es diesem Pack schon zeigen. Lange genug hat dieses raffgfierige Pack uns und das gesamte Universum gepeinigt. Es wird Zeit, dass wir ihnen eine gehörige Lektion erteilen. Was sie mit den Rastafarians im Hanfkrieg gemacht haben, zeigt schließlich, dass sie nicht an Respekt, Würde und Frieden glauben, sondern nur am Scheffeln von Unis und am Wiederaufbau ihrer zerstörten Macht interessiert sind.<<

Die kleine Gruppe kam an ihrem Ziel, dem provisorisch in einem oberen Stockwerk des Gebäudes eingerichteten Medienraum, an. >>Wir müssen die Medien noch viel intensiver für unsere Sache und gegen die Auriten einsetzen. Und zwar im gesamten Universum, um die Natur von Aurus allen klarzumachen. Und hier auf unserem Planeten, um für unsere Ziele zu werben. Ich muß noch mal mit Zulu darüber sprechen. Ich mache ihn zu meinem Medienbeauftragten. Schließlich hat er im Umgang mit diesen Pressefritzen sogar mehr Erfahrung, als ich. Axxum käme vielleicht auch noch in Frage. Aber vielleicht ist er ein wenig zu sehr seiner Tradition als Griot verhaftet. Nein, ich denke, Clever ist die richtige Wahl.<< Der Negus ließ sich von einem der Impi die Tür öffnen und betrat einen verrauchten Raum, in dem eine völlige Unordnung herrschte. Er sah sich um. An mehreren Pulten saßen Mitarbeiter der kaiserlichen Verwaltung und waren in ihre Arbeit vertieft. Weiter hinten im Raum stand Clever Zulu und beriet sich mit dem Abteilungsleiter der Öffentlichkeitsarbeit. 

>>Da bist du ja.<< rief David erfreut durch den Raum, als er Zulu entdeckt hatte. >>Gerade habe ich noch an dich gedacht und wollte dich in ein paar Minuten rufen lassen. Ich habe einen neuen Job für dich. Das wird dir Spaß machen und passt hoffentlich noch in den Zeitplan deiner sonstigen Pflichten.<< 

>>TenestalinÑ, Majestät.<< sagte der Angesprochene und kam auf seinen Herrn zu. Das von der Deckenbeleuchtung verbreitete, kalte Licht, ließ die scharfen Konturen des Thinkman stärker als sonst heraustreten. >>Wie kann ich dem Conquering Lion heute dienen?<< 

>>Ich möchte, dass du die kaiserliche Medienarbeit übernimmst. Ich habe das Gefühl, dass wir diesen Bereich bisher viel zu sehr vernachlässigt haben. Und Worte sind häufig mächtiger, als Waffen. Laß uns eine neue Front gegen Aurus aufbauen und den Gegner nicht nur mit unseren Muskeln, Waffen und Strategien, sondern auch mit unserem Köpfchen schlagen. Schaffst du das noch, ohne deine bisherigen Aufgaben zu vernachlässigen?<< 

Zulu dachte ein paar Sekunden nach. Er hatte den für einen analysierenden Thinkman typischen, abwesenden Gesichtsausdruck aufgelegt. >>Mein Negus, ich schäme mich, dass ich nicht selbst auf diese naheliegende Idee gekommen bin. Scheinbar bin ich wirklich ein wenig belastet. Die Situation auf dem Planeten fordert mich fast den gesamten Tag. Aber, wenn mein Herr mir einen Befehl gibt, fühle ich mich durch sein Vertrauen geehrt und werde Mittel und Wege finden, die neuen Aufgaben ganz in seinem Sinne zu erfüllen.<< 

In diesem Moment trat ein Wachposten ein, durchquerte den Raum und flüsterte Zulu etwas ins Ohr. Der frisch ernannte Medienbeauftragte wechselte ein paar Sätze mit dem Mann und wandte sich wieder dem Negus zu. >>Majestät, dasielt uns der Zufall in die Hände. Draußen warten zwei Holomaker von DeeVa Holovision. Sie sind von ihrer Zentralezur Berichterstattung über unsere Übernahme von Green Dream akkreditiert worden und wollen eng mit uns zusammenarbeiten. Sie wollen einen Verantwortlichen von uns sprechen, der ihnen eventuell etwas Unterstützung geben kann, die ihnen noch fehlende Ausrüstung zu besorgen.<< 

>>Na, das passt doch. Dann kannst du deine Arbeit als Medienmensch ja sofort aufnehmen.<< Negus David wandte sich an die Wache. >>Laß sie eintreten, nachdem sie gründlich durchsucht worden sind.<< 

Die Wache salutierte und ging an seinen arbeitenden Kollegen vorbei zur Tür. 

Wenige Minuten später traten zwei in Zivil gekleidete Männer zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren ein. Zulu ging ihnen entgegen, um sie zu begrüßen, während der Negus die Szene aus dem Hintergrund beobachtete. 

>>Guten Tag, Zulu.<< meinte der eine Mann. >> Mein Name ist Gaido Blanco. Ich weiß nicht, ob sie sich bei der ganzen Belastung in der augenblicklichen Situation an mich erinnern können. Ich habe vor kurzer Zeit ein Interview mit ihnen zur Übernahme von Green Dream durch die Makonnens gemacht.<< 

>>Ein Thinkman vergißt nichts.<< erwiderte Zulu kurz. >>Aber das können Sie vielleicht nicht wissen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?<< 

>>Darf ich Ihnen erst mal meinen Kollegen vorstellen?<< Gaido schaute seinen Begleiter an. >>Das ist Locke Mayo. Wir beide sind vor ungefähr einer Stunde auf Green Dream eingetroffen.<< Der Thinkman schüttelte die ausgestreckte Hand des Mannes. >>Unsere Aufgabe ist, für DeeVa Holovision über die Situation auf dem Planeten zu berichten.<< fuhr Blanco fort. >>Dafür wollten wir Ihre Unterstützung erbitten. Wir brauchen Informationen über die Sicherheitssituation und eventuell einen kundigen Führer und Begleitschutz bei unseren Recherchen. Und wir haben noch keine Schutzvorrichtung gegen die Sonnenstrahlung und haben gehofft, daß Sie uns vielleicht damit aushelfen könnten.<< 

>>Haben Sie denn schon eine Unterkunft?<< wollte Zulu wissen. >>Die Situation in Uhuru läßt nämlich dank unserer Auritenfreunde zu wünschen übrig und man ist nicht überall sicher. Wir haben hier im Terminal Quartiere eingerichtet, die zwar nicht besonders komfortabel, aber wenigstens bewacht sind.<< 

>>Das ist sehr freundlich von Ihnen.<< sagte Locke und warf einen kurzen Blick auf seinen Kollegen. >>Das Angebot nehmen wir gerne an.<< 

>>Gut, dann werde ich die entsprechenden Anweisungen geben. Es ist schon recht spät. Um die von Ihnen benötigten Informationen, die Ausrüstung und Unterstützung kümmern wir uns dann morgen früh.<< Der Thinkman drehte sich um und ging auf einen an der Tür wartenden Impi zu. Er sprach ein paar Worte mit dem Mann und kam dann mit ihm zu den zwei wartenden Holomakern zurück. >>Dieser Soldat wird Ihnen Ihr Quartier zeigen und sich darum kümmern, daß Sie morgen früh alles Notwendige bekommen. Er ist von mir soweit es ihre Wünsche betrifft informiert worden. Bitte zögern Sie nicht, Ihre Bitten an ihn zu richten. Ich muß mich jetzt entschuldigen. Meine vielfältigen Aufgaben lasse ich in dieser Situation ungerne warten.<< 

Die zwei Besucher bedankten sich und gingen, nachdem sie Zulu zum Abschied die Hände geschüttelt hatten, mit dem Soldaten zu ihrer Unterkunft. 

Nachdem er allein war, blickte Zulu sich suchend im Raum um und entdeckte den Negus dabei, wie er einem Nachrichtenoffizier scheinbar sehr interessiert über die Schulter auf einen Screen schaute. Der Thinkman ging durch den Raum auf den Kaiser zu und wollte ihn gerade ansprechen, als dieser sich aufrichtete und zu ihm sagte: >>Der Mann hier hat gerade eine zerstückelte Nachricht aufgefangen, die andeutet, daß ein Anschlag auf die kaiserliche Familie verübt werden soll, die keiner von uns überleben soll. Und zwar soll das Attentat wiederum von einem Angehörigen des Hofes ausgeführt werden. Das Wort ’Mystix’ ist in diesem Zusammenhang auch aufgefangen worden. Okay, es sind immer ein paar dieser Frauen an unserem Hof. Aber die einzige Nahestehende von ihnen ist meine Vusi. Eigentlich kann nur sie damit gemeint sein. Wollen die uns wirklich zerreißen? Hast du nach dem, was Bekkele zugestoßen ist, noch einmal die Sicherheitslage überprüft, Zulu?<< 

>>Ich weiß von nichts, mein Negus. Darf ich die Nachricht mal sehen?<< Er beugte sich zum Display und las die Bruchstücke des aufgefangenen Textes. Mit Sorgenfalten im Gesicht sah er zu seinem Hern. >>Ein Angehöriger des Hofes... In diesem Falle bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mein Versagen zuzugeben und von meinem Amt zurückzutreten, Herr. Ich muß einen Fehler gemacht haben.<< Zulu machte einen zerknirschten Eindruck. 

>>Von deinem Rücktritt möchte ich nichts hören. Leute, wie du sind mir viel zu wichtig, als daß ich auf sie in dieser Situation verzichten könnte. Also, reiß dich zusammen, und überleg mal: das kann eientlich nur Auritenpropaganda sein, um uns zu verunsichern. Vergiß nicht, daß eine Vendetta zwischen denen und uns besteht. Da ist denen jedes Mittel recht, das uns schwach macht. Und nichts schwächt mehr, als das Gefühl von Unsicherheit und Mißtrauen gegenüber nahestehenden Personen. Ich bin immer noch etwas aufgebracht, wegen dem, was meinem Sohn zugestoßen ist. Das ist der Krieg, den Aurus führt, schmutzig und hinterhältig.<< Der Negus zog Zulu etwas zur Seite, Seine leise Stimme übertönte kaum die Geräusche, die durch den Raum schwirrten. >>Mein Vorschlag ist, das Spiel, das von denen eröffnet wurde, zu spielen. Vusi steht offiziell ab sofort unter Verdacht, eine Kollaborateurin zu sein. << 

Clever Zulu wirkte unsicher. Er war über die Reaktion des Negus erstaunt. >>Herr, ich kann mir nicht vorstellen, wie die kaiserliche Familie angegriffen werden soll. Viele kommen da nicht in Frage. Aber ich gehorche natürlich ihren Ordern. Vielleicht darf ich vorschlagen, Sana Ona von den Rastas zurückzuholen und ihn zu beauftragen, ein besonderes Auge auf Vusi und Ihren Sohn zu werfen, bis wir auf dem Planeten auch den letzten Auritenschergen aufgerieben haben. Ich werde die Gesamtsituation nochmals unter Berücksichtigung dieser neuen Information analysieren und Sie das Ergebnis sofort wissen lassen.<< 

>>Du bist und bleibst mein bester Thinkman.<< Der Negus griff Zulu an seinen Arm und zog ihn weiter in eine Ecke des Raumes, wo etwas mehr Ruhe herrschte. >>Ich habe eben, als du mit den zwei Pressemenschen beschäftigt warst, auf diesem Datenträger ein von Aurus geheimgehaltenes Holo über die Rastafarians bekommen. Er soll sehr aufschlußreich sein, was die Kultur un die Religion der Smokebewohner angeht.<< Der Negus zeigte seinem Thinkman einen faustgroßen Kristall mit feinem Facettenschliff, der neben diversen anderen Medien zur Datenkonservierung verwendet wurde. 

>>Ich habe das Holo schon gesehen, hielt den Inhalt jedoch für zu unwichtig, Ihnen darüber zu berichten, weil fast der gesamte Streifen über mystische Dinge geht, um die wir uns im Augenblick doch nicht kümmern können. Ich fand allerdings erstaunlich, daß die Rastas Ihren Löwenthron erwähnen, der auf dieser Welt zu neuem Glanz aufsteigen soll. Aus deren Sicht wird ein neuer Messias aus Ihrem Geschlecht die Rastafarians endgültig befreien. Nach einer Analyse des Holos steht für mich fest, daß es sich dabei nur um Bekkele handeln kann. Die Mystik ist mir allerdings nicht ganz klar. Sie sprechen von ihrem Messias als jemandem, der die Zeit kontrollieren kann und Zugang zum gesamten Wissen der Menschheit hat. Und so clever Bekkele auch ist, diese Eigenschaften besitzt er nicht.<< 

>>Mystik,<< sagte der Negus. >>dazu haben wir wahrlich im Augenblick keine Zeit.<< Er legte den Kristall auf eine Ablage.>>Vielleicht kann ich mich später mal eingehender damit befassen, wenn wir auf Green Dream aufgeräumt haben. Da kommt mir übrigens eine Idee. Wie wäre es, wenn wir die Ganjalager der Auriten auf ihrem Logistikplaneten mal aus der Vogelperspektive betrachten? Dafür können wir die raumtauglichen Schweber aus unserer Luftwaffe einsetzen. Soweit ich weiß, liegen die doch auf dem nächsten Planeten, quasi einen Katzensprung von hier. Wenn wir irgendwie die Nyahbinghi Warriors kontaktieren könnten, hätten die eine Möglichkeit, sich dafür zu rächen, daß Aurus ihnen den Anschlag auf Climax unterschieben wollte. Und sie könnten wirklich mal etwas kaputtmachen.<< 

>>Majestät, Sie sind brilliant.<< sagte Clever mit einem verschmitzten Lächeln um die Lippen. >>Eigentlich brauchen Sie Leute, wie mich überhaupt nicht. Der Plan könnte jedenfalls von einem Thinkman stammen. Ich werde gleich Befehl erteilen, daß unsere Männer versuchen, die Warriors in den Bergen aufzutreiben. Man hört ja, daß sie für selbstmörderische Angriffe ausgebildete Männer haben, auch wenn sie steif und fest behaupten, daß sie nur mit friedlichen Mitteln kämpfen.<< 

>>Gut, du hast ja jetzt einiges zu erledigen. Ich werde mal nach Bekkele schauen, denn irgendwie hat mich diese zerstückelte Nachricht unruhig gemacht. Ich weiß zwar, daß es wahrscheinlich nur das ist, was die Auriten damit erreichen wollen. Psychoterror als Waffe. Wenn du mich suchst, ich werde im Konferenzraum sein und dort Nachricht hinterlassen, wo ich zu finden bin, falls ich weiter muß.<< Er sah seinen Thinkman mit einem gutmütigen Blick an und klopfte ihm zum Abschied auf die Schulter. 

23

Give thanks and praises to the Most-I,

Give thanks and praises so high.

He will not deceive us my brethren,

He will only lead us again.

Oh, take that veil from off of your eyes,

Look into the future of realize.

Noah had three sons, Ham, Shem and Japhet,

And in Ham is known to be the Prophet.

Glory to Jah, the Prophet is come through all these ages,

Glory to Jah, the Prophet has come through all these stages.

When my soul was hurtin' deep within,

And I'm worrying to be free, desperately,

So guide and protect I'n'I,

Through all these ages,

Guide and protect I'n'I, 

Through all these stages.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

>>Bekkele, ich bin so müde.<< Der Negus saß gemeinsam mit seinem Sohn an einem Tisch beim Morgenmahl im provisorischen Konferenzraum. >>Ich weiß nicht mehr weiter. Die Übernahme dieses Planeten ist wirklich eine harte Nuß, die mit normalen Methoden nicht zu knacken ist.<< Davids erschöpft wirkender Blick fiel auf einen Haufen von Datenkristallen, die vor Bekkele aufgestapelt waren. Er nahm einen Polyeder mit feiner Struktur in die Hand und betrachtete ihn nachdenklich. >>Ach, du hast dir diesen mystischen Kram über einen von den Rastas erwarteten Erlöser schon angeschaut. Zulu meinte gestern zu mir, seine Analyse hätte ergeben, daß es sich bei diesem Messias um dich handeln soll, mein Sohn.<< Der Negus gähnte und goß sich Kaffee in einen Becher. >>Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Irgendwie ist mein Kopf zu vollgepackt mit Strategien und Plänen, um auch noch die Religion der Smoke-Bewohner zu berücksichtigen. Aber vielleicht solltest du dir diese Legende zunutze machen, wenn du an meine Stelle treten wirst. Wie gesagt, die Nuss ist nicht einfach zu knacken, man muß zu ungewöhnlichen Methoden greifen. Vielleicht wirst du zum Führer der Rastas und beherrschst den Planeten mit einer Dschungelarmee.<<

Bekkele schob sich während er zuhörte einen Bissen Maisbrei und ein Stück Dörrfleisch in den Mund und schaute seinen Vater an. >>Ja, er sieht wirklich müde aus. Der große David Makonnen sitzt hier und ist ein gebrochener Mann, ich kann ihm in diesem Zustand unmöglich von Achebes Prophezeihung erzählen.<< >>Vater, wenn wir erst mal die Rastas, die Ona und Hill ausbilden, für unsere Armee zur Verfügung haben, wird das Blatt auf Smoke sich wenden. Wir werden unseren Planeten unter Kontrolle bekommen.<< Vor seinem inneren Auge liefen die Bilder vom Holo über den erwarteten Rastamessias erneut ab. ’Einer, der auf dem Löwenthron sitzt und die Zeit kontrolliert’, hat es da gehießen. Bekkele erinnerte sich an die Wachrtäume und Visionen, die ihn seit seiner Kindheit immer wieder heimsuchten. >>Sollte ich tatsächlich derjenige sein, den die Dreads erwarten? Ich fühle mich eigentlich viel zu schwach und unbedeutend, um einen Messias abzugeben. ’Die Zeit kontrollieren...’<<

>> Dieser Planet scheint alle unsere Werte auf den Kopf zu stellen.<< unterbrach sein Vater den Gedankenfluß. >>Die Axumiten sind dafür bekannt, daß sie gütig, weise und gerecht regieren. Ohne verdeckte Strategien und Hinterhalte. Und ich denke daran, dich als Guerilla ausbilden zu lassen, der aus dem Nichts angreift und wieder untertaucht. Der sich im Dickicht des Waldes versteckt und sein eigenes Reich nicht offen regieren kann. Ein Negus, der immer auf der Flucht ist, ein Herrscher, der von Versteck zu Versteck eilt.<< David griff sich in einer ungläubigen Geste an den Kopf und zuckte mit den Achseln. >>Die alten Werte des Universums zählen nicht mehr, sie wurden verhöhnt und verzerrt von Aurus und der U.P.O.. Von der U.P.O., die eigentlich als der Garant der Ordnung der menschlichen Sternenzivilisationen gilt. Es gibt heutzutage nur noch einen Wert, den Universal. Bekkele, bevor das Geschlecht Makonnen im Staub der Geschichte zu verschwinden droht, gehst du zu den Rastas in den Bergen und baust einen starken Bund zwischen ihnen und unserer Familie auf. Und vergiß dabei deine Mutter nicht. Ich möchte sie sicher wissen und ihre Mystix Ausbildung kann euch beiden eventuell sehr behilflich dabei sein, die Rastas als Bundesgenossen zu gewinnen. Und bitte sag ihr, daß ich sie immer geliebt habe. Egal, was sie an harten Erfahrungenderzeit auch machen muß.<<

Der Junge spürte die an Todessehnsucht grenzende unendliche Müdigkeit seines Vaters in diesen Worten und mußte seine aufkommenden Tränen unterdrücken. >>Aurus hat es also geschafft den stolzen David Makonnen zu brechen. Herzlichen Glückwunsch!<< Er fühlte, wie die Traurigkeit durch seine aufkommende Wut verdrängt wurde. >>Vater, hör bitte auf mit diesem lamentieren. Alles ist offen und wir sind weit entfernt davon, vor den Aurusratten wegzulaufen. Niemand kann im Augenblick die Situation auf diesem Planeten überschauen. Alles ist offen und sogar Zulus erstklassige Analysefähigkeiten haben zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt. Die Makonnens kämpfen mit allen ihren zur Verfügung stehenden Mitteln und gegen Aurus kämpfen sie auch in einer Schlacht, die sie eigentlich nur verlieren können. Was sind die Alternativen? Willst du etwa vor Astro kapitulieren und diesem Ekel Alphons Ruu den rot-gold-grünen Löwenbanner als Zeichen deiner Niederlage übergeben? Ich bevorzuge es, lieber im Kampf zerstrahlt zu werden, als mich diesem Monster zu beugen.<< Mit feuchten, aber von Stolz strahlenden Augen guckte er zu seinem Vater.

>>Du hast ja Recht. Wir Makonnens haben uns noch nie unterworfen. Ich bin es einfach nicht gewohnt, einer so aussichtslosen Situation gegenüberzustehen und ich weiß nicht, wie ich meinen Impis klarmachen soll diese aussichtslose Metzelei weiter zu führen. Unsere Krieger in Gamara sind heute Nacht allesamt ausradiert worden. Damit ist die ehemalige Zentrale der Auriten auf diesem verdammten Planeten wieder in ihrer Hand. Wir greifen mittlerweile zu Mitteln, wie die Überflutung der Bevölkerung mit Propaganda, die wir bisher einfach nicht nötig hatten. Meine einzige Hoffnung, das Blatt noch zu wenden, besteht in den 7000 Männern, die Ona hoffentlich in ein paar Tagen liefert. Dann haben wir vielleicht eine Chance, Uhuru komplett zu befestigen und zu sichern und von hier aus den Rest des Planeten langsam, Schritt für Schritt, Quadrant für Quadrant, zu übernehmen.<< der Negus ging mit langsamen Schritten und einem nachdenklichen Gesichtsausdruck ans Fenster und starrte durch die getönten Scheiben auf das weite Asphaltfeld des Raumhafens. 

>>Mein Sohn als Anführer eines Haufens von Guerillas.... Wo ist der Glanz, wo ist die Stärke, wo die Macht der Axumiten geblieben?<<

Bekkele war sprachlos. In solch einem Zustand hatte er seinen Vater noch nie gesehen. Er war regelrecht froh darüber, als die Tür aufging und ein Krieger die Ankunft von Bauta Greenthumb, dem obersten Vertreter der U.P.O. auf diesem Planeten meldete. Vom bisherigen Verhalten des Mannes ausgehend, war zwar nicht viel von ihm zu erwarten, am allerwenigsten eine Position, die den Makonnens irgendwelche Unterstützung bringen konnte, aber man konnte nie wissen, welche Überraschungen dieser Planet und seine Bewohner noch bargen.

24

Stir it up, little darlin', stir it up. Come on, baby.

Come on and stir it up: little darlin', stir it up. 

It's been a long, long time,

Since I got you on my mind.

Now you are here, 

I said, it's so clear

There's so much we could do, baby,

Just me and you.

Come on and stir it up, little darlin'!

Stir it up; come on, baby.

Come on and stir it up,

Little darlin', stir it up!

I'll push the wood 

then I blaze ya fire,

Then I'll satisfy your heart's desire. 

Said, I stir it every, every minute:

All you got to do, baby,

Is keep it in, 

Quench me when I'm thirsty;

Come on and cool me down, when I'm hot. 

Your recipe is so tasty,

When you show and stir your pot.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Kubva, Zyb’L und Matthew saßen auf der Veranda von Kubvas Strandvilla. Die morgendliche Brise, die vom Strand wehte war erfrischend kühl. Am Horizont zeigten sich die ersten, tiefroten Farbtöne der durch atmosphärische Staubpartikel gebrochenen Sonnenstrahlen. In dem Moment schob sich der Rand des gigantischen Feuerballs in blendendem Kontrast über den in der Ferne liegenden Rand des tieftürkisen Meeres. In einigen Kilometern Entfernung konnte man verschwommen am Ufer Klito, die Stadt, die ein gigantischer Megapuff, der Sündenpfuhl des Universums war, erstreckte. Die Farben der Umgebung wechselten langsam vom monotonen nachtgrau zum intensivem Leuchten des frühen Morgenlichtes. 

>>Vow, dafür lohnt sich das frühe Aufstehen.<< seufte Zyb’l und nahm einen Schluck Cannatee aus ihrem Becher. Die Brandung der See erzeugte im Hintergrund einen angenehmen und beruhigend wirkenden Geräuschteppich. Es war so entspannend, daß das regelmäßige Rauschen gar nicht bis an die bewussten Wahrnehmungszonen der Frühaufsteher drang. 

>>Ich habe also nicht zuviel versprochen.<< Kubva bediente sich an dem reichhaltigen Frühstücksangebot, das sorgfältig arrangiert in der Mitte der Liegefläche auf der Veranda stand. Er nahm sich ein paar Stücke Banane und eine Scheibe leuchtendorange Papaya und begann mit sichtbarem Genuß die Früchte zu verspeisen. >>Aber nicht nur die Sonnenaufgänge sind erstklassig, schon allein wegen des Essens lohnt es sich, nach Climax zu kommen. Ich habe mich selten so gesund ernährt, wie hier. In vier Wochen hatte ich meine gesamte Bürospeckschwarte weg.<< 

>>Na, dann lasst uns hoffen, dass Zyb’L und ich ein paar Wochen hierbleiben können,<< grinste Matthew, >>ohne dass der Dicke oder Kras Mail uns zurückbeordern. Recherchen können ewig dauern...<< Schmunzelnd strich er sich über seine rundlichen Formen am Bauch. 

>>Was habt ihr zwei denn bisher in den ersten paar Tagen rausbekommen?<< wollte Kubva wissen.>>Sei ihr schon schlauer geworden, wer das Pink Milkyway weggebeamt hat? – Oh, entschuldigt mich.<< Er stand auf. Sein Datengenerator hatte mit einem blinkenden Signal eine ankommende Nachricht gemeldet. Er nahm das Gerät in die Hand und las die Datenprojektion. >>Aah, meine Süße meldet sich an. Sie will gleich vorbeikommen. Aber wir haben noch dicke Zeit bis dahin. Diese Climaxaussagen zu Dates sind nämlich äußerst dehnbar. ’Gleich’ bedeutet meistens ’in zwei Stunden’.<< >>Ob das der erste Ruf nach Sex ist?<< dachte er bei sich. >>Bin ja mal gespannt, was die Kleine will.<< >>Aber zurück zum Anschlag...<< 

>>Aus meiner Sicht ist da gar nix so klar, wie es bisher in den Medien verbreitet wird.<< nahm Matthew das Gespräch wieder auf. >>Ich decke da gerade eine neue Variante auf. Meiner Meinung nach soll der Terrorakt den Nyahbinghi Warriors nur untergeschoben werden. Ich meinte ja schon die ganze Zeit, dass das gar nicht die Art dieser Gruppe ist. Aber noch habe ich nicht alle Puzzlestücke zusammen. Heute vormittag werden wir noch einen wichtigen Informanten treffen, der uns hoffentlich weiterbringen wird.<< Er erhob sich von der Liegefläche und ging zu einer der Hängematten. Dort legte er sich in eine gemütliche Position. Das Ergogeflecht passte sich seinen Körperkonturen an und gab Matthew das Gefühl, in der Matte zu schweben. >>Mein Verdacht fällt auf Aurus. Wir müssen noch ein, zwei Ungereimtheiten klarstellen, dann werden wir die Story hieb- und stichfest präsentieren können.<< Genüsslich zog er an seinem gerade frisch angesteckten Morgenjoint. 

>>Wenn wir das nachweisen können,>> meinte Zyb’L >>dann haben wir für DeeVa nen Knaller. Das wird im gesamten Universum einschlagen. Vorausgesetzt, dass Puy das ausstrahlen lässt und nicht vor der Macht Aurus in die Knie geht.<< Die junge Frau produzierte mit dem ihrerseits angezündeten Spliff eine dicke Rauchwolke. >>Bei Mail habe ich da weniger Sorgen, der ist aufrecht. Aber die Seilschaften des Dicken lassen einen auritenkritischen Bericht wahrscheinlich gar nicht erst zu.<< 

>>Gerade in der Zeit der Umstrukturierung und Expansion seiner Unternehmungen will der bestimmt keinen Ärger provozieren.<< unterstrich Kubva. >>Aurus als Urheber des Anschlags. Passen würde es. Also wollten sie nur einen Vorwand für ihre Hau-drauf-und-Schluß-Politik. Und ganz geschickt soll der Verdacht auf obskure Elemente aus der Diaspora von Green Dream fallen, damit sie da archaisch walten können.<< Nachdenklich schaute er an die Decke. >>Ich wünsche Euch viel Glück beim Abschluß der Nachforschungen. Und seid vorsichtig. Vor den Köppen vom G.I.D. braucht man eigentlich keine Angst zu haben. Aber da steckt die M.A.R.S.Ñ dahinter, wenn das stimmt. Und die hat überall Leute und Verbindungen, macht bloß nicht den Fehler, die zu unterschätzen. Wenn denen irgendwas nicht passt, lassen die einen einfach verschwinden. Dann werdet ihr hier vor meinem Haus vielleicht als Wasserleichen angeschwemmt. Also: Vorsicht!<< 

>>Okay, machen wir, danke für die Warnung. << sagte Zyb’L und zog an ihrem Spliff. >>Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die sich an der Presse vergreifen.<< 

>>Warum müsst ihr Frauen eigentlich immer so naiv sein?<< rief Matthew durch den Raum. >> Die sind ein Haufen Scheiße, ohne Skrupel, ohne Rückgrat, ohne Kontrolle. Warum sollten die uns verschonen? Weil wir auf unserer L.A.C. einen Presseeintrag haben? Weißt Du eigentlich, für welche Sachen die M.A.R.S von einigen Historikern mit offenen Augen verantwortlich gemacht werden? Den Dreissigjährigen Krieg, die russische und die französische Revolution, den Sturz des biblischen Kaisers Haile Selassie, die Eugenischen Kriege, die unzähligen Pogrome gegen die Jiddas, und und und. Aber uns zwei kleinen Holo-Furze verschonen sie natürlich...<< Er schüttelte den Kopf. 

>>Es reicht!<< fauchte Zyb’L aus der sie umgebenden Qualmwolke. >>Okay, dann bin ich halt manchmal etwas naiv. Na und? Ist doch ne gute Ergänzung zu deiner machohaften Abgeklärtheit, zu deiner Unfehlbarkeit.<< 

>>Wollt ihr euch jetzt etwa fetzen?<< ging Kubva dazwischen. 

Zyb’L lachte. >>Nein, aber ein kontra musste ich da schon geben. Ich bin nun mal keine Vertreterin der von Matthew gerade gemalten großen Verschwörung. Aber, wer weiß, möglich ist alles.<< 

>>In ein paar Stunden werden wir mehr wissen.<< Matthew drückte seinen Jointstummel im Aschenbecher aus und erhob sich aus der Hängematte. >>Komm, Kollegin. Wir sollten uns langsam fertigmachen, Informanten warten ungern. Hast du eigentlich schon gemerkt, daß die Zeit hier scheinbar doppelt so schnell vergeht, wie zu Hause? Das kann nicht nur daran liegen, dass ein Climaxtag nur einundzwanzig Stunden hat.<< 

>>Ja, Kollege, vielleicht liegt das am süßen Nichtstun, das wir den größten Teil des Tages pflegen. Da hat man abends nicht so viel zum Reflektieren. Oder an der guten Qualität des Rauchstoffes von Kubva...<< 

Zyb’L stand auf und ging mit Matthew zur Tür. >>Wir sehen uns in ein paar Stunden Kubva. Ich stecke den Zweitschlüssel ein. Dann brauchst du nicht auf uns zu warten, falls du weggehen willst. Bis später.<< 

>>Okay ihr zwei.<< Kubva war dabei, die Reste des Frühstücks auf ein Tablett zu packen. >>Paßt auf Euch auf. Wenn ich bis heute abend nichts von euch gehört haben sollte, werde ich mal meine Connections spielen lassen und nach euch forschen. An die Wasserleichenvariante denke ich nicht gerade, aber irgendwelcher Ärger könnte ja sein.<< 

>>Das ist nett von dir, Kubva.<< sagte Matthew und öffnete die Haustür. >>Danke.<< 

Kubva Check brachte das volle Tablett in die Küche und ging auf die Veranda zurück. >>Was mache ich jetzt als nächstes?<< Er schaute sich um. Dann ging er an einen flachen Tisch in der Ecke, nahm einen Spliff aus der Jointpackung und zündete ihn sich an. >>Okay, erst mal aufräumen.<< Er nahm einen tiefen Zug. >>Dann duschen und noch ein bisschen arbeiten, bis Laila kommt.<< Er nahm das Tablett und füllte es erneut mit den Resten der Mahlzeit und ging damit in die Küche. Dort stellte er es auf die Ablage, schob sich den Joint in den Mundwinkel und begann, ein paar Dinge in den Kühlschrank zu räumen und das gebrauchte Geschirr abzuwaschen. >>Eigentlich ist das gar nicht so falsch, wie das zwischen uns beiden läuft. Wenn man sich des Anderen nicht sicher sein kann, kommt wenigstens keine Routine auf und es prickelt weiter in der Beziehung.<< Er legte die gesäuberten Teller auf das Abtropfgerüst. 

>>Hallo Kub.<< Laila war auf Zehenspitzen hereingekommen und stand plötzlich hinter ihm in der Küche. Sie hatte den zweiteiligen Set aus schwarzer Cannafaser an, den Kubva ihr vor ein paar Tagen geschenkt hatte. Er drehte sich aprupt um. >>Hups, du hast mich ganz schön erschreckt.<< Er nahm den Spliff aus dem Mund, nachdem er noch mal daran gezogen hatte. >>Gut siehst du aus. Ich finde echt, dass dir Schwarz unheimlich gut steht.<< >>Was für eine wunderschöne Frau. Habe ich das eigentlich verdient?<<

Laila kam näher und strahlte ihren Lover an. Sie drückte ihm einen Kuß auf den Mund. 

>>Ich bin gleich fertig. Noch ein paar Bestecke wegräumen und abwischen.<< 

>>Okay, ich leg mich ein bisschen hin. Hab gerade schon ein paar Stunden gearbeitet und fühle mich etwas schlapp. Bis gleich.<< 

>>Okay.<< 

Die schlanke Endzwanzigerin mit ihren gazellenhaften Beinen schwebte regelrecht aus der Küche. >>Warum haben die einheimischen Frauen von Climax bloß alle so göttliche Körper?<< Er beeilte sich, in der Küche fertig zu werden und folgte Laila ins Schlafzimmer. 

Sie lag halbschlummernd auf dem Bett. >>Ich hab Lust auf dich.<< sagte sie. Kubva war in Nullkommanix aus seinen Klamotten und legte sich neben die exotische Schönheit. Er küsste sie am Hals und knabberte an ihren Ohrläppchen. Langsam steigerte sich die Erregung. Seine Hände glitten unter das Gewebe und strichen über die weiche Haut. Lailas Brustnippel waren hart, als seine Fingerspitzen sie ertasteten. Die Erkundungstour seiner Hand ging weiter zum Bauchnabel. Dann richtete er sich auf und zog seiner Geliebten Hose und Höschen aus. 

>>Du hast dich ja rasiert.<< Sein Blick inspizierte die Muschi. Unter ihrem stark gewölbten Venushügel zeigte sich die Klitoris zwischen zwei leicht nach außen gerundeten Schamlippen. Dazwischen lag eine rosarote, feucht glänzende Öffnung. 

>>Das war bei deinem Minifellchen doch eigentlich gar nicht nötig.<< 

>>Ich hatte da Lust drauf. Ich mag so viele Haare nicht.<< 

>>Willst du dich dann nicht ganz kahl rasieren?<< 

>>Nee, das finde ich auch nicht schön.<< 

Kubvas Finger strichen über ihre Klitoris. Seine rechte Hand hatte er auf ihrem vor Erregung angespannten Bauch. Er beugte sich nach vorne. Langsam schob sich sein Kopf zwischen ihre geöffneten Schenkel. Laila wusste, was kam und stöhnte auf. Langsam fuhr seine Zungenspitze kaum spürbar über erst die eine und dann die andere Schamlippe. Mit seinen Lippen massierte er ganz sanft ihre Klitoris. Sein Pimmel pochte zwischen den Beinen. Vorsichtig zog er die Schamlippen auseinander, um die empfindliche Zone besser liebkosen zu können. Als er nach ein paar Minuten bemerkte, dass Laila es kaum noch aushielt, nahm er seinen Penis und schob ihn langsam, Stück für Stück in ihre Scheide. Sie bäumte sich auf, als ein Ruck durch ihren Körper ging, der ihrem Lover klarmachte, dass es nicht mehr tiefer ging. Sie packte Kubva an den Schultern. >>Aah, das kannst du wirklich gut. Schön langsam.<< 

So langsam, wie sie es wollte, machte er minutenlang weiter. Eine gewisseSteigerung der Geschwindigkeit blieb allerdings nach einer Weile schon rein situationsbedingt nicht aus. Laila wurde immer erregter und stachelte ihren Liebhaber zu heftigeren Bewegungen an. Auf ihrem Oberkörper sammelten sich die heruntertropfenden Schweißperlen von Kubvas pumpenden Körpers zu einem kleinen Bächlein, das sich im Bauchnabel sammelte. Als sich ihr Körper in der Erregung immer mehr zusammenzog, steigerte er sich zum Endspurt. Sie kamen beide gleichzeitig und sanken sich in Erschöpfung küssend in einem zusammengeschlungenen Bündel schweißglänzender Glieder auf die Matratze, wo sie eine Weile heftig atmend und den Augenblick genießend verharrten. Von der Veranda drang der Gesangeines KapogluÑ ins Schlafzimmer. Eine Ameise kroch zwischen den verknoteten Körpern hervor. 

>>Vow, das war gut.<< sagte Kubva. >>Danke.<< Er küsste Laila lang auf ihren sinnlichen Mund mit der leicht aufgeworfenen Oberlippe. Ihre Augen glänzten. 

>>Du bumst wirklich gut. Dank dir.<< kam die Antwort. Sie griff sich ein Laken und kuschelte sich ein. 

>>Wie man bei fünfundzwanzig Grad frieren kann, werde ich nie verstehen.<< dachte Kubva. Er küßte seine Geliebte und stand auf. >>Ich gehe duschen.<< Er griff seine Unterhose und verschwand im Bad. 

25

Die Pflanze Hanf, groß und gewaltig,

ist in der Leistung vielgestaltig,

sie wächst ja höher als ein Mann

recht schnell und üppig auch heran.

Aus ihrem Leib, dem unversehrten, 

sind alle Teile zu verwerten:

Der Faserstrang, der Same glatt,

der Holzteil und das schmale Blatt.

Ein jedes Stück ist angetan, 

zu dienen dem Vierjahresplan.

(Aus der lustigen Hanffibel, 20. Jh)

Bauta Greenthumb hielt sich selbst für einen aufgeklärten Mann, für einen Logiker, der alles Mystische und Obskure als ’nicht empirisch bewiesen’ abstempelte und negierte. Diese empirische Betrachtungsweise hatte er nicht zuletzt durch seinen Beruf als Ökologe und Angestellter der U.P.O. erworben. Und trotzdem hatte er eine Gänsehaut bekommen, als er den jungen Makonnen gesehen hatte und sich an die Prophezeihung der Rastafarians erinnerte. Ihre Geschichten kannte er in- und auswendig. Schließlich war er auf Green Dream geboren und hatte schon immer in engstem Kontakt zu den Planetenbewohnern gelebt. Er fühlte sich wohl mit seiner Philosophie nur zu glauben, was bewiesen ist. Und nun das! Es war unglaublich, die Nähe zu einem fremden Menschen, noch dazu einem Jugendlichen, der noch nicht einmal von diesem Planeten stammte, ließ sein Weltbild wanken. >>Ich habe noch nie eine so starke Ausstrahlung bei einem Menschen gespürt. Obwohl der Junge keine offizielle Autorität besitzt, scheint sich alles und jeder nach ihm zu richten. Die Rastas kennen diesen Makonnen noch überhaupt nicht und fangen schon an, ihn zu vergöttern.<<

Greenthumb waren irgendwann die Entschuldigungen und Verzögerungstaktiken gegenüber den Einladungen des neuen Statthalters von Smoke ausgegangen, die er vorschob, um seinen persönlichen Widerwillen, den Negus zu treffen zu kaschieren. So hatte er sich an diesem Morgen mit einigem Widerwillen aufgerafft und war von seiner Residenz in Gamara in das provinzielle Uhuru gereist, um die Makonnens mit seinem Besuch zufriedenzustellen. Eigentlich wollte er mit den neuen Herrn nichts zu tun haben und hoffte insgeheim, daß die Auriten deren Verteibung bald ins finale Stadium bringen würden. >>Nach meinen Informationen hatten Vertreter von Transplanet Corp den Makonnens doch sicheres Geleit auf einen Exilplaneten garantiert. Warum muß er solch einen Dickschädel haben und diesen Planeten um jeden Preis beherrschen wollen?<< Er betrachtete den Soldaten, der ihn am Eingang des Terminals vom Spaceport in Uhuru abgeholt hatte und ihn nun durch die Gänge zu seinen Gesprächspartnern brachte. >>Der sieht doch aus, wie ein Halbwilder. Ich kann gar nicht verstehen, wie solche Leute den Auriten so viele Schwierigkeiten machen können. Hoffentlich ist wenigstens die Führungsschicht etwas zivilisierter, schlägt mehr in die Richtung dieses Bekkele, sonst werde ich schnell irgendwelche Vorwände finden müssen, um diesen Ort zu verlassen.<< Sein Begleiter hielt vor einer Tür und sprach ein paar Worte mit den schwerbewaffneten Wachtposten. Dann drehte er sich um und sagte: >>Bitte warten Sie noch einen Augenblick. Seine Majestät, unser Negus David Makonnen wird gleich Zeit für Sie haben. Er salutierte und ging mit schnellem und festem Schritt den gleichen Weg zurück, den die zwei Männer gekommen waren. 

Greenthumb sah sich die Wachtposten an der Tür genauer an. Auch sie waren in seinen Augen wie unzivilisierte Menschen gekleidet, ihr Oberkörper war nackt, in der einen Hand hielten sie einen mit Tierhaut bespannten Schild und einen kurzen Speer und um die Hüften trugen sie einen Gürtel, der neben einem Messer eine Schallpistole, ein Kommunikationsgerät und ein paar kleine Taschen beherbergte. Die kahlen Schädel und ihre offensichtlich vorsätzlich beigebrachten Gesichtsnarben unterstrichen seine Meinung, daß die Auriten mit solchen Leuten doch eigentlich ohne Probleme kurzen Prozeß machen müßten. >>Ich, der höchste U.P.O. Mann vor Ort befinde mich unter unzivilisierten Kreaturen...<<

Die Tür wurde von innen geöffnet und er konnte einen kurzen Blick auf eine Gruppe von Männern werfen, die wenigstens Kleidung am Oberkörper trugen. Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr, machten aber in ihrer Zerstückeltheit keinen Sinn für ihn. Dann war die Tür auch schon wieder geschlossen. Greenthumb suchte nach einem Sitzmöbel, um sich die Wartezeit etwas gemütlicher zu gestalten, es war aber keins in Sicht. >>Vielleicht sind Stühle und ähnlicher Komfort der herrschenden Klasse vorbehalten und ich werde von denen nicht dazu gezählt. Ich könnte die Wachtposten fragen, aber am Ende lachen die mich noch aus.<< Er begann, vor der Tür auf und ab zu laufen, je zwanzig Schritt von seinem Ausgangsort in jede Richtung des Ganges. Als er gerade zur dritten Runde ansetzen wollte, sah er aus den Augenwinkeln, wie sich die Tür erneut öffnete und jemand auf ihn zukam. 

>>Sie sind Bauta Greenthumb?<< wollte der Mann wissen.

>>Wenigstens ist er vollständig angezogen<<, dachte sich der Ökologe und setzte ein hochmütiges Gesicht auf. >>Mein Name ist Bauta Greenthumb, ich bin der höchste Repräsentant der U.P.O. auf Green Dream. Ihr Herrscher, Kaiser David Makonnen hat mich zu einer Audienz zu sich geladen.<<

>>Mein Name ist Clever Zulu, ich bin der Thinkman und Öffentlichkeitsbeauftragte des Negus David Makonnen. Bitte folgen Sie mir, der Kaiser hat jetzt Zeit für Sie.<<

Die zwei Männer gingen auf die Tür zu, die vor ihnen von einem der Wachtposten geöffnet wurde. 

Der Raum, den Greenthumb dahinter sah war wider Erwarten völlig unspektakulär. Er hatte zwar keinen pompösen Empfangssaal mit dem legendären Löwenthron in seinem Zentrum erwartet, aber was er sah, enttäuschte ihn ein wenig. Es handelte sich um einen völlig schmucklosen Konferenzraum mit einem langen Tisch, den dazugehörigen Stühlen und einem Kasten, der ein mobiles Komunikationsgerät zu sein schien. An den Wänden hingen ein paar Karten des Planeten und in einer Ecke entdeckte er bei seinem Rundblick einen Holoprojektor. Die im Raum versammelten Männer boten in dieser Umgebung einen interessanteren Anblick. Er erkannte den Negus auf der Stelle, obwohl er ihn noch nie zuvor gesehen hatte und auch nicht das kleinste Abzeichenan seiner einfach gehaltenen Uniform auf seine Position hinwies. >>Und wer ist der Bengel, der mich mit diesen durchdringenden Augen anschaut?<<

>>Negus Makonnen, darf ich Ihnen vorstellen. Das ist Herr Bauta Greenthumb von der U.P.O..<<Zulu führte ihn direkt auf den neuen Lehnsherren des Planeten zu.

David Makonnen unterbrach sein Gespräch und musterte den vor ihm stehenden Mann. >> So, sie sind also der Mann, der die unangenehme Aufgabe hat, mir mein Lehen von den Auriten zu übergeben. Schön, daß wir uns endlich persönlich kennenlernen.<< Er stand von seinen Sitz auf und gab dem U.P.O. Mann seine Hand, die dieser ergriff und schüttelte.

>>Guten Tag, Majestät. Gibt es Probleme oder wollen Sie sich offiziell über Aurus beschweren? Mir wurde bei der Einladung übermittelt, daß Sie mich in meiner zweiten Funktion als Ökologe des Planeten sehen wollen.<<

Der Negus lachte ein wenig grimmig. >>Beschwerden? Nein, wir werden uns mit der Zeit hier schon einleben.<< Er machte eine wegwerfende Bewegung. >>Die Auriten scheinen sich zwar hier festbeißen zu wollen, aber dann müssen sie aufpassen, daß sie eines Tages Green Dream nicht ohne ihr Gebiß verlassen werden.<< Die umstehenden Männer der Makonnens grinsten. >>In der Tat möchte ich von Ihnen nichts anderes als eine Einführung in die Hanfwirtschaft des Planeten bekommen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.<<

>>Das ist eine Aufgabe, die ich gerne erfülle. Wie kann ich Ihnen helfen?<<

>>ich möchte mir gerne möglichst viele Stationen der Produktionskette anschauen, die Felder, aber auch die Prozessionsstätten und schließlich die Lagerorte. Meine Männer und ich haben viele Fragen dazu. Bisher kennen wir die Erzeugnisse von Green Dream ja nur als Fertigprodukte.<< David Makonnen deutete auf einen Mann, der die gleichen verfilzten Haare, wie die Rastafarians trug. >>Darf ich ihenen meine Leute vorstellen? Das hier ist Luke Schaafwalker, mein Militärchef. Er ist gleichzeitig der begabteste Rakospieler, dem ich je zugehört habe.<< Die zwei Männer nickten sich zu. >>Zulu, meinen Thinkman, haben Sie ja schon kennengelernt und das ist mein Sohn und Thronfolger Bekkele Makonnen.<< Er schob seinen Sohn nach vorne, der etwas schüchtern seine Hand zum Gruß vorstreckte. 

>>Aha, der Junge mit dem forschen Blick ist also der Sohn. Das hätte ich mir fast denken können.<< Greenthumb musterte den Jungen erneut. Er spürte das Charisma, das von diesem Halbwüchsigen ausging. >>Willkommen auf Green Dream.<< murmelte er. 

>>Diese drei Männer werden uns bei unserer Exkursion begleiten, wenn Sie nichts dagegen haben. Meinetwegen können wir direkt losfahren.<< 

>>Oh, Majestät, sie sind recht spontan, darauf war ich gar nicht eingestellt. Aber Ihr Wunsch ist mir Befehl. Wohin fahren wir zuerst?<< wollte der Ökologe wissen.

>>Das überlassen wir ganz Ihnen. Sie sind heute unser Führer.<<

Die Gruppe setzte sich in Bewegung und verließ den Konferenzsaal, um in der Garage des Terminals ein Zerogravfahrzeug der kaiserlichen Truppen zu besteigen. 

Der Flug war kurz, er führte die Leute zu einem der vor den Toren Uhurus gelegenen Felder. Während sie in der Luft waren, wollte der junge Makonnen wissen, ob Greenthumb ein Rastafarian sei. Es war dem Blick des Jungen nicht entgangen, daß er ein Canncata trug, auch wenn der Ökologe es gut unter seiner Kleidung verborgen hatte. Und eine Bemerkung zu seinen rotgeäderten Augen hatte er auch gemacht. 

>>Ich würde mich selbst nicht als Rasta bezeichnen, aber wenn man auf dieser Welt geboren ist und viel Zeit in den Bergen verbracht hat, dann geht diese Kultur nicht spurlos an einem vorbei, mein Sohn.<< antwortete er in einem väterlich angehauchten Ton. 

Bekkele hatte ihn angelächelt. Offensichtlich wurde der Kontakt der beiden Gefühle durch einen gegenseitigen Respekt bestimmt. Bekkele spürte die Autorität und die Bildung, die von diesem Mann ausging.

Die Gruppe war über den Feldern angekommen. Das Shuttle setzte zur Landung an und beim Öffnen der Türen spürten die Männer einen betäubend süßlichen Geruch in der Luft. Die vorausfliegende Begleitendeskorte des Negus hatte alle Feldarbeiter freundlich, aber mit Nachdruck aufgefordert, die Arbeit für die Dauer des hohen Besuches ruhen zu lassen. Die Makonnengruppe war umhergeschweift, hatte Fragen zur Beschaffenheit des Bodens, zur Düngung und Bewässerung und zum Wachstumszyklus gestellt. 

>>Wieviele Stunden sind die Arbeiter auf den Feldern und was bekommen sie dafür gezahlt?<< wollte der Negus wissen. 

Greenthumb war erstaunt, auch wenn er es nicht zeigte. Solche Fragen wären von den Auriten niemals gekommen. Noch erstaunter war er, als Makonnen verkündete, daß ab sofort auf allen kaiserlichen Lehen 30 Prozent mehr Lohn und eine leistungsabhängige Bonussumme gezahlt würden. Weiterhin bat der Negus den Ökologen darum, aus der Rastaproduktion mehrere Tausend Schutzgürtel gegen die Strahlung von Gamga zu beschaffen, damit seine Truppen damit ausgerüstet würden. Aber auch die Feldarbeiter sollten von ihrer hinderlichen Schutzkleidung befreit werden und in Zukunft einen solchen Gürtel tragen. 

Greenthumb konnte schon nach dieser kurzen Begegnung eine gewisse Faszination durch die Makonnens nicht ableugnen. Sie schienen offensichtlich ein völlig anderer Schlag Mensch, als das Volk von Aurus zu sein. 

Interessant zu beobachten war die Wirkung, die Bekkele Makonnen auf die Einheimischen hatte. Wo die Gruppe auch mit ihnen in Berührung kam, wurde der Junge angestarrt und mit distanziertem Respekt wie ein Halbgott behandelt. Immer wieder hörte man das unterschwellig gemurmelte „Christos“, eine althergebrachte Bezeichnung, die bei den Bewohnern des Planeten die Bezeichnung für den Messias war. 

Für die Makonnens stand schon bald fest: Greenthumb konnte sich zwar in die graue Kluft der U.P.O. Administration zwängen und sein Haar kämmen. Und auch wenn seine Hautfarbe um einiges lichter war, als die der Smokebewohner, war er im Laufe seines Lebens selbst zu einem Rastafarian geworden. Es war zwar ersichtlich, ob er eher zu den echten Rastas der Berge oder eher zu den anegpaßteren Dreadlocks der Ebenen und Städte zu zählen war, aber es war nicht zu übersehen, daß er eher auf diesem Planeten und in seiner wilden Natur, als in den Büroetagen der Hochhäuser von Millhomme zu Hause war. Greenthumb besaß einen Stolz und eine Würde und strahlte einen Freiheitswillen aus, den die Bürohengste der U.P.O. niemals produzieren könnten. 

Bevor die Gruppe auf das Feld gegangen war, hatte der Ökologe persönlich die Schutzgürtel der Männer überprüft. >>Ich möchte im Nachhinein nicht für irgend etwas verantwortlich gemacht werden.<< hieß es dazu. Er erledigte alles mit einer Routine, die ausdrückte, daß dem Mann ein Leben unter der Strahlung einer gnadenlosen Sonne in Fleisch und Blut übergegangen war. 

Nach dem Besuch des Marihuanafeldes besichtigten die Makonnens einen Erntesplitter. In dieser gigantischen Maschine wurden die harzreichen Blüten der weiblichen Pflanze von den Fasersträngen, den Blättern und den holzigen Teilen des Stengels getrennt. An Ort und Stelle wurde die Qualität der Blüten festgestellt und dr Grad des Stoffes festgelegt. Die Makonnens lernten, daß es sieben Grade gibt, von denen die besten zwei Stufen allerdings nicht für den Handel bestimmt waren. Die beste Qualität war für die Herstellungvon Sleepwell, dem Schlafgas, das den Sarkophagen der Luxusklasse beim Überlichtflug zugeführt wurde, vorbehalten. Hinzu kam die Herstellung gewisser Medikamente, die eine hohe Konzentration von reinstem Cannabis für ihre Wirksamkeit benötigten. Der zweite Grad war ausschließlich für die Piloten von Transplanet Corp reserviert. Diese zwei Qualitäten gingen nicht einmal durch die Hände von Skin Up Provisions. Dieses Privileg hatten die Piloten und ihre Organisation sich neben vielen Annehmlichkeiten durch ihre Monopolstellung bei Raumflügen über die Zeit sichern können. Die Grade eins bis fünf gelangten dann in den Handel und wurden von Skin Up weiterverarbeitet. 

>>Was ist denn der Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Pflanzen?<< fragte Bekkele interessiert nach. 

>>Für die Produktpalette ist das ein riesiger Unterschied.<< antwortete der Ökologe. Zunächst müssen sie wissen, daß auf Smoke fast ausschließlich unbefruchtete weibliche Pflanzen gezüchtet werden, das sogenannte Sinsemilla. Es wird verhindert, daß die weiblichen Blüten mit männlichen Pollen befruchtet werden. Dazu wurde der Hanf über die Jahrhunderte so gezüchtet, daß männliche und weibliche Blüten zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Will man weibliche Pflanzen befruchten, macht man das heutzutage künstlich. Das dient auch einer optimaleren Genkontrolle.<< 

Die Zuhörer merkten ihrem Referenten an, daß er in diesem Vortrag regelrecht aufblühte. Er gestikulierte lebhaft und sein ansonsten unter einer reservierten Kontrolle schlummerndes Gesicht begann in einer reichhaltigen Mimik die starre Gipsmaske zerbröckeln zu lassen. >>Aber zurück zum Kern Ihrer Frage, junger Mann. Aus den unbefruchteten weiblichen Pflanzen gewinnen wir die Blütenstände der erwähnten sieben Qualitätsgrade. Befruchtete Pflanzen produzieren anstelle der wirkstoffhaltigen Blüten große Mengen von Samen, die wir teilweise zur Saat, hauptsächlich aber zur Gewinnung hochwertiger Öle als Rohstoff für eine Palette an Fertigprodukten verwenden. Die männlichen Pflanzen liefern uns den Pollen für die Kreuzungen und sind säurehaltiger, als die Weibchen.<<

Die Gruppe begab sich in ein am Rande eines Feldes befindliches Gebäude und suchte einen Raum auf, in dem sich ein Holoprojektor befand. Greenthumb bot seinen Gästen Plätze in bequemen Ergosesseln an und ließ Cannacola und Gebäck kommen. 

>>Die Backwaren sind ausschließlich aus hier gewonnenen Hanfprodukten hergestellt worden.<< sagte Greenthumb. In seiner Stimme schwang ein leichter Unterton von Stolz mit. >>Bis auf die verwendeten Eier. Obwohl die Hühner natürlich mit Hanfsamen gefüttert worden sind. Ich hoffe, die Plätzchen schmecken ihnen. Sie brauchen auch keine Angst vor einem ungewollten High zu haben, für dieses Produkt werden nur wirkstoffarme Pflanzen benutzt, denen vor der Verwendung für die Fertigprodukte sämtliches THCÑ bis auf das letzte Molekül entzogen wird. Aber jetzt möchte ich ihnen einen Film über den Wachstumszyklus von Cannabis zeigen.<< Er ging zum Projektor, legte einen Datenkristall ein und drückte den Wiedergabeknopf. 

>>Sie sehen hier den Cannabisanbau mit Stecklingen, quasi den Klonen von Mutterpflanzen, die durch das Kappen der starken Triebe ausgesuchter Pflanzen gewonnen werden. Die Pflanzung mit Stecklingen hat zwei Vorteile, nämlich daß das Geschlecht der Pflanze von vornherein feststeht und daß wir die Qualität der Pflanze kennen, weil sie genetisch gesehen eine Kopie ihrer Mutter ist. Die Stecklinge werden in lockeren, mit den Nährstoffen Stickstoff und Kalk angereicherten Boden gesetzt. Da die Pflanze einen relativ hohen Wasserverbrauch hat, nasse Böden sie aber verkümmern lassen, werden die Felder einmal wöchentlich gewässert. Im jungen Stadium gehen Beschneider hin und kappen gewisse, sehr wasserhaltige Triebe der Pflanzen, um den fleischigen Teilen die Nährstoffe stärker zukommen zu lassen. Cannabis ist in dem Klima von Smoke nach vier Monaten erntereif. Dann kommen die Maschinen bis hin zum besichtigten Erntesplitter zum Einsatz.<<

>>Sie haben noch gar nichts zu den besonderen Eigenschaften des Hanfs auf Green Dream erzählt.<< bemerkte Luke Schaafwalker. >>Die altershemmende Wirkung des Krautes hat die Pflanze schließlich zum Verkaufsschlager im Universum gemacht. Und das ’normale’ Cannabis, ohne diese spezifische Wirkungwird schließlich überall in der Galaxie angebaut, ist also nicht besonderes.<<

>>Gut daß Sie das erwähnen.<< antwortete der Ökologe. >>Für die Menschen dieses Planeten ist das so normal, daß es von uns gerne vergessen wird. Die GerontologieÑ ist eine der größten Abteilung der U.P.O. Akademie in Gamara. Viele Wissenschaftler aus dem gesamten Universum haben sich dort versammelt, um die besonderen Wirkungen des Marihuanas von Green Dream zu untersuchen. Trotz jahrzehntelanger Forschung sind sie bisher nicht weiter vorgedrungen, als eine Beschreibung des Vorganges zu liefern. Interessieren Sie hierbei Details oder soll ich das in ein paar Sätzen zusammenfassen?<<

>>Da ich kein Mediziner bin,<< antwortete Luke, >>reicht mir eine Zusammenfassung. Bitte vermeiden Sie auch Fachausdrücke. Ich möchte mich nicht blamieren, indem ich bei jedem zweiten Wort nachfrage.<<

>>Das ist schon wieder ein bezeichnender Unterschied zu den Auriten.<< stellte Greenthumb für sich fest. >>Die würden nie eine Schwäche oder Unkenntnis einer Sache offenbahren, sondern das eher mit ihrer typischen Arroganz zu kaschieren versuchen. Diese Leute von Axum sind so ’menschlich’<< >>Okay, ich werde mich bemühen, mich in einer für Laien verständlichen Sprache auszudrücken. Und ich werde heute nur den wichtigsten Faktor beschreiben, der für die Verlangsamung des Alterns verantwortlich ist. Dieser Faktor basiert auf dem Fakt, daß Hanf aus zwei Komplexen besteht, nämlich den alkalischen Cannabinoiden, wozu das rauscherzeugende THC gehört, und den sauren Cannabidiolen. Die Wissenschaftler haben festgestellt, daß diese Cannabidiolsäuren antioxidantÑ sind. Was ist das? Sie kennen sicherlich Eisen in seiner nicht veredelten Form und den bräunlichen Überzug, Rost genannt, der sich mit der Zeit erst auf der Oberfläche bildet und dann beginnt, langsam die gesamte Struktur zu zerfressen?<< Die Zuhörer nickten. >>Gut, diesen Angriff auf das Eisen nennt man Oxidation. Dieser natürliche Vorgang wird von überall in der Natur vorkommenden PeroxidenÑ verursacht. Dem Eisenatom werden Elektronen entzogen, die sich an den Sauerstoff ankoppeln und es entsteht die neue Verbindung Eisenoxid. Können alle soweit folgen?<< Alle Anwesenden nickten. >>Okay, jetzt gehen wir in den menschlichen Körper. Ich weiß nicht, wer von Ihnen schon von freien RadikalenÑ gehört hat. Es handelt sich nicht um eine Gruppe politischer Extremisten, wie der Name vermuten läßt, sondern um Nebenprodukte des MetabolismusÑ

Diese freien Radikale sind sehr reaktionsfreudige Verbindungen, die über ihre freien Elektronen chemische Verbindungen im Körper angreifen. Dadurch werden Körperzellen angegriffen oder zerstört und das eigene Immunsystem wird in vielen Fällen gegen den eigenen Körper, gegen diese veränderten Körperzellen aktiviert, was weitere Schäden verursacht.<< Greenthumb ging an den Holoprojektor und gab ein paar Daten ein. Damit erzeugte er eine einfache Übersicht der verwendeten Begriffe und ihrer Beziehungen. >> Also, Sauerstoff verändert körpereigene Verbindungen und aktiviert dadurch das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Unseren Wissenschaftlern fällt es sehr schwer, die freien Radikale genauer zu untersuchen, denn sie reagieren und zerfallen äußerst schnell. Was wir wissen ist, daß freie Radikale maßgeblich verantwortlich für den Alterungsprozeß eines Organismus sind, denn sie sind mutagenetisch, wirken direkt auf die DNAÑ von Zellen. Und ein gegen seinen eigenen Wirtskörper gerichtetes Immunsystem beschleunigt diesen Prozeß natürlich noch. Jetzt kommt die große Frage: was muß man unternehmen, um den Alterungsprozeß zu verlangsamen?<< Er schaute erwartungsvoll in die Runde seiner Zuhörer, die mit konzentrierten Gesichtern seinem Vortrag lauschten. 

>>Die freien Radikalen binden, von der Reaktion mit Körperzellen abhalten?<< fragte Bekkele. 

>>Der Junge ist tatsächlich clever. Obwohl er längst nicht die Ausbildung, Reife und Erfahrung seiner Begleiter hat, ist er der Schnellste.<< >>Genau. Die freien Radikalen im Körper blockieren. Und damit kommen wir wieder zum Hanf, zum besonderen Hanf auf Green Dream. Dieser Hanf ist nämlich eine Mutation. Die hiesigen Pflanzen besitzen die Eigenschaft, besonders starke Cannabidiolsäuren, auch CBD genannt, zu produzieren. Vielleicht erinnern Sie sich, ich erwähnte zuvor, daß diese Säuren den anderen chemischen Komplex von Cannabis neben den Cannabinoiden ausmachen. Bekannterweise ist CBD antioxidant, mit anderen Worten: CBD bindet die freien Radikalen, bevor sie Schäden im Körper hervorrufen. Ich unterbreche hier kurz, denn jetzt wird die Thematik biochemisch und etwas komplexer. Bitte nehmen Sie sich zehn Minuten Zeit und reflektieren Sie das Gehörte, bevor ich weitermache. Darf ich mir erlauben, Ihnen eine Hanfzigarette aus der Produktion der Bergvölker anzubieten? Sie haben bestimmt noch nichts besseres geraucht.<< Schaafwalker und Zulu griffen ohne zu zögern zu und zündeten ihre Rauchgeräte an Ort und Stelle an, während der Negus für sich und seinen Sohn ablehnte: >>Vielen Dank, ich rauche nicht mehr, ich bin auf Cannabletten umgestiegen. Und mein Sohn soll sich ruhig noch etwas Zeit lassen, bevor er mit dem Cannabiskonsum anfängt. Das wird hier, im Paradies der Hanfraucher früh genug sein, befürchte ich.<< Zulu und Schaafwalker grinsten sich aus ihren von den Joints produzierten Wölkchen an, während Bekkele so tat, als würde ihn die Konversation nichts angehen. 

>>Darf ich mich kurz entfernen?<< fragte der Ökologe. >>Sie wissen, ich habe auf diesem Planeten eine Doppelfunktion auszuführen, was die entsprechende Verantwortung und viel Arbeit mit sich bringt. Ich möchte kurz mit meinem Büro in Gamara sprechen und stehe Ihnen dann in wenigen Minuten wieder zur Verfügung.<< 

Der Negus nickte kurz, während er die Notizen, die der Holoprojektor in die Luft projizierte noch einmal durchging. 

Als Greenthumb die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich an die kleine Runde seiner Männer. >>Und, was haltet ihr von dem Kerl? Können wir den für uns gewinnen? Er könnte mit seinen Wurzeln auf diesem Planeten neben Jakob Hill eine wichtige Schlüsselfigur für die Beziehung zu den Rastafarians sein.<<

>>Ich habe das Gefühl, daß er langsam seine Reserviertheit aufgibt.<< sagte Luke. >>Die Frage ist nur, wie weit ihn sein Amt bei der U.P.O. bindet. Wir wissen doch, wie stark die Verbindungen zwischen Aurus und dem Ersten Administrator nach wie vor sind. Was meinst du denn, Clever?<<

>>Ich möchte mich noch nicht äußern. Für eine abschließende Analyse habe ich noch zu wenig Informationen.<<

>>Das ist die typische Antwort für einen Thinkman.<< Luke schaute zu Bekkele, der an einem Hanfkeks knabberte. >>Und du, Bekkele? Hast du eine Meinung?<<

>>Ich bemerke nur, daß er mich immer mit einem durchdringenden Blick anguckt. So, als würde er irgend etwas von mir erwarten. Alles in allem ist er mir sympathisch und wir sollten versuchen, ihn auf unsere Seite zu bekommen. Ich denke nämlich wie Vater, daß er für die Beziehung zwischen uns und den Einwohnern sehr wichtig sein kann.<< Er betrachtete die Holonotizen. >>Auf jeden Fall hat er Ahnung von der Hanfwirtschaft. Schon das macht ihn zu einer wichtigen Figur im Schachspiel um Smoke.<<

Der Negus lächelte seine Männer an. >>Dann sind wir ja alle der Meinung, daß der Mann doch irgendwie brauchbar ist. Laßt uns freundlich sein und ihm Respekt zollen. Vielleicht schaffen wir es, ihn zu überzeugen und für uns arbeiten zu lassen.<<

In dem Moment ging die Tür auf und Greenthumb kehrte in den Raum zurück. >>So, ich habe alles erledigt und stehe jetzt noch für ein paar Stunden für Sie zur Verfügung.<< Er schaute in die Runde. >>Sollen wir weitermachen?<<

Die Männer nickten zustimmend und der Ökologe ging zu seinem Platz am Holoprojektor. >>Ich möchte noch einmal zusammenfassen. Die altershemmenden Eigenschaften des Cannabis von Green Dream liegen an den potenten Säuren, den sogenannten CBD. Sie binden die im Organismus des Menschen befindlichen freien Radikalen, welche am Alterungsprozeß maßgeblich beteiligt sind. Die Frage ist, warum der Hanf dieses Planeten galaxieweit die potentesten CBD produziert. Die Antwort dazu sieht man überall auf diesem Planeten, es sind die durch die Srahlung der Sonne Gamga geformten Lebensformen. Alle autochtonenÑ Lebensformen sind ohne Weiterverarbeitung für uns Menschen giftig und wir müssen uns vor der Strahlung der Sonne schützen, wollen wir nicht in kurzer Zeit verstrahlt werden. Hanf wurde vor dreieinhalb Jahrtausenden bei der Besiedelung des Planeten von den Rastas mitgebracht, es ist also eine importierte Lebensform. Die Gammastrahlung von Gamga hat diese Pflanze nicht, wie viele andere Sorten, die hier testweise angebaut wurden, zerstört, sondern sie lediglich mutieren lassen. Es ist eine der wenigen positiven Mutationen, die dieser Stern uns beschert hat. Der CBD Komplex wurde verstärkt, ohne daß die Cannabinoidqualität sank. So entstand eine Pflanze, die weiterhin berauscht und gleichzeitig den Alterungsprozeß verlangsamt.<<

>>Und warum macht diese Mutation hochgradig süchtig?<< fragte Bekkele dazwischen. 

>>Diese Frage habe ich erwartet. So positiv der Konsum auf den menschlichen Organismus wirkt, so negativ ist der Entzug für eine Person, die eine Zeit lang Hanf von diesem Planeten geraucht hat. Die Abhängigkeit tritt nicht auf der Stelle ein, sondern erst, wenn sich der Metabolismus des Körpers an die hohe Potenz von CBD durch den mutierten Hanf gewöhnt hat. Der Stoffwechsel hört nämlich fast komplett damit auf, körpereigene Enzyme zu produzieren, die freie Radikale binden können. Diese Oxidanten sind natürlich nach wie vor im Körper vorhanden und können ohne gebunden zu werden, ihr Zerstörungswerk durchführen. Ohne Cnnabisprodukte von Smoke greifen die freien Radikalen massiv die Zusammensetzung der Zell-DNA an, was innerhalb kürzester Zeit zu immensen Deformationen und Geschwüren und nach ein paar von Wochen zu einem ziemlich qualvollen Tod des Individuums führt.<<

>>Jetzt verstehe ich,<< sagte Luke. >>es ist also ein biochemischer Prozeß und nichts Psychisches, wie ich bisher angenommen hatte. Und eine Einnahme synthetischer Oxidbinder hilft da auch nicht?<<

>>Rein chemisch gesehen hilft das schon. Nur leider ist der menschliche Stoffwechsel durch die mutierten CBD so verändert, daß die Einnahme künstlicher Antioxidanten das Leiden des Menschen nur verlängert, denn die im Labor entworfenen Anti-Ageing-Produkte sind alle nicht potent genug. Wer sich einmal an die CBD von Green Dreams Hanf gewöhnt hat, muß das Kraut bis zum Ende seiner Existenz weiter konsumieren.<<

>>Dann ist der Hanf dieses Planeten in zweierlei Hinsicht ein Machtfaktor.<< sinnierte der Negus. >>Einerseits als eine kaum zu überbietende Geldmaschine und andererseits als lebensnotwendiges Mittel für alle, die mit dem Konsum begonnen haben, mich persönlich eingeschlossen.<<

>>U.P.O. Statistiken zufolge, sind es achtzig Prozent der erwachsenen Bevölkerung des menschlichen Universums, die solche Erzeugnisse konsumieren.<< bemerkte Zulu. Er sah Greenthumb an. >>Oder haben Sie aktuellere Zahlen?<< >>Nein, das stimmt.<< sagte der Gefragte. >>Achtzig Prozent der über 18-jährigen Menschen aller untersuchten Planeten konsumieren altershemmende Cannabisprodukte von Green Dream.<<

>>Man könnte also ein neues Gleichgewicht der Mächte in der Galaxie schaffen,<< sinnierte Bekkele, >>indem man ein Mittel gegen den Zerfallsprozeß findet. Das würde Milliarden von Menschen ermöglichen, frei zu entscheiden, ob sie weiterhin unseren Hanf konsumieren wollen.<<

>>Der Junge ist nicht nur intelligent, sondern auch gefährlich.<< dachte Greenthumb. >>Wenn er eines Tages seine Idee umsetzen kann , verschiebt sich das gesamte Machtgefüge der Menschheit.<<

>> Und du gräbst dir selbst das Wasser ab.<< fiel Schaafwalker ein. >>Wenn die Massen nicht mehr rauchen, was willst du denen denn dann verkaufen? Das Gegenmittel vielleicht?<<

>>Jetzt mal langsam!<< ging Bekkeles Vater dazwischen. >>Als Negus habe ich da immer noch das letzte Wort. Und ich sage, daß wir im Augenblick ganz andere Sorgen haben und keine Grundsatzdiskussionen führen werden. Insbesondere nicht in einer Situation, wo wir nur Gäste sind.<< Er warf einen vielsagenden Blick auf den U.P.O. Mann. >>Obwohl ich die Idee von meinem Sohn gar nicht für dumm halte. A propos dumm, ich möchte sichergehen, daß wir alle verstanden haben, was wir hier gerade gelernt haben. Wer faßt noch einmal zusammen?<< Er schaute seine Männer mit aufforderndem Blick an. 

>>Das mache ich.<< meldete sich Bekkele. >>Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das besondere an den Hanfpflanzen auf Smoke die Mutation durch die Sonne Gamga. Die hohe Dosis der von ihr produzierten Gammastrahlung führte beim Cannabis zu einer hohen Konzentration von Canannabidiolsäuren, CBD genannt. Diese Säuren können die im menschlichen Organismus wirksamen, für den Alterungsprozeß hauptverantwortlichen freien Radikalen besonders gut neutralisieren. Dadurch wird die Alterung eines Individuums stark verlangsamt. Der Nachteil ist, daß der Körper sich relativ schnell an die CBD gewöhnt und keine eigenen Antioxidanten mehr produziert. Das führt dazu, daß die freien Radikalen beginnen die Zellinformationen zu zerstören und der Konsument innerhalb von ein paar Wochen elendig zugrunde geht.<<

>>Einfach brilliant.<< Der Ökologe sah den Jungen erstaunt an. >>Er trägt diesen Stoff mit einer Sicherheit vor, als wäre er ein gestandener Professor der Humanbiologie.<<Dann schaute er zu David Makonnen rüber. >>Sie haben einen sehr begabten Jungen, Majestät. Ich wünschte mir, ich wäre von mehr Menschen seines Kalibers umgeben.<<

>>Danke, danke.<< sagte der Negus. >>Was nicht ist, das kann ja noch werden. Ihre bisherigen Gesprächspartner, die Auriten sind nun mal nicht die Intellektuellsten. Ihr Horizont beschränkt sich häufig auf die Maximierung ihres Kapitals und den Einsatz der dafür benötigten Druckmittel. Das wissen wir. Unsere Ausrichtung war schon immer eine andere. Das axumitische Geschlecht regiert lieber mit der sanften Hand der Überzeugung und des Intellektes, als mit eiserner Faust. Leider mußten wir in der Vergangenheit häufig feststellen, daß einem so etwas häufig nicht gedankt wird. Man wird eher als Idiot abgestempelt und ausgenutzt.<< Er seufzte. >>Ich möchte hier aber nicht lamentieren, sondern lernen. Wir haben jetzt über die Eigenschaften des Marihuanas von Green Dream erfahren. Meines Wissens wird daraus doch nicht nur ein alterungshemmendes Mittel produziert, das nebenbei in gewissen Darreichungsformen noch high macht. Es gibt doch eine riesige Produktpalette, die auf diesem Planeten hergestellt wird, oder?<<

>>Ja, das stimmt,<< sagte Greenthumb, >>ich fürchte nur, das würde den Rahmen des Tages sprengen. Ich habe auch keinen Besuch in den Fabriken angekündigt, weil Sie mich heute morgen mit ihrem Anliegen, entschuldigen Sie, quasi überfallen haben. Ich mache den Vorschlag, daß wir uns morgen vormittag in Muti erneut treffen und ein paar Produktionsstätten besichtigen. Das gibt mir Zeit, den hohen Besuch anzukündigen und Sie können die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen einleiten, damit niemandem etwas passiert, während wir unterwegs sind.<<

>>Das ist ein guter Vorschlag.<< Der Negus wandte sich zu seinem Thinkman. >>Clever, bitte kontaktiere das Büro von Herrn Greenthumb in ein paar Stunden und laß dir von ihm eine Liste der Orte geben, die wir uns morgen anschauen werden. Ich möchte, daß dann in den frühen Morgenstunden vor Ort ein umfangreicher Sicherheitscheck stattfindet. Wir können uns derzeit keine zusätzlichen Scherereien leisten. Und lade doch diese zwei Pressefritzen noch ein, solche Exkursionen kommen immer gut bei der Öffentlichkeit an.<< Er sah den Ökologen an. >>Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, wenn unsere Gruppe morgen aus zwei weiteren Männern besteht?<<

Greenthumb schüttelte den Kopf. >>Nein, das ist kein Problem. Im Gegenteil, ich finde es ausgesprochen erfreulich, wenn es mal wieder einen Bericht über die Weiterverarbeitung des Hanfes geben sollte. In den letzten Jahren wurde immer nur über die Versorgung, beziehungsweise über die Probleme berichtet. Aurus wäre niemals auf die Idee kommen und hätte Journalisten zur Besichtigung in die Fabriken eingeladen.<< >>Diese Menschen sind wirklich völlig anders, als ihre Vorgänger. Vielleicht ist eine Zusammenarbeit in unserem Sinne mit ihnen tatsächlich möglich. Jakob hat ähnliche Beobachtungen gemacht und hat von diesem Ona eine sehr hohe Meinung. Wir werden sehen.<<

>>Ich bespreche die Details dann später mit Herrn Zulu. Darf ich Sie noch zu ihrem Fahrzeug begleiten?<<

26

Big Wheel keeps on turning on a sinful line day by day.

The earth spins on its axis,

One man struggles while another relaxes.

There’s a hole in my soul like a cavity,

Seems like the world is altogether just by gravity.

The wheel keeps turning, the sky’s rearranging,

Look my son, the weather is changing.

I’d like to feel that you would be free,

Look about the blue skies, and even the trees.

Sometime again you turn green and the sea turns red,

My son I sing: The power reflexes over my head. 

We sang about the sun and danced amongst the trees,

And we listened to the whisper of the city on the breeze.

Than you cry on the most in a land of free zone,

Down within the shadows where the factories grow.

On the surface of the wheel they build another town,

And so the green comes tumbling down.

Close your eyes and hold me tight, 

And I show you sunset sometime again.

Sometimes I will cry, my hope hides in the skies,

While satellites and cameras watch from the skies.

An acid drop of rain recycled from the sea,

It washed away my shadow, burned a hole in me.

And all the kinsmen cannot put it back again,

But the ghetto soil will mate your life 

And mend my soul sometime again.

(Musikgruppe Massive Attack, 20. Jh.)

Zyb’L, Matthew und Kubva lagen in den Hängematten, die zwischen den Holzpfosten der Veranda befestigt waren. Es war spätabends. In der Luft kreisten fette Schwaden von Ganjarauch, die aus den glimmenden Joints des Trios stammten. Im Hintergrund erklang eine ruhige Musik komponiert aus Naturgeräuschen und einem Klangteppich, den Virtuosen auf den unterschiedlichsten Instrumenten diverser Planeten erzeugten. 

>>Dann ist ja jetzt klar, dass Aurus hinter der Sachen mit dem Pink Milkyway steckt.<< sagte Kubva. >>Gratuliere, Matthew, da hattest du ja den richtigen Riecher.<<

>>Eigentlich muß man nur ein bisschen rechnen, eins und eins zusammenzählen. Wer hat genug Macht und Kohle, um aus dem Orbit heraus mit einer geächteten Waffe solch einen Anschlag durchzuführen? Dazu braucht man erst mal immense Summen, um einen Transplanet Navigator zu bestechen. Und einen Neutronstrahler zu aktivieren, geht noch mal einen Riesenschritt weiter. Das können weder die Nyahbinghi Warriors, noch die Essener Parasitenvernichter durchgeführt haben. Es wird gemunkelt, dass Aurus noch aus ihren goldenen Zeiten der universalen Macht insgeheim eine kleine Raumflotte betreibt, auch wenn das kaum vorstellbar ist. Meiner Meinug ist es nur eine geschickte Taktik der Auriten, den öffentlichen Fokus von der Entwicklung auf Green Dream abzulenken. Ich habe übrigens sofort Gaido und Locke informiert, als alles klar war. Wer weiß, was die mit den Infos dort auf dem Planeten bei ihren Recherchen anfangen können.<<

>>Außerdem ist Aurus der Haupteigner in der Betreibergesellschaft des Puffs.<< ergänzte Zyb’L. >>Da fließt jetzt ne gigantische Versicherungssumme auf deren Konto. Aber ich schätze mal, dass wir die Story nie übers Netz jagen werden. Dafür werden Puy und M.A.R.S. bestimmt sorgen. Die werden nur einen Beitrag aus unseren nichtssagenden, allgemeinen Bildern bringen.<<

>>Wir könnten die Infos ja zusätzlich noch an ein paar Hacker weitergeben,<< sagte Matthew. >> An Leute, die gut genug sind, das Netz zu piratisieren und den Kram auf diesem Weg an die Öffentlichkeit bringen.<<

>>Viktor Astro als Massenmörder.<< Kubva sah die Schlagzeile vor seinem inneren Auge. >>Die Meldung würde mir schon gefallen. Die alte Schwuchtel, die nichts anderes als Kohle und Ladyboys im Sinne hat.<<

>>Dir würde das gefallen,<< fiel Zyb’L ein. >>Pum Puy würde platzen, wenn herauskäme, daß DeeVa in der Audeckung des Komplotts irgendwie mit drinsteckt. Die Schweinerei möchte ich nicht ausbaden wollen. Und die Marsianer würden uns den Rest des Lebens jagen. Ich habe keinen Bock darauf, alle paar Wochen den Planeten zu wechseln und Unmengen Unis für neue Identitäten zu zahlen.<< Zyb’l räkelte sich in ihrer Hängematte. >>Ein angenehmeres Thema. Nachdem wir hier mit der Arbeit schon fertig sind, wollte ich morgen in Milhomme anfragen, ob Matthew und ich noch ein paar Tage Urlaub auf Climax machen können. Wenn wir dir bei deiner Liebesstory nicht allzu sehr auf die Pelle rücken.<<

>>Nee, das ist schon okay.<< sagte Kubva. >>Das Haus ist groß genug. Ich bin sogar ganz froh, dass ihr hier seid. So kann ich mich wenigstens ab und zu mal mit Leuten austauschen, die auf meinem Level sind, meinen kulturellen Hintergrund haben. Und Leute, die nicht nur in Unis denken, wie fast alle Climaktiker.<< 

>>Bist du jetzt eigentlich mit deiner Kleinen endlich klar?<< wollte Zyb’L wissen. 

>>Schön wärs. Was soll da ein Tag groß ändern? Das wird eher immer bizarrer. Wahrscheinlich gerät Laila jetzt richtig unter Druck. Der Macker kommt in drei Tagen und sie wird, lasst es mich mal ’immer schizophrener’ nennen.<<

>>Gib uns doch mal den letzten Stand der Dinge.<< sagte Matthew. 

>>Wenns euch nicht langweilt. Aber das ist so in alle Richtungen zerrend, wie die Beschleunigung beim Überlichtflug. Manchmal ist sie honigsüß und ich denke mir „vow, das ist die Frau deines Lebens. In solch einer Beziehung willste alt werden.“ Und dann kommt wieder ein zerstörerischer Meteoriteneinschlag nach dem anderen. 

Wie lieb sie sein kann, hat sie letztens gezeigt. Habt ihr eigentlich Baty kennengelernt? Ich meine, er war mal kurz hier, als wir alle auf der Veranda abgehangen haben.<<

>>Das war doch der Freak,<< meinte Zyb’L >>der alle im Universum existierenden Drogen in seinem kurzen Leben schon ausprobiert hat. Diese Augen von dem Typen kann man ja wohl kaum vergessen. Ich habe mich gefragt, welche Art von Kraft seine Glubscher davon abhält, einfach aus ihren Höhlen zu fallen.<<

>>Ja, genau der. Jedenfalls hat Laila ihm einen wunderschönen Lotus aus geschliffenem Climax-Glas geschenkt. Das Teil hat in der Sonne gefunkelt, als würde es aus den wertvollsten Steinen der Milchstraße zusammengesetzt sein. Dazu hat sie einen supersüßen Brief geschrieben. Aber am schnuckeligsten fand ich, dass sie zu scheu oder schüchern war, ihm das Teil zu geben. Das musste ich übernehmen. Das ist eine andere ihrer vielen Seiten. Überhaupt scheint sie sich langsam auch innerlich zu öffnen. Nicht nur immer die Muschi. Jetzt wird sie langsam vertrauensvoller. Sie erzählt, dass sie mit mir nach Milhomme kommen will, wenn mein Job hier fertig ist. Ich sehe endlich ein paar Zeichen, die über den puren Sex hinausgehen. Es kommen Zärtlichkeiten, sie ist aufmerksam. Aber da ist ja immer noch dieser Andy. Ich weiß nicht genau, wie das alles zusammengehen soll, daher ’schizophren’<<

>>Das ist also immer noch nicht geklärt?<< wollte Zyb’L wissen.

>>Nö, im Gegenteil, in Zusammenhang mit diesem Typen produziert sie Chaos und merkt scheinbar gar nicht, wie sie mir damit wehtut. Ich habe gedacht, wenn der Typ kommt, verziehe ich mich für ein paar Tage auf eine dieser Palmeninseln. Um ihr Freiraum zu geben und ihm aus dem Weg zu gehen. Angeblich ist er nämlich mehr der Muskelmann, als ein Denker. Er hat schon mal einem Typen die Fresse poliert, weil der seine frühere Frau angebaggert hatte. Und das ist nun mal einfach nicht meine Art. Außerdem scheint er ein big boy zu sein. Geht regelmäßig in die Muckibude und scheint sich muskelaufbauende Präparate zu spritzen. Ich dachte noch vor ein paar Tagen, mit dem Teilen von Laila hätte ich keine Probleme. Ich habe mich gefragt, ob das dann überhaupt richtige Liebe ist, oder ob ich dazugelernt habe, keine Besitzansprüche auf eine andere Person zu haben. Jetzt weiß ich, daß das nichts, als eine Illusion war. Ich würde verrückt werden, wenn ich wüsste, dass der Typ ihren schönen Body berührt.

Was das mit diesem Andy auch ist, ich habe es bis heute nicht durchschaut. Sie erzählt immer recht offen von ihm. Aber außer dass sie ihn liebt, äußert sie da nix Positives.<<

>>Das hört sich ja ein bisschen nach nem Standardmacho an.<< bemerkte Matthew. >>Hoffentlich geht das ohne Gewalt über die Bühne.<<

>>Sie meinte, wenn er sie schlagen sollte, würde er den Planeten nicht lebend verlasssen. Außerdem hat Laila irgendeine Selbstverteidigung gelernt. Was mich angeht, ich bin seit fast einem Jahr im Lauftraining. Und um einiges athletischer gebaut, als der Typ. Wenn ess zu einer Konfrontation kommen sollte, würde ich den erst mal ne Stunde hinter mir herrennen lassen. Wenn er dann richtig ausgelaugt ist, stelle ich mich und werde versuchen, mit einem gezielten Tritt sein Zeugungsorgan nebst Anhang in die innere Bauchregion zu verlagern.<<

>>Hey, so kenne ich dich ja gar nicht.<< sagte Zyb’L.

>>Tja, andere Umstände bleiben nicht ohne Wirkung. Eigentlich liegt alles bei Laila. Und da bin ich irgendwie optimistisch. Sie gibt mir so viele positive Zeichen. Allerdings hat sie mir noch nie gesagt, dass sie mich liebt. Das ist nach wie vor das Privileg von diesem Andy. Und solch eine Aussage käme in dieser Situation auch nicht besonders glaubwürdig rüber. Ich bin der Meinung, dass Liebe nicht unbedingt von Anfang an existiert. Liebe auf den ersten Blick? Ich glaube nicht daran. Braucht die Entwicklung dieses Gefühls nicht eher Zeit, bis man jemanden besser kennengelernt, Vertrauen gefaßt hat? Ist nicht genau dieser Prozeß des Kennenlernens ausschlaggebend, ob es Liebe ist, oder man wieder auseinander geht? Daß da eine tiefe Sympathie für mich ist, weiß ich. Als ihr zwei vor ein paar Tagen über Nacht im Süden von Climax wart, hatte ich einen meiner Scheiß Fieberanfälle. Das kommt in unregelmäßigen Abständen vor. Sie war sofort für mich da und hat mir stundenlang die Stirn abgetupft, Essen gekocht, mich massiert und alles getan, daß ich mich in der Situation möglichst wohlfühle.<<

>>So etwas verbindet, das weiß ich.<< meinte Kubvas Kollegin mitfühlend. 

>>Hey, wäre da nicht diese Schizophrenie, gäbe es nicht diese Gegensätze, daß sie mal superlieb ist und dann wieder so abweisend und kalt, dann hätte ich mir wahrscheinlich schon mein Herz aus der Brust gerissen und es ihr auf einem goldenen Tablett zu Füßen gelegt. Wie dem auch ist, Andy oder ich, sie hat jedenfalls eine andere Entscheidung getroffen. Sie will Klito verlassen und wieder zurück zu ihren Eltern aufs Land gehen. Das finde ich supersympathisch. Hier in der Touristenregion an der Küste regiert nur der Uni, das verkorkst die Leute. Daß sie mehr Herz und Menschlichkeit in ihrem Leben will, finde ich echt klasse. Nur, wie sie da rangeht, finde ich nicht so cool. Anstelle sich zwischen den zwei Typen zu entscheiden, die sie umwerben, will sie diesem Andy vier Tage Zeit geben, sich zu überlegen, ob er mit ihr zur Familie nach Asiin gehen will. Und mir macht sie das gleiche Angebot. Allerdings nur für den Fall, dass der Mitbewerber einen Rückzug macht. Für sie mag das ja Klasse sein, nach dem Motto ’ein Typ wird schon mitkommen’. Ich finde das nicht so prickelnd.<<

>>Ein gerissenes Weib.<< Zyb’L stieg aus ihrer Hängematte, ging an den Kühlschrank und öffnete die Tür. >>Worauf habe ich denn Durst?<<

>>Also, gerissen finde ich das überhaupt nicht.<< sagte Matthew. >>Eher äußerst transparent und nachvollziehbar. In den Verhältnissen, in denen die meisten Menschen auf Climax leben, spielt die wirtschaftliche Absicherung sicherlich eine größere Rolle, als bei uns unabhängigen Stadtmenschen aus Milhomme.<<

>>Da muß ich dir Recht geben.<< Kubva drückte seinen Joint im Ascher aus. >>Mit einem bisschen Beobachtungsgabe kannste in kürzester Zeit das Verhalten der Frauen auf Climax analysieren. Es ist erschreckend, wie gleichgeschaltet die alle sind. Auf der anderen Seite weiß ich, dass nicht alles Berechnung von ihr ist. So oft, wie Laila von mir gebumst werden will, kann nicht gespielt sein. Oder ich bin Opfer einer Nymphomanin geworden, die ihren Trieb dazu nutzt, auch materiell noch etwas daraus zu ziehen. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass ich manchmal ganz schön traurig bin und mich frage, warum ich das alles überhaupt mitmache.<<

>>Aber bis auf den anfangs nicht eingeplanten Freund läuft doch alles genau nach deinem Traum ab, den du hattest, als du nach Climax gegangen bist.<< sagte Zyb’L. Sie hatte sich eine Flasche Canna Cola genommen und sog die grüne Flüssigkeit durch ein Trinkröhrchen in sich hinein. 

>>Ja, das stimmt. Eigentlich habe ich alles erreicht, was ich erreichen konnte. Wir sind nicht nur gute Freunde, wie anfangs geplant, sondern Geliebte. Ich bin in ihr Leben reingekommen, habe nen Fuß in der Tür. Von ihrer Seite gibt’s Zweifel an Andy, mein Auftauchen hat die Beziehung zu ihrem Macker mehr, als nur angekratzt. Und auf Andys Seite dürften die Zweifel noch größer sein. Er weiß schließlich, dass die Frau, die er heiraten will, die Mutter seiner zukünftigen Kinder, ihn betrogen hat. Also, ich würde sie an seiner Stelle nicht zurücknehmen, sondern in die berüchtigte Wüste von Zion schicken. Das sagt derjenige, der die untreue Frau als Lebenspartnerin haben will. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich selbst schizo werde.<<

>>Ja ja, die Liebe.<< grinste Matthew. >>Da ist nix mehr mit Ratio. Hoffentlich denkste wenigstens aus dem Bauch und nicht nur mit der Schwanzspitze.

>>Danke, das habe ich mich auch schon gefragt. Ratio ist auf jeden Fall abgehakt. Stellt euch vor, in dieser bizarren Situation haben Laila und ich letztens schon zu flaxen angefangen, wie hoch der Brautpreis wohl sein wird, den ich an ihren Alten abdrücken darf. Sie sagte, das würde moderat sein, wenn wir die Familie von Milhomme aus ein bisschen finanziell unterstützen können. Da wird der arme Kubva im Falle des Falles wohl ein paar Mäuler in Asiin zu stopfen haben. Das würde ich aber gerne machen. Ich will nur endlich Klarheit haben, was mit dem Typen ist. Das geht bei ihr permanent hin und her. Mal will sie mit mir zurück in den Asiin gehen, dann bekommt sie ne Textnachricht von Andy und alles vorher Gesagte verdampft genau so schnell, wie die von einem Schwarzen Loch angezogene Sternenmasse.<<

Das Rauschen des Meeres drang auf die Veranda. Kubva erhob sich und ging zum Holoprojektor. Dort schob er einen neuen Musikkristall in die Öffnung. 

>>Ich kann mir ein Leben mit Laila gut vorstellen. Andererseits bekomme ich ein bisschen Muffen, wenn ich daran denke, was auf mich zukommt. Sie will möglichst schnell heiraten. Ich würde das derzeit nur buddhistisch machen, also intergalaktisch gesehen eine unverbindliche Sache, aber für die Landbevölkerung ausreichend, um ohne Schande zusammen leben zu können. Ich weiß nicht, ob ich trotzdem ein kleiner Bigamist bin. Denn noch bin ich mit dem Zulumädel verheiratet, das ich vor zwölf Jahren bei meinen Reisen auf Punt Ababa kennengelernt habe. Die Scheidung ist zwar eingereicht, aber noch nicht vollzogen. Probleme über Probleme. Jedes Mal, wenn die in meinem Kopf überwiegen, ziehe ich mich aufs Lustprinzip zurück. Ein bisschen poppen, bis der Typ kommt und dann weitersehen. Das tut mir aber nicht besonders gut. Wenn ich eine Frau liebe, will ich mich fallen lassen können und nicht die ganze Zeit berechnend abchecken müssen.<<

>>Na ja, in ein paar Tagen weißt du mehr.<< sagte Zyb’L. >>Und wir sind ja wohl noch da, wenn das mit der Urlaubsanfrage bei DeeVa klappt. Dann können wir dich im Falle eines Falles etwas aufbauen.<<

>>Ja, danke. Das weiß ich zu schätzen. Dieses Hin und Her macht mich kirre. Mal ist Andy ihre große Liebe, mal hat er sie zu sehr verletzt. Das Beste aber ist, dass sie nicht checkt, dass sie diejenige ist, die Scheiße gebaut hat, als sie mich flachgelegt hat. Das wäre ja als Ausrutscher, als einmalige Sache auch noch okay gewesen. Aber sich wochenlang durchbumsen zu lassen, bevor der potentielle Ehemann kommt, ist schon ein Hammer. Wie soll ich das alles einordnen? Zum Beispiel ihr Interesse an Milhomme, daß sie immer nachfragt, wie denn das Leben dort ist, das zeigt echtes Interesse. Und ihre Forderungen nach Sex, Sex und noch mal Sex, unsere immer tiefere Vertrautheit, die ganze Zeit, die wir zusammen verbringen. Ihr bekommt es ja mit, daß wir ziemlich viel zusammen sind. Leider befindet wenigstens sie sich dabei hauptsächlich in der Horizontalen. Ich verstehe eh nicht, wie die Frau mehr als die Hälfte des Tages schlafen kann. Und dann immer noch müde ist und immer über irgendwelche Wehwehchen klagt.<<

>>Ich denke mal,<< fiel Matthew ein, >>dass diese, laß es mich ’Schwäche’ nennen, an ihrer Situation, emotional zwischen zwei Männern zu pendeln, liegt. Das kann mit der Zeit ganz schön an die Materie gehen.<<

>>Mag sein. Ich habe aus meiner letzten Beziehung jedenfalls eins gelernt: es bringt überhaupt nix, permanent Entschuldigungen für das Verhalten seines Partners zu finden. Dieses Mal schaue ich mir alles viel abgeklärter an. Darum habe ich ja auch Bedenken, was da in Asiin auf mich zukommen kann. Verbindlich wird das bestimmt, aber hoffentlich nicht völlig einengend. Wenn ich nicht gewisse Freiräume behalten kann, werde ich laufen gehen. Ich kann mir zwar vorstellen, auf Vieles zu verzichten, quasi die Lehre Buddhas anzunehmen, mich von den weltlichen Reizen nicht mehr einfangen zu lassen, aber irgendwo ist eine Grenze. Andererseits glaube ich, dass ich dort mehr Zeit für mich habe, als hier. Denn Laila dürfte schließlich mit ihrer Familie beschäftigt sein.<<

>>Versuch doch einfach mal abzuschalten.<< meinte Zyb’L mitfühlend. >>In ein paar Tagen weißt du mehr. Dann ist der Zwiespalt zwischen Liebe und Lustprinzip zu Ende. Und ich würde versuchen, die Hoffnungen so weit, wie möglich runterzufahren. Dann ist die eventuelle Enttäuschung nicht so groß. Und die kann möglicherweise massiv sein. Du kennst den Spruch „old firestick easy to catch“...<<

>>Ja, kenne ich.<< fiel ihr Kubva ins Wort. >>Ich meinte zu ihr, sie soll das ganze Gerede sein lassen. Wenn sie Andy gegenüber stehen wird, macht ihr Herz wahrscheinlich ’Buuumm’ und aus ists mit Kubva. Aber sie fängt dann wieder an, dass er sie zu sehr verletzt hat. Die Gefühlswelt der climaktischen Frauen ist einfach zu exotisch, um von uns Kopfmenschen durchschaut und angenommen zu werden. Du hast Recht, Zyb’L, am besten wäre es, einfach abzuwarten. Nur ist warten das, was ich am allerwenigsten kann. Dafür bin ich zu sehr ein Macher. Und ich bin von ihrer Art, der Spontanität und der Intimität, ihrer Verrücktheit und ihren geheimnisvollen Augen so eingefangen, dass es verdammt anstrengend ist, einen klaren Gedanken zu fassen. <<

>>Matthew griff in seine Tasche und holte eine Packung mit Spliffs hervor. >>Hier, Jung, rauch dir jetzt mal ne gut geladene Tüte und versuch nen bisschen zu relaxen.<<

>>Danke, Matthew.<< Kubva nahm einen Joint. >>Versuchen kann man es ja mal. Aber, was denkst du, was ich die ganze Zeit schon mache. Runterrauchen bringt so viel auch nicht. Ich merke einfach, dass ich dann noch weniger mehr Herr über mich bin. Das ist ja nüchtern schon schlimm genug. Sobald die Frau weg ist, vermisse ich sie. Wenn wir zusammen sind und ich kurz etwas erledigen muß, beeile ich mich wie ein Irrer, um sie möglichst schnell wieder zu sehen. Und ich bekomme nix mehr von dem hin, was ich mir vorgenommen habe. Alles andere wird unwichtig neben ihr.<<

>>Ich glaube, das nennt man Liebe.<< grinste Zyb’L. 

>>Ich habe nie eine romantischere und gleichzeitig wildere und unklarere Zeit erlebt, als die letzten Wochen mit Laila. Ich hoffe, dass Andy in ein paar Tagen Gentleman genug ist und ohne Gewalt und Zickerei den Rückzug antritt. Bis zu dieser Entscheidung in ein paar Tagen werden auch noch so viele Joints, die durch meine Lunge gehen die Nervosität nicht abstellen. Erst wenn Laila kommt und sagt „Kubva, mit Andy ist es vorbei. Laß es uns zusammen versuchen“, werde ich relaxen. Das ist dann das Ende der Schizophrenie. Kein „ich liebe Andy“ mehr, kein Gelaber mehr über Heirat und Kinder mit einem Typen auf einem anderen Planeten, sondern konkrete Fakten zwischen ihr und mir. Dann werde ich mal die Zügel in die Hand nehmen. Eigentlich will ich sie nämlich erst zur Frau nehmen, wenn sie auch mein Leben auf Milhomme kennengelernt hat und wir beide merken, okay, das passt alles.Kubva räkelte sich in der Hängematte. Matthews Joint qualmte zwischen seinen Lippen. >>Wenn ich aufgeraucht habe, gehe ich schlafen. Manchmal ist es angenehm, auch mal eine Nacht ohne sie zu verbringen. Da habe ich die Matratze wenigstens für mich allein.<<

>>Komm, gib zu dass du sie schon vermisst.<< frötzelte Zyb’L. >>So intensiv, wie du von ihr erzählst.<<

>>Nee, ehrlich. Ich habe noch ein bisschen an der letzten Story von ihr zu knabbern. Ich werde dafür verantwortlich gemacht, dass ihr Goldkettchen verschwunden ist. Laila wollte letztens unbedingt ein bisschen tanzen gehen. Also sind wir auf zwei Stunden im Full Orbit Club eingelaufen, wo sie immer den neuesten climaktischen Sound spielen. Sie hat ein bisschen getrunken und tierisch abgezappelt. Mir hat das Zugucken richtig Spaß gemacht. Tanzen kann sie wirklich wie eine Göttin. Dann gings direkt nach Hause und wir haben geschlafen. Am nächsten Morgen hat sie gemerkt, dass das Armband weg war.<<

>>Wenn sie so wild abgezappelt hat,<< sagte die Frau, >>kann es doch auch sein, dass sie die Kette im Club verloren hat.<<

>>Das habe ich ihr auch gesagt. Sie ist aber überzeugt von ihrer Version. Sie hat mir erzählt, dass vor ein paar Tagen wohl jemand in der Nacht hier rumgeschlichen ist. Kein Climaktiker! Laila meint, das wäre einer dieser auf dem Planeten Gestrandeten, die ihre Unis alle versoffen und in den Puffs verfickt haben.Und dann immer auf der Suche nach neuer Kohle sind. Jedenfalls hat er wohl während wir schliefen mit seiner Taschenlampe durchs Fenster ins Schlafzimmer geleuchtet und alles abgecheckt. Als sie mich wecken wollte, kam von mir angeblich nur irgendein Gebrumme. Und jetzt ist sie überzeugt, dass solch ein Typ in der Nacht nach dem Full Orbit Club in unser Zimmer gekommen ist. Ich hatte sie nach dem Club ins Bett gebracht und war noch kurz mit Baty, der zu Besuch kam, am Strand, um unter den Sternen ne Tüte zu rauchen. Dabei soll ich vergessen haben, die Tür zuzumachen. Also ist der Typ rein und hat der durch den Alkkonsum im Halbkoma schlafenden Laila das Kettchen von der Hand gefummelt. Wilde Geschichte, sage ich nur.<< Kubva machte die typische Handbewegung des Reibens der Fingerspitzen, wenn es um Unis ging. >>Und zahlen darf ich bestimmt auch noch, nämlich für nen neues Kettchen.<<

>>Phantasie hat die Kleine,<< sagte Matthew. Irgendwie kann ich verstehen, dass du hinter all diesen Kleinigkeiten eine Strategie von ihr siehst. Das Verhalten von Laila ist ja nicht gerade vertrauensfördernd. 

Kubva zerdrückte die glühende Spitze seines zu Ende gerauchten Spliffs im Ascher. Er kroch langsam aus der Hängematte. Seine Augäpfel waren von unzähligen roten Äderchen durchzogen. Er räkelte sich und begann zu gähnen. >>Ich gehe jetzt ins Bett.<<

>>Ich auch.<< kam von den beiden Kollegen die Antwort im Chor. Die drei zogen sich in ihre Zimmer zurück, nachdem Kubva das Licht auf der Veranda gelöscht hatte. Im Hintergrund ertönte das ewige Rauschen der Brandung.

27

Ein jeder, der heut Hanfbau treibt, 

nie auf den Stengeln sitzen bleibt,

weil Hanf zu aller Nutz und Frommen, 

wird einem jedem abgenommen.

Wie’s nach der Ordnung sich gebührt,

ist auch ein Festpreis garantiert, 

wobei die gute Qualität

auch höher noch im Preise steht.

Drum soll ein jeder danach sinnen,

nur beste Faser zu gewinnen.

(Aus der lustigen Hanffibel, 20. Jh)

>>Ich bin mal gespannt, wie eine Industrieanlage auf diesem Planeten aussieht.<< Bekkele saß neben seinem Vater, der den Turbogleiter selbst steuerte. >>Wie lange werden wir bis Muti brauchen, Vater?<<

>>Wenn keine starken Gegenwinde aufkommen und unser Trek keinen Auriten-Schmeißfliegen begegnet, die wir erst vom Himmel holen müssen, werden wir in zwei Stunden da sein.<< Der Negus warf einen Blick auf die Armaturen, die vor ihm angebracht waren. >>Ich schalte jetzt auf den Autopiloten um. Dann können wir noch eine Runde in die Schlafkammern gehen. Ich kann auch noch etwas Ruhe gebrauchen. Dadurch, daß wir so früh aufgestanden sind, habe ich gerade mal drei Stunden geschlafen.<<

>>Das ist eine gute Idee.<< Der Junge aktivierte den Kommunikator. >>Bienenkönigin an Schwarm. Wir schalten auf Automatik und ruhen uns noch etwas aus. Nehmt uns in die Mitte und weckt uns kurz bevor wir das Ziel erreichen.<<

>>Biene eins an Königin.<< antwortete es aus der Schallmembran. >>Wir haben verstanden. Bienen zwei und vier gehen oben und unten, drei und fünf links und rechts, sechs und sieben als Rückendeckung und wir selbst vor Ihnen in Position. Unsere Aufklärungsdrohnen haben einen freien Luftraum für die nächsten vierhundert Kilometer gemeldet, die Annäherungsautomatik und die Abwehrschilde sind aktiviert, es dürfte keinerlei unvorhergesehene Zwischenfälle geben. Ich wünsche angenehme Ruhe.<<

>>Danke, verstanden und Ende.<< Bekkele beobachtete, wie sein Vater sich aus dem Pilotensitz erhob und in den Kabinenraum ging. Er folgte nachdem er einen letzten prüfenden Blick auf die Instrumententafel geworfen hatte. >>Die zwei Reporter scheinen ja ganz in Ordnung zu sein. Das war eine gute Idee, sie mitzunehmen.<<

>>Ja,<< antwortete der Negus, ich habe letztens schon zu Zulu gesagt, daß wir die Presse viel mehr für unsere Zwecke einsetzen müssen. Mir scheinen die zwei auch ganz okay. Clever meinte, daß sie die Auriten nicht riechen können. Da sind sie bei uns genau richtig. Viele unterschätzen die Macht des Wortes. Obwohl ich nicht glaube, daß DeeVa tatsächlich Fakten über die Situation auf diesem Planeten berichten wird. Das wird bestimmt wieder so ein typischer, weichgewaschener Beitrag mit Halbwahrheiten. Das will ich aber gar nicht den zweien in die Schuhe schieben. Bis so eine Reportage mal gesendet wird, sind viele Hände im Spiel, die daran rumfummeln.<<

Die zwei kamen bei den Schlafkabinen an. Neben dem Singen der Triebwerke vernahmen sie das Sägen schnarchender Männer. 

>>Ich wünschte, ich könnte so entspannt sein, wie die Leute hier.<< seufzte der Negus. >>Ich weiß jetzt schon, daß ich kein Auge zutun werde. Aus Sorge, was sich während unserer Reise in Uhuru alles tut. Da hilft auch nicht zu wissen, daß Ona gestern Abend von den Bergstämmen zurückgekommen ist und für Ordnung sorgt. Auf Punt Ababa würde ich ihm problemlos die Geschäfte überlassen, aber hier? Egal, ich wünsche dir ein paar Stunden Ruhe, mein Sohn.<< Der Mann zog den Vorhang zu seiner Liege zurück und legte sich hin ohne vorher seine Kleidung oder Schuhe auszuziehen. Er strich sich über seinen Bart und starrte an die Kabinendecke. 

>>Ja Vater, ich wünsche dir auch Ruhe. Aber sie kann nur aus deinem Inneren kommen.<< Bekkele verdrängte den schweren Gedanken. >>Versuch, etwas zu entspannen, Vater.<< Er machte es seinem Vater nach und legte sich in voller Montur auf die Matratze. Dort lauschte er den Schnarchgeräuschen der Anderen, bis er selbst in einen Schlummer abdriftete. 

Er träumte von einem wilden Bergland, das mit einer dichten, saftiggrünen Vegetation bewachsen war, aus der nur die hohen, bizarr geformten Berggipfel hervorragten. Er befand sich in einer Siedlung, die von Rastafarians auf einer Lichtung errichtet hatten. Es war Abend, die Zeit des türkisfarbenen Zwielichtes nach dem Untergang von Gamga. Im Hintergrund hörte er das rhythmische Tamtam einesTrommelensembles und dazu tiefe, monoton klingende Gesänge, als würde ein Text zum Takt der Schlaginstrumente rezitiert werden. Er war nicht allein, sondern umgeben von einer Gruppe Rastafarians, die um ihn herum hockten und ihn erwartungsvoll anschauten. Ein alter Mann kam auf ihn zu und gab ihm einen Becher mit einer leuchtendgrünen Flüssigkeit. >>Trink, Inkulu.<< Der Junge nahm das Gefäß und trank. Er kostete eine der sirupartigen Flüssigkeit, die süß und herb schmeckte. Sie floß Hitze verströmend seinen Rachen hinunter. Er schloß seine Augen und bemerkte, wie sich sein Körpergefühl schlagartig veränderte. Als er hintenüber fiel,hatte irgend jemand ein Kissen in seinem Rücken platziert. Bekkele hatte das Gefühl, als würde er in seine Moleküle aufgelöst werden, als würde seine DNS neu programmiert. Er spürte, wie er schwitzten und unkontrolliert am ganzen Körper zitterte. In seinem Inneren liefen Bilder wie Holos ab, Bekkele sah sich gleichzeitig als Embryo, als Kind, als alten Mann und blickte auf ein Denkmal, das ihm die Bewohner von Green Dream nach seinem Tod setzen würden. Das Tamtam der Trommeln bestimmte den Rhythmus der Bilder, die in ihm abliefen. Er sah und sah und bekam Angst vor dem fremden, unkontrollierbaren Gefühl, Angst vor den Visionen, Angst vor dem, was er noch alles sehen würde. Er kam ihm so vor, als schrie er seine Angst heraus, aber niemand schien ihn zu hören. Das Zittern seines angespannten, schweißnassen Körpers steigerte sich zu einem Schütteln, das ihn auf dem Kissen hin und herwarf. Bekkele riß seine Augen auf und blickte in das grelle Licht einer Cannaluxbirne. Jemand schüttelte ihn an der Schulter. >>Bekkele wach auf!<< hörte er eine Stimme sagen. >>Wir sind gleich in Muti.<< Jetzt erinnerte er sich, daß er sich mit Vater, Schaafwalker und Zulu in einem Turbogleiter auf dem Weg zu den Hanffabriken befanden. Er rieb sich die Augen, schüttelte den Schlaf ab und erhob sich von der Liege. Er sah Luke Schaafwalker im Gang stehen, der ihn mit einem merkwürdigen Blick ansah. 

>>Mensch, du mußt ganz schön intensiv geträumt haben. Du hast gezittert und ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich dich endlich wach hatte.<<

>>Ja, ich habe geträumt. Und schön war es nicht gerade. Ich habe aber jetzt keine Lust, darüber zu sprechen.<< Er streckte sich und ließ seine Gelenke knacken. >>Wir sind gleich da, hast du gesagt? Wo sind denn die anderen?<<

Die sind schon vorne und essen noch einen Happen, bevor wir landen und es in die Fabriken geht. Hast du keinen Hunger?<<

>>Nein danke. Ich habe vorhin eine von diesen Konzentrattabletten aus Hanfsamen genommen. Die halten mich den ganzen Tag satt. Aber Durst habe ich. Komm, laß uns zu den anderen gehen.<< Die zwei Männer gingen in den vorderen Teil des Turbogleiters, wo Zulu sich mit den zwei Journalisten von DeeVa intensiv unterhielt. 

>>Mein Vater ist in der Steuerkapsel, nehme ich an?<<

>>Ja, sagte Zulu, >>er wollte die Landung selbst durchführen. Und hast du gut geschlafen?<<

>>Nicht gerade. Ich hatte wieder so einen komischen Traum, wie ich sie ab und zu mal habe. Aber das ist jetzt egal.<< Er schaute aus einem Fenster. >>Schaut mal, da unten. Das muß Muti sein.<<

Die Männer sahen unter sich eine Ansiedlung, die mit ihren großen Komplexen, schnurgeraden Straßen und dichtgedrängten Häusern ganz nach einem typischen Industriestädtchen aussah. Der Turbogleiter verringerte seine Höhe und flog dabei eine langgezogene Schleife. Die Flugkünste von David Makonnen waren so perfekt, daß der Ruck bei der Landung auf dem Rollfeld des Städtchens kaum spürbar war. Die Maschine glitt in ihre Endposition, als sich am Terminal ein Tor öffnete und ein Zerogravfahrzeug auf sie zukam. Als es nahe genug war, erkannte Bekkele, daß der Ökologe Greenthumb das Fahrzeug selbst steuerte. 

In dem Moment gingen die letzten Maschinen der kaiserlichen Eskorte auf der Landebahn nieder und gingen rund um den Gleiter des Negus in Position. Die Kabinentür von Biene Eins öffnete sich und der Negus verließ als erster die Maschine, nachdem aus den anderen Gleitern per Kommunikator die Freigabe bezüglich der Sicherheit mitgeteilt wurde. 

Greenthumb hatte sein Fahrzeug verlassen und lief über den Cannasphalt auf die Gruppe des Kaisers zu. >>Guten Morgen, Majestät, guten Morgen die Herren,<< sagte er mit einem Lächeln, >>ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug.<<

>>Guten Morgen Herr Greenthumb.<< Es war Zulu, der für die Gruppe antwortete. >>Ja, die Reise verlief alles planmäßig und ohne jeden Zwischenfall. Wir hatten sogar etwas Zeit, uns noch auszuruhen. Wie sieht es denn vor Ort aus? Hat alles in ddr Kürze der Zeit noch geklappt? Sind unsere Agenten eingetroffen und in die besprochenen Positionen gegangen?<<

>>Mein Verbindungsmann zu ihren Geheimdienstleuten hat mir von keinen Problemen berichtet. Aber wenn Sie wollen, höre ich direkt noch mal nach. Das ist vielleicht besser, bevor wir aufbrechen.<<

>>Das wäre nett von Ihnen. Im Normalfall sind die Makonnens nicht so nervös und sicherheitsbedürftig. Aberr Sie kennen die Situation auf diesem Planeten ja selbst.<<

Der Ökologe lächelte Zulu zu und sprach in seinen Kommunikator, den er aus einer Jackentasche holte und wartete auf die Rückbestätigung. Seinem entspannten Gesichtsausdruck zufolge war die Antwort zufriedenstellend und er sagte. >>Es ist alles in Ordnung. Ihre Männer sind in Position, haben sich alle vor ein paar Minuten zum verabredeten halbstündigen Turnus gemeldet. Es gibt keine besonderen Vorkommnisse. Wie Zulu und ich besprochen haben, sind alle kaiserlichen Personen heute inkognito unterwegs. Ich sehe, es haben auch alle in Mitglieder dieser Gruppe Zivilkleidung an. In den Fabriken wurde, wie besprochen, eine Delegation Jiddas aus Zion angekündigt, die sich über den Stand der Dinge und über die Wirtschaft des Planeten informieren möchte, bevor sie ihr Kapital in der Cannabisweiterverarbeitung investieren. Eine Frage noch, möchte jemand etwas essen, bevor wir starten?<< 

Zulu blickte zu seinen Begleitern, die alle den Kopf schüttelten. >>Ach, bevor ich es vergesse,<< meinte er, >>dies sind Gaido Blanco und Locke Mayo von DeeVa Holovision, die zwei Journalisten, von denen wir gestern gesprochen haben.<<

Greenthumb machte einen Schritt nach vorne und schüttelte den zwei Männern die Hand. >>Guten Tag, Greenthumb. Ich stehe Ihnen für alle Ihre Fragen natürlich zur Verfügung und freue mich über Ihr Interesse an der Hanfproduktion von Green Dream.<< Er blickte in die Runde. >>Ich würde vorschlagen, wir steigen ein und fahren zur ersten Fabrik.<< Er machte eine einladende Geste in Richtung des Fahrzeuges und ging zur Tür, um sie dem Negus zu öffnen. Die Männer stiegen ein und das Gefährt hob sich langsam in den Himmel.

>>Hier in Muti gibt es nicht viel Flugverkehr.<< bemerkte der Ökologe. >>Die Luftraumschneisen sind meistens durchAgro-Zerogravplattformen verstopft, die neue Rohstoffe aus den Anbaugebieten im Süden heranbringen. Unser Flug wird übrigens nur wenige Minuten dauern.<<

Ehe die Insassen sich einen Überblick aus der Luft verschaffen konnten, setzte das Fluggerät schon zur Landung vor einem großen, weiß gestrichenen Flachbau an. Die nördliche Seite des Gebäudes wurde von einer Gruppe massiver Silotürmen dominiert. Vor der Fabrik waren ein paar Grünflächen angelegt worden, die von Beeten umgeben waren, wo die typischen Pflanzen des Planeten in einem bunten Miteinander wuchsen. 

>>Sie sehen hier eine Fabrik zur Herstellung von Baumaterialien. In der Produktionshalle werden die HanfschäbenÑ verarbeitet. Das sind die holzigen Teile des Pflanzenstengels. Eigentlich ist das ein Abfallprodukt aus der Faserproduktion, aber die Bewohner dieses Planeten werfen ungerne etwas weg. Daher wurde ein wenig nachgedacht und recherchiert und so finden die Schäben hier eine sinnvolle Verwendung. Sie werden in kleine Stücke zerhackt und bei einer ganzen Produktpalette von Bau- und Isolationsstoffen angewendet. Das fertige Material weist ein sehr gutes Feuchteabsorptionsvermögen von bis zu dreißig Prozent auf und besitzt vorzügliche Wärme- und Schalldämmeigenschaften, es ist unverrottbar, feuerfest, elastisch, fungizid und unverdaubar für jegliche tierische Schädlinge. Dabei besitzen die aus Schäben hergestellten Materialien ein äußerst geringes Gewicht. Die hergestellten Produkte sind vielfältig. Sie sind vorhin beispielsweise auf einer Plattform gelandet, die mit Cannasphalt beschichtet war, das ist eine Verwendung für die Schäben. Die Wände dieser Fabrik bestehen aus Hohlraumsteinen. Diese werden aus Schäben geformt und kommen unter der Bezeichnung Hanfstein in den Handel. Sehen Sie dort drüben an der Wand über dem Eingangstor den Rahmen mit der dekorativen Maserung, der den Namen der Fabrik einschließt? Das Material ist eine Spanplatte aus Schäben und wird Cannapress genannt. Weiterhin werden in dieser Fabrik Faserzementplatten, Trockenmörtel, Estrich und Gips aus Schäben hergestellt. Dabei sind die baubiologischen Qualitäten der Konstruktionsmaterialien äußerst hoch. Und ich möchte nochmals betonen, daß der Grundstoff für diese Produkte bisher nur als Abfall betrachtet wurde.<<

>>Faszinierend.<< murmelte Bekkele. Die anderen Insassen im Fahrzeug nickten zustimmend. Gaido Blanco hatte seinen Datengenerator aktiviert und machte Aufzeichnungen, während sein Kollege Locke mit seinem Gerät aus dem Fenster heraus Holobilder des Fabrikgebäudes und seiner Umgebung machte.

>>Ich möchte vorschlagen, daß wir diese Fabrik nicht im Detail von innen anschauen,<< sagte Greenthumb. >>Die Verarbeitung der Schäben sollte nur als Beispiel für die Vielseitigkeit von Cannabis dienen. Im Laufe der Führung kann ich Ihnen nämlich noch interessantere Produktionsabläufe zeigen. Sind Sie einverstanden?<<

>>Sie sind der Experte, Sie sind heute der Führer.<< antwortete der Negus nickend. >>Wir vertrauen auf Ihr Knowhow.<<

>>Gut, dann geht es jetzt weiter zu einer Fabrik, in der Lebensmittel aus Hanf hergestellt werden.<< Greenthumb aktivierte den Antrieb des Gefährtes. >>Im Übrigen sitzen Sie gerade in einer Maschine, die völlig aus Hanf hergestellt wurde. Alle Teile sind aus Cannabis hergestellt. Die Karosserie besteht aus Cannafaser und ist selbstregenerierend, sprich, kleinere Schäden, wie eventuelle Löcher oder Risse schließen sich von selbst. Die tragenden Teile, zum Beispiel der Rahmen sind aus verdichteter Cannafaser, die mit Carbonit versetzt wurde. So entsteht ein Material, das hier Eternit genannt wird. Sie schauen gerade durch Cannatrans, so nennen wir diesen transparenten, gläsernen Stoff. Es ist das gleiche Material, das auch für die Beleuchtungseinrichtung des Fahrzeuges verwendet wurde. Der elektrische Strom und die Kommunikationsdaten fließen durch Leitungen aus Cannafiber. Und jetzt kommt das Außergewöhnlichste. Der Antrieb dieses Fluggerätes ist kein gewöhnlicher Fusionsmotor, den man überall im Universum seit Jahrhunderten kennt, sondern es ist ein sogenannter Verbrennungsmotor.Dieses Prinzip wurde vor Jahrtausenden auf der Erde von einem Mann namens Otto entwickelt. Hier wurde Otto’s altes Modell allerdings für die Nutzung in Antigravfahrzeugen modifiziert. Gespeist wird dieser Motor mit Kraftstoff aus Hanf, der mit Luft gemischt in einer Verbrennungskammer gezündet und über Düsen in Schubkraft umgewandelt wird. Auch die für Antigravgeräte nötige Energie zur Neutralisierung der Schwerkraft wird aus Hanf gewonnen.<< Greenthumb atmete tief durch. >>Jetzt habe ich sehr viel geredet und Sie mit Informationen über Hanfprodukte bombardiert. Die nächsten Minuten halte ich mich zurück. Bis wir bei unserem nächsten Ziel ankommen, genießen Sie doch bitte den Ort ein wenig aus der Vogelperspektive.<< Er schaute die Männer an, die ihm mit zustimmenden Gesten signalisierten, daß sie sein Angebot gerne anahmen. 

Die Insassen schauten durch die Fenster aus Cannatrans. Ein großes Ausmaß schien Muti nicht zu besitzen, der Ort beherbergte vielleicht mehrere tausend Einwohner. Das größte Gebäude des Städtchens schien das Einkaufszentrum zu sein, das neben dem universal verbreiteten Kom-Uni Megamarkt vielen kleineren Geschäften Raum bot. Der große Parkplatz des Konsumtempels lag direkt an der Hauptstraße am nördlichen Ausgang des Ortes und wirkte im Vergleich zum stattfiundenden Verkehr völlig überdimensioniert. In Richtung des Ortskern schlossen sich die geisterhaften Fassaden der Gebäude an, in denen sich früher einmal Geschäfte befanden, bevor der gesamte Kommerz in das Einkaufszentrum verlegt wurde. An den allmählich zerfallenden Fronten der Häuser bröckelten Putz und Farbe ab, die Fensteröffnungen waren glaslos oder zugenagelt und wirkten wie in eine bessere Vergangenheit starrende Augen. An einigen Stellen hatte sich die durch die Errichtung der Gebäude einstmals verdrängte Natur ihren Platz zurückerobert und garnierte den Verfall mit Sprenklern von Grün.

>>Das scheint überall das Gleiche zu sein,<< bemerkte Locke zu seinem Kollegen Blanco. >>die kleinen Läden mit Herz und Atmosphäre, die den Orten ein Herz geben, verschwinden. Geschäfte, die mit ihren speziellen Produkten, den verschiedenen Gerüchen, Früchten, Dialekten und Eigenheiten eine Identität gegeben haben, werden verdrängt von der universal standardisierten Produktpalette von Kom-Uni.<< Er ließ seinen Datenprojektor über den Einkaufskomplex schwenken. >>Die gleichen Bilder könnte ich auch in Millhomme,Gou oder in Klito machen. Es ist einfach nur traurig.<<

Neben dem Einkaufszentrum waren es nur die Verarbeitungskomplexe für Cannabisprodukte, die als große Strukturen im Stadtbild dominierten. Der Ort wurde von einem breiten Kanal zerschnitten, der Wasser aus den in einiger Entfernung am Horizont sichtbaren Hügeln des Südens herbeiführte. Vier mit ästhetischen Schwingungen errichtete Brücken, die auf mächtigen, im Wasser verankerten Pfeilern ruhten, verbanden das nördliche mit dem südlichen Ufer. Die Männer konnten aus ihrem Antigravfahrzeug sehen,wie Männer an den Ufern mit Angelruten standen oder auf kleinen Dreibeinen saßen. Unter bunten Sonnenschirmen gab es im Schutz des Schattens alle möglichen Mahlzeiten und Snacks und Getränke zu kaufen . Die den Ort umschließende hohe Mauer, die das Hochwasser zurückhalten sollte und das Städtchen vor den regelmäßigen saisonalen Überschwemmungen schützte, war mit bunten Schriftzügen, abstrakten Mustern und bizarren Gesichtern der Graffitikünstler überzogen. 

Der Kanal trennte das öffentliche Muti mit seinen Geschäften, Vergnügungseinrichtungen, Schulen, Verwaltungsgebäuden, Banken und den an der Peripherie gelegenen, Villenvierteln mit weiten Alleen und großzügigen Grünanlagen von den Wohngebieten der Arbeiter. Dort dominierten kleine, enge Sträßchen, an deren Rändern sich weißgetünchte, einstöckige Reihenhäuser mit kleinen Vorgärten befanden. Wo mehrere Straßen aufeinander trafen waren kleine Plätzchen mit winzigen Parks angelegt, in denen alte Männer auf Bänken saßen, sich unterhielten, Zeitung lasen oder in die Luft starrend große Rauchkringel mit ihren Joints produzierten. Überall liefen kleine Kinder in ihrer nie endenden infantilen Aktivität herum. 

>>Die müßten doch eigentlich alle einen Schutz vor der Gamgastrahlung tragen.<< bemerkte Schaafwalker. Der Ökologe nickte. >> Ja, unter den Bewohnern des Planeten ist es allerdings üblich, nicht die klobige Schutzkleidung zu tragen, sondern sich mit den Gürteln aus der lokalen Produktiongegen dieStrahlung zu schützen.<<

Mit den Hügeln im Süden, dem Kanal mit klarem Wasser aus den Quellen im Hochland, den bunten Tupfern von Bougainvillea, Rosen und blühenden exotischen Pflanzen von allen möglichen Planeten, die unter Gamgas Strahlung gedeiten und farbenprächtig aus dem satten Grün der Hochebene herausstachen, konnte der Betrachter es fast vergessen, daß es sich bei Muti um eine Industrieansiedlung handelte. Die für die Existenz der Stadt essentiellen Fabrikkomplexe lagen am Rande der Arbeitersiedlungen im Norden. Sie hatten nichts mehr mit dem Grau und dem Schmutz der lange vergangenen Industriezeitalter gemeinsam. Die Produktionsstätten waren in große Gärten integriert, die parkähnliche Ausmaße hatten. Raffinierte Wasserspiele, muiskalische Berieselung und projizierte Farbkompositionen an den Wänden der Gebäude erzeugten für die Beschäftigten eine Atmosphäre, die entspannend wirkte und die Arbeit wie eine Freizeitbeschäftigung erscheinen ließ.

>>Das sieht ja alles sehr schön hier aus.<< bemerkte Bekkele nach einer Weile. >>Für die Arbeiter wurde von Aurus offensichtlich einiges getan. Ich werde das Gerfühl nicht los, daß damit allerdings nur erreicht werden soll, daß die Massen ruhig bleiben. Trotz aller Bemühungen scheint es einen krassen Unterschied zwischen arm und reich zu geben, wenn ich die von oben gesehenen Stadtteile und ihre Strukturen richtig interpretiere. Ich vermisse die Anzeichen für das Bestehen einer Mittelschicht, die in der Regel solche Trennungen auflockert und überbrückt.<<

>>Eine Mittelschicht in dem Sinne gibt es nicht mehr.<< meldete sich Greenthumb zu Wort. >> Sie ist mit den Händlern und Ladenbesitzern zugrunde gegangen. Hingerichtet durch die multiplanetaren Handelsgruppen. Heute sieht es so aus: entweder man ist von diesem Planeten, dann gehört man zur arbeitenden Mehrheit, zum Proletariat und wohnt neben den Fabriken in den Reihenhäusern im Norden.<< Er machte eine resignierende Geste. >>Oder man kommt von Aurus, von Uchtan, Zion oder Morning Star, von einem anderen Planeten. Dann ist man irgendein Vertreter, ein Funktionär, ein Bänker, Militär oder ähnliches. Dieser zugezogene Außerplanetarische ist automatisch Teil der Oberschicht und bewohnt seine schöne Villa mit einheimischem Personal und allen anderen Raffinessen im Südteil der Stadt. Brückenpersonen, wie ich mich selbst betrachte, die beide Schichten zu verbinden suchen, sind die absolute Ausnahme.<<

>>Das ist typisch für die Auriten.<< ließ sich der Negus vernehmen. >>Eine Mittelklasse, die Ober- und Unterschicht verbindet, die Möglichkeiten des Aufstiegs, aber auch ein Kissen gegen den wirtschaftlichen Absturz bietet, ist nicht ihr Ding. Es paßt nicht zu einer Politik der Härte, daß sich die Unterdrücker mit den unterdrückten Massen in der Mitte treffen. Das müssen wir ändern. Wir müssen den Arbeitern die Möglichkeit zum gesellschaftlichen Aufstieg geben. Wir müssen Bildungseinrichtungen und mehr Dienstleistungsgewerbe schaffen. Vielleicht schaffen wir es, mit mehr Schulung und anschließenden Jobmöglichkeiten, nach einer Zeit diese starren Strukturen aufzubrechen. Es ist überhaupt nicht gesund für den sozialen Frieden, an einem Ort nur Fremde in leitenden Positionen zu haben. Die gesellschaftlichen Strukturen dieses Ortes erinnern mich an Schilderungen der beginnenden ersten industriellen Revolution in den Kolonien der mächtigen Industriestaaten auf unserem Ursprungsplaneten Erde. <<

>>Das ist nicht nur hier in Muti so.<< antwortete Greenthumb. >>Überall auf diesem Planeten werden Sie die gleichen Strukturen vorfinden.<< >>Jetzt verstehe ich langsam, warum David Makonnen auch der Rote Kaiser genannt wird. Ich kann mir nicht helfen, ich finde diese Leute immer sympathischer. Wie soll ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, sie zu hintergehen und zu verraten, so wie der Erste Administrator es mir aufgetragen hat?<< Er versuchte trotz des inneren Konfliktes einen gelassenen Eindruck zu machen. Das Fluggerät befand sich auf Sinkflug und er schaute aus der Fensteröffnung. >>So, hier ist unser zweites Ziel, die Cannafood-Fabrik.<< 

Das Gefährt senkte sich auf die Cannasphalt Plattform vor dem Eingang der Fabrik und die Insassen stiegen aus. Zulu warf einen kontrollierenden Blick über das Gelände und erkannte auf der Stelle zwei der von ihm für die Sicherheit der Gruppe beauftragten Makonnenagenten. Sie gaben dem um die Sicherheit besorgten Thinkman in ihrer Gestensprache zu erkennen, daß an diesem Ort alles in Ordnung sei. Beruhigt wandte er sich an den Negus. >> Meldung von unseren Agenten. Hier ist alles in bester Ordnung. Wir können unseren Rundgang beginnen.<<

Aus dem Eingang der Cannafood Fabrik kam ihnen ein Mann entgegen, dessen Gesichtsform verriet, daß er ursprünglich von Eastern Sun oder einem anderen von asienstämmigen Völkern besiedelten Planeten kam. 

>>Guten Tag, Herr Gleenthumb. Das sind die Besuchel von Zion? Seien Sie mil helzlich willkommen.<<

>>Guten Tag Herr Pang. Das sind die angekündigten, potentiellen Investoren. Ist alles für die Führung vorbereitet?<<

Ich habe mir die glößte Mühe gegeben. Bevol die Besichtigung beginnt, habe ich noch ein paar Kostploben aus unselel Helstellung volbeleitet. Vielleicht haben Ihle Besuchel Hungel?<<

Greenthumb schaute fragend in die Runde. >>Was denken die Herrschaften?<<

>>Wegen der fortgeschrittenen Zeit würde ich vorschlagen, daß wir sofort mit dem Rundgang starten.<< bestimmte der Negus. 

>>Haben wir am Ende vielleicht noch zehn Minuten Zeit, ein Interview mit Herrn Pang zu machen?<< Die Nachfrage kam von Locke Mayo, dessenangehende Korpulenz sein offensichtlich großes Interesse an der Lebensmittelproduktion unterstrich.

Zulu blickte auf sein Chronometer. >>Unter diesen Umständen würde ich vorschlagen, daß Sie und Herr Blanco sich in die Obhut von Herrn Pang begeben und wir mit Herrn Greenthumb die Führung durch die Produktion machen. Was halten Sie davon?<<

Greenthumb und Pang erklärten sich einverstanden. Locke und Gaido schauten sich an und nickten. >>Das ist ein guter Vorschlag, okay.<< sagte Locke. >>Herr Pang, entschuldigen Sie dieses überfallartige Verhalten. Sind Sie denn zu einem kurzen Interview bereit? Das können wir dann übrigens gerne in dem Raum durchführen, in dem Sie die Kostproben vorbereitet haben. Als Hintergrund für das Gespräch macht sich das bestimmt gut.<< 

>>Gelne, gelne, bitte kommen Sie.<< Die drei Männer gingen in das Gebäude, gefolgt von der anderen Gruppe, die sich unter der Leitung des Ökologen die Herstellung der diversen Lebensmittel erklären ließ. 

>>In dieser Fabrik werden frische Hanfblätter, die Samen befruchteter Weibchen und für die edleren Produkte auch THC-haltige Spitzen verwendet.<< Sie durchschritten den Eingang zu einer großen Produktionshalle. >>Diese großen Behälter da vorne sind gefüllt mit Cannacola und HerbfrischÑ. Die Produktion von Lebensmitteln auf Green Dream wird übrigens dadurch verteuert, weil wir das durch Gamga verstrahlte Wasser des Planeten erst durch ein Elektrolyseverfahren genießbar machen müssen. Es ist aber immer noch kostengünstiger, die fertigen Produkte hier zu produzieren, als ganze Tankfüllungen der Grundstoffe auf andere Planeten zu exportieren und dort fertigzustellen und in Flaschen zu füllen. Die hier verwendeten Flaschen sind übrigens aus Cannatrans hergestellt, was sie extrem leicht und quasi unzerstörbar macht.<< Die Gruppe durchquerte die von den Tanks dominierte Halle und begab sich in den nächsten großen Raum.

>>Ihnen fällt vielleicht schon jetzt auf, daß hier sehr wenige Menschen tätig sind. Die Auriten haben bisher alles verfügbare Kapital in die Produktionsautomatisierung gesteckt. Das hat den Effekt, daß wir unter den Einwohnern des Planeten bis zu zwanzig Prozent Arbeitslosigkeit haben, während sie bei den Immigranten so gut wie nicht vorhanden ist. Soziale Unruhen wurden bisher durch immer weiter abgebaute finanzielle Zuwendungen für die Betroffenen, und durch eine immer weiter gesteigerte Politik der eisernen Faust verhindert. Aber zurück zur Produktion. In diesem Raum werden frische Hanfblätter verarbeitet. Sie werden gereinigt, entstielt und portioniert, bevor sie in Folie aus Cannatrans in verschiedenen Größen eingeschweißt werden.<<

>>Dazu habe ich zwei Fragen.<< meldete sich Bekkele zu Wort. >>Müssen die Pflanzen nicht von den Gamgastrahlen entgiftet werden und wie wird die frische Ware konserviert?<<

>>Danke für den Hinweis, das habe ich völlig vergessen.<< Der Ökologe wirkte etwas verlegen. >>Als ich Ihnen gestern im Rahmen der altershemmenden Wirkung über die Antioxidanten referiert habe, hätte ich es erwähnen müssen. Diese mutierte Form des Cannabis ist die einzige von anderen Planeten eingeführte Pflanze, die nicht entgiftet werden muß. Die Mutation hat dazu geführt, daß es im Cannabis von Green Dream keine für den menschlichen Organismus giftigen Stoffwechselprodukte gibt. Die Strahlung wird von der Pflanze quasi neutralisiert. Und zu Ihrer zweiten Frage: Die Antwort stammt aus dem selben biochemischen Komplex. Die CBD, Sie erinnern sich an die Cannabidiolsäuren, hemmen in pflanzlichem Gewebe den Zerfallsprozeß, genauso, wie im menschlichen Organismus. Sprich, die Frischware wird zwar irgendwann schlecht, aber das dauert ungefähr zwanzig mal länger, als unter Normalbedingungen. Das Cannabis dieses Planeten konserviert sich mehr oder weniger selbst.<<

>>Das ist erstaunlich,<< meinte der Junge. >>Vielleicht sollte man versuchen, diesen Effekt auf andere Produkte zu übertragen.<<

>>Das wurde schon versucht.<< antwortete der Ökologe. >>Leider bisher ohne Erfolg. Und als nach Jahren endlich brauchbare Ergebnisse der Forschung in Sicht waren, hat Aurus derzeit im Hanfkrieg den Wissenschaftlern den Geldhahn abgedreht.<< >>Dieser Junge ist wirklich überdurchschnittlich intelligent, erfaßt Zusammenhänge, deckt Fehler auf und hat Visionen...<<

>>Dann werden wir die Forschung wieder ankurbeln, wenn wir hier erst mal Ordnung geschafft haben.<< bestimmte der Negus. >>Was meinst du, Bekkele, wäre das etwas für dich?<< Er warf einen väterlichen Blick auf seinen Sproß, der etwas hinter ihm neben Luke Schaafwalker stand und gerade ein paar Hanfblätter in der Hand hielt und sie genau betrachtete. >>Ja, Vater, das ist ein sehr guter Plan. Ich hättee große Lust darauf, mich mehr mit dieser Wunderpflanze zu beschäftigen.<<

>>das hätte übrigens nebenbei noch den Effekt, schon ein wenig am bestehenden Sozialgefüge zu rütteln.<< bemerkte Greenthumb, >>Denn die Wissenschaftler, die sich mit diesem Forschungsgebiet beschäftigen, stammen allesamt von diesem Planeten. Aber zurück zu den frischen Hanfblättern. Sie finden Verwendung in der einheimischen Küche, werden in Suppen und Salaten verwendet und dienen als frische Beilage im I-talÑ, der Nahrung der Rastafarians. Die Blätter sind übrigens sehr schmackhaft, leicht scharf und süßlich. Und der Konsum dieses Produktes macht nicht high, weildie Konzentration der Cannabinoide sehr gering ist. Um einen Effekt zu spüren, müßte man ein paar Kilo davon essen.<<

Die Gruppe zog weiter in den nächsten Raum, wo große Förderbänder eine Hydraulikpresse und einen Ofen immensen Ausmaßes mit Hanfsamen versorgten. Der Ökologe zeigte auf die Presse. >>Was Sie hier sehen, ist das Auspressen von Öl aus den Hanfsamen. Dies wird in einem Kaltverfahren gemacht, um die wichtigen Linolsäuren im Ölkomplex nicht zu zerstören. Die grünliche Flüssigkeit in dem Auffangbehälter dort drüben ist das Rohmaterial für eine weitere Palette von Produkten. Das gewonnene HanfölÑ ist ein hochwertiges Lebensmittel. Es wird überall in der Lebensmittelproduktion eingesetzt, wo Öle oder Fette benötigt werden, besipielsweise bei, der Margarineherstellung, bei Backwaren oder Speiseeis. Auf Green Dream haben wir uns auf die Herstellung des hochwertigsten Öls spezialisiert. Es wird exportiert und wird in geringen Mengen vor Ort bei der lokalen Herstellung von Nahrungsmitteln, wie beispielsweise dort drüben verwendet.<< Greenthumb ging auf eine Maschine zu, das neben dem Backofen stand. >>Hier stelllen wir Kraftriegel her. Die im Ofen gerösteten Samen werden mit Öl, Zucker und Teigmasse gemischt und dann mit Schokolade überzogen, abgekühlt und in die verpackung eingeschweißt. Von diesen Riegeln gibt es auch noch die Wellness-Variante, bei der Auszüge aus den Blüten der weiblichen Pflanze den bekannten altershemmenden Effekt hinzugefügt werden. Geröstete Samen werden in dieser Produktionshalle auch kandiert oder gesalzen. Danach werden sie abgepackt und gehen als Knabberei in den Handel. Und eigens für die Eßgewohnheiten der Rastafarians wird ein Getreidefrühstück mit zwanzig Prozent Hanfsamenanteil hergestellt.<< Greenthumb drehte sich zu der Besuchergruppe. >>Ja, das war auch schon fast alles. Zu erwähnen ist noch, daß in dieser Fabrik ein weiteres Wellnessprodukt hergestellt wird, das Cannafit heißt. Das ist ein Energydrink, der neben für den die Elektrolyse nötigen Mineralien wiederum die Blütenextrakte aufweist, die das Altern verzögern. Und es wird Tierfutter hergestellt. Dazu werden minderwertige Samen als Vogelfutter verpackt. Der HanfkuchenÑ, das ist ein nach der Ölgewinnung entstehendes Nebenprodukt aus der Presse wird zu Mastnahrung für Vieh verarbeitet.<<Die Gruppe hatte das Ende der Halle erreicht. Der Ökolge hielt den anderen die Ausgangstür auf und die Männer gingen einen Gang entlang, an dessen Ende die zwei DeeVa Mitarbeiter mit ihrem Gastgeber warteten. 

>>Haben Sie ihr Interview machen können?<< fragte Zulu die beiden. 

>>Ja, danke schön, es war sehr aufschlußreich.<< antwortete Blanco. 

>>Was man für leckere Sachen aus Hanf machen kann.<< fügte Locke enthusiastisch hinzu.

>>Ja, es ist wirklich faszinierend.<< unterstrich Luke. >>Was steht denn als nächstes auf dem Programm?<< wollte er wissen und schaute Greenthumb an. 

Dieser schaute auf sein Chronometer. >>Wir haben jetzt Hanf als Baustoff und Lebensmittelgrundstoff kennengelernt. Ich kann Ihnen noch die Papierherstellung anbieten, die Textilproduktion und die Verwendung als biomedizinisches Mittel. Allerdings muß ich feststellen, daß wir länger als erwartet für den Rundgang benötigt haben. Die gesamte Palette werden wir nicht schaffen. Ich muß in spätestens vier Stunden zurück in Gamara sein, könnte den Termin aber zur Not um eine Stunde nach hinten verschieben. Das bedeutet für mich, daß ich Ihnen noch zwei Stunden zur Verfügung stehe. Was interessiert Sie denn am meisten?<< Er musterte die Gesichter der Männer.

Bekkele hatte einen Vorschlag. >>Haben Sie ihr Zerograv auf dem Landefeld geparkt, wo auch unsere Schweber stehen? Wie wäre es denn damit: Sie erzählen uns auf dem Rückweg zu unseren Gefährten über die Textil- und Papierproduktion. Das mit der medizinischen Verwendung machen wir zu einem anderen Termin, ich halte das nämlich für zu wichtig, um es so nebenbei im Schnelldurchlauf zu behandeln. Vermutlich ist der Pharmakomplex auch sehr umfangreich. So kommen Sie durch uns nicht in Zeitnot und können ganz gemütlich nach Gamara zurückkehren.<<

>>Das halte ich für eine gute Idee.<< kam die Antwort. Wenn der Negus einverstanden ist?<< Der Ökologe blickte zum Kaiser. Der nickte zustimmend und sagte. >>Mein Vorschlag zur Hanfmedizin ist, das Ganze im Rahmen eines Vortrages zu machen. Ich kann mir vorstellen, daß nicht nur Dr. Jid, sondern eine ganze Reihe unserer Mediziner daran Interesse haben werden. Was halten Sie denn davon, daß dieses Thema die erste Vorlesung in unserer bald auf diesem Planeten eröffneten Außenstelle der SolomonidischenAkademie von Punt Ababa sein könnte?<<

>>Das würde mich sehr ehren Negus Makonnen. Ich bin mit diesem Vorschlag völlig einverstanden. Auf diese Weise habe ich sogar noch ein wenig Zeit gewonnen, um mich ausführlich vorzubereiten. Wann ungefähr kann ich denn mit dieser Gelegenheit, eine Rede vor Fachpublikum zu halten, rechnen?<< Der Negus zeigte auf Zulu. >>Mein Thinkman wird sich um alles kümmern und mit Ihnen absprechen. Ich denke mal, daß es in einer guten Woche soweit sein kann.<<

>>Nochmals vielen Dank für dieses Angebot. Tja, dann machen wir uns mal auf den Rückweg.<<

Greenthumb schritt der Gruppe voran, nachdem sich die Besucher von Herrn Pang verabschiedet hatten. Im Freien angekommen gab Zulu den Agenten auf ihren Posten ein Zeichen, daß sie sich zurückziehen könnten. Anschließend bestieg die Gruppe den wartenden Schweber, der sich langsam in die Luft erhob. 

Nach einigen Minuten allgemeiner Gespräche begann Greenthumb mit seiner Information über die Papier und Kleiderherstellung aus Hanf. >>In diesen zwei Produktionsabläufen geht es um die Verarbeitung der Hanffaser. Die Faser befindet sich am Stengel der Pflanze, es ist mehr oder weniger die Rinde um den Stamm der Pflanze. Die Gewinnung der Faser, auch Bast genannt, wird durch ein Verfahren, das sich Rösten nennt, vorbereitet. Das Rösten hat nichts mit einem Erhitzungsprozeß zu tun, wie der Name implizieren könnte. Um nicht zu weit auszuholen, möchte ich an dieser Stelle nur erwähnen, daß es hydrologische, biologische und chemische Verfahren des Röstens gibt. Alle Methoden dienen dazu, die Faser möglichst unbeschädigt vom holzigen Teil trennen zu können. Nach der Röste kommt der Prozeß , in dem einerseits die Faser und andererseits der Holzteil entstehen. Die Stengel werden erst gebrochen und dann gehecheltÑ. Ein Material aus diesem Vorgang haben Sie am Morgen schon kennengelernt, es ist die für die Baumaterialherstellungkennengelernte Schäbe aus dem holzigen Stamm. Das wertvollere Produkt, die Faser ist im Vergleich zu anderen Faserpflanzen, wie Sisal, Baumwolle oder Flachs sehr hochwertigÑ und wird sowohl zu Papier, als auch zu diversesten Textilien verarbeitet. Nur kurz zum Papier, das in unseren Zeiten der Kristallaufzeichnung ja kaum noch Bedeutung hat. Die Universal Banknoten werden aus Hanfpapier hergerstellt und die L.A.C.s sind nichts anderes, als in Cannatrans eingeschweißtes, bedrucktes Hanfpapier. Eigentlich ist in jedem heutzutage hergestellten Papier einen beträchtlichen Anteil an Hanffasern, weil das Material dadurch viel beständiger wird, als würde man reine Holzzellulose verwenden. Ein Großteil dieser bei der Papierproduktion verwendeten Hanffasern ist übrigens aus ausgedienten Textilien recycelt.<< 

Der Ökologe machte eine Atempause und sammelte sich. >>Und jetzt zum Komplex Textilien aus Hanf. Zunächst zu Kleidung. Für die feineren Stoffe, beispielsweise für Socken oder Unterwäsche benutzt man das sogenannte Hechelwerg. Diese kurzen Fasern werden kotonisiertÑ und bekommen, wie der Name es schon andeutet, die Konsistenz von Baumwolle. Für Kleidung, wie Jeans, Jacken, Decken und Ähnlichem, bei denen kein so großer Wert auf Bequemlichkeit, auf die Weichheit der Faser gelegt wird, kommen die Langfasern, der sogenannte Hechelhanf, zum Einsatz. Sie vermuten richtig, das Material ist gröber, aber auch um einiges haltbarer. Eine Jeans aus Hechelhanf, die mit Hanffaden vernäht ist, hält ohne weiteres ein Menschenleben lang. Aber nicht nur Kleidung und Papier werden aus Fasern dieser vielseitigen Pflanze hergestellt. In den Fabriken von Green Dream werden eine ganze Anzahl von Produkten fabriziert, die in der Industrie und Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Taue, Fäden, Garne, Säcke, Planen, Segeltuch und Gurte, alles wird aus der groben Faser des Hechelhanfes gemacht. Als Abschluß des Vortrages bitte ich Sie, mal unter Ihren Sitz zu greifen. Wenn die Ausrüstung dieses Schwebers vollständig ist, sollten Sie einen Fallschirm fühlen. Denn auch ein mit Hanf betriebenes Fahrzeug, das aus Hanf hergestellt wurde, kann einmal havarieren und abzustürzen drohen. Das Produkt für diesen Fall der Fälle ist ebenfalls aus Hanffaser hergestellt, und zwar zu einhundert Prozent. Plane, Bänder,Leinen, Gurtzeug und Packsack, alles besteht aus Hanffasern, wobei die Plane aus feinem Werg und der Rest aus Hechelhanf produziert wurde. Und obwohl dadurch ein sehr zuverlässiges Fertigprodukt entstanden ist, hoffe ich für jeden einzelnen von Ihnen, daß Sie nie in die Verlegenheit geraten werden, einen Fallschirm aus der Produktion der Fabriken von Green Dream benutzen zu müssen. Damit höre ich mit meinen Informationen für heute auf, denn ich sehe, daß wir das Rollfeld mit unseren Turbogleitern erreicht haben.<< Als hätte der Schweber die Worte des Ökologen verstanden, begann er sich zu senken und landete Sekunden später neben den Maschinen der kaiserlichen Luftwaffe. Die Männer verließen den Schweber, Zulu und Greenthumb besprachen kurz die Vorbereitungen für den Vortrag in der Akademie, es wurde eine Runde Hände geschüttelt und anschließend flog der Ökololge zu seinem Büro nach Gamara und die Makonnenpartei begab sich zurück in ihre Residenz nach Uhuru.

28

I’ve travelled and I’ve met many different woman,

But none at all to me like my native woman.

She brings me joy into the evening sometime,

She bings me rot into the evening sometime.

But still she’s my woman,

My native woman.

(Musiker Gregory Isaacs, 20. Jh.)

Kubva saß gemütlich auf der Liegefläche, dem zentralen Platz der Strandveranda seines Hauses. Eine leichte Abendbrise wehte vom Land her und kühlte die Luft auf eine angenehme Temperatur. Vor sich hatte er seinen Datengenerator stehen. Er hatte in seiner Funktion als DeeVa Außenmitarbeiter für Climax Arbeit zu erledigen. Er war dabei, auf seinem Gerät die ersten Marktanalysen für einen möglichen DeeVa Zweitsender auf diesem Planeten zusammenzustellen. Die von ihm in diesem Zusammenhang ermittelten Zahlen sahen sehr prosperös aus. Wenn man die Nebengeschäfte der Firma, besonders die Produkte der DeeVa Care in die Analyse miteinbezog, entstand ein Ergebnis, das jedem Unternehmer feuchte Handflächen verursacht hätte. Potentielle Kooperationspartner auf Climax, die auf Geschäfte mit DeeVa angesprungen waren, gab es massenhaft. Climax war überreif für einen Unterhaltungsholoprogramm, wie es von Pum Puy geplant war. Sogar von der auritischen Verwaltung war grünes Licht gekommen, ohne daß Kubva Unsummen an Schmiergeldern gezahlt hatte. Nach diesem phantastischen Start sah sich der Außendienstler schon in einer leitenden Position beim Start von DeeVa Climax. >>Das wird dann auch leichter mit Laila,<< dachte er. >>Ich glaube nicht, dass sie auf Uchtan glücklich werden würde. Okay, Kohle kann man schnell und gut verdienen. Aber wo sind die Notwendigkeiten fürs Herz?<<

>>Hallo Kub.<< Laila kam vom Strand auf die Veranda. Er blickte auf. >>Huch, wenn man vom Teufel spricht...wieder mal einer ihrer unerwarteten Besuche. Eigentlich wollten wir uns doch bis zur Klärung des Dreierverhältnisses nicht mehr sehen.<<

>>High Laila. Wie kommts? Hatten wir nicht vorhin gequatscht und abgemacht, daß wir uns erst mal nicht mehr sehen?<<

>>Wieso, ich habe doch gesagt, dass ich abends noch vorbeikomme. Bist du schon wieder so bekifft, dass du das vergessen hast? Wenn ich den Inhalt deines Aschers durchzähle, wird’s mir ganz schwindelig. Du hast ja mal wieder ganz gut zugeschlagen.<<

>>Hey, langsam. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du abends noch vorbeikommst, wenn wir uns nachmittags schon gesehen haben.<< >>Kann sie nicht diese ewige Rumhackerei auf dem Rauchen sein lassen? Ich habe ihr doch versprochen, aufzuhören, wenn wir in den AsiinÑ gehen und dann Cannabletten zu nehmen.<< Er schaute seine Geliebte an und dachte an die letzten Wochen. Ihre Augen hatten nicht den üblichen, sanften Blick. An diesem Abend funkelten sie und suchten unruhig sein Gesicht ab. >>Was ist mit dir? Bist du sauer? Okay, laß uns reden, wenn irgendwas ist.<<

Laila drehte sich wortlos ab und ging ein paar Schritte zum Verandageländer. Ihr Blick wanderte zum fernen Meereshorizont. Die Haltung ihres Körpers war angespannt. 

Kubva erhob sich von seinem temporären Arbeitsplatz. >>Okay, du hast gewonnen. Auf die Arbeit kann ich mich jetzt eh nicht mehr konzentrieren. Das ist jedes mal das Gleiche, wenn sie kommt...<< Er ging zu der schönen Climaktikerin rüber und stellte sich neben sie. >>Komm schon, erzähl mir, was los ist.<<

Laila schaute ihm in die Augen. Das zornige Funkeln um ihre Pupillen war für Kubva etwas völlig Neues. 

>>Du redest die ganze Zeit, du willst mich heiraten, und dann meintest Du heute nachmittag, daß du die Kohle für den Brautpreis nicht hast, wenn wir in ein paar Tagen in den Asiin gehen. Ich glaube langsam, ihr Typen von Uchtan seid alle gleich. Alles nur Laberköpfe.<<

>>Aah, darum geht es.<< Kubva lehnte sich ans Verandageländer. >>Wenn es dich beruhigt, ich habe vor ein paar Stunden eine Nachricht an einen Freund in Milhomme geschickt. Er wird sich darum kümmern, dass meine Bank die Unis vom Konto abbucht und hierhin überweist. Von hier komme ich nun mal nicht an das Geld ran. So hoch ist der Kredit auf meiner L.A.C. nicht. Laila, wenn du mich heiraten willst, musst du mir auch vertrauen und mein Versprechen annehmen.<<

>>Ich weiß. Es fällt mir aber schwer. Andy hat mir Blabla erzählt und ich glaube, du machst das auch.<<

>>Du glaubst also, wir Männer sind alle gleich. Ich kann dir nur sagen, dass das bei uns auf Uchtan nicht so ist. Da ist jeder sein eigener Mensch mit seinem persönlichen Eigenschaften. Für die climaktischen Männer kann ich nicht sprechen. Aber ich kann dich nach deiner Enttäuschung mit Andyauch verstehen. Ich bitte dich nochmals, vertrau mir doch einfach in dieser Sache.<<

>>Wenn wir zusammen in den Asiin gehen, muß geheiratet werden. Die Leute fangen sonst zu reden an und das ist nicht gut für meine Familie. Und das sage ich dir jetzt schon: Sex gibt’s dort erst danach.<< Mit einer heftigen Bewegung schob Laila sich eine Haarsträne, die ins Gesicht gefallen war, zurück. 

>>Wie gesagt, ich bin an der Kohle dran. Ich wusste nun mal nicht, dass hier auf diesem Planeten die Tradition besteht, einen Brautpreis zu zahlen ist. Sonst hätte ich die Summe vielleicht schon mitgebracht. Andererseits, wie hätte ich wissen können, daß es mit dir und mir wirklich soweit kommt und weiterhin, woher soll ich die Höhe der Zahlung an deine Eltern wissen? Das mit dem Sex habe ich mir übrigens schon gedacht. Was ich bei dir aber nicht verstehe, wie du zu mir ernsthaft über Ehe sprechen kannst, wenn du dir noch nicht einmal mit Andy klar bist. Und du hast mir noch nicht einmal gesagt, dass du mich liebst.<<

>>Ich weiß. Wir hätten unsere Liebschaft gar nicht erst anfangen sollen. Das hat dir nur Hoffnung gemacht.<<

>>Moment mal. Ich habe am Anfang akzeptiert, daß du mich nur zum guten Freund wolltest. Es fällt mir allerdings sehr schwer, zu widerstehen, wenn die Frau, in die ich verliebt bin, mich ein paar Tage später flachlegt.<<

Laila schaute wieder auf den entfernten Horizont. Der wütende Ausdruck in ihrem Gesicht hatte sich nicht gebessert. 

>>Und mit der potentiellen Heirat in ein paar Wochen hast du angefangen.<< setzte Kubva wieder an. >>Ich würde mir damit lieber etwas Zeit lassen, dir erst mal mein Leben in Milhomme zeigen. Wenn dann noch alles zwischen uns paßt, dann ist aus meiner Sicht der richtige Zeitpunkt für einen so wichtigen Schritt gekommen.<<

Laila starrte weiter in die Ferne. Ihr Liebhaber wollte Augenkontakt und bog gegen einen leichten Widerstand ihr Gesicht in seine Richtung. 

>>Laila, vertrau mir. Ich finde trotz deiner Sorgen, daß wir erst wieder über eine gemeinsame Zukunft reden sollten, wenn du weißt, wie du zu Andy stehst. Dann kümmere ich mich auch ernsthaft um die Unis.<<

Ihr Blick wanderte zwischen seinen Augen hin und her, als würde sie überprüfen, ob das Linke etwas anderes, als das Rechte ausstrahlte.Sie war alles andere als entspannt. 

>>Du willst mir mit Andy nur zwei Tage geben, bis ich dir Bescheid sagen soll. Das ist vielleicht viel zu kurz. Ich habe dir für deine DeeVa Kollegen doch auch ein paar Tage gegeben. Wegen deiner Freunde würden wir später, als geplant zu meiner Familie fahren. 

>>Wenn wir zusammen fahren, Schnuckelchen.<< dachte sich Kubva.

>>Und du willst mir nicht das Gleiche für Andy zugestehen.<< sagte sie, ihren Blick wieder unpersönlich in die Ferne gerichtet. 

>>Als wenn es das Gleiche ist, Kollegen zu treffen, oder als Lover seine Geliebte zum Nebenbuhler gehen zu sehen. Aber ich glaube, das brauche ich gar nicht erst anzuschneiden.<< 

>> Weißt du Kubva, ich möchte auf jeden Fall, dass ihr beide noch mit mir sprecht, wenn ihr mich trefft, dass ihr mich gut in Erinnerung haltet. Egal, wie es für den Einzelnen von Euch ausgeht.<<

>>Ja klar. Für dich ist es so oder so cool. Du gehst mit einem von uns in den Asiin und heiratest ihn. Du stehst gut da.<<

>>Das stimmt.<< meinte sie und lächelte zum ersten Mal. Kubva nahm sie in seinen Arm und drückte ihren schlanken, festen Körper an sich. Sie leistete nur noch minimalen Widerstand. >>In diesen Situationen hoffe ich immer, dass Andy das Rennen macht. Meine Traumvorstellung ist, dass sie mit dem Typen wieder zusammenkommt und ich habe etwas mehr Zeit für meine Projekte. Dann zerstreiten sie sich rechtzeitigund ich gehe mit ihr nach Milhomme zurück, wenn meine Arbeit auf Climax erledigt ist.<< 

>>Wenn du für Andy mehr Zeit brauchst, okay. Ich werde einfach nur verrückt bei dem Gedanken, dass er dich anfasst. Aber es ist dein Leben und es ist dein Körper. Soviel habe ich hier schon auf Climax gelernt: ihr climaktischen Frauen seht das mit Beziehung und Sexualität anders, als wir Uchtaner.<< >>Durch diese Sicht habe ich jetzt schließlich fast acht Wochen jede Menge Lust gespendet bekommen. Trotzdem komme ich nicht damit klar. Wenn ich daran denke, dass sie mit dem ins Bett geht...<< Eine Träne floß aus Kubvas Augenwinkel. Laila übersah in ihrer verbockten Zurückgezogenheit diese Manifestation der Traurigkeit ganz bewußt. 

>>Es tut mir leid.<< sagte er und schluckte. >>Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Und jetzt wo du dir vorgenommen hast, dass du diesen Dreier auf jeden Fall cool für alle Beteiligten zu Ende bringen möchtest, verstehe ich dein Verhalten auch besser. Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst. Ich werde warten. Können wir das Gestrige nicht einfach vergessen?<<

>>Okay, Kubva, wir reden nicht mehr drüber. Ich möchte, dass wir zusammen eine gute Zeit haben, dass alle glücklich sind.<<

>>Ich kann mir auch vorstellen, warum du so viel schläfst und keine Power hast. Zwischen zwei Männern zu stehen, ist bestimmt anstrengend.<<

>>Welch eine starke Frau,<< dachte er sich. >>Sie versucht tatsächlich, mir die bestmögliche Zeit zu geben. Auch wenn es ihr selbst gar nicht so gut dabei geht. Jetzt verstehe ich den WillkommenspruchÑ auf dem Spaceport von Klito umso besser. Zwar macht mich der Zwiespalt zwischen Liebe und Lustprinzip immer noch kirre, aber was soll ich machen? Genießen!<<

Endlich sah er die gewohnte Wärme in die Augen seiner Liebe zurückkehren. 

>>Ich hole mir mal mein Glok aus dem Kühlschrank.<< sagte sie und ging in die Küche. 

In den wenigen Momenten des Alleinseins ließ Kubva seinerseits den Blick über die Umgebung schweifen. Die Wellen brachen sich mit der eingetretenen Ebbe sanft plätschernd auf dem Sand. >>Eigentlich habe ich doch viel erreicht. Als ich sie Anfang des Jahres kennenlernte, hat sie mich noch am ausgestreckten Arm zappeln lassen. Jetzt weiß ich, warum. Sie hatte Andy ein paar Monate vorher kennengelernt und sie hatten sich versprochen, aufeinander zu warten. Lobenswert! Sieben Monate später bin ich zurückgekommen – bei ihr hatte sich nix geändert, die gleiche Geschichte – sie möchte mich als guten Freund. Und sie erzählt mir von ihrem Macker. Das hätte sie zwar schon beim ersten mal machen können, aber wenigstens, als sie meine Ernsthaftigkeit bemerkte, war sie ehrlich. Warum hat sie mich dann trotzdem flachgelegt? Trotz des Versprechens an Andy? Lustprinzip? Materielle Interessen? Neugierde? Feeling? Am ehesten war es wohl ein Mix aus allem. Dann folgten fast zwei Monate intensiver Beziehung mit Aufs und Abs. Viele Einblicke in das Wesen einer climaktischen Frau und einiges Neues zu lernen für Kubva. Jetzt bin ich in ihrem Leben drin. Die Beziehung zu Andy ist angeknackst. Nicht nur von ihrer Gefühlsseite, sondern auch dadurch, dass er offensichtlich über uns Bescheid weiß. Und ich denke mal, dass ich mich gut um sie gekümmert habe, als es ihr in dieser Situation schlecht ging. Wie wird es weitergehen? Andy kommt in zwei Tagen...<<

>>Woran denkst du?<< Laila stand mit einem daumengroßen Inhalator vor ihm. Sie steckte sich das kleine Gerät in das linke Nasenloch und nahm einen tiefen Zug. >>Uff, ist da viel Stoff drin. Da bin ich ja gleich maoÑ.<< Dann war das rechte Nasenloch an der Reihe. Sie ging zum Holoprojektor. >>Ich habe das neueste Karaokekristall von Sexy SmileÑ mitgebracht.<< Sie schob den Datenträger in die Öffnung und drehte die Lautstärke auf ein recht hohes Volumen. Als der Projektor anfing, einen recht schnellen, maschinellen Rhythmus mit für Kubvas Ohren exotischen Gesangslinien zu spielen, begann Laila sich zur Musik zu bewegen. Am meisten Ausdruck besaßen die erhobenen Zeigefinger der sich schlangenhaft vor ihrem Oberkörper bewegenden Hände. Sie führten eine mysteriöse, auf den Beobachter fesselnd wirkende, Choreographie auf. 

Auf Kubva wirkten ihre kreisenden Beckenbewegungen äußerst anregend. >>Welch ein Traumkörper...<< >>Du tanzt wie eine Göttin.<< schmeichelte er seiner Geliebten. >>Ich liebe es, dir dabei zuzuschauen.<<

>>Danke schön.<< erklang es aus einem breit lächelnden Mund, der dem sich windenden Körper eine gewaltige Portion mehr an sexueller Ausstrahlung verlieh. Laila nahm noch einen tiefen Zug Glok. Sie kam tanzend zu Kubva rüber und begann, sich, an seiner Hose zu schaffen zu machen. Plötzlich zog sie das Kleidungsstück runter und sein Ständer kam zum Vorschein. Sie grinste ihn breit an. >>Vow.<< Laila nahm seine Eier in die Hand und spielte zärtlich an ihnen herum, während sie verführerisch vor ihm tänzelte.

>>Hey, du Luder. Was ist, wenn uns hier jemand sieht ? Wir sind zwar in Klito, wo es nur ums Ficken geht, aber das ist mir hier zu offen.<< Er legte die Hand über sein bestes Stück und zog sich die Hose wieder hoch. >>Wie lange hast du eigentlich noch Zeit?<<

Sie nahm einen weiteren Zug aus ihrem Inhalator und stellte ihn weg. >>Vow, ich bin mao. In dreißig Minuten muß ich meine Schwester abholen.<< Das nächste Lied begann, ihrem Tanz einen neuen Ausdruck zu geben.<< Ihre Hand befühlte die Länge seines wieder verpackten Schwanzes und drückte kräftig seine Nülle. Dabei grinste sie ihn an. Ihre Augen hatten den typisch glasigen Glokblick. >>Gibst du es mir für zehn Minuten? Dann muß ich los. Das Becken wippte in eindeutigen Bewegungen.<<

>>Wie ab- und anturnend gleichzeitig. Ich weiß, dass ihre Wildheit von dem Zeug kommt, genieße aber gleichzeitig die Geilheit dieser Situation.<< Kubva nahm seine Sexpartnerin in die Arme. >>Komm, laß uns ins Bett gehen.<< Er packte sie, nahm sie auf den Arm und verschwand mit ihr im Schlafzimmer. Dort legte er Laila in die Mitte des großen Bettes und begann, die immer noch in der Musik versunkene Schönheit auszuziehen. BH, Shirt, Hose und Höschen landeten blitzschnell in der Ecke. Kubva zog sich die Hose, sein einziges Kleidungsstück, aus und setzte sich vor die geöffnete Muschi seines Mädchens. >>Was für ein geiles Weib...<<. Seine Finger zogen vorsichtig die Schamlippen auseinander. Feuchtes, rosa leuchtendes Fleich zeigte sich. Laila zuckte. Langsam schob sich seine Zunge von unten über ihren Kitzler. Sie packte seinen Kopf und drückte ihn zwischen ihre Beine. Kubvas forschende Zungenspitze spielte um ihre Lustzone. Seine Hände nahmen ihre erhobenen Backen in die Hand und kneteten das feste Fleisch. Ein Blick durch die Schenkel nach oben zeigte ihm die Erregung im Gesicht seiner Gespielin. Vergessen waren die musikalischen Kapriolen. Laila war tief in den Genuß des Körperlichen versunken. Ihr Oberkörper machte einen Ruck, als Kubvas Fingerspitzen die spitzen Brustwarzen mit den Fingerspitzen massierte. Ihre Lust steigerte sich, als er begann, kräftig an ihnen zu ziehen. >>Jetzt ist sie reif, gebumst zu werden.<< Er gab ihr einen fetten Kuß auf die Klitoris und saugte das empfindliche Lustorgan mit Schmatzen ein letztes Mal zwischen seine ausgeprägten Lippen. Dann brachte er sich in die richtige Position und glitt langsam und vorsichtig mit seiner Eichel über die äußeren Zonen der Scheide. Als er spürte, dass er mit seiner Spitze zwischen den inneren Schamlippen steckte, drang er langsam, Stück für Stück ein. Laila bäumte sich auf, als der Schwanz sie komplett ausfüllte. Langsam begann Kubva die rhythmischen Bewegungen der Liebe. Ihre Beine spreizten sich immer weiter, ließen ihn immer tiefer in ihren Körper eindringen. Der Rhythmus steigerte sich. Fleisch traf klatschend auf Fleisch. Der Schweiß begann zu fließen. Lailas rechte Hand wanderte über den Bauch zu ihrem erhobenen Kitzler. Sie begann, sich selbst im Rhythmus ihres Liebhabers zu massieren. >>Vow, heute ist sie extrascharf.<< Er steigerte seine Stöße zum Stakkato. >>Das Tempo halt ich nicht lange durch.<< Nach ein paar Minuten traten die erwarteten Ermüdungszeichen in seiner Muskulatur auf. Er beugte sich nach vorne und küsste das Mädchen. Die Lippen begannen, ihren Hals zu liebkosen. Ab und an kam die Zungenspitze dazwischen vorgeschossen und gab sanfte Lustimpulse an ihre weiche, sensible Haut weiter.Vorsichtig legte er sich auf sie und stützte sich mit einer Hand ab. Die andere wanderte nach unten und massierte eine Hälfte ihres Hinterteils durch. Lailas vaginale Muskeln zogen sich zusammen, die Reibung zwischen den zwei erotischen Organen wurde dadurch noch intensiver. Kubva stönte auf. Er griff tiefer zwischen ihre Beine und bekam mit seinen Fingerspitzen ihre Schamlippe zu packen. Er spürte, wie sein Pimmel in sie eindrang und wieder zurückgezogen wurde, den feuchten Film von Lustsaft, die Wärme, die Geilheit. Sein Griff zog Lailas Muschi weit auf. Der Kitzler bekam jetzt die volle Reibung der zusammenprallenden Körper zu spüren. Rein, raus, rein, raus glitt sein Teil in ihren sich wilder bewegenden Körper. Sie kamen zusammen in einem intensiven Orgasmus und ließen die sexuelle Erregung von sich abfallen. Die schwitzenden Körper lagen übereinander. Laila hatte ihre Schenkel geschlossen, um den Schwanz ihres Lovers möglichst lange drinnen zu halten. Sie küssten sich. Seine freie Hand streichelte über ihr samtenes Haar. >>Was machst du wieder mit mir altem Mann?<< Er schaute das Mädchen an. Der Glokblick in ihren Augen war fast verschwunden. 

Sie lächelte ihn geheimnisvoll an. >>Ich will mehr.<<

Kubva küsste sie bevor er sein Gesicht erneut zwischen ihren langen Schenkeln mit der weichen Haut verschwinden ließ. >>Die zehn Minuten haben wir bei weitem überschritten,<< dachte er sich und gab sich ganz der Lust der Situation hin. 

29

Which man can save his brother's soul?

Oh man, it's just self control.

Don't gain the world and lose your soul

Wisdom is better than silver and gold 

Oh, where there's a will,

There's always a way.

(Musiker Bob Marley, 20. Jh.)

Negus David Makonnen persönlich begutachtete den Saal, der für das große Ereignis hergerichtet worden war. Es war später Nachmittag. Das Diner zum Anlaß der Eröffnung einer Außenstelle der Solomonidischen Akademie war die erste offizielle Begebenheit am Hofe der Makonnens. Vusi hatte ihn schon lange gedrängt, ein grßes Fest zu veranstalten. Sie meinte, es wäre der beste Weg, die Menschen von Green Dream kennenzulernen. Außerdem würden Sympathien für den kaiserlichen Hof nicht ausbleiben. Sie wollte während der Veranstalung mit ihren Mystix Methoden herausfinden, wer mit wem verbändelt war. Dafür gäbe es keine bessere Situation, als das zwanglose Zusammenkommen zu Tisch. Argumente, die den vorher wegen der Sicherheitssituation besorgten Herrscher überzeugt hatten. 

Im Saal dominierten die Symbole der axumitischen Dynastie: der Löwenthron mit dem Davidstern, der die uralte Herkunft von den biblischen Königen Israels symbolisierte, der mächtige Elefantenschädel, das Tier war von seinem Vater Tamrath Makonnen erlegt worden. Der Vater selbst war bei dieser Jagd umgekommen. Zentarl und nicht zu übersehen hing das Portrait von Isiah I, dem großen Propheten. 

Die lange Tafel war symbolträchtig mit Produkten aus der heimischen Produktion von Green Dream hergerichtet worden, Die Gläser waren aus Cannaplex, das Besteck aus Eternit, das Tischtuch bestand aus grober Hanffaser. Darauf befanden sich die zu solchen Anlässen unvermeidlichen Toxitester und kleine Schälchen mit Appetitanregern, die vor der tatsächlichen Mahlzeit während der Tischrede von den Gästen verzehrt werden sollten. David hatte darauf bestanden, daß an diesem Abend nur Mahlzeiten nach Rezepten des Planeten gereicht würden. Er wollte die Verbundenheit der Axumiten mit diesem Planeten durch alle diese Kleinigkeiten demonstrieren. An jedem Platz befanden sich ein Aschenbecher, ein HitzezeugÑ und ein Joint mit erstgradigem Cannabis. Mishol Tosh, der Rasta-Hofverwalter,hatte ihn über die Sitte aufgeklärt, daß bei offiziellen Anlässen die Jointstummel gesammelt und an die Armen, die sich vor den Türen versammelten, verteilt würden. Der Negus war empört und hatte diese Sitte mit sofortiger Wirkung abgeschafft. >>Solch eine Unart kann nur von den Auriten stammen. Der Hausherr ist neu und er bringt neue Sitten mit sich. Ab sofort bekommen die Armen bei solchen Gelegenheiten ein Kilogramm bestes Marihuana geschenkt.<< Mishol hätte nach Meinung von David eigentlich erfreut sein sollen, er rollte jedoch seine blutunterlaufenen Augen. >>Mylord, es ist nicht gut, an alten Gebräuchen zu rühren.<< Aber der Negus hatte darauf bestanden und Tosh war abgezogen, um die neue Anordnung auszuführen. Ihm wäre auch nichts anderes übrig geblieben, denn sein Herr wollte Impis schicken, die kontrollieren sollten, ob das Kilo Hanf bei den Empfängern angekommen sei. >>So lange es auf Green Dream noch Menschen gibt, die sich nicht leisten können, das wichtigste Produkt ihres eigenen Planeten zu leisten, werden wir so verfahren.<< ließ der Hausherr verkünden.

Der Abend kam und der Gastgeber schaute sich in dem mit Gästen gefüllten Saal um. >>Wenigstens bringen die Menschenmassen etwas Leben in diesen Raum. Dadurch wird die alte Administrationsatmosphäre verdrängt.<< Er sah seine Geliebte Vusi, die sich ein paar Meter entfernt mit einem Hersteller von Schutzkleidung gegen die Gamgastrahlung unterhielt. Soweit David wußte, standen dessen Produktionsstätten in Gamara, dem Herzen der Auriten auf diesem Planeten. In unmittelbarer Nähe stand eine Gruppe von Männern zusammen. Der Negus erkannte einen Mann, der seinen Reichtum mit der Purifizierung von Wasser gemacht hatte. Er unterhielt sich mit einem Transplanet Corp Vertreter, der in seiner Gesellschaft für die monetären Angelegenheiten zuständig war. Daneben standen ein dicklicher Mann, der Ersatzteile für die Maschinen der Hanfwirtschaft vertrieb und eine Frau, die sich dem Fremdenverkehr widmete, der durch die Sicherheitslage auf dem Planeten beinahe zum Erliegen gekommen war. Zulu hatte ihm gesteckt, daß sie eine sehr vielschichtige Persönlichkeit sei, die ihr Geld eigentlich mit Spitzeldiensten für die jiddaischen Schmuggler verdiente. >>Solange sie die Auriten ausspitzelt, soll mich das nicht weiter stören.<< dachte er sich. >>Alle anderen Trullas hier scheinen mir nichts als menschlicher Schmuck für die Herren zu sein. Sie sind schön anzusehen, perfekte Plakatwände für die altershemmende Wirkung des Hanfes, bestens frisiert, in die neueste Schale gesteckt und zum Lächeln mitgenommen worden.<< Er drehte sich ein wenig und stellte fest, daß keine der im Saal anwesenden Gäste von Green Dream zu stammen schien. Dann erblickte er Sana Ona, der in der vollen Montur eines Zulukriegers erschienen war: Sein Schädel war mit einem Stirnband verziert, in dem eine tiefrot gefärbte Straußenfeder steckte, um den Hals trug er einen Latz aus Ziegenhaar, am Oberarm, an den Waden und an den Fußknöcheln Ledrstreifen desgleichen. In seiner linken Hand hielt er den Schild aus schwarz-weiß gemusterter Rinderhaut und drei Assegais, die Rechte war durch ein KnobkerrieÑ belegt. Im Gürtel trug er seine Panga und das von Jakob Hill erhaltene Cannkata, das sorgfältig in einer Lederhülle verborgen war. >>Hoffentlich jagt er in diesem Aufzug keiner dieser überziviliserten Tussen einen Schrecken ein.<< grinste er in sich hinein. Dann erblickte er seinen Sohn. Bekkele hatte, wie er selbst, die traditionelle äthiopische Kleidung aus weißen, mit Zierborten bestickten Baumwollbahnen, die um den Körper gewickelt wurde, gewählt. Der Junge war von drei jugendlichen Mädchen umgeben, von denen eine die andere in ihrer Schönheit zu übertreffen schien.

Bekkele bemerkte den Blick und sah zu seinem Vater herüber. Er spürte, daß sich der Negus nicht wohl in seiner Haut fühlte. Er wirkte steif und schien sich zu zwingen, ein freundliches Gesicht zu machen. >>Wie immer bei solchen offiziellen Anlässen, wo er sich viel dummes Geschwätz anhören muß.<< dachte sich der Junge. Sein Gesprächspartner, der Vertreter von Transplanet Corp hatte Bekkeles Nähe gesucht, sobald er ihn unter den Besuchern gesichtet hatte. >>Haben Sie schon gehört, daß ihr Vater, der Negus die alte Sitte abgeschafft hat, den Armen nach unserem Mahl die Jointstummel zu überlassen?<<

>>Ja, ich finde das sehr weise. Warum sollen die Armen unsere Abfälle bekommen, wenn wir im Überfluß leben? Das Kilo Cannabis ist aus meiner Sicht nicht verschenkt, sondern kann dazu beitragen, etwas mehr sozialen Frieden zu stiften.<<

>>Sozialer Frieden... Was hat Ihr Vater denn sonst noch vor? Will er hier noch mehr von den Sitten und Bräuchen umkrempeln?<< Bekkele antwortete nicht. Er hatte den Ehrengast, Bauta Greenthumb entdeckt. Er war zu diesem Anlaß in der schlichten grauen Uniform der U.P.O. Mitarbeiter erschienen. An den Kragen hatte er eine Anstecknadel geheftet, die ein goldenes Hanfblatt zeigte. Es war das Symbol, daß er der höchste U.P.O. Vertreter dieses Planeten war. Als er sich seinem Gesprächspartner erneut zuwenden wollte, bemerkte der Junge, daß der Mann, der sich als Raff Greed vorgestellt hatte, weitergezogen war. Er stand jetzt bei seinem Vater. Bekkele lauschte dem Gespräch, das trotz der Distanz gut zu verstehen war, denn der Geldmann hatte es mit seiner Lautstärke offensichtlich darauf angelegt, daß möglichst viele Anwesende den Inhalt seiner Worte mitbekommen sollten. >>Ihr Sohn wollte mir keine Antwort auf meine Frage geben, darum frage ich Sie, Majestät. Welche unserer Bräuche wollen Sie noch außer Kraft setzen?<<

Der Negus musterte den Mann. Das Unbehagen war ihm ins Gesicht geschrieben. >>Mein Sohn ist für sein Alter in seiner Reife weit fortgeschritten. Er ist intelligent genug, gewisse Dinge unbeantwortet zu lassen. Sie spielen sicherlich auf die Jointstummelaffaire an. Um Sie zu informieren: Erstens glaube ich nicht, daß es sich dabei um ’Ihre’ Sitte handelt, denn wenn ich Sie betrachte, scheinen Sie nicht von diesem Planeten zu stammen. Genau so, wie ich vermute, daß die Sitte nicht von hier, sondern eher von Aurus stammt.<< Die Abneigung gegen sein Gegenüber war nicht mehr zu übersehen. >>Die Unis haben diesen Mann zu mächtig gemacht. Scheinbar konnte er sich bisher alles erkaufen, so daß nicht einmal die Auriten ihn unter Kontrolle hatten. Der Typ ist gefährlich. Er erkennt die Macht von uns genausowenig an, wie die unserer verdammten Vorgänger. Greed ist ein Fall für Zulu.<< >>Und zweitens werde ich alle Sitten abschaffen, die das soziale Ungleichgewicht, das auf Green Dream herrscht, unterstreichen. Ich bin der neue Verwalter. Ich bringe neue Sitten.<< 

Man konnte dem Bänker sein Unbehagen ansehen. Er schluckte. Mit solch einer heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. 

Vusi bemerkte die Rage des Negus und mischte sich ein, bevor die Situation entgleisen konnte. >> Müssen Bräuche gut sein und ewig bestehen, nur weil sie einmal eingeführt wurden? Eine der alten Sitten, auf die Sie offensichtlich so viel Wert legen, war ein scheußliches Verbrechen. Rastafarians wurden gegen ihren Willen unter Drogen gesetzt und dann gescreent. Ich denke, Sie wissen, was das bedeutet. Wie viele dieser armen Menschen sind wohl auf diese Weise zu Tode gekommen? Ich habe vor einigen Tagen in diesem Gebäude einen gräßlichen Fund gemacht. Es existiert ein Screeningraum, in dem sämtliche psychoaktiven Drogen des Universums angepflanzt sind. Dort wurde dieser alte Brauch durchgeführt. Wollen Sie diese Sitte auch aufrechterhalten? Wir Makonnens haben andere Absichten. Der Raum wird zu einer öffentlichen Gedenkstätte gemacht, damit die Methoden der Auriten nicht in Vergessenheit geraten.<<

Innerliuch dankte der Negus Initiative seiner Partnerin, ihm diesen lästigen Typen abzunehmen. >>Wäre sie nicht dazwischen gegangen, hätte ich diesen Kerl als Vorspeise verputzt. Ich denke mal, jetzt dürfte er erst mal etwas zu knabbern haben.<<

>> Eine Holoaufzeichnung dieser Schreckenskammer haben wir schon angefertigt.<< hörte er sie fortfahren. >>Wir haben allerdings noch nicht abschließend entschieden, welchen Einrichtungen wir Kopien davon zukommen lassen.<<

>>Sie denken wahrscheinlich,<< setzte der Negus nach, >>Ihre schönen Universals sind die einzige Macht in der Galaxie. Ich möchte Sie darüber informieren, daß ich beabsichtige, das alte Monopol von Transplanet Corp auf den Prüfstand zu stellen. Ich habe vor, auf diesem Planeten eine Bank zu gründen, um die herrschende soziale Ungerechtigkeit unter der Bevölkerung zu beenden. Ich bin ökonomisch übrigens ausreichend vorgebildet um zu erkennen, daß Institutionen, wie die Ihre maßgeblich für die sozialen Verhältnisse auf diesem Planeten verantwortlich sind.<<

Greenthumb hatte die Unterhaltung aus einer Entfernung fasziniert mitverfolgt. >>Sie wollen die jahrzehntelange Unterdrückung und den Massenmord enthüllen? Sollten die Makonnens tatsächlich die lange Erwarteten sein?<< Er ging auf die Gruppe zu. >>Tja, Greed, die Zeiten bleiben nicht immer die gleichen. Der bescheidene Negus David Makonnen hat den protzenden Ruu abgelöst. Ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, ist besser als ein Reicher, der krumme Wege geht.<< 

>>Aah, der Rasta Sympathisant von der U.P.O. und Ehrengast des heutigen Abends.<< stichelte der Angesprochene. >>Sie tragen immer noch keine Dreadlocks, haben aber weise Sprüche auf den Lippen. Der Mann, der den Planeten verändern will. Na ja, vielleicht haben Sie ja jetzt mit David Makonnen einen Verbündeten gefunden.<<

Mishol Tosh kam auf Vusi zu und teilte ihr mit, daß die Küche bereit sei, die Mahlzeiten zu servieren. 

>>Mir wurde gerade mitgeteilt, daß es Zeit ist, sich zu Tisch zu begeben.<< sagte sie mit lauter Stimme. Die Anwesenden im Saal gerieten in Bewegung. Vusi griff den Arm des Negus. Sie spürte seine Anspannung. >>Seit wir auf diesem Planeten gelandet sind, ist er verändert. Seine Ausgeglichenheit, seine Milde und Güte sind kaum noch zu spüren. Er ist nervös, ruhelos, hart und unkonzentriert.<< Sie war froh, daß sie ihn überzeugt hatte, Greenthumbs bevorstehendes Referat mit einem Empfang zu verbinden. >>Bitte macht das nicht in einem sterilen Vorlesungssaal. Wir müssen Nähe zu den Menschen auf dem Planeten aufbauen, die hier etwas zu sagen haben. Auch wenn die Leute nicht von hier stammen, sind wir noch auf sie angewiesen. Wir brauchen sie, wenn die Makonnens auf Green Dream zur Ruhe kommen wollen.<<

Paarweise schritten die Gäste an die lange Tafel. Bekkele war in Begleitung einer wunderhübschen jungen Frau mit einer auffälligen Oberweite. Ihre Familie stammte von Morning Star und besaß in Gamara eine Fabrik zur Herstellung von Schutzkleidung gegen Gamgastrahlung. 

>>Das Mädel sieht apart aus.<< dachte sich Vusi. >>Hoffentlich verspricht sich die Familie keinen Einfluß auf den Hof des Negus, nur weil die Kleine es versteht, ein bißchen lasziv mit ihren Milchdrüsen zu wackeln. Aber Bekkele wird das Spiel mit ihren Reizen schon durchschauen.<<

>>Warum sind eigentlich keine Rastas eingeladen worden?<< wollte David von seiner Partnerin wissen, die neben ihm ging. >>Und wer ist der Typ mit der Hakennase? Den kann ich beim bestem Willen nicht einordnen.<<

>>Das ist ein Jidda. Er heißt Abraham Begin.<< antwortete Vusi leise. >>Du weißt doch, wie stark die Jiddas mit den Bewohnern des Planeten verbündet sind. Wir brauchen diese Leute, sie wissen auf Green Dream Bescheid, die Jiddaschmuggler haben versteckte Basen und verfügen über Raumschiffe. Du bist doch derjenige, der vom Transplanet-Monopol unabhängig werden will. Außerdem bist du bestimmt nicht der einzige, der wissen will, wer unser Freund Begin ist und was er hier macht. Das stiftet unter den Gästen ein bißchen Unruhe und Unsicherheit. Rastas habe ich übrigens ganz bewußt nicht eingeladen. Greenthumb ist heute abend ihr Vertreter und ihr Botschafter.<<

Die Gäste setzten sich an die Tafel. Stuhlbeine kratzten über den Boden, die Kleider der ausstaffierten Damen knisterten, die Schmuckstücke klimperten. Es wurde gekichert und gewitzelt, die Bestecke und Beilagen wurden begutachtet und es gab Kommentare über die grobe Tischdecke. 

Negus David Makonnen hüstelte und richtete die Aufmerksamkeit damit auf sich. Die Gespräche verstummten und die Augenpaare der Anwesenden richteten sich auf seine stattliche Figur. 

>>Hochverehrte Anwesende, dies ist der erste offizielle Empfang des axumitischen Geschlechtes der Makonnens auf Green Dream. Ich bin Ihr neuer Statthalter. In dieser Funktion heiße ich Sie heute allesamt herzlich willkommen. Ich freue mich besonders über den Anlaß des heutigen Diners, der Eröffnung einer zweiten Solomonidischen Akademie in Uhuru. Ich habe diese Stadt ganz bewußt als Standort für diese Bildungseinrichtung gewählt. Viele werden es nicht wissen, der Begriff ’Uhuru’ stammt aus einer uralten afrikanischen SpracheÑ und bedeutet Freiheit. Die Freiheit ist der Wert, den die Axumiten seit Jahrtausenden verkörpern. Die Freiheit ist das Triebmittel unserer Wissenschaft, sie ist die Hefe für das Gehirn des denkenden Menschen. Freiheit bedeutet das Andersartige bestehen zu lassen und aus ihm zu lernen. Ohne Freiheit gibt es keine Entwicklung. Aber Freiheit kann auch gefährlich sein. Sucht man nach ihr, wir man zum Gefangenen dieses Verlangens. Sucht man aber nach Disziplin, wird man frei sein. Damit habe ich den zweiten hohen Wert der Axumiten erwähnt, die Disziplin. Es ist eine freiwillige Selbstkontrolle, es ist der innere Trieb, die gestellten Aufgaben zu bewältigen. Ich habe eine Augabe und ich werde sie bewältigen. Die Aufgabe lautet diesen Planeten zu beherrschen.<<

Der Negus machte eine Pause. >>In Uhuru werden mit Gründung dieser Akademie die freiheitlichen geistigen Kräfte diszipliniert wirken. Ich freue mich ganz besonders, daß Sie später die Gelegenheit haben, einem Mann zuzuhören, der sich meiner Meinung nach diesen gleichen Werten verschrieben hat, Herrn Bauta Greenthumb, der offizielle Vertreter der U.P.O., dem ich jetzt das Wort erteilen möchte.<< Der Negus deutete auf den Mann, der einen erstaunten Gesichtsausdruck machte. 

Der Ökologe stand auf und räusperte sich. >>Ich war zwar darauf vorbereitet, einen Vortrag zu halten. Eine Tischrede jedoch kommt für mich überraschend. Bitte verstehen Sie, daß ich es kurz machen werde.<< Greenthumb machte eine kurze Pause. >>Wie Sie alle wissen, bin ich der von der U.P.O. für diesen Planeten ernannte Verwalter. Gleichzeitig bin ich ein engagierter Ökologe. Negus David Makonnen hat von Freiheit gesprochen, einem Wert, der in der Vergangenheit dieses Planeten nicht immer hochgehalten wurde. Ich hege die Hoffnung, daß meine Forschung in diesem neuen Klima besser gedeien wird, als sie es bisher konnte und daß die Ergebnisse allen Bewohnern von Green Dream und darüber hinaus der menschheit im gesamten Universum dienen mögen. Ich möchte dem Negus danken, daß er mir die Ehre erweist, als Wissenschaftler den Eröffnungsvortrag vor der Solomonidischen Akademie zu halten. Vielen Dank.<< Der Ökologe setzte sich. Negus Makonnen übernahm das Wort. >>Vielen Dank, Herr Greenthumb. Wir Axumiten sind ein Volk, das gerne die guten Sitten anderer Völker akzeptiert. Darum lassen Sie uns jetzt gemeinsam die neben dem Gedeck liegenden Joints anzünden und mit der Person zu unserer Linken teilen.<< David nahm seinen Joint und zündete ihn mit dem bereitliegenden Hitzezeug an. Er nahm einen tiefen Zug und gab ihn zur Linken weiter, bevor er das rauchende Pendant von Vusi, die rechts von ihm saß, annahm. Er machte einen weiteren Zug und trat den Joint dann demonstrativ auf dem Boden aus. Die Gäste guckten ihn erschreckt an und Gemurmel kam auf. Der Negus war jedoch der Gastgeber und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als seinem Beispiel zu folgen. Bei der Menge von Gästen wurde in einem Augenblick eine große Summe Universals auf dem Parkett zerquetscht. >>Wie gesagt, wir greifen gerne alte Sitten auf,<< setzte der Negus wieder an, ich möchte aber daran erinnern, daß wir stolz auf unsere Freiheit sind. Ich habe festgestellt, daß der auf Green Dream herrschende Brauch des Überlassens von Jointstummeln an die Armen menschenverachtend und sozialfeindlich ist. Darum habe ich diese Gepflogenheit sofort abgeschafft. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis.<< Er blickte auffordernd in die Runde an der langen Tafel. Niemand wagte es, sich dem Kaiser zu widersetzten oder verbal Einspruch zu erheben. Hier und da erblickte er ein verständiges Lächeln, aber das Gros der Besucher hatte einen verkrampften Gesichtsausdruck und überlegte wohl insgeheim, wieviel Unis gerade zertreten wurden. >>Bevor wir zum Speisen übergehen,<< sagte David Makonnen, >>möchte ich im Gegenzug eine alte afrikanische Tradition auf diesem Planeten einführen. Solche Anlässe, wie dieser heutige Abend wurden in unserer ursprünglichen Heimat und auch auf unserem ehemaligen Planeten Punt Ababa immer mit Unterhaltung aufgelockert. Ich habe zwei außerordentliche Künstler an meinem Hofe. Zum einen den Grioten Johannes Uxxam, der Ihnen mit seinen Erzählungen über unsere Vergangenheit berichten wird. Er wird in der Art eines alten Grioten unsere Geschichte in unterhaltsamen Parabeln und Gesängen vortragen. Der andere ist mein Impichef Luke Schaafwalker. Er wird heute abend nicht über militärische Heldentaten berichten, sondern seine sanfte Seite erklingen lassen. Luke ist der hervorragendste Rakospieler, der mir bisher zu Ohren gekommen ist. Dieser Mann wird das Programm eröffnen und uns mit dem Klang seines alten Instrumentes erfreuen.<< Der Negus suchte den Raum mit seinem Blick ab und fand Luke in einer akustisch günstigen Position am Rande der Tischgesellschaft sitzen. Seine Rako ruhte auf den Knien. Er nahm sie und begann, die erste Melodie aus den Saiten zu zupfen und einen alten Gesang anzustimmen:

“I wanna love you and treat you right,

I wanna love you every day and every night:

We'll be together with a roof right over our heads,

We'll share the shelter of my single bed,

We'll share the same room,

for Jah provide the bread.

Is this love that I'm feelin'?

Is this love that I'm feelin'?

I wanna know now!

I got to know now!

I'm willing and able,

So I throw my cards on your table!

I wanna love you, I wanna love and treat you right,

I wanna love you every day and every night:

We'll be together, with a roof right over our heads,

We'll share the shelter, of my single bed,

We'll share the same room, for Jah provide the bread.”

Das war das verabredete Zeichen für das Küchenpersonal, mit dem Auftragen der Speisen zu beginnen. Die Augen der Besucher wurden groß und größer, als sie erkannten, was die Gastgeber als Speisen ausgewählt hatten. Alles entstammte der Rastaküche, serviert wurde eine Form des I-tal, der Rastakochkunst, allerdings nicht in ihrer orthodoxen Form, die fleischlos ist. 

Der Hersteller von Schutzkleidung stocherte unbeholfen in seinem Jerk ChickenÑ und tauschte entsetzte Blicke mit seiner Frau aus. Die beiden, hatten offensichtlich die Haute Cuisine diverser Planeten erwartet und waren damit an der Tafel nicht allein. Da sich das Paar unter Beobachtung wähnte, begannen sie nach einer Weile mit vorgetäuschtem Heißhunger zu essen. Der Wasserpurifizierer ließ die meisten Brocken, die er sich in den Mund schob, ungekaut die Speiseröhre heruntergleiten und Vusi, die die Szenerie am Tisch eingehend beobachtete, hoffte für ihn, daß das ohne Erstickungsanfall vonstatten gehen würde. Die frischen Hanfblätter, die als Beilage neben den Tellern lagen, wurden von den meisten nicht angerührt. Viele mögen gedacht haben, daß es sich dabei um eine Marotte des Chefkochs handelte und die Blätter Dekorationszwecken dienten. Der Dicke, der sein Geld mit Ersatzteilen machte, hingegen schien kein Kostverächter zu sein und dem Schmuggler Begin schien es hingegen richtig zu schmecken. Der Jidda war die Diät von seinen engen Kontakten mit den Rastafarians schließlich gewöhnt. Der korpulente Händler hingegegen schien über eine reine Kalorienzufuhr an den mahlzeiten interessiert. >>Können Sie mir das Rezept besorgen?<< fragte er Vusi über den Tisch. >>Das schmeckt ganz hervorragend. Sie müssen wissen, daß ich solche würzige und nahrhafte Speisen selten vorgesetzt bekomme. Meine Frau hat nämlich Gallenprobleme.<< Er schaute zur Seite und erntete ein säuerliches Lächeln von seiner Begleitung. 

>>Aber gerne, Herr Schmitz.<< antwortete die Gastgeberin. >>Ich finde diese Art der Speisezubereitung selbst so faszinierend, daß ich gerne zu ihrer Verbreitung beitrage.<< Der zweite Gang, CornbreadÑ und SalzfischÑ, wurde serviert. Vusi beobachtete, daß ihre Gäste begannen, sich zu entspannen. Die Situation zu Tisch wurde für sie offensichtlich annehmbarer. Die Vernichtung der immensen Werten an Universals durch das Zertreten von Joints und die Exotik des ersten Ganges schienen vergessen. Die Konversation schwenkte auf belanglosere Themen, wie die neueste Mode, aktuelle Holovideos und die allgemeine Gerüchteküche. Für Vusi war die Tischgesellschaft zu lesen, wie ein offenes Buch der Sozialbeziehungen. Ihre Mystixausbildung ließ sie die geringsten Nuancen in der Stimmung erspüren und auch das belangloseste Wort hatte für sie einen tieferen Sinn. Sie beobachtete genau, wer mit wem was und wie sprach. Einen besonderen Fokus richtete sie auf den Bankmann Greed. Er unterhielt sich mit mehreren Leuten über relativ belanglose Themen. Relativ schnell fand sie dadurch heraus, daß er mit hoher Sicherheit ein Agent der Auriten war. Dabei muß er von seinen Auftraggebern eine sehr schlechte Ausbildung mitbekommen haben, denn der Mann benutzte ein sehr verräterisches Vokabular, das nur auf Aurus in Gebrauch war. >>Also ist auch die Transplanet Corp gegen uns eingestellt, warum sollten sie uns sonst einen Spitzel auf den Hals hetzten. Gut, daß ich David langsam in Richtung der Jiddas bugsieren kann. Eventuell brauchen wir auf die Schnelle ein Schiff, das uns von diesem Planeten wegbringt.<<

>> Madame, was fasziniert Sie eigentlich an den Rastas?<< Greed wandte sich an Vusi. Offensichtlich hatte er mitbekommen, daß sie ihn beobachtete. >>Das sind doch Halbwilde, die nach dem darwinistischen Prinzip, daß nur der Stärkste überlebt, vorgehen. Oder wie würden Sie den Spruch „only the fittest of the fittest shall survive“, den man an den Wänden von fast allen ihrer Siedlungen im Urwald sieht, verstehen?<< Sie wollte gerade antworten, doch Bekkele kam ihr zuvor. 

>>Ich glaube, Sie verstehen das falsch. Ich jedenfalls verstehe das anders. Haben Sie schon mal von dem ’I-Konzept’ der Rastafarians gehört? Sie sehen das Individuum als Objekt und drücken das sprachlich damit aus, daß sie die Objektform’mich’ und nicht das Subjektivpronomen ’ich’ anwenden. Ein Individuum wird erst in der Gemeinschaft zum Subjekt. In der Sprache wird das dadurch ausgedrückt, daß ’wir’ und ’uns’ durch ’ich und ich’, ’I’n’I’ ersetzt werden.<< Greed stand der Mund offen. >>Können Sie mir folgen?<< wollte Bekkele wissen. >>Ich glaube nicht, daß der von Ihnen zitierte, zweifelsohne bei den Rastafarians existierende Spruch in Ihrer Weise gedeutet werden kann. Rastafarians bekämpfen sich nicht untereinander. Ich verstehe es eher so, daß sie sich immer wieder daran erinnern, daß sie stärker sein müssen, als diejenigen, die sie bedrohen. Daß sie als Ganzheit stark sein müssen, um zu überleben.<<

>>Ich muß dem Jungen zu einhundert Prozent zustimmen.<< kam von Greenthumb. >>Die Rastas haben eine Geschichte der Unterdrückung, Ausbeutung, Verfolgung und des Massenmordes hinter sich, wie Sie bestimmt wissen. Die Leute und das System, die ihnen das angetan haben, werden mit einem Namen bezeichnet: ’Babylon’. Der von Ihnen zitierte Spruch bezieht sich auf dieses System, seine Institutionen und seine Individuen und sagt aus, daß sie stärker sein müssen, als Babylon, damit ihnen das Gleiche nicht noch einmal passiert.<< 

Greed war rot angelaufen. In ziemlicher Lautstärke ließ er seine Antwort hören: >>Ich lasse mir doch von einem dummen, jungen Bengel und einem Typen, der das Kraut zwar nicht auf dem Kopf, aber offensichtlich im Kopf hat, nichts erzählen. Die Rastas sind Halbwilde, vielleicht gerade mal als landwirtschaftliche Nutztiere zu gebrauchen und Sie sind Ihr Leithammel.<<

Greenthumb rückte mit seinem Stuhl etwas vom Tisch ab. Unter den Gästen entstand Unruhe. Begin sah wie ein sprungbereites Raubtier aus. Die Impis des Kaisers zogen ihren Kreis um die Tafel unmerklich etwas enger. Ona hatte seine Hand unter den Tisch an den Waffengurt gelegt. Viele Frauen verloren ihr unschuldiges Aussehen und schauten mit großen, angstweiten Augen ihre Begleiter an. Die Männer versuchten durch Blickkontakt mit anderen Anwesenden Allianzen zu bilden und suchten mit nervösen Augen vorsorglich den erfolgsversprechenden Fluchtweg aus ihrer derzeitigen Position.

>>Wollen Sie mich provozieren, Greed?<< wollte der Ökologe wissen. 

Der Bänker wurde immer röter im Gesicht. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. >>Das Gleiche könnte ich Sie auch fragen. Jeder weiß, wer mit Babylon gemeint ist, unter anderem nämlich mein Arbeitgeber. Sie unterstellen mir dadurch, daß ich mich an Verbrechen beteiligt habe, die ich nie begangen habe.<<

>> Ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, ist besser als ein Reicher, der krumme Wege geht. Ich habe sie nie persönlich angegriffen, aber wenn Sie sich den Schuh anziehen, dann ist da bestimmt ein Kern von Wahrheit in den Vorwürfen. Haben Sie en schlechtes Gewissen oder was ist los, Greed?<<

>>Dem Mann stand der Schweiß auf der Stirn. Er blickte um sich, ob ihm irgendwer zu Hilfe kommen würde, sah aber nur abweiswende oder ängstliche Gesichter. Er wußte, daß er über die Stränge geschlagen hatte. Es blieb nur noch der Rückzug. >>Es tut mir leid, wenn ich die Selbstkontrolle verloren haben sollte.<< sagte er zerknirscht. >>Mir liegt nichts ferner, als den jungen Makonnen, oder Herrn Greenthumb zu beleidigen oder zu provozieren. Sollte das in meiner Rage doch geschehen sein, dann bitte ich höflichst darum, meine Entschuldigung anzunehmen.<<

Vusi bemerkte, wie sich die Situation entspannte. Ona hatte seine Hand wieder auf der Tischplatte und Begin wandte sich dem Fisch auf seinem Teller zu. >>Der Jidda wäre also Greenthumb zur Hilfe gekommen. Dieser Ökologe muß eine viel wichtigere Position haben, als wir bisher annehmen. Und das nicht nur bei den Rastas...<<

>>Okay, Greed.<< sagte Greenthumb. >>Der Leithammel kann allerdings nicht für Bekkele Makonnen sprechen, den Sie einen ’dummen Jungen’ nannten.<<

Bekkele winkte ab, eine Geste,die Greed wiederum das Blut in den Kopf steigen ließ. Er beherrschte sich jedoch und begann, mit dem Essen auf seinem Teller zu spielen, als wäre die Angelegenheit für ihn erledigt. 

Allmählich wuchs die Geräuschkulisse an der Tafel mit Aufnahme der Gespräche wieder an. Luke, der sein Rakospiel unterbrochen hatte, wurde von Uxxqam abgelöst, der mit aufgerissenen Augen die Geschichten seiner Vorfahren erzählte. Das Küchenpersonal räumte die Teller ab und begann damit, den nächsten Gang aufzutragen.

>>Gut, daß alles friedlich abgelaufen ist,<< dachte Vusi, >>es hätte nicht viel gefehlt und Begin oder Greenthumb hätten hier Blut vergossen. Obwohl... Greenthumb wohl nicht, den schätze ich als zu überlegt ein. Aber dieser Begin hatte den Gesichtsausdruk eines Bluthundes, der seinen Herrn beschützen will.<<

>>Dieses Rezept brauche ich auch.<< Vusi wurde von Schmitz aus ihren Gedanken gerissen. >>Was habe ich hier überhaupt auf meinem Teller? Das schmeckt ja vorzüglich.<< Schmitz verdrehte die Augen in seinem runden Gesicht. >>Das ist AckeeÑ mit CallallooÑ. Beides ganz typische Zutaten aus der I-talküche. Wissen Sie was, Herr Schmitz, ich lasse Ihnen von meinen Köchen alles in Kopie zukommen, was wir schon über die Rastakochkünste gesammelt haben.<<

>>Da wäre ich Ihnen aber aufs Höchste dankbar. Wollen Sie mir nicht Ihren Koch gleich mit ausleihen?<< witzelte der korpulente Mann und erntete dafür einen zornigen Blick seiner Gattin die eher komplementäre Gefühle im Gesicht trug. 

>>Ich fürchte, Sie müssen sich auf die Rezepturen beschränken. Unsere Leute bestehen nicht aus Leihpersonal,<< versuchte Vusi den Witz aufzunehmen. Insgeheim war sie froh, daß der Mann zur Auflockerung der Situation beigetragen hatte. Sie hörte, wie Greenthumb über Veränderungen auf dem Planeten sprach. 
>>Es gibt Möglichkeiten, die Strahlung von Gamga abzuschwächen. Dazu müßte man in den Kohlestoffkreislauf eingreifen und quasi einen Dunstfilter in die Atmosphäre legen. Weiterhin müßten gewisse Schichten in der Atmosphäre ionisiert
Ñ und die StratosphäreÑ verstärkt werden.<<

>>Das sind doch Spinnereien, die Jahrhunderte dauern.<< klang es über den Tisch.

>>Ja, das stimmt.<< antwortete der Wissenschaftler dem anonymen Zuruf. >>Es wird einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen.<<

Das Interesse des Negus war geweckt. >>Sie sagen aber, das ist grundsätzlich möglich. Und der Planet hat ausreichend Ressourcen?<<

>>Ressourcen sind vorhanden, ob sie ausreichen würden, weiß niemand.<< Greenthumb klang unsicher. 

Vusi betrachtete den Ökologen. >>Warum diese gespielte Unsicherheit? Wenn einer diesen Komplex umfassend kennt, dann ist er es, der sein Leben lang diesen Planeten erforscht hat. Er traut den Makonnens noch immer nicht und will mit der vollen Wahrheit nicht rausrücken.<<

>>Der Mann sagt nicht die Wahrheit.<< stellte Bekkele für sich fest. >>Es gibt genügend Ressourcen. Er will es aus irgendeinem Grund aber niemanden wissen lassen.<<

>>Strahlen, Prophezeihungen und der Messias.<< ließ sich der Schutzkleidungshersteller hören. >>Wenn ich das nicht alles als Mystik abtun würde, dann müßte ich anfangen, mir einen neuen Job zu suchen.<<

Die Tür öffnete sich und ein Impi aus der Leibgarde ging zum Negus und flüsterte ihm etwas ins Ohr. >>Meine hochverehrten Herrschaften. Ich bekomme gerade eine Nachricht übermittelt, die mich dazu zwingt, Sie jetzt zu verlassen. Es besteht kein Anlaß zur Sorge, es betrifft weder die Sicherheit dieser Gesellschaft, noch wird dieses Städtchen angegriffen. Aber Sie werden sicherlich verstehen, daß bei der Übernahme eines ganzen Planeten durch eine neue Macht die eine oder andere Überraschung auftauchen kann. Ich bitte Sie, mich jetzt zu entschuldigen. Mein Sohn Bekkele wird ein ebenso guter Gastgeber sei, wie ich diese Aufgabe erfüllen kann.<< David Makonnen stand auf und verließ schnellen Schrittes in Begleitung seines Impi den Saal. 

>>Wo wir über den Planeten sprechen, Herr Greenthumb,<< nahm Bekkele das unterbrochene Tischgespräch wieder auf, nachdem er sich auf den Platz seines Vaters gesetzt hatte, >>was wissen Sie über die nördliche Hälfte dieser Welt? Man hört Gerüchte, daß sie entgegen allen offiziellen Schilderungen bewohnt sein soll. Und daß es dort sogar trinkbares Wasser und genießbare Vegetation gibt, weil die Strahlung von GamgaÑ dort nicht so stark ist. Was ist denn an diesen Geschichten dran?<<

Der Ökologe zeigte sich erstaunt. >>Das sind doch alles Halbwahrheiten. Entschuldigen Sie meine Direktheit, Herr Makonnen, aber ich habe gedacht, daß Sie sich an Fakten orientieren, nicht an Gerüchten. Das ist Ihnen nicht würdig.<<

>>Er sagt schon wieder nicht die Wahrheit.<< stellte Bekkele fest. >>Mit anderen Worten: Da ist etwas dran!<< 

>>Der Norden wird von SchrocksÑ besiedelt.<< fuhr Greenthumb fort. >>Das ist mit das schrecklichste Raubtier, das Sie sich vorstellen können, die Region ist unwirtschaftlich, weil Hanf dort nur verkümmert wachsen kann und Menschen leben dort ganz bestimmt nicht. Das sind die Fakten, die ich kenne. Alles andere ist Legende.<<

Erneut öffnete sich die Tür und ein Impi ging auf Vusi zu. Er überreichte ihr einen kleinen Umschlag aus Papier, der versiegelt war. Sie erkannte auf dem Verschluß den Löwenkopf vom Ring des Negus. Aus dem Umschlag entnahm sie eine kurze handgeschriebene Notiz und las sie durch. Danach blickte sie in die Runde. Fast alle Augen waren erwartungsvoll auf sie gerichtet. 

>>Es ist eine Nachricht vom Negus, die erklärt, warum er uns so übereilt verlassen mußte. Der Inhalt betrifft die Makonnens nur indirekt. Es hat auf Climax einen neuen Anschlag gegeben. Die Auriten sind überall in volle Alarmbereitschaft versetzt worden. Darum hat mein Negus ein paar Gegenmaßnahmen eingeleitet, bevor uns irgendwelche übereifrige Soldaten aus Aurus noch auf der Nase herumtanzen. Was passiert ist? Ein Scharfschütze versetzt Klito, die Hauptstadt von Climax in Angst und Schrecken. Offensichtlich hat er es auf vollbrüstige Prostituierte und auf Homosexuelle abgesehen. Der Mann muß sein Handwerk gut verstehen. Es gab schon siebenundzwanzig Tote. Hinzu kommt ein Angriff auf das Netz der Auriten, das offensichtlich von irgendwelchen religiösen Fundamentalisten durchgeführt wird. Das Netz wird durch x-fach vermehrte Datenkopien der Bibel überflutet und dadurch lahmgelegt.<< 

Die Gäste entspannten sich und widmeten sich erneut ihren Mahlzeiten und den unterbrochenen Gesprächen. Den zweiten Teil der Nachricht behielt Vusi für sich. >>Das ist ja eine Katastrophe. Die Auriten selbst sind für den Anschlag auf das Pink Milkyway verantwortlich? Sie setzen verbotene Waffen gegen unschuldige Menschen ein? Was bedeutet das für uns auf diesem Schlüsselplaneten? Werden sie hier auch Neutronstrahler einsetzen, wenn sie anders nicht weiterkommen? Sie sammelte sich,setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf und begann trotz ihrer Beunruhigung den Gesprächen zu lauschen. 

>>Wir werden es schon schaffen, die Auriten kleinzukriegen.<< hörte sie Bekkele sagen. >>Wenn du wüßtest, mein Sohn, daß vielleicht schon in diesem Augenblick Neutronstrahler auf dieses Gebäude gerichtet sind, wärst du wahrscheinlich nicht so optimistisch.<<

30

I needed inspiration, 

A brandnew start in life.

Somewhere to place affection,

When I didn’t want a wife.

And then by lucky chance I saw,

In a special magazine,

An ad that was unusual,

Alike I’d never seen.

“Experience something different, 

With our new imported toy.

She’s lovely, warm, inflatable, 

With a guarantee of joy.”

She came all wrapped in cardboard,

All Pink and shriveled down.

A breath of air was all she needed, 

To make her lose that frown.

I took her to the bedroom,

And pumped her with some life.

And later in a moment,

That girl became my wife.

(Musikgruppe The Police, 20. Jh.)

Der Morgen des Aufbruchs von Zyb’L und Matthew war für climaktische Verhältnisse ungewöhnlich frisch. Die zwei DeeVa Holomaker befanden sich auf dem Weg zum Raumhafen von Klito. Von dort wollten sie das erste Schiff in Richtung Uchtan nehmen, um am nächsten Morgen ihre Arbeit bei DeeVa wieder anzutreten. 

>>Meinst du, es gibt Ärger, dass wir sogar in dem entschärften Beitrag Zweifel an der Täterschaft der Nyahbinghis anmelden?<< wollte die strohblonde Frau wissen. >>Was ist das überhaupt für ein Laden, der nicht die Wahrheit, sondern an politische und gesellschaftliche Machtverhältnisse orientierte Meinungen verbreitet? Und was sind wir für Pressemenschen, die dort arbeiten und das Speil mitspielen?<<

>>Wenn Puy tobt, nehme ich das auf meine Kappe.<< Matthew guckte aus dem Taxifenster. >>Schau mal, auf den Trümmern des Pink Milkyway wird schon wieder gebaut. So schnell kann das gehen. Ob es wieder so ein Megapuff wird? Alles was zu zählen scheint, ist der ewige Fluß der Unis. Verrottetes Universum. Da ist es als Kontrast doch richtig schön, was Kubva mir gestern noch erzählt hat, als du am Strand spazieren warst.<<

>>Du meinst bestimmt, dass es mit den beiden Turteltauben doch noch geklappt hat.<< sagte Zyb’L. Dieser Typ muß ja auch ziemlich blöd gewesen sein. Hat nix davon verstanden, dass auf anderen Planeten vielleicht verschiedene Regeln, Sitten und Gepflogenheiten herrschen.<< Matthew nickte. >>Mir hat die Kleine vor ein paar Tagen unter Frauen gesteckt,<< fuhr Zyb’L fort >>dass sie und dieser Andy sich vor Monaten das Versprechen gegeben hatten, aufeinander zu warten und dann diese Tage zu heiraten. Mit einem guten Freund eine schöne Zeit zu haben oder sogar mit ihm ins Bett zu gehen, verstößt nicht gegen diese Abmachung. Wenigstens nicht nach der climaktischen Auffassung. Daß wir das anders sehen, sei mal dahingestellt. Hier gilt dass die Frau erst monogam wird, wenn sie verheiratet ist. Vorher kann sie sich soviel austoben, wie sie mag. Hinzu kommt, dass der liebe Andy die Fassung verloren hat, als er von seinem Nebenbuhler hörte. Das macht man auf Climax nicht. Du erinnerst dich, er hat übelst rumgepöbelt und Laila beschimpft. Zweiter Minuspunkt auf seiner Seite. Und als er dann nicht zum angekündigten Zeitpunkt in Klito auftauchte, war’s klar. Kubva hatte sie eh schon ziemlich von sich als der bessere Partner überzeugt und Andy hatte sein Image, ein Joker zu sein, nochmals bewiesen. Sie leidet nur etwas darunter, dass sie die Beziehung mit dem Typen nicht nach ihrem Wunsch harmonisch beenden konnte. Meiner Meinung nach passen Kubva und Laila eh besser zusammen. Sie hat mir nen Foto von dem Typen gezeigt. Ich glaube, das ist so ein typischer Asozialer, Marke tätowiertes Muskelpaket. Einer von diesen Mackern, von denen wir Frauen immer belästigt werden, wenn wir alleine ausgehen. Jede Menge Muskelfasern, aber keine Hirnzellen. Von denen haben wir auf Climax ja ein paar Prachtexemplare gesehen. Was hat Kubva denn erzählt?<< 

Matthew schaute sie grinsend an. >>Er hat einen echt harten Spruch abgelassen: „Wenn auf Climax alle Frauen so veranlagt sind, wie Laila, dann haben die Nutten wahrscheinlich noch Spaß an ihrem Job.“ Damit spielte er auf die immensen sexuellen Bedürfnisse von Laila an.<<

In dem Moment landete das Zerogravtaxi sanft vor dem Eingang von Terminal 1 des Raumhafens von Klito. Matthew steckte seine L.A.C. in den Zahlschlitz und die zwei Holomaker stiegen aus dem Fahrzeug. Sie nahmen ihr Gepäck und betraten den seit dem Anschlag auf das Pink Milkyway fast verwaisten Terminal. 

>>Die Frau fasziniert ihn trotz all der kontroversen Ansichten, was eine Beziehung angeht.<< fuhr Matthew fort, während sie ihren Check In ansteuerten. >>Er meinte, daß ein Mann im Paradies ist, wenn er einmal so eine Frau heiratet. Während die Lady sich um das Familiengeschick und um ihren Gatten kümmert, hat der Mann alle Freiheiten. Um die Ehe interessant zu halten, darf er sogar legale Seitensprünge machen. Das dient aus Lailas Sicht dazu, die Ehe interessant zu halten und dem Ehepartner die bestmögliche Zeit zu geben. Als ich das hörte, ist mir der Unterkiefer weggeklappt. Allerdings will sie über seine Eskapaden Bescheid wissen, es darf nicht zu teuer werden und er muß sich vor Geschlechtskrankheiten schützen. Das ist ein echt anderes Konzept der Beziehungspflege, als unser egoistisches Klammern an den Partner mit all den Besitzansprüchen. Man muß nur damit klarkommen. Insbesondere mit dem Kapitel vor der Ehe, wo sich die Lady alle Freiheiten rausnehmen kann.<<

Eine gelangweilt wirkende Seviceangestellte nahm am Schalter die Papiere ihrer Flugfreigaben an und überprüfte sie. Anschließend ging es in den Sicherheitsbereich, der seit dem Anschlag auf das Pink Milkyway um diverse neue Screeningmethoden erweitert wurde. 

>>Hat er immer noch Schiß, als Bigamist zu gelten, wenn er die Kleine buddhistisch heiratet?<< wollte Zyb’L wissen.

>>Er hat sich diesbezüglich eine Rechtsauskunft eingeholt, wie das universal gehandhabt wird. Dabei kam raus, daß eine buddhistisch abgeschlossene Ehe auf Climax verbindlich ist. Im Rest der Galaxie aber ist sie das Papier nicht wert ist, auf dem sie besiegelt ist. Im Übrigen darf man derart auf Climax zwei Frauen ehelichen.<< Matthew grinste. >>Mittlerweile hat er mehr Muffen, daß seine Ex vielleicht auspackt, daß die Scheidung noch nicht vollzogen ist. Es kann schließlich gut sein, daß Laila und sie sich in Milhomme begegnen. Kubva hat wohl eine Nachricht an sie geschrieben, mit der Bitte, das Thema nicht zu erwähnen, aber noch keine Antwort bekommen.<<

Die penible Sicherheitsüberprüfung war beendet und die zwei DeeVa Kollegen gingen in den Bereich, wo sie vor dem Flug in Tiefschlaf versetzt werden würden. Dort setzten sie sich und warteten, bis sie an der Reihe waren, mit Sleepwell eingenebelt zu werden.

>>Jedenfalls hat er sich entschlossen, sein Glück mit Laila zu versuchen und mit ihr zu den Eltern zu gehen.<< fuhr Matthew fort. Vor ein paar Tagen bevorzugte er noch die Lustprinzipvariante. Sie soll ruhig zu ihrem Andy zurückkehren und ab und zu mal bei ihm für heißen Sex vorbeikommen. Ich glaube aber, daß Kubva irgendwann eingesehen hat, daß das eine Illusion ist und er mit Haut und Haaren in die Frau verliebt ist. Inklusive all der Probleme, die so eine interplanetare Ehe mit sich bringen wird. Ich glaube auch, daß er garnicht mehr in Milhomme leben möchte. Dazu ist er vom süßen Leben auf Climax viel zu fasziniert. Besonders, wo sie mittlerweile im Asiin angekommen sein dürften. Jetzt ist er von all den Nuttenärschen, den Sextouristen, den versoffenen Partyköppen und der geldverschlingenden Spaßgesellschaft weg und kann sich vielleicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren.<<

Die beiden setzten sich in zwei Ergosessel. >>Ich gönne es ihm,<< seufzte Zyb’L. >>Sie ist ein echt süßes Mädel, das sich Mühe gibt, ihn zu verwöhnen. Nach dem ganzen Hin und Her, was er durchgemacht hat... Ich möchte nicht wissen, was er am Tag X, als Andy ankommen sollte, durchgemacht hat. „Wo ist sie? Was macht sie gerade? Liegen die zwei zusammen im Bett? Ist er überhaupt gekommen?...“ Solche Fragen wären mir in den Kopf geschossen. Dieses Warten auf ein Zeichen. Keine andere Möglichkeit zu haben, als abzuwarten.<<

>>Glücklicherweise kam das Zeichen ja sehr schnell.<< sagte Matthew. >>Das Warten hat ein Ende für Kubva. Als sie ihn am besagten Tag X besucht hat, muß sie sich wohl ziemlich mit Glok vollgepumpt haben. Jedenfalls spricht er davon, daß der Tag wohl sein bisheriger sexueller Höhepunkt war. Und wie ich Kubva kenne, hat er schon einiges erlebt. Und es gab neben knallhartem Sex wohl auch ein klärendes Gespräch, wie es mit den zweien weitergehen soll. Kubva meinte, daß sie völlig offen und ehrlich gewesen ist. Sie wolle jetzt den Typen vergessen, um sich auf ihn voll einlassen zu können. Sie möchte ihn mit einem „ich liebe dich“ überraschen. Ist das nicht süß? Unser Lover bestätigte, daß in ihr definitiv eine Veränderung vorgegangen war. Kubva ist ein gutes Beispiel dafür, daß viel rumreisen den Horizont erweitert. Er hat verstanden, wie das climaktische Beziehungsmuster funktioniert, hatte Geduld und ist belohnt worden.<<

>>Ich bin ja mal gespannt,<< antwortete Zyb’L >>ob die zwei es schaffen. Wie gesagt, finde ich sie supersüß. Und sie ist definitiv eine Schönheit, die gleichzeitig auch noch Charisma hat. Sie ist nicht so ein Zuckerpüppchen. Und das hat schon etwas zu bedeuten, wenn das eine Frau über eine andere sagt. Sie hat aber auch ihre Ecken und Kanten, wie ich in den paar Momenten, wo ich sie gesehen habe, gemerkt habe. Ich hoffe, Kubva kann mit ihrer Spontanität und ihrer recht chaotischen Art umgehen.<< Sie stand auf. >>Komm, Matthew, wir sind dran.<< Die zwei Deevas gingen in die Schlafstation wo ein Arzt sie über ihre Gesundheit befragte. Ihre L.A.C.s wurden gecheckt und dann wurden die zwei Holomaker zu den wartenden Sarkophagen gebracht. 

Zyb’L und Matthew verschwanden in den Behältern. >>Der Anschlag auf’s Pink Milkyway hat auch Vorteile.<< rief Matthew. >>Seitdem werden scheinbar alle Climax-Reisenden automatisch auf Tiefschlaf gebucht. Es gibt ja auch kaum noch jemanden, der hierhin reist, respektive wieder wegmöchte.<< Die Deckel der Sarkophage schlossen sich und ihre Insassen wurden mit dem Hanfgas in einen tiefen Schlaf versetzt. Dadurch entgingen die Sternenreisenden den sehr unangenehm zerrenden Kräften der Beschleunigungs- und Bremsphasen galaktischer Flüge.

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ÑPunt Ababa wurde während des Exodus von der Erde im 21. Jahrhundert von afrikastämmigen Völkern besiedelt.

 

 

Ñ Negus oder Negusa Nagast sind die Königstitel der äthiopischen Könige aus der axumitischen Linie, die auf die Liason zwischen König Salomo von Israel und der abessinischen Königin Makeda zurückgeht. 

 

 

 

Ñ Ites Gold and Green (Red, Yellow and Green / Rot, Gelb und Grün) sind die Nationalfarben Äthiopiens und Punt Ababas. Ites steht für Blut, Lebenskraft, Gold für den Reichtum von Punt und Grün für den Segen des Landes mit üppiger Natur 

 

 

Ñ Die Kalendereinteilung am Hofe Makonnen richtet sich nach dem alten israelitischen Kalender. Nissau entspricht dem Zeitraum von Mitte März bis Mitte April. 

 

 

ÑÑ der Rootsman ist das einzige männl. Wesen im Universum, der die kollektive männliche Vergangenheit bis zu Epochen auf dem Planeten Erde reichend in seine Erinnerung holen kann. 

 

 

Ñ Der jüdische Monat Tewet geht von Mitte Dezember bis Mitte Januar.

 

 

Ñ Ein Thinkman ist ein Mensch, dem durch einen systematischen Screen das gesamte menschliche Hirnvolumen für seine Analytikertätigkeit zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu Computern können Thinkmen können Problemstellungen neben der reinen, objektiven Analyse zusätzlich subjektiv und intuitiv durchdenken und liefern dadurch i.d.R. Ergebnisse, die aussagekräftiger und zutreffender sind, als das rein mathematische Rasterprocedere von Maschinen. 

 

 

Ñ Skin Up Provisions (von „to skin up“, umgangssprachlicher Ausdruck für das Konsumieren von Hanf, genauer für das Herstellen eines Rauchgerätes mit Zigarettenpapier). Die Aktiengesellschaft hat das universelle Monopol für den Vertrieb des Cannabis von Green Dream. Der jeweilige Verwalter dieses Planeten besetzt traditionell die Schlüsselposition im Hanfkontor. 

 

 

Ñ Ein Ladyboy ist ein lebendes Sexspielzeug. Schon in der Kindheit werden die L., alles männliche Kinder, auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereitet. Ihnen steht es allerdings offen, wieweit die Boys sich durch Operationen während ihrer Pubertät zur Lady machen lassen wollen. Die gewährte ’Freiheit’ hat den Vorteil, dass verschiedenste hermaphroditische Nuancen entstanden sind.

 

 

Ñ Der jüdische Monat Ijar geht von Mitte April bis Mitte Mai 

 

 

Ñ Makeda ist auch als Königin des sagenumwobenen Reich von Saba oder Sheeba bekannt

 

 

Ñ Abessinien findet man in der historischen Literatur auch unter den Begriffen Äthiopien oder Punt, das Land Gottes

 

 

Ñ Makeda war tatsächlich die letzte Königin Äthiopiens. In der Geschichte gibt es noch den Fall, dass Zauditu als Regentin der Krönung von Kaiser Haile Selassie vorherging. Sie war allerdings nicht von der Kirche gesalbt worden und funktionierte nur als Statthalter bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Ras Tafaris Alter ihn regierungsfähig machte.

 

 

Ñ Fellachas, Fellachen, Falaschas, schwarze Juden. Lebten bis Ende des 20. Jh. In Äthiopien, bevor ca. 100000 vom israelischen Geheimdienst Mossad in einer Geheimoperation nach Israel gebracht wurden. Anfang des 21. Jh. lebten noch ca. 30000 F. in und um ihre äthiopische Residenzstadt Gondar. 

 

 

Ñ Laut einer Anordnung von Salomo waren der König Israels, Roms und Punts immer gleichzeitig auch die Regenten der anderen Reiche. Salomos Erstgeborener regierte Abessinien, sein Zweitgeborener war als Thronanwärter nach Rom verheiratet, sein Drittgeborener erbte den Thron Israels. 

 

 

Ñ Der in Äthiopien gebräuchliche Königstitel ist Negus, König, oder Negusa Nagast, was König der Könige bedeutet. Im christlichen Sinne sind alle irdischen Königshäuser der Theokratie Äthiopiens unterzuordnen.

 

 

Ñ Seit Jahrtausenden wurde in Äthiopien und später auf Punt Ababa der Kult um die Bundeslade gepflegt. Der Heilige Schreinwurde einmal im Jahr in einer prunkvollen Prozession durch die Straßen der Stadt getragen, in der die Orthodoxe Kirche derzeit ihr Domizil hatte. 

 

 

Ñ Bezeichnung für den Antichristen im Kebra Nagast.

 

 

Ñ Kebra Nagast heißt Die Herrlichkeit der Könige. Ursprünglich war das Buch ein Teil der Bibel, wurde aber von Irrgläubigen aus dem Heiligen Buch entfernt. Das Kebra Nagast ist eine Chronik der Stammväter und der Israelitischen Könige. Ferner stellt es den Beweis bereit, dass die Jiddas von ihrem Irrglauben seit der Sünde Salomo mit der Pharaonentochter erst durch die Anerkennung vom Messias Isiah I erlöst werden konnten.

 

 

Ñ Skin Up Provisions Joint Stock Company: 51 % U.P.O., 29 % DeeVa Holovision, 17 % Aurus, 3 % Streubesitz

 

 

Ñ Diese Zahlensymbolik stammt aus der westafrikanischen Mythologie. Die drei ist der männliche Part, die vier der weibliche. Erst in ihrer Summe ergibt sich Perfektion und Ganzheit. 

 

 

Ñ Die Akaschische Ebene geht auf die mittelalterlichen Tempelritter des Planeten Erde zurück. Sie behaupteten, im Besitz der Bundeslade zu sein und sie gebracuhen gelernt zu haben. Durch das Tabernakel hätten sie Zugriff auf das gesamte Wissen der Menschheit aus der Vergangenheit und der Zukunft erhalten. Weiterhin ist es ein Begriff aus der Reinkarnationslehre und bezeichnet eine esoterische Bewußtseinsebene. Diese Ebene enthält alle Informationen, die gewesen sind und noch sein werden. Sie ist in die Energiestruktur des Universums eingewoben, Schwingung. Von dort werden alle Möglichkeiten innerhalb der Menscheit gesteuert.

 

 

Ñ DeeVa Holovision strahlt ein galaxieweites Unterhaltungsprogramm aus, das streckenweise von politischen Beiträgen durchsetzt ist. Der Sender finanziert sich komplett aus den Einnahmen von Werbehologrammen. Weiterhin versuchen die Strategen des Unternehmens seit geraumer Zeit relativ erfolglos, ein zweites Finanzierungsstandbein zu etablieren und mit den Produkten, die im Rahmen von Merchandising vertrieben werden eine neue Einnahmequelle zu erschließen. 

 

 

Ñ JAH ist die Rastabezeichnung von Gott, eine Kurzform des zionistischen ’Jehova’.

 

 

Ñ alttestamentarischer, jüdischer Begiff für Hölle

 

 

Ñ Impis sind die Truppen am Hofe des Negus Makonnen. Sie sind mit dem traditonellen Kurzspeer und Lederschild, aber auch mit den modernsten zeitgemäßen Handfeuerwaffen ausgerüstet.

 

 

Ñ ist Patois, entspricht talk become one. Dahinter steckt das Prinzip, daß in einer Ratsversammlung ein Thema solange behandelt wird, bis auch der letzte Zweifler von der Lösung überzeugt ist. 

 

 

Ñ Von Chaka Zulu im 19. Jh. eingeführter Kurzspeer zum Vorwärtsangriff seiner gefürchteten Impis. Diese Aktivwaffe löste die vorher gebräuchlichen, ziemlich wirkungslosen, weil als Distanzwaffen benutzen Wurfspeere ab. 

 

 

Ñ es geht um die Bundeslade. Seit der Entführung des Heiligen Schreins mit Gottes Gesetzestafeln nach Äthiopien, betrachtet sich die Äthiopische Kirche als die wahre Nachkommenschaft der Israeliten. Siehe auch „Die Religion des Hauses Makonnen“.

 

 

Ñ ein Screenkey ist ein von U.P.O. Wissenschaftlern entwickeltes Kontrollinstrument. Während eines Hirnscreens wird dem Objekt eine beständige Treue gegenüber seinem Herren unveränderbar in sein Hirn gebrannt. Es gilt als unmöglich, den Schlüssel zur Abschaltung dieser Manipulation zu finden. 

 

 

Ñuniversales Symbol für die von der U.P.O. gekeyten Mediziner

 

 

Ñ Ge’ez ist die alte lithurgische Sprache Abessiniens mit einem eigenen Alphabet, das aus Schriftzeichen für Silben aufgebaut ist. Weiterhin bildet Ge’ez den Vorläufer des Amharischen, der modernen Hofsprache äthiopischer Könige. 

 

 

Ñ die offiziellen Regalia des axumitischen Negus sind eine schwere, edelsteinbesetzten Rundkrone mit dem äthiopischen Kreuz, der Reichsapfel, der Diamantring, das Schwert, die Robe und das Szepter aus Gold und Elfenbein mit der Inschrift ’Löwe von Judäa’. Ihm werden als Wappentiere der Löwe und die Biene zugeordnet.

 

 

Ñ 1 Universal = 100 Galax. Abk. Uni. Standardwährung der Menschheit, auf allen Planeten gültig. 1 Dezigramm Smokeganja entspricht 1 Uni

 

 

Ñ Der jüdische Monat Ijar geht von Mitte April bis Mitte Mai 

 

 

Ñ hebräisches Wort für Engel

 

 

Ñ Ein Toxitester ist ein Gerät, das alle Arten von Gift in Nahrung, Getränken und der Luft, aber auch Kontaktgifte in Kleidung oder gemäuern ausfindig machen kann.

 

 

Ñ Die Salutation of Peace ist ein uralter Gruß. Die gefalteten Hände bilden mit Zeigefinger und Daumen ein nach unten gerichtetes Dreieck. 

 

 

Ñ Adonai ist ein hebräisches Idiom für Gott. 

 

 

Ñ Jezer Hora (hebr.) ist der böse Trieb im Menschen

 

 

Ñ Jezer Hotow (hebr.) ist der gute Trieb im Menschen

 

 

Ñ Zebaoth (hebr.) ist der Herr der Himmlischen Heerscharen

 

 

Ñ Cannabis senkt den Blutdruck, erweitert die Arterien und verringert die Körpertemperatur. Auf diese Weise wirkt es stressabbauend. Die meisten Menschen können sich unter dem Einfluß von Cannabis wesentlich tiefer entspannen. Im Schlaf lässt sich nach Cannabiskonsum die höchtmögliche Aktivität der für Entspannungszustände typischen Alphawellen feststellen. 

 

 

Ñ Gamga ist die Sonne, in deren Orbit Green Dream sich als zweiter Planet von sieben befindet. Die Zusammensetzung besteht aus 63 % Wasserstoff, 28 % Helium und 9 % schwerer Elemente. Die Kernfusion im Inneren der Sonnelässt Gammastrahlung freiwerden. Der Gesamtradius beträgt 707 000 Km. Die Dichte ist 140 mal dichter als Wasser. 

 

 

Ñ Peenie Wallie stammt aus dem Patois Jamaikas und bezeichnet ein Glühwürmchen. Die Peenie Wallies auf Smoke sind durch die Strahlen von Gamga zu Giganten von vier Meter Länge mutiert. 

 

 

Ñ Eastern Sun liegt im Sternbild des Krebses. Es ist der Heimatplanet einer von meheren durch Südostasiaten besiedelten Kolonien, die seit mehreren Jahrtausenden genetische Manipulationen betreiben und alle möglichen erdenklichen Stoffe zu synthetisieren wissen. 

 

 

Ñ Climax ist ein erdähnlicher Planet in der Sternenkonstellation Schwan. In gesamten Universum ist der Ort bekannt dafür, dass man dort jede Art von Lust gegen Geld befriedigen kann. Millionen von männlichen und weiblichen Prostituierten stehen den immensen Strömen der Sextouristen zur Verfügung. Verwaltet wird der Planet von Aurus, das aus dem Geschäft Riesenprofite zieht. 

 

 

Ñ Aphrodite, in der griechischen Mythologie der Erde ist sie Göttin der Liebe und der Schönheit Sie entspricht der römischen Venus. Nach Homers Ilias ist sie die Tochter des Zeus und der Dione, einer seiner zahlreichen Begleiterinnen.

 

 

Ñ G.I.D. steht für Galactic Investigation Department. Dies ist eine Art von interplanetarer Ermittlungsbehörde der Auriten. Das G.I.D. besitzt Polizeivollmachten und kann jederzeit die Aufgaben der Ordnungskräfte auf diversen, zur Sphäre der Auriten zählenden Planeten an sich nehmen.

 

 

Ñ Uchtan ist der Sitz der U.P.O. Verwaltung und die Muttergarnison der U.P.O. Truppen.

 

 

Ñ A.S.C. bedeutet altered state of consciousness, veränderter Bewusstseinszustand. Mit diversen Techniken kann der Mensch einen A.S.C. erreichen.

 

 

Ñ Tokoloshes sind koboldartige Wesen, die aus dem südlichen Afrika der Erde stammen. Ihnen werden immense Kräfte, kombiniert mit hoher Intelligenz und starker Gerissenheit nachgesagt. T.s werden gerne für das Ausführen von Assassinenmissionen, die erfolgreich sein müssen, eingesetzt. T.s sind von einem menschlichen Meister kontrolliert, der sich in der Nähe seines Geschöpfes aufhalten muß. T.s verlangen i.d.R. Sex mit weiblichen Mitgliedern der Meistersippe als Gegenleistung für die erfolgreiche Ausführung ihrer Missionen.

 

 

Ñ Ein Duppy ist im Rastaglauben ein Wesen, das in einer anderen Sphäre lebt. Es ist ein Toter, dessen Seele nicht zur Ruhe gekommen ist und sich in verschiedenen materiellen oder spirituellen Formen manifestieren kann. Ein Duppy kann sich Lebenden in Form von Besessenheit einer Person oder als Geist eines verwunschenen Ortes zeigen, oder auch in der Gestalt von Tieren (Hyänen, Katzen, Wildschweine, Schlangen, Geier etc.) erscheinen. 

 

 

Ñ Pum Puy ist der Geschäftsführer von DeeVa Holovision. In einem Interessentenverband hält er einen nicht unbedeutenden und für Uneingeweihte undurchschaubaren Anteil an dem Hologrammsender. Somit kann er auch hinter den Kulissen maßgeblichen Einfluß auf die Geschäfte des Hologrammsenders nehmen.

 

 

Ñ Die osmanische Appetitlichkeitsskala ist seit Bestehen von DeeVa ein internens Meßinstrument für die Schmackhaftigkeit der in der Senderkantine verkauften Mahlzeiten. 

 

 

Ñ Kras Mail war der derzeitigige Hologrammdirektor von DeeVa. 

 

 

Ñ Das Familienwappen der axumitischen Herrscher ist der gekrönte Löwen mit einem Banner, auf dem der Davidstern prangert.

 

 

Ñ Ras ist ein Fürstentitel, der aus dem alten Abessinien der Erde stammt. 

 

 

Ñ Life Account Card. Persönliche Identifikation, Kreditkarte, Arbeitsausweis, Reisedokument, alle Funktionen früherer Plastikdatenträger auf einer Karte vereint. 

 

 

Ñ Die Kuppel aus transparenter Cannfaser war notwendig, weil die um Milhomme angesiedelten Industrien die Atmosphäre der Region dermaßen belasteten, daß vor Errichtung des Bauwerkes Lungenkrebs und andere Atemwegkrankheiten die Hauptsterbeursache der Großstadt waren. 

 

 

Ñ Sleepwell wird aus extrem potenten Cannabispflanzen von Green Dream gewonnen. Diese Pflanzen werden als Prime Cut bezeichnet. Der aus dem Prime Cut gewonnene Wirkkomplex wird zu einem Gas aufbereitet und Raumreisenden zum Erlangen eines künstlichen Komas verabreicht. 

 

 

Ñ Die Pedologie befasst sich mit Entsehung, Zusammensetzung und Verbreitung von Böden.

 

 

Ñ Bei der Hydrolyse reagiert ein Wassermolekül mit einem Atom oder Molekül eines anderen Stoffes. 

 

 

ÑÑ Der jüdische Monat Tammus geht von Mitte Juni bis Mitte Juli

 

 

Ñ Marcus Mosiah Garvey hat in den Zwanziger Jahren des 20. Jh. folgende Worte gesagt:“Look to Africa where a black king shall be crowned, for the day of deliverance is near.” In den Dreissiger Jahren wurde von Leonard Percivall Howell auf Jamaika eine Kommune gegründet, deren Bewohner Garveys Worte auf Haile Selassie bezogen. Dies wird allgemein als die Wurzel der Rastafarians gesehen. 

 

 

Ñ Im Erntesplitter wird das Marihuana direkt nach der Ernte prozessiert. Die einzelnen brauchbaren Komponenten werden voneinander getrennt und teilweise vor Ort zu Endprodukten weiterverarbeitet. Andere Teile werden als Rohstoff zur Lieferung an Fabriken im Splitter eingelagert. Erntesplitter haben ungefähr die Größe eines Fußballfeldes und wiegen mehrere Tausend Tonnen. 

 

 

Ñ Skarifizierungen sind verheilte Einschnitte in die Haut, die i.d.R. mit Holzkohlestaub oder Indigopulver eingefärbt werden. Es besteht auch die Tradition, Salz in die entstehende Wunde zu streuen, was die Kontouren der Skarifizierung reliefartig verdickt. Diese Art des Körperschmucks war im traditionellen Afrika, vor Ankunft der Europäer, aber auch auf anderen Kontinenten, sehr beliebt. 

 

 

Ñ Sagenumwobenes Messer der Rastafarians. Es wird aus Cannafaser hergestellt und mit konzentrierter Säure der männlichen Hanfpflanze gehärtet. Die Rastafarians von Smoke messen dem Gegenstand rituelle Bedeutung zu. Nur ein initiierter Rasta darf ein solches Messer betrachen bzw. benutzen. Fremde, die ein Canncata sehen müssen sterb en oder sich der Initiation und den mit ihr verbundenen Regeln unterwerfen. 

 

 

Ñ Der traditionelle Willkommensgruß der Makonnenkrieger. Das Wort stammt aus dem irdischen Zulu (südl. Afrika) und bedeutet ’willkommen’.

 

 

Ñ ’I-Spekt’ entspricht ’Respekt’. Das Einsetzen des ’I’ im Sprachkonzept der Rastafarians ist ein Aspekt der Transformation der zugrunde liegenden Sprache. Es ist die Konzeptualisierung von Begriffen. Allerdings entsteht durch den Einsatz von ’I’ keine egobezogene Bedeutung der Sprache, denn das Individuum beginnt seinen Wert erst in der Gruppe zu haben. Konzeptuell wird das mit dem Ersatz des ’wir’ oder ’uns’ durch I’n’I ausgedrückt. Somit wird ’I’ zur Grundlage für die Gemeinschaft. Der Einzelne wird erst im Kontakt zu Weiteren vom Objekt zum Subjekt, zum Wesen. Das I’n’I ist der Ausdruck von Gleichheit und von gelebter Gemeinschaft. 

Der Einsatz des ’I’ wird nur von Individuen benutzt, die ’Higher I-tes’, eine höhere Bewußtseinsebene erreicht haben. Es durchzieht das Gesamtkonzept der Rastasprache. ’Einheit’ wird zu ’I-nheit’, ’Ewigkeit’ wird zu ’I-wigkeit’, ’Zeit’ zu ’I-t’ etc..

 

 

Ñ Cockteaser (engl.) lässt sich vielleicht am besten als ’Schwanznecker’ übersetzen. Gemeint sind Frauen, die ihre ’Waffen’ einsetzen und Typen heiß machen, um sie dann im wahrsten Sinne des Wortes stehen zu lassen.

 

 

Ñ Tenestalin ist ein Wort aus dem Amharischen und ist die typisch abessinische Begrüßungsformel. 

 

 

Ñ M.A.R.S. (Mobile auritische Restrukturierungssektion). Geheimbund, der auf die irdischen Tempelritter zurückgeht, die als Freimaurer und in Manifestationen diverser Logen (P2, M.A.R.S. usw.) über die Jahrtausende weiterhin in die Geschicke der Menschheit eingegriffen haben. 

 

 

Ñ Ein Kapoglu ist ein auf Climax lebender Singvogel von 20 cm Körperlänge und 35 cm Spannweite. Der Kapoglu trägt ein blau-rot-weiß geschecktes Gefieder. Das Weibchen ist braun und 10 Prozent kleiner. Der Kapoglu bevorzugt die sandigen Küstenstreifen des Planeten. Dort sucht der Allesfresser nach Nahrung und baut sein Nest in den Gummibäumen am Strand. 

 

 

Ñ THC ist die gängige Abkürzung für Delta-9-Tetrahydrocannabinol, einem der ungefähr 60 in Cannabis vorhandenen Cannabinoide. Dieses nichtnitrogene Alkaloid weist, wie die anderen Cannabinoide, seine spezifischen Eigenschaften auf. Im Volksmund wird gesagt, „THC macht high“. Wie high eine Pflanze macht, hängt nicht nur von ihrer THC Konzentration ab, sondern auch von der Zusammensetzung des Cannabinoidkomplexes und dem Anteil von Cannabidiolsäuren. Man kann sagen, je alkalischer eine Pflanze ist, desto mehr Cannabinoide und THC wird sie aufweisen. 

Der menschliche Körper besitzt Rezeptoren für THC-ähnliche Stoffe, die Anandamide. So gelingt der Stoff über diesen neuronalen Empfänger ohne Umwege direkt ins Hirn und kann nach einem genauen modus operandi in spezifische Hirnfunktionen eingreifen. Dort werden bestimmte im nüchternen Zustand schlummernde Erinnerungsprozesse in Gang gesetzt, der Biocomputer erhält quasi einen größeren Arbeitsspeicher. THC wird zum Teil einer Physiologie im Gehirn. 

 

 

Ñ die Gerontologie ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit den Alterungsvorgängen beim Menschen befaßt.

 

 

Ñ Antioxidation wird durch katatlytisch wirkende Verbindungen erzeugt, die Oxidation verhindern oder verlangsamen.

 

 

Ñ Peroxid ist eine sauerstoffreiche chemische Verbindung. Sauerstoff ist Bestandteil vieler organischer und anorganischer Verbindungen. Es ist ein sehr reaktionsfreudiges Element. 

 

 

Ñ Die wichtigsten freien Radikale, die im Stoffwechsel des Menschen gebildet werden, sind Sauerstoffradikale. Innerhalb der Zellen führen freie Radikale zur Oxidation von Molekülen und können Zelltod oder -schäden verursachen. 

 

 

Ñ Metabolismus ist der Stoffwechsel, also die chemischen Reaktionen, mit denen die Zellen eines Lebewesens Energie umsetzen, ihre Identität aufrechterhalten und sich vermehren. Ausgelöst, kontrolliert und beendet wird jede einzelne derartige Reaktion von Enzymen in den Zellen, und alle diese Reaktionen werden im Lebewesen exakt gesteuert und koordiniert.

 

 

Ñ DNA ist die Abkürzung für Desoxyribonukleinacid, oder –säure. Es ist das aus vier Amminosäuren zusammengesetzte Molekül, das in Lebewesen die Erbinformation gespeichert hat.

 

 

Ñ autochton bezeichnet das an der Position Entstandene, die heimische Fauna und Flora. 

 

 

Ñ Schäben sind die holzigen Anteile der Hanfstengel. Dieser Pflanzenteil fällt als Abfallprodukt bei der Fasergewinnung an. Nach der Entfernung der Spitzen und des Blattwerkes werden die Hanfstengel geröstet, um den Bast anschließend möglichst ungebrochen vom holzigen Teil des Stengels lösen zu können. Dieser Vorgang findet mit verschiedenen Methoden statt. Es gibt die Tauröste, ein Verfahren mit Bakterien und Pilzen, das durch den natürlichen Tau in Gang gesetzt wird. Diese Art und Weise kann bis zu drei Monate in Anspruch nehmen und ist sehr aufwendig. Eine weitere Methode ist die Kaltwasserröste, das Tauchen der Hanfstengel in natürlich vorkommende Gewässer. Das kann einige Wochen dauern. Die Warmwasserröste findet in geschlossenen Betonkammern statt, in denen die Stengel drei bis vier Tage in 30-40° C warmem Wasser liegen. Es gibt noch einige weitere Verfahren, bei denen Enzyme, organische Lösungsmittel oder Natronlauge zum Einsatz kommen. Im Anschluß an die Röste werden die Stengel getrocknet und gebrochen, bevor sie gehechelt werden. Bei diesem Vorgang werden die Stengel mechanisch bearbeitet, um die Fasern durch Schaben und Schütteln vom Holzteil, den Schäben, zu trennen. 

 

 

Ñ Herbfrisch ist eine Limonade, die aus Hanfblättern hergestellt und mit Zucker und Zitronensäure geschmacklich abgestimmt wird. Sie hat eine blaßblaue Farbe und ist mit Cannacola das beliebteste Erfrischungsgetränk im Universum. 

 

 

Ñ I-tal ist die Bezeichnung der Nahrung der Rastafarians. Der Begriff ist vom Wort ’vital’ abgeleitet. Die Form der Nahrung wird damit eindeutig beschrieben. Es ist lebendige Nahrung, Fleisch, also totes Tier, wird nicht verzehrt. Auch Salz und Gewürze sind weitgehend tabu. Orthodoxe Rastas essen nur I-tal, das aus Zutaten, die ohne Kunstdünger hergestellt wurden. I-tal kann nur von einem anderen Rasta zubereitet werden. Frauen, die ihre Monatsblutungen haben, werden als unrein betrachtet. Sie dürfen I-tal weder kochen, noch berühren.

 

 

Ñ Hanföl ist kaltgepresst ein hochwertiges Speiseöl. Es ist sehr günstig für den praktischen Gebrauch, weil es bis zu –15° C flüssig bleibt. Es ist cholesterinsenkend (verringert den schädlichen Blutfettspiegel, der zu Arteriosklerose und Herzinfarkten führen kann) und besitzt über 80 Prozent ungesättigter Fettsäuren. Von diesen ist die zweifach ungesättigte Linolsäure die wichtigste. Sie ist mit circa 5o Prozent enthalten. Linolsäure ist essentiell, weil sie vom menschlichen Organismus nicht erzeugtt werden kann. Hanf ist eine der ertragreichsten Ölpflanzen, die existieren. Es können problemlos Erträge von 4000 l/ha erzielt werden. Neben der Verwendung als eines der hochwertigsten Speiseöle kann das Produkt als genauso hochwertiges Industrieöl zur Lubrikation (Schmierung) eingesetzt werden.

 

 

Ñ Der Hanfkuchen ist das Abfallprodukt der Ölgewinnung aus Hanfsamen. Es ist ein hochwertiges Viehfutter. Er beinhaltet 4,5 Prozent Fett, 24 Prozent Protein und 10 Prozent Kohlehydrate.

 

 

Ñ Beim Hecheln werden die Hanfstengel mechanisch bearbeitet. Sie werden durch schaben und schütteln vom Holzanteil befreit. Am Ende des Vorgangs erhält man 30 bis 40 Prozent Langfasern, die Hechelhanf genannt werden und 55 bis 65 Prozent Kurzfasern, das Hechelwerg, die verbleibenden Prozente bestehen aus Hanfstroh.

 

 

Ñ Die Hanffaser entsteht im Phloem (Bastteil) zwischen Holz und Rinde des im Alter verholzenden Stengels. Es werden Faserbündel bis zu 200 cm Länge produziert, es entsteht ein hochwertiges Fasermaterial. Der Faseranteil am Stengel beträgt bis zu viezig Prozent. Die Fasern zeichnen sich nicht nur durch ihre Länge, sondern auch durch eine sehr hohe Reißfestigkeit und Feuchteresistenz aus. 

 

 

Ñ Bei der Kotonisierung werden die Hanffasern in alkalischen Bädern (Soda, Ätznatron, Seife) weichgekocht. Das Material wird durch dieses Verfahren feiner, die daraus hergestellten Stoffe sind weicher und angenehmer zu tragen.

 

 

Ñ Die Bevölkerung des Asiin besteht aus konservativen Bauern. Somit sind sie tief in ihren Traditionen verwurzelt. Der Konsum von Rauschmitteln und Drogen wird strikt abgelehnt, es besteht das Motto: „Derjenige, der seinen Körper vergiftet, liebt sein Leben nicht.“ Iunteressanterweise gilt diese Aussage nicht für alkoholische Produkte, die in der Region in Strömen fließen.

 

 

Ñ Der Willkommensspruch im Empfangsterminal des Raumhafens von Klito lautet: „Auf Climax bekommst du immer mehr, als du erwartest. Wir kümmern uns um dich. Genieße!“

 

 

Ñ ’mao’ ist ein climaktische Slangausdruck. Er beschreibt das high sein durch jegliche Art von Drogen.

 

 

Ñ Ende des 82. Jh. populäre Musikgruppe auf Climax.

 

 

Ñ Ein Hitzezeug dient der Erzeugung kleiner Flammen zum Anstecken von Joints, Zigaretten und Ähnlichem.

 

 

Ñ Ein Knobkerrie ist die traditionelle Zulukeule. Es wird aus Hartholz hergestellt und besitzt an der Spitze eine beschnitzte Kugel, welche die Schlagkraft erhöht. 

 

 

Ñ Uhuru entstammt dem Kisuaheli, einer in Ostafrika gesprochenen Bantusprache. 

 

 

Ñ Jerk Chicken ist ein geröstetes Huhn. Es wird mit scharfen Gewürzen eingerieben und dann in der Öltonne, deren obere Hälte aufklappbar ist, wie in einem Backofen über Holzkohle gegart. 

 

 

Ñ Cornbread ist ein süßlich schmeckender, geschmacklich etwas an trockenen Kuchen erinnernder, dunkler Brotlaib, der aus Maismehl hergestellt wird. 

 

 

Ñ Salzfisch ist mit Salz eingeriebener und anschließend in der Sonne getrockneter Fisch, auch als Stockfisch bekannt. Bevor daraus eine Mahlzeit hergerichtet wird, muß der Fisch ein paar Stunden gewässert werden, um dem Fleisch das Salz zu entziehen. 

 

 

Ñ Ackee ist auch als Eggfruit bekannt. Es ist eine faustgroße Kapsel, die an mächtigen Bäumen in den Tropen wächst. Das Innnere der Kapsel ist weißgelblich und in gegartem Zustand essbar. Geschmacklich und optisch erinnert die derart gewonnene Speise an Rührei, daher auch der Name. 

 

 

Ñ Callalloo ist ein Blattgemüse der Tropen und am ehesten mit Spinat vergleichbar. 

 

 

Ñ Die Ionisierung von Atmosphäreschichten elektrisiert die Luft und führt zu einer Reflektion von Strahlung. 

 

 

Ñ In der Stratosphäre befindet sich das Ozon (ein dreiwertiger Sauerstoff), das die Eigenschaft hat, Strahlung zu filtern. 

 

 

Ñ Die Planetenachse von Green Dream ist aufgrund seiner Trabanten stark geneigt, so daß die Nordhälfte des einzigen Kontinentes weniger senkrechte Sonnenstrahlen abbekommt. Die Strahlen treffen im spitzen Winkel auf die Atmosphäreschichten und werden dadurch stärker gefiltert bzw. reflektiert. 

 

 

Ñ Schrocks sind in den dichten Wäldern auf Green Dream beheimatet. Es sind katzenartige Tiere, die bis zu sieben Metern Länge und eine Schulterhöhe von 2,50 Metern erreichen können. Sie haben ein perfekt ausgebildetes Raubtiergebiß und messerscharfe Klauen an ihren sechs Gliedmaßen. Ihr Schwanz ist als überaus bewegliches Greif- und Würgeglied ausgebildet. Schrocks können trotz ihrer Größe mit Leichtigkeit Geschwindigkeiten von einhundert Stundenkilometern erreichen. Dier Tiere leben und jagen im Rudel, in dem eine strikte Rang- und Verhaltensordnung herrscht.