RootZ Aktion – Splash Festival 2001


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Aktion
 

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’01

Festivalberichte
– Reportage von Nzet

 

 Was sich 1998 noch
im familiären Rahmen von 1300 Besuchern abspielte, ist heute das größte
HipHop Festival Deutschlands. 30 000 Besucher, das entspricht einer Steigerung
von ca. 3000 % in nur 4 Jahren. Das Splash ist fett, keine Frage. Es hat
wirklich alles zu bieten, was das liebe Herz begehrt. Sei es nun in musikalischer,
künstlerischer oder sportlicher Hinsicht, für Abwechslung war
auf jeden Fall gesorgt. 

Neben dem traditionellen
HipHop- gab es dieses Jahr auch erstmalig eine eigene Dancehall Stage.
Zu fortgeschrittener Stunde, nach dem Bühnenprogramm ging die Party
dann je nach Geschmack im Drum’n’Bass-, im Soundsystem- oder im HipHop
Zelt weiter. Musikalisch wurde wirklich viel geboten, auch wenn ein paar
der vorgesehenen Acts ( Method Man, Redman, Capleton) nicht angetreten
sind. 

Aber Musik war auf dem Splash
noch lange nicht alles, denn HipHop ist ja schließlich nicht nur
Musik…beim Splash kamen auch B- Boys und Sprayer zum Zug – nicht im wahrsten
Sinne des Wortes, keine Züge, sondern Wände wurden voll gebombt
mit Graffitis und Tags. Die B-Boys zeigten ihre Skillz auf einer eigenen
kleinen Bühne.

 

Soviel erst mal zur HipHop
Community im engeren Sinne. Da HipHop sich inzwischen aber zusätzlich
auf andere Zielgruppen ausgebreitet hat war auch für deren Vergnügen
gesorgt. Es gab sowohl einen Streetpark als auch eine Halfpipe, in denen
sich die Skater und BMXer tummelten. Abgesehen davon konnte man sich seine
Kicks auch noch beim Bungeejumping oder beim Jetski holen. Die eher chilligen
Zeitgenossen planschten im See oder aalten sich in der Sonne. Langeweile
konnte da wirklich nicht aufkommen.

 

Was mir persönlich auffiel
war, dass das Publikum im Vergleich zum Summer Jam recht jung  und
überwiegend von heller Hautfarbe war. Das mag einerseits natürlich
an dem großen Anteil des deutschen HipHop und dem Musikprogramm im
allgemeinen liegen, andererseits könnte ich mir auch vorstellen, dass
dem wilden Osten sein wohl doch eher schlechter Ruf im Bezug auf Rassismus
und Ausländerfeindlichkeit vorausgeeilt ist. In diesem Fall glücklicherweise
absolut zu unrecht. Na ja, vielleicht wird ja zum nächsten Splash
die Mischung etwas bunter.

 

So weit so gut, vor den Kulissen
lief also alles perfekt, dahinter tobte dann doch zumindest zeitweise das
Chaos. Das lag zum Teil vielleicht ein bisschen an organisatorischer Unerfahrenheit,
vor allem aber an mangelnder Kommunikationsfähigkeit der Sicherheitskräfte.
Da den Veranstaltern anscheinend von Zeit zu Zeit die jeweiligen Bändchen
für VIP, Backstage, Artists usw. ausgingen wechselte man einfach öfters
mal die Farbe der Bändchen. Daraufhin wurden dann die Securities tätig.
Sie legten munter drauf los, in dem sie einzelne Bändchenfarben auf
ihren Legenden mit Tape zuklebten, was für die entsprechende Farbe
keinen Zutritt mehr zum jeweiligen Bereich bedeutete. 

So verbrachten wir schon
einmal trotz Akkreditierung rund 3 Stunden damit, überhaupt auf das
Festival zu kommen. Als wir dann schließlich dank Jan, dem netten
und ziemlich gestressten Pressechef endlich drin waren  lief erst
mal alles glatt. Bis Samstag Nacht.

