RootZ Aktion – Junior Kelly – 01.04.2002, Köln, LMH


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Aktion
 

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Junior
Kelly

Köln,
LMH

01.
April 2002

Nachdem ich die Scheibe „Love
So Nice“ von Junior Kelly in meinem letzten Urlaub ungelogen fast permanent
rauf und runter gehört habe, war es für mich eine besondere Freude,
den charismatischen Sänger noch im Vorfeld des Summer Jam 2002, wo
er wohl ziemlich sicher auch zu sehen und hören sein wird, hier in
Kölle genießen zu können. 

 

Am Veranstaltungsort war
zum angegebenen Startpunkt des Konzertes nicht viel los, dafür waren
die gelangweilten Securities umso eifriger. Nicht nur daß unsere
Flyer eingezogen wurden, auch meine Kamera mußte ich abgeben, trotz
aller Klärung mit dem Veranstalter im Vorfeld. Da halfen auch süße
Worte und Erklärungen nix und ich habe mein teures Objekt der Fotografie
erst nach Intervention des netten Contour Roadmanagers zurück bekommen. 

 

Damit nahm der Ärger
aber glücklicherweise auch ein Ende, wir haben vor dem Start noch
ein wenig vor der Halle abgehangen und uns das bunte Treiben angeschaut.
Als wir dann reingingen, war es just der richtige Moment, denn genau synchron
mit unserem Durchschreiten der Tür sprang Herr Kelly mit einem Satz
auf die Bühne. 

Es war ein erstklassiges
Konzert, das uns da geboten wurde. Laut Info des zu Riddim konvertierten,
früheren RootZ Schreibers „Fabulous“ wurde Kelly von der Coosh Band
begleitet, die einfach nur Hammer ist. Insbesondere der Bassist, zwar klein,
aber umso quirliger. Man muß hören und sehen, was er mit seinem
fünfsaitigen Bass macht. Dazu die Standardbesetzung Keys, Gitarre,
Drums und 2 Backgroundvoxschönheiten. Ein Kollege meinte letztens
im Gespräch – und damit hat er Recht – daß wir wieder mehr Augenmerk
auf die Bands legen müssen, Kollege Computer ist zwar noch wichtig
für Musikproduktionen, aber die Livemusiker steigen gerade wieder
in ihrer Wertigkeit und das ist gut so. 

Über den Karrierestart
von Junior Kelly gibt es eine kleine Anekdote zu berichten, die dem einen
oder der anderen vielleicht noch nicht bekannt ist: Auf Jamaika hat er
sich die Fingerknochen an den Türen von Studios und Producern wundgeklopft,
keiner wollte sich für den Sound von Junior Kelly interessieren.





Irgendwann hat Jet Star in
London eine Mini Compilation inklusive seinem wohl bekanntesten Tune „If
Love So Nice“ veröffentlicht. Diese V.Ö. wiederum wurde von einem
kanadischen Radio DJ entdeckt und eingekauft, um daraufhin in Kanada in
dessen Show massives Airplay zu bekommen. Dies wiederum hatte die Folge,
daß ein befreundeter Radiohost aus Yard unbedingt eine Kopie des
Tunes haben wollte, sie auch bekam und den Song in Jamaika rauf und runter
spielte, mit der Ankündigung, daß Kelly ein britischer Reggaemusiker
sei. Irgendwann kam dann raus, daß „Mr. Love So Nice“ eigentlich
ein Yardie ist und endlich konnte die wohlverdiente Karriere auf der Karibikinsel
beginnen. Jah’s Wege sind nun machmal unergründlich.

 

Naja, nachdem die „domestic
affairs“ in die richtigen Kanäle geleitet wurden und sich Kelly offensichtlich
auch gut von einem Autounfall im vergangenen Jahr erholt hat, begab er
sich jetzt auf Europatournee. Wer’s diesmal verpaßt hat, sollte auf
jeden Fall die Show aufm Summer Jam checken, denn das sollte man nicht
verpassen. An diesem Abend waren jedenfalls ca. 300 Leute in der Kölner
LMH der Meinung – von der ersten Sekunde an herrschte eine fantastische
Stimmung. 

Der Mann hat Charisma und
vielleicht sollten Leute, die einen Künstler in den Dimensionen Bob
Marleys aufbauen wollen eher an rebellische, ungeschliffene Leute, wie
Junior Kelly denken, anstelle sich der sanfteren Posse zuzuwenden. Vielleicht
habt ihr schon von dem Ansatz gehört, Luciano zu Bob’s Nachfolger
zu küren. Spaß beiseite, jetzt ist Kelly Time. Und der Mann
hat nicht nur eine Stagepersönlichkeit, sondern auch etwas zu sagen.
Die Compilation seiner Show an diesem Ostermontag war durchsetzt von Reality,
Love und Consciousness. Da werden Politrickshans geburnt, die Kraft der
afrikanischen Frau bewundert und Ganjalegalisierung gefordert. Diesbezüglich
gabs ein Superganjamedley des Marleytunes RebelMusic mit Boom Draw – „Four
Chalice and I go, three Chalice…. Kelly ist ja eh bekannt dafür,
Marley Rhythms zu recyclen, nicht zuletzt bei „Love So Nice“ auf der „Stir
It Up“ Bassline von Mr. Barrett oder WAR auf Hungry Days. 

 

Am beeindruckendstens war
allerdings sein „Paradise“, das er sehr einfüghlsam eingeleitet hat
und uns Zuschauer fragte, ob wir ihn an einen wunderschönen Platz
begleiten wollen – Paradise. Nach eineinhalb Stunden und zwei Zugaben waren
die Scheibe „Love So Nice“ plus weiteres Material gespielt und die Show
wurde recht früh beendet. Leider gabs kein Aftershow Soundsystem,
aber die Leute sind trotzdem happy und locker nach Hause gegangen. Schön
ist, daß auf der Reggaeszene Sänger und SingJays mehr Say bekommen,
als ihre Kollegen aus dem Raggabereich. 


Copyright: Doc Highüz
2002
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