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Morgan Heritage und LMS
23.03.01 in Berliner Pfefferberg
Mit frdl. Unterstützung von Contour Music

© Text: Heico Stadermann - Greatest Reggae Lover in Town 

Wie es aussieht haben die Morgan-Heritage-Fans aus Berlin und Umgebung seit dem Jahr 2000 nun jedes Jahr im März dasselbe Ziel: den "Pfefferberg" in Berlin. Aber im Jahr 2001 hat Morgan Heritage 'Verstärkung' mitgebracht, nämlich noch einige ihrer Geschwister: Lassa, Miriam und Shaipu  - drei weitere Kinder von Vater Denroy Morgan, welche er zur Band LMS formierte und die ebenfalls in die Roots-Reggae-Fußstapfen von Morgan Heritage treten. 

Gegen 20 Uhr war (nach gründlicher Kontrolle) Einlass in den Berliner "Pfefferberg" auf der Schönhauser Allee. Und ziemlich genau um 21 Uhr ging es los mit LMS, welche als Vorgruppe ihrer Geschwister auftrat. Obwohl das Morgan-Heritage-Konzert voriges Jahr auf die Wochenmitte fiel, war es dennoch sehr gut besucht. Aber der Besucherandrang dieses Jahr sprengte einfach alles - was sicher einige Gründe hatte: Da ist natürlich erst mal der 'rootsige', einfach spitzenmässige und in jeder Hinsicht äußerst anspruchsvolle Reggae von Morgan Heritage, der wie ein Magnet auf diejenigen Fans wirkte, die auch voriges Jahr in den Pfefferberg kamen. Dann waren sicherlich alle Morgan-Heritage-Fans gespannt auf LMS, und der dritte Grund: dieses mal fiel das Konzert (im Gegensatz zum vorigen Jahr) auf ein Wochenende. 

Der Pfefferberg wurde im Laufe des Abends immer voller - so voll, dass wirklich kein Apfel mehr zur Erde ging und drei, auf Hochtouren arbeitende, grosse Ventilatoren praktisch kaum noch ausreichten um für ausreichend Frischluft zu sorgen. Viele mussten daher zwischendurch mal raus um auf dem Hof frische Luft zu schnappen, was bei Temperaturen um null Grad sowie leichtem Schneefall auch nicht angenehm war. Aber egal. Trotz (im wahrsten Sinne des Wortes) 'dicker Luft' haben LMS und Morgan Heritage mit ihrer Musik und damit, dass sie das Publikum mit in ihre Show einbezogen haben, für eine ausgezeichnete Stimmung im "Pfefferberg" gesorgt. 

Zu hören gab es einen Querschnitt aus allen bisher veröffentlichten Alben von Morgan Heritage - vor allem aber aus ihrem allerneusten Album "More Teachings", welches ja auch schon seit einiger Zeit als Vinyl und CD zu haben ist. 

Im Gegensatz zum vorigen Jahr gab es nach dem Ende ihrer Show noch etwas ganz besonderes: An ihrem 'Merchandising-Stand', wo man CDs, LPs u.a. kaufen konnte, gaben Morgan Heritage und LMS Autogramme und interessierte Fans konnten sich mit ihnen auch unterhalten - wovon reger Gebrauch gemacht wurde. 

Na jedenfalls war es für mich und für alle anderen wieder mal ein Hochgenuss Morgan Heritage live erleben zu dürfen. 

Morgan Heritage Family + LMS

24.03.2001, Muffathalle, München
Mit frdl. Unterstützung von Contour Music
© Text / Fotos: ID
 
Auf seiner großen Welttournee stattete der Morgan-Clan am 24.03. auch München einen Besuch ab. Morgan Heritage und LMS, das sind, bis auf die Backing-Band, allesamt Geschwister aus der kinderreichen Familie (insgesamt 29 !) von „Papa“ Denroy Morgan, der beide Bands auch managt und produziert. Peter, Roy „Gramps“, Una, Memmalatel “Mr. Mojo” und Nakhamyah “Lukes” bilden heute die Gruppe Morgan Heritage, nachdem sich 3 der Geschwister 1997 von der Band getrennt und LMS formiert haben. Die Morgans stehen für ausgezeichneten Roots-Reggae, viele ihrer Texte sind von tiefer Gläubigkeit geprägt. So war ich sehr gespannt, was mich auf ihrer 2001-Tour an diesem Abend erwarten würde.

Ich war zeitig in der Muffathalle angekommen, eine der schönsten Konzerthallen, die wir hier in München haben. Genügend Zeit also, um sich ein wenig umzusehen. Das erste, was mir positiv auffiel: Der Merchandise-Stand war bereits mit RootZ-Flyern bestückt. Da hat wohl mein Berliner Kollege gute Vorarbeit geleistet.


 
Keybords war auf einem Tischchen so was wie ein Altar mit Kreuz, Judenstern, siebenarmigem Leuchter und Blumenschmuck aufgebaut, und an der Wand hing ein riesiges Backdrop: Eine Zeichnung mit Haile Selassie auf dem Thron, links und rechts von ihm Löwen, und davor ein großer Chor mit Dreads.
 
Und um diesem religiösen Ambiente das letzte Tüpfelchen zu geben, läuft kurz vor Konzertbeginn einer mit einem Weihrauchfäßchen über die Bühne bis es überall wie in der Kirche riecht.

 

21:30 Uhr: Erst betreten die 4 Drummer an den Nyahbingis die Bühne, alle ganz in schwarz, ein großes Kreuz um den Hals und eine rot/gold/grüne Strickmütze über den Dreads. Im gleichen Outfit folgen 6 weitere Morgans inklusive Papa Denroy und stimmen mit ihren Spirituals in das Trommeln ein. Klingt hübsch, aber ich fühl mich jetzt wirklich ein bisschen wie in der Kirche. Beim 3. Lied denke ich gerade, dass jetzt eigentlich genug ist, da seh ich wie Una Morgan dicke Tränen über die Wangen kullern, und da bin ich dann doch auch einigermaßen ergriffen. Nach 5 Songs, einer Predigt von Denroy Morgan und großem gegenseitigem Umarmen der Family, ist eine kleine Umbaupause angesagt.
 
Shy-Poo
Miriam
Laza

Es folgt LMS, LMS steht für  Laza, Miriam und Shy-Poo.  Die 3 sind wohl die etwas jüngeren aus dem Clan und machen auch die „modernere“ Musik. Das ist flotter Dancehall und die Art, wie Laza singt und wie wild auf der Bühne herumspringt, erinnert mich etwas an Buju Banton.
Die 3 machen gute Musik zum Anheizen und bringen so richtig Bewegung und Power auf die Bühne.
 
Shy-Poo
Miriam
Laza

Nochmal ist Umbauen angesagt, aber um kurz nach 22:30 füllen die 5 Morgan-Geschwister von Morgan Heritage zum Gitarren-intonierten Thema von Don’t Haffi Dread die Bühne, und wenn ich sage füllen dann meine ich das auch so. Das olivfarbene Outfit sieht zwar ein bisschen so aus als hätten sie dem Herrn Scharping ein paar ausrangierte Komißklamotten abgekauft, da hätten sie mal besser ihre schwarzen Kutten angelassen, aber das ist ja schließlich Geschmackssache.
 


Das Konzert beginnt mit ‚Trodding Jah Road’ vom letzten Album (Don’ Haffi Dread). Was dann fast eine Stunde lang folgt ist fast haargenau das Album ‚Live! in Europe 2000’, und das in jeder Hinsicht: Der Sound ist phantastisch, kaum ein Unterschied zur CD. Aber auch Songfolge, Übergänge, Rufe an das Publikum und sogar dessen Antworten sind nahezu identisch zum Album. Ich komme mir vor, als  stünde ich plötzlich mitten im Video zu meiner CD zuhause. Wenn Peter oder Roy nicht hin und wieder ‚hey Munich’ statt ;hey Belgium’ rufen würden .....
Ich überlege immer noch, ob ich das positiv oder negativ finden soll.
Ich mag das Live-Album, und ich wäre sicher enttäuscht gewesen, wenn ‚Eartquake’, ‚Talkin’ bout war’, ‚One Bingi’ oder ‚Protect Us Jah’ nicht gespielt worden wären.
Das sind tolle druckvolle Songs, die vor allem von der Stimmgewalt der Morgans leben. Wäre ich aber im letzten Jahr bei einem Konzert dabei gewesen und erlebe für DM 35.- 2001 eine zwar gute aber eben nur eine Kopie, dann wäre ich wohl schon etwas angesäuert. Und das Ganze wirkt dadurch doch ein wenig statisch. Fällt einem aber sicher nicht auf, wenn man das Album nicht oder nicht so gut kennt. Das soll nämlich nicht heißen, dass keine Stimmung rüberkommt. Die Leute kennen die Songs und viele sind sogar ziemlich textsicher, Peter hat eine Wahnsinns-Ausstrahlung, und Roy’s Stimme hat mir auf der CD schon gut gefallen und kommt live genauso überzeugend, erinnert mich immer wieder sehr an den Gesang von Peter Tosh.

Nach eben fast einer Stunde dann der erste Song zum Touralbum ‚More Teachings’, und ich entschließe mich, das Tour2000-Kopie-Konzert gut zu finden. Plötzlich springt Mr. Mojo Morgan hinter seinen Percussions vor und fängt an zu rappen. Netter Versuch, aber das ist einfach nicht Morgan Heritage, das sollen sie mal lieber ihren Geschwistern bei LMS überlassen. Auch die Unterstützung von Laza (eben von LMS) beim nächsten Song macht die Sache nicht runder und ‚Down by the river’ mit der Ankündigung, dass wir jetzt auf Jamaica sind, überzeugt mich schon gar nicht. Und auch wenn ich damit an einem Klassiker kratzen sollte, das klingt wie aus einem Werbespot für die Jamaica-Pauschalreise.
 
Aber bei ‚Reggae Bring Back Love’ (Don’Haffi Dread/Live ...2000), da kommt Stimmung auf! Da kann man die Beine nicht mehr stillhalten. Wenn ich allerdings den Kerl erwische, der immer wieder mit seiner Pressluftfanfare rumgetrötet hat! Der hat wohl die falsche Veranstaltung besucht, wollte sich das Fußballländerspiel angucken oder zum Boxkampf in die Olympiahalle. Völlig daneben!
Nach ‚New Time, New Sign’ spielt Peter wirklich minutenlang mit dem Publikum und fordert seine ganze Konzentration. Die Sisters sollen auf linkes Handzeichen Roots singen die Brothers auf rechts Culture. Und das wird durchgezogen, bis keiner mehr zum falschen Zeitpunkt das Falsche plärrt, nicht so einfach bei fortgeschrittener Stunde. Scheint aber allen Spaß zu machen, Band und Gästen. Überhaupt kommt Peter in der zweiten Hälfte der Show sehr publikumsnah. Immer wieder läuft er am Bühnenrand auf und ab, um möglichst viele der sich ihm entgegenstreckenden Fäuste zu erwischen.

 

Natürlich bekommt auch Papa Denroy Morgan noch mal einen Auftritt: Er tigert mit fast grimmigen Blick über die Bühne, seine Rede über die Gleichheit aller Menschen wird heftig bejubelt und bei dem von ihm gesungenen Song merkt man: Der kann das schon auch, die Kinder haben das Talent nicht von Ungefähr. Nur das Outfit wieder: Erinnert mich an eine Trambahnschaffner- Uniform!

Um 0:30 die Zugabenummer, natürlich, was sonst, ‚Don’t Haffi Dread’, dieses wunderschöne Lied, das sagt, dass nicht die Dreadlocks als Äußerlichkeit den Glauben ausmachen. Die Drei von LMS und auch Denroy kommen mit dazu auf die Bühne. Sorry, davon gibt’s kein Photo, habe Gänsehaut, um mich rum ist der Teufel los, und ich selbst kann auch nicht stillhalten. Und angesichts der Begeisterung  und der Stimmung in der Halle grinst Papa jetzt wie ein Honigkuchenpferd.

Und mit diesem Highlight geht nach mehr als 3 Stunden ein wirklich schöner Reggaeabend zu Ende. Und weil Peter zwar seine Geschwister vorgestellt hat, Una übrigens unter tosendem Applaus, aber die Backing-Band völlig vergessen hat, will ich die Jungs noch loben. Die haben nämlich auch einen guten Job gemacht, der Bassist war klasse und der Gitarrist hat ein paar superschöne Soli gespielt!

Und bis ich mich wieder so richtig auskenne, haben sich die Morgans scheinbar in Windeseile umgezogen und stehen schon vollzählig hinter dem Merchandise-Stand um Autogramme zu geben. Ein wirklich sympathischer Auftritt der Familie. Nach einer halben Stunde verlasse ich die Halle, da stehen die immer noch, lächeln freundlich und unterschreiben.

Morgan Heritage und LMS
Tübingen/Sudhaus, 25.03.2001
Mit frdl. Unterstützung von Contour Music
© Text: Red I
© Fotos: Alexander Gonschior
 
Trotz schwacher Vorverkaufszahlen (ich freute mich schon auf viel Platz zum Tanzen) war das Sudhaus wieder mal gerammelt voll. Das "Natural Mystic" Soundsystem brachte mit entspannten Riddims die Jünger in Stimmung. Dann brach der Orkan los: LMS enterten die Bühne und brachten innerhalb von Sekunden den Saal zum Kochen. Roots Reggae gemischt mit HipHop Einlagen und schweißtreibenden Tanzeinlagen. 

Bei Knallern wie "Cease All Wars", "Zion Gates" und natürlich  "Never" fragte ich mich, wie Morgan Heritage dies je toppen wollen. Nach etwas mehr als einer  halben Stunde dann ließen uns LMS verschwitzt und glücklich Luft & Bier holen.
 
Bewußt nahmen Morgan Heritage dann etwas Dampf weg um ihre eigene Stimmung aufzubauen. In blaue Uniformen gekleidet, gaben sie sich kämpferisch. Eine A-Capella Nyabinghi-Gesangseinlage besänftigte die Gemüter dann jedoch und man konnte sich in Ruhe was drehen, ohne ständig auf Nachbars Ellenbogen achten zu müssen. Was dann folgte war ein "Greatest - Hits"-Feuerwerk eingebettet in eine nahezu perfekte Bühnenchoreographie. Peace, Love & Unity Messages fehlten hier genausowenig fehlen wie Call & Response Gesänge mit dem Publikum. Alles äußerst sympathisch, unverkrampft und kurzweilig.
Father Denroy hat anscheinend doch das Eine oder Andere vom babylonischen Showbiz gelernt. Aber es paßte einfach und ich habe selten erlebt, dass eine ganze Halle über zweieinhalb Stunden hinweg durchgehend tanzt & feiert. Father Denroy liess es sich natürlich auch nicht nehmen zu zeigen, dass er nicht nur hinter der Bühne seinen Job macht. In Generalsuniform sprang er wie ein Löwe auf der Bühne herum und sang seine alten Hits.

Da verzieh man ihm gern gelegentliche Dissonanzen. Beim großen Showdown gab es dann echte Platzprobleme als LMS, Father Denroy und Morgan Heritage zusammen auf der Bühne generationsübergreifende Geschlossenheit präsentierten: Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten die Reggae-Kreuzritter ihren Kreuzzug gewonnen und auch den letzten Ungläubigen bekehrt!
Der Bericht ist hier auch zu lesen


Copyright Text: ID / Heico Stadermann  / Red I Photos: ID /  Alexander Gonschior  / Layout:  Dr. Igüz 1998 - 2001 Zum Seitenanfang