 

Auf dem Weg zu unserem Zelt
mussten wir dann erst mal  die Bekanntschaft von ein paar Matschbirnen
mit Mauerschützenmentalität machen. Nachdem wir eine erste Sicherheitsschranke
überwunden und demnach nicht mehr auf das Festivalgelände zurück
konnten, waren wir auf einer Wiese, im Niemandsland zwischen dem Gelände
und unserem Campingplatz gefangen. Die Securities vor unserem Zeltplatz
hatten mitten in der Nacht plötzlich von ihrem Chef den Befehl erhalten
unsere Bändchenfarbe nicht mehr durchzulassen. „ Befehl ist Befehl,
und wir befolgen unsere Anweisungen“ war die monotone Antwort auf unsere
Versuche zu erklären, wieso wir da durch müssen. Mit diesem Satz-
manchmal auch mit geringfügig abgeänderter Wortwahl- wurde jeder
Ansatz einer Diskussion schon im Keim erstickt. Schließlich kamen
wir dann doch noch zu unserer Ruhestätte, weil sich ein unbekannter
Fremder auf der anderen Seite, mit dem richtigen Bändchen dazu erbarmte
uns zu helfen.

Doch am nächsten Morgen
erwartete uns dann das gleiche Spiel in umgekehrter Richtung. Nachdem ich
dann schließlich ein Bändchen der richtigen Farbe hatte, zog
ich los um den Sachverhalt mit dem Produktionsbüro zu klären.
Leider fühlte sich aber keiner wirklich zuständig. Bändchen
gab es auch keine mehr,“ Da müsst ihr schon zu Jan gehen und der kommt
erst gegen Mittag“. Nach ein paar Stunden vergeblicher Mühe machte
ich mich dann desillusioniert und gestresst auf den Rückweg zum Zelt,
um den anderen die schlechte Nachricht mitzuteilen, dass wir auf Jan warten
müssten.

 

 Doch dann geschah etwas
völlig unerwartetes, die Securities hatten Schichtwechsel und plötzlich
war keine Rede mehr von Bändchen, Farben und Befehlen. Wie wenn nie
etwas gewesen wäre…hatte ich vielleicht nur geträumt? Die jetzige
Schicht waren nette sympathische und gutgelaunte Jungs, die sich jedes
Mal freuten wenn wir vorbeikamen. So, wer war denn jetzt davon die Ausnahme?

 

 Als wir den Pressebereich
betraten war es sofort klar, wir waren nicht die einzigen, die schlechte
Erfahrungen machen mussten, zwar wurde dort schon seit dem ersten Tag gemurrt
und gemeckert, aber der allgemeine Unmut über Situationen, wie diese,
ließ nicht nach. Auch war zu bemerken, dass die meisten der Kollegen
nicht mehr wie am ersten Tag nur ein, sondern mehrere Bändchen in
verschiedenen Farben trugen. 

Noch krasser war das bei
den Artists, die teilweise einen ganzen Regenbogen am Arm hatten. Schließlich
traf ich dann einen Homie meinerseits, seines Zeichens Drum’n’ Bass MC,
auch mit einer multicolor Bändchenausstattung der mir dann erzählte,
dass die netten Menschen von der Sicherheit ihn nicht auf seinen Auftritt
lassen wollten und er die Bühne „hintenrum irgendwie untendurch“ erklimmen
musste, da es wohl mal wieder die falsche Farbe war.

 

Man könnte auf diesem
Punkt jetzt schon noch ein bisschen herumreiten, aber da ich doch eher
eine relaxtere Zeitgenossin bin will ich es hierbei belassen und auf Besserung
im nächsten Jahr hoffen. Trotz allem ist das Splash eine wirklich
empfehlenswerte Angelegenheit und auch ich werde mich im nächsten
Jahr wohl wieder gen Osten begeben, wenn es soweit ist. 


Copyright Text: NZet 
/ Dr. Igüz / Photos: Ralf W. / Layout:  Dr. Igüz 1998 –
2001
